shouldbefree.html (55030B)
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Man denke nur 30 an jemanden, der ein Exemplar eines Programms besitzt und jemand anderes 31 trifft, der es auch gerne haben möchte. Das Programm zu kopieren ist 32 einfach; wer aber sollte darüber entscheiden, ob es kopiert wird? Die 33 beteiligten Personen? Oder eine andere Partei, der so genannte „Eigentümer“?</p> 34 <p> 35 Softwareentwickler betrachten diese Frage gewöhnlich unter der Annahme, dass 36 das entscheidende Kriterium der maximale Gewinn des Entwicklers ist. Die 37 politische Macht der Wirtschaft hat die Regierung dazu gebracht, nicht nur 38 das Entscheidungskriterium, sondern auch die Antwort der Entwickler zu 39 übernehmen: ein Programm hat einen Eigentümer, meist ein Unternehmen, das 40 für dessen Entwicklung zuständig ist.</p> 41 <p> 42 Ich möchte die selbe Frage anhand eines anderen Kriteriums betrachten: dem 43 Wohlstand und der Freiheit aller in der Gesellschaft.</p> 44 <p> 45 Die Antwort kann nicht durch geltendes Recht gegeben 46 werden ‑ Gesetze sollten ethischen Prinzipien entsprechen, 47 nicht anders herum. Auch die gängige Praxis kann diese Frage nicht 48 entscheiden, wenn sie auch mögliche Antworten vorschlagen mag. Um diese 49 Frage zu entscheiden, muss man vielmehr betrachten, wer von der Anerkennung 50 von Software-„Eigentümern“ profitiert und wer darunter leidet, in welchem 51 Maße und aus welchen Gründen. Mit anderen Worten: es geht um eine 52 Kosten-Nutzen-Analyse für die Gesellschaft als Ganzes, die die individuelle 53 Freiheit ebenso berücksichtigt wie die Produktion von Sachgütern.</p> 54 <p> 55 In dieser Abhandlung werde ich die Auswirkungen beschreiben, Eigentümer zu 56 haben, und zeigen, dass die Ergebnisse schädlich sind. Meine 57 Schlussfolgerung ist, das Programmierer die Pflicht haben, andere zu 58 ermutigen, die Software zu teilen, weiterzuverbreiten, zu untersuchen und zu 59 verbessern: mit anderen Worten, <a href="/philosophy/free-sw"><em>Freie 60 Software</em></a> zu schreiben.<a href="#f1" id="f1-ref" 61 class="transnote">(1)</a></p> 62 63 <h3 id="owner-justification">Wie Eigentümer ihre Macht rechtfertigen</h3> 64 <p> 65 Die Profiteure des heutigen Systems von proprietärer Software untermauern 66 ihr Recht auf Eigentum an Programmen mit zwei Argumenten: dem emotionalen 67 Argument und dem ökonomischen Argument.</p> 68 <p> 69 Das emotionale Argument hört sich etwa so an: „Ich habe meine Schweiß, mein 70 Herzblut, meine Seele in dieses Programm gesteckt. Es kommt von 71 <em>mir</em>, deshalb ist es <em>mein</em>!“</p> 72 <p> 73 Dieses Argument fordert keine ernsthafte Widerlegung. Das Gefühl der 74 emotionalen Bindung wird von Programmierern immer dann kultiviert, wenn es 75 passt; es ist nicht unausweichlich. Man denke nur daran, wie willig der 76 selbe Programmierer seine Rechte gegen Bezahlung an eine große Firma 77 überträgt ‑ mit einem Mal verschwindet die emotionale 78 Bindung auf mysteriöse Art und Weise. Im Gegensatz dazu denke man an die 79 großen Künstler und Handwerker des Mittelalters, die noch nicht einmal ihren 80 Namen unter ihre Arbeit setzten. Der Name des Künstlers war für sie nicht 81 wichtig. Von Bedeutung war einzig die vollbrachte 82 Arbeit ‑ und der Zweck, dem sie dienen würde. Diese 83 Sichtweise herrschte über Jahrhunderte vor.</p> 84 <p> 85 Das ökonomische Argument hört sich etwa so an: „Ich möchte reich werden (oft 86 ungenau mit ,den Lebensunterhalt sichern’ umschrieben), und wenn du mir 87 nicht erlaubst, durch programmieren reich zu werden, dann werde ich nicht 88 mehr programmieren. Da alle wie ich sind, wird niemand mehr 89 programmieren. Und gänzlich ohne Programme bist du verloren.“ Diese Drohung 90 wird oft als der freundliche Hinweis eines Weisen verschleiert.</p> 91 <p> 92 Ich werde später erklären, warum diese Drohung ein Bluff ist. Zuerst möchte 93 ich eine unausgesprochene Annahme benennen, die in einer anderen 94 Formulierung des Argumentes sichtbarer wird.</p> 95 <p> 96 Diese Formulierung beginnt mit dem Vergleich des sozialen Nutzens von 97 proprietärer Software mit dem sozialen Nutzen von gar keiner Software und 98 dann folgt die Schlussfolgerung, dass die Entwicklