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<title>Geschichte und Philosophie des  GNU-Projektes - GNU-Projekt - Free Software
Foundation</title>

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<h2>Geschichte und Philosophie des  GNU-Projektes</h2>

<p class="byline"><strong>Georg C. F. Greve</strong> <a
href="mailto:greve@gnu.org">&lt;greve@gnu.org&gt;</a></p>

<p><em>Rede anlässlich des CLOWN (Cluster of Working
Nodes&#160;&#8209;&#160;eines 512-node Clusters Projektes von Debian
GNU/Linux Maschinen) in der Universität Paderborn (Deutschland),
5.12.98.</em></p>

<p><em>This is the original German version of the speech, an <a
href="/philosophy/greve-clown.en.html">English Translation</a> is also
available. Reading the original is recommended.</em></p>

<hr class="thin" />

<div class="article">
<blockquote>
<p>
 
</p>
</blockquote>
<p>
In der Vorbereitung auf diesen Vortrag habe ich etliche Dokumente gelesen
und mit einigen Leuten gesprochen. Dabei wurde mir klar, dass selbst
Menschen deren Jobs mehr oder weniger direkt durch das GNU-Projekt
geschaffen wurden, sich dessen Bedeutung keineswegs bewusst sind. Es scheint
im Rahmen der allgemeinen Aufbruchstimmung ein Teil des Bewusstseins für die
Wurzeln verschüttet worden zu sein. Ich hoffe, heute Abend ein paar dieser
Wurzeln wieder freilegen zu können.</p>

<p>
Der Ursprung liegt irgendwo im Übergang der 70er zu den 80er Jahren, als die
Softwareindustrie zu dem wurde, was wir heute als so selbstverständlich
akzeptieren. In dem beginnenden Wettbewerb entschieden sich die Unternehmen,
das Horten von Programmcode zur Überlebensstrategie zu machen. Um diese
Praxis legal zu untermauern wurden Worte wie &#8222;Raubkopieren&#8220;
kreiert, da sie suggerieren, dass beim Kopieren etwas verloren ginge. Die
Leute wurden gezwungen, sich Lizenzen auszuliefern, die sie dazu
verpflichteten, die Programme niemandem sonst zugänglich zu machen.</p>

<p>
Wenn ein Freund fragte, ob er sich ein bestimmtes Programm kopieren könne,
war man in einem Dilemma. Einem selbst entstehen durch das Kopieren
keinerlei Nachteile&#160;&#8209;&#160;das Programm wird durch den Vorgang
der Vervielfältigung ja nicht schlechter&#8230; würde er mich darum bitten,
ihm mal das Salz zu reichen, dann wäre das definitiv einschneidender, denn
ich kann es ja in dem Augenblick nicht mehr benutzen. Durch die Politik der
Unternehmen wurde man gezwungen, zwischen Legalität und Freundschaft zu
wählen.</p>

<p>
Viele Leute haben sich darüber geärgert und der Großteil hat die Kopie
trotzdem angefertigt&#160;&#8209;&#160;oft unter sehr fadenscheinigen
Ausreden, die hauptsächlich dazu bestimmt waren, das
eigene&#160;&#8209;&#160;durch die Wortwahl der Unternehmen
eingeredete&#160;&#8209;&#160;schlechte Gewissen zu beruhigen. Der absolute
Schlager war vermutlich: &#8222;Würde ich es öfter benutzen, dann würde ich
es auch bezahlen&#8220; &#8230; eine Phrase bei der sich vermutlich jeder
schon einmal ertappt haben dürfte, der zu irgendeinem Zeitpunkt auf
proprietäre Software angewiesen war.</p>

<p>
Ein Mann jedoch fand die Situation unerträglich. Aus den (wie er selbst
sagt) &#8222;paradiesischen Zuständen&#8220; der Anfangstage an absolute
Freiheit und mündigen Umgang mit den Möglichkeiten gewohnt, hat Richard
Stallman Anfang der 80er Jahre das Konzept eines freien Systems
entworfen. Die Erkenntnis, dass dieses neue System Unix-kompatibel sein
würde, kam relativ schnell und das Kind bekam&#160;&#8209;&#160;damals waren
rekursive Akronyme sehr beliebt&#160;&#8209;&#160;den Namen GNU, was für
&#8222;GNU&#8217;s Not Unix&#8220; steht.<br /><br />
Stallman sammelte einige Leute um sich, die von der Aussicht auf ein freies
System ebenfalls begeistert waren und gründete die GNU Free Software
Foundation, deren Präsident er auch heute noch ist.</p>

<p>
Da zu einem Unix-System zunächst einmal ein großer Park an Komponenten
notwendig ist und klar war, dass diese der erste Schritt zu einem
vollständig freien System sein würden, arbeitete die GNU FSF daran, diese
Programme zu schreiben und Anfang der 90er war das GNU-System bis auf den
Kernel komplett.<br />
Der GNU-Kernel jedoch&#160;&#8209;&#160;Projektname
&#8222;HURD&#8220;&#160;&#8209;&#160;war zu ehrgeizig konzipiert und erwies
sich in der Entwicklung als recht schwerfällig. Glücklicherweise war zu
diesem Zeitpunkt der erste Linux-Kernel von Linus Torvalds in der Testphase
und als er sah, welche Vorarbeit durch die GNU FSF geleistet worden war,
stellte er seinen Kernel unter die GNU General Public License und machte ihn
zum Kernel des GNU-Systems.</p>

<p>
Den Rest der Geschichte muss ich kaum erzählen, denn ein Großteil von uns
hat ihn miterlebt.</p>

<p>
Vorhin sagte ich, dass Richard Stallman das Konzept der freien Software
entworfen hat&#160;&#8209;&#160;worauf ich allerdings nicht näher
eingegangen bin, ist die Philosophie, die dahinter steht.</p>

<p>
Das &#8222;Frei&#8220; in Freie Software steht nicht für den Preis sondern
für &#8222;Freiheit&#8220;. Dieses Thema ist nicht ganz unproblematisch und
einige Vordenker der Bewegung (wie z.&#8201;B. Eric Raymond) haben in
letzter Zeit angefangen von &#8222;Open Source&#8220; zu reden, da
&#8222;Freiheit&#8220; für die meisten Menschen einen eher unangenehmen
Klang hat. Freiheit klingt nach Weltverbesserung und nach
Unsicherheit&#160;&#8209;&#160;es klingt nach Veränderung und Veränderung
macht vielen Leuten Angst. Um diese Angst abzuschwächen wurden andere
Lizenzen für freie Software erfunden, die den Leuten das Konzept schmackhaft
machen und die Industrie nicht abschrecken sollten.</p>

<p>
Genau das ist aber der Grund, warum das GNU-Projekt den Term &#8222;Open
Source&#8220; ablehnt. Wir halten es für sinnvoller, den Leuten die Angst
vor der Idee zu nehmen, anstatt das Konzept zu verschleiern. Nur wenn sich
User und Firmen der Bedeutung der Freiheit bewusst sind, kann das
Zurückfallen in alte Muster verhindert werden.</p>

<p>
Die Philosophie des GNU-Projektes lautet, dass JEDER das verbriefte Recht
darauf haben soll, ein Programm zu benutzen, es zu kopieren und es seinen
Bedürftnissen anzupassen. Die einzige Einschränkung, die die GNU General
Public License macht, ist, dass NIEMAND das Recht hat, einem Anderen diese
Freiheit vorzuenthalten.</p>

<p>
Wenn ein Autor seinen Code unter die GNU GPL gestellt hat, ist die Freiheit
untrennbar mit seinem Programm verbunden. Dies ist natürlich vielen
Unternehmen ein Dorn im Auge, da es sie daran hindert, den Code zu
modifizieren und dann als proprietäre Software zu verkaufen. Solange es
Menschen gibt, deren Traum der schnelle Reichtum ist, ist es diese Freiheit,
die verhindert, dass Unternehmen wie Microsoft die zukünftige Entwicklung
unseres Systems korrumpieren.</p>

<p>
Das wohl häufigste Argument gegen die GNU-Philosophie ist, dass Software das
&#8222;geistige Eigentum&#8220; des Programmierers sei und es nur recht und
billig wäre, wenn er darüber entscheiden könne, zu welchem Preis die
Programme veröffentlicht werden. Dieses Argument ist für alle sehr
einsichtig, da es genau der Denkweise entspricht, die uns in den letzten 20
Jahren eingetrichtert wurde.</p>

<p>
Die Realität sieht doch etwas anders aus&#160;&#8209;&#160;Privatleute, die
vom reinen Verkauf selbstgeschriebener Software leben sind die
Ausnahme. Normalerweise treten Programmierer vertragsmäßig ihre Rechte an
eine Firma ab, die dann Geld damit macht, den Zugang zu diesem Programm zu
beschränken. Es ist effektiv jedoch die Firma, die die Rechte an dem
Programm besitzt und über dessen Peis entscheidet, nicht der Programmierer.</p>

<p>
Wenn ein Anwalt eine besonders intelligente Verteidigung ausarbeitet, dann
kann er diese nicht als sein &#8222;geistiges Eigentum&#8220; geltend
machen, die Methode steht jedem frei zur Verfügung. Warum akzeptieren wir
dann so einfach die Vorstellung, dass jede Zeile Code&#160;&#8209;&#160;egal
wie uninspiriert oder schlampig sie sein mag&#160;&#8209;&#160;einzigartig
und unglaublich individuell sei? Der Wahn von der Kontrolle geht doch
mittlerweile sogar soweit, dass menschliches Erbgut patentiert werden
kann&#160;&#8209;&#160;aber normalerweise nicht von demjenigen, der es
&#8222;benutzt&#8220;. Soll wirklich immer alles patentierbar und
lizenzierbar sein?</p>

<p>
Genau das ist die Frage, die einen Kernpunkt des GNU-Projektes
ausmacht. Stellen wir uns doch einmal vor, es gäbe kein generelles Recht auf
patentierbare Software oder das patentieren von Software wäre generell nicht
üblich, weil alle Leute ihre Programme als GNU GPL'ed herausgeben.</p>

<p>
Auf Lösungen für Standardprobleme, die bisher immer wieder gelöst werden
mussten, kann gezielt zurückgegriffen werden. Es wird keine Zeit mehr damit
verschwendet, immer und immer wieder dieselben Aufgaben zu
bearbeiten&#160;&#8209;&#160;Programmierer könnten neue Wege gehen und neue
Aufgaben lösen. Wenn eine Gruppe von Usern unbedingt eine neue Fähigkeit in
einem Programm benötigt, dann nimmt sie sich einfach einen Programmierer und
lässt es einbauen. Befreit von den Beschränkungen der Lizenzen und des
Geldes würden für die Entwicklung von Programmen nur noch zwei Dinge zählen:
Bedarf und Qualität.</p>

<p>
Apropos Qualität&#160;&#8209;&#160;mittlerweile wird mehr und mehr Firmen
klar, dass gerade die Möglichkeit des Zugriffs auf den Sourcecode durch den
User einen immensen Vorteil bietet. Um es vereinfacht auszudrücken: Mehr
Augen sehen einfach mehr. Lösungen die dem Einen undenkbar erscheinen sind
für den Nächsten naheliegend. Aufgrund dieses Vorteils ist die freie
Software oft so viel besser als ihr proprietäres Gegenstück. Nun scheint
sich im Augenblick eine Denkweise auszuprägen, die dahin geht, den Usern
zwar Zugriff auf den Sourcecode zu gestatten, ihnen aber keine anderen
Rechte einräumt. Verbesserungen müssen brav bei den Firmen abgeliefert
werden, die dann damit ihr Produkt verbessern. Quasi eine kostenlose
riesengroße Entwicklungsabteilung. Wenn wir jetzt nicht aufpassen und auf
unserem Recht auf freier Software bestehen, kann es uns passieren, dass wir
in 5 Jahren dafür zahlen müssen, um die Version zu erhalten, die mit dem
eigenen Patch erzeugt wurde.</p>

<p>
Das Prinzip von Software als &#8222;geistigem Eigentum&#8220; trägt die Saat
des Unterganges schon in sich (man möge mir das Pathos an dieser Stelle
verzeihen). Solange wir das Konzept akzeptieren, akzeptieren wir die Gefahr,
dass eine neue Firma versucht, die Kontrolle an sich zu reißen. Microsoft
ist nicht das verkörperte Böse, wie es einige Leute zu sehen
scheinen. Microsoft ist die natürliche Konsequenz des allgemein akzeptierten
Systems.</p>

<p>
Die Angst, sich den eigenen Ast abzusägen ist ebenfalls weit verbreitet,
jedoch komplett irrational. Bessere Programme führen zu mehr Usern, die
andere Bedürftnisse haben, die neue Ideen bekommen und dadurch mehr Bedarf
schaffen. Die Struktur wird sich ändern um sich den neuen Gegebenheiten
anzupassen, aber die Arbeit wird eher mehr als
weniger&#160;&#8209;&#160;außerdem wird sie weniger aus Routine bestehen und
dadurch interessanter.</p>

<p>
Bleibt von den allgemeinen Ängsten noch die relativ weitverbreitete Angst
vor mangelnder Anerkennung: Nun ja, die Anerkennung, die den Frontmännern
der verschiedenen Philosophien entgegengebracht wird spricht für sich. Ich
für meinen Teil wäre lieber so anerkannt wie Linus Torvalds oder Richard
Stallman als den Ruf von Bill Gates zu haben.</p>

<p>
Zugegeben&#160;&#8209;&#160;das klingt alles sehr nach Weltverbesserung und
Idealismus, aber ein Großteil der wirklich weltbewegenden Ideen waren von
dem Wunsch beseelt, die Welt ein bisschen besser zu machen.</p>

<p>
Und um einen Punkt eindeutig zu klären: Nein, das GNU-Projekt ist nicht
gegen Kapitalismus oder Firmen im allgemeinen und auch nicht gegen
Softwarefirmen im speziellen. Wir wollen auch nicht die Möglichkeiten des
Profits beschränken&#160;&#8209;&#160;ganz im Gegenteil. Jede Firma wird
dazu angehalten soviel Geld wie möglich mit Software, der Dokumentation und
dem zugehörigen Service zu machen&#160;&#8209;&#160;so lange sie sich an die
Grundsätze der Freien Software hält.<br />
Je mehr Geld diese Firmen verdienen, desto mehr Geld können sie in die
Entwicklung neuer Software stecken. Wir wollen den Markt nicht auflösen, wir
wollen ihn nur der Zeit anpassen.</p>

<p>
Zu den Regeln noch eine kurze Anmerkung: Natürlich gehört zu freier Software
auch freie Dokumentation. Es hat wenig Sinn, den Nachfolger des Buches, die
Software, zu befreien und dabei eine Kontrolle des direkten digitalen
Äquivalents zu akzeptieren. Freie Dokumentation ist ebenso wichtig wie die
freie Software selbst.</p>

<p>
Vielleicht hat jemand meine Aussage, dass wir den Markt der Zeit anpassen
wollen, als rhetorische Wendung abgetan&#160;&#8209;&#160;doch es ist ein
wesentlicher Punkt in der GNU-Philosophie:<br />
Die Zeiten, in denen Software nur für einige wenige Freaks und große Firmen
interessant war, sind lange vorbei. Heutzutage bedeutet Software den Zugang
zu Informationen. Ein System, das die Verfügbarkeit von Software und damit
die Erreichbarkeit von Information einschränkt, muss angezweifelt werden.</p>

<p>
Als Eric Raymond das sogenannte &#8222;Halloween-Dokument&#8220;
veröffentlicht hat, löste es Stimmungsschwankungen von Euphorie bis zu
Paranoia aus. Für diejenigen, die es nicht gelesen haben: Es handelt sich um
eine Microsoft-interne Studie, in der die Stärken und Schwächen von freier
Software im allgemeinen und Linux im speziellen diskutiert werden. Der
Betreffende kam im Wesentlichen zu dem Schluss, dass Microsoft nur zwei
Möglichkeiten hat, gegen diese Bedrohung vorzugehen.</p>

<p>
Das Eine ist das Erschaffen neuer bzw. die Erweiterung alter Protokolle, die
dann gar nicht oder nur schlecht dokumentiert werden, damit nur
Windows-Rechner über eine funktionierende Implementation dieser Protokolle
verfügen.</p>

<p>
Ein Beispiel für die Anwendung dieser Taktik ist z.&#8201;B. die
&#8222;Cxi&#8220;-Reihe von HP, die als unschlagbar billige
&#8222;Windows-Drucker&#8220; auf den Markt gebracht wurden. Die
Spezifikationen wurden nur Microsoft mitgeteilt, damit die Drucker von
keinem anderen System betrieben werden können.</p>

<p>
Mir hat ein &#8222;Fachverkäufer&#8220; erzählt, das &#8222;for
Windows&#8220; bedeute, dass der Drucker ganz besonderen Speicher benötigen
würde, den nur Windows habe, daher könne man ihn nicht mit Linux
benutzen. Dies verunsichert natürlich jeden normalen Benutzer, was mich
unmittelbar zur zweiten beschriebenen Taktik führt.</p>

<p>
Diese wird normalerweise unter dem Synonym &#8222;FUD&#8220; (Fear
Uncertainty Doubt) zusammengefasst und wurde von IBM schon lange vor
Microsoft eingesetzt. Die Idee ist klar: Wenn jemand nur genug verunsichert
wurde, wagt er nicht mehr, irgendwelche Entscheidungen zu treffen und
verharrt an der aktuellen Position. Das ist zumindest die Idee.</p>

<p>
Zu allen Zeiten war die Aufklärung der Feind des Aberglaubens. Um uns bei
der Aufklärung nicht gegenseitig im Weg zu stehen, dürfen wir uns nicht
aufspalten lassen.</p>

<p>
Die wohl spürbarste Aufspaltung der letzten Zeit lag in der bereits
erwähnten Unterscheidung von &#8222;Open Source&#8220; und &#8222;Free
Software&#8220;. Die beiden Konzepte auseinanderzuhalten fällt selbst
Insidern oft schwer und verstehen kann man es oft nur vor dem Hintergrund
der letzten Jahre. Da dies ein zentraler Punkt ist, möchte ich gerne noch
kurz darauf eingehen. </p>

<p>
Nach der Komplettierung des GNU-Systems durch den Linux-Kernel war plötzlich
ein vollständiges, leistungsfähiges freies System vorhanden. Dies musste
natürlich über kurz oder lang die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen.</p>

<p>
Als diese Aufmerksamkeit kam, wurden viele Firmen im ersten Augenblick durch
das Wort &#8222;Frei&#8220; verunsichert. Die erste Assoziation war
&#8222;umsonst&#8220;, was für sie bedeutet &#8222;keinen Profit&#8220;. Als
man ihnen dann zu erklären suchte, dass &#8222;Frei&#8220; in Wahrheit für
&#8222;Freiheit&#8220; steht, war der Industrie die Idee endgültig suspekt.</p>

<p>
Von dieser Verunsicherung angesteckt kam nun sehr schnell die Idee auf,
Worte wie &#8222;Frei&#8220; und &#8222;Freiheit&#8220; um jeden Preis zu
vermeiden. Der Term &#8222;Open Source&#8220; war geboren.</p>

<p>
Nun ist es sicherlich leichter, die Idee zu verkaufen, wenn man den Term
&#8222;Open Source&#8220; anstatt &#8222;Free Software&#8220; benutzt.<br />
Es führt aber auch dazu, dass die &#8222;Neuzugänge&#8220; keine Ahnung mehr
davon haben, was eigentlich die Idee war, es spaltet die Bewegung auf und
führt zu unglaublich unproduktiven Grabenkriegen, in denen viel kreative
Energie verschwendet wird.</p>

<p>
Mehr interessiertes Publikum bedeutet nicht, dass weniger über die
zugrundeliegende Philosophie gesprochen werden sollte. Im Gegenteil: Je mehr
Leute und auch Firmen noch nicht verstanden haben, dass diese Freiheit auch
in ihrem Interesse ist, desto mehr müssen wir darüber reden. Die Freiheit
der Software bietet ein enormes Potential für jeden von
uns&#160;&#8209;&#160;Firmen wie User.</p>

<p>
Der Plan ist nicht, den Kapitalismus abzuschaffen oder Firmen zu
zerstören. Wir möchten den Umgang mit Software zum Vorteil aller Beteiligten
an die Erfordernisse des 21. Jahrhunderts anpassen. Das ist der Kern des
GNU-Projektes.</p>

<p>
Jeder von uns kann seinen Teil dazu leisten&#160;&#8209;&#160;sei es in der
Form eines Programms, einer Dokumentation oder einfach nur dadurch, dass er
anderen Leuten erzählt, dass es einen anderen Weg gibt, die Dinge zu regeln.</p>

<p>
Es ist besonders wichtig, den Firmen klarzumachen, dass Freie Software keine
Bedrohung ist, sondern eine Chance. Natürlich geht es nicht von heute auf
morgen, doch wenn allen Beteiligten die Möglichkeiten und Perspektiven klar
werden, können wir alle davon profitieren. Wenn ihr also in einer
Softwarefirma arbeitet, setzt Euch selber mit der Thematik auseinander,
redet mit Freunden und Kollegen darüber. Und versucht nicht, sie zu
&#8222;missionieren&#8220;&#160;&#8209;&#160;ich weiss, dass die meisten von
uns leider dazu neigen&#160;&#8209;&#160;die Argumente sprechen für
sich. Gebt ihnen die Zeit und Ruhe, sich damit auseinanderzusetzen und sich
damit anzufreunden. Zeigt Ihnen, dass das Konzept der Freiheit nichts ist,
vor dem sie sich fürchten müßten.</p>

<p>
Ich hoffe, es ist mir gelungen, die Philosophie zu vermitteln oder zumindest
den Einen oder Anderen zum Nachdenken anzuregen. Wenn noch Fragen oder
Diskussionsbedarf bestehen: Ich stehe gerne den Abend über zur
Verfügung. Ansonsten wünsche ich uns allen noch eine wirklich interessante
Nacht. Vielen Dank.</p>
</div>

<div class="translators-notes">

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 </div>
</div>

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<div id="footer">
<div class="unprintable">

<p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF &amp; GNU an <a
href="mailto:gnu@gnu.org">&lt;gnu@gnu.org&gt;</a>. Sie können auch die <a
href="/contact/"><span xml:lang="en" lang="en">Free Software
Foundation</span> kontaktieren</a>. Ungültige Verweise und andere
Korrekturen oder Vorschläge können an <a
href="mailto:webmasters@gnu.org">&lt;webmasters@gnu.org&gt;</a> gesendet
werden.</p>

<p>Bitte senden Sie Kommentare zu dieser Rede an Georg Greve <a
href="mailto:greve@gnu.org">&lt;greve@gnu.org&gt;</a></p>

<p>
<!-- TRANSLATORS: Ignore the original text in this paragraph,
        replace it with the translation of these two:

        We work hard and do our best to provide accurate, good quality
        translations.  However, we are not exempt from imperfection.
        Please send your comments and general suggestions in this regard
        to <a href="mailto:web-translators@gnu.org">

        &lt;web-translators@gnu.org&gt;</a>.</p>

        <p>For information on coordinating and submitting translations of
        our web pages, see <a
        href="/server/standards/README.translations.html">Translations
        README</a>. -->
Bei der Übersetzung dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt
vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen
werden. Sollten Sie Fehler bemerken oder Vorschläge, Kommentare oder Fragen
zu diesem Dokument haben, wenden Sie sich bitte an unser Übersetzungsteam <a
href="mailto:web-translators@gnu.org?cc=www-de-translators@gnu.org">&lt;web-translators@gnu.org&gt;</a>.</p>
<p>Weitere Informationen über die Koordinierung und Einsendung von
Übersetzungen unserer Internetpräsenz finden Sie in der <a
href="/server/standards/README.translations">LIESMICH für Übersetzungen</a>.</p>
</div>

<!-- Regarding copyright, in general, standalone pages (as opposed to
     files generated as part of manuals) on the GNU web server should
     be under CC BY-ND 4.0.  Please do NOT change or remove this
     without talking with the webmasters or licensing team first.
     Please make sure the copyright date is consistent with the
     document.  For web pages, it is ok to list just the latest year the
     document was modified, or published.
     
     If you wish to list earlier years, that is ok too.
     Either "2001, 2002, 2003" or "2001-2003" are ok for specifying
     years, as long as each year in the range is in fact a copyrightable
     year, i.e., a year in which the document was published (including
     being publicly visible on the web or in a revision control system).
     
     There is more detail about copyright years in the GNU Maintainers
     Information document, www.gnu.org/prep/maintain. -->
<p>Copyright &copy; 1998 Georg C. F. Greve.</p>

<p id="Permission"><span id="license">Die unveränderte Wiedergabe und Verteilung dieser
Niederschrift ist, sofern dieser Hinweis und der Copyright-Hinweis erhalten
bleiben, erlaubt.</span></p>

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<div class="translators-credits">

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<strong>Überarbeitung:</strong><!-- Jоегg Kоhпе--> <a
href="https://savannah.gnu.org/projects/www-de">&lt;www-de&gt;</a>, 2011,
2012, 2014. Trans-Coord &lt;trans-coord@gnu.org&gt;, 2017.</div>

<p class="unprintable"><!-- timestamp start -->
Letzte Änderung:

$Date: 2019/02/04 18:00:33 $

<!-- timestamp end -->
</p>
</div>
</div>
</body>
</html>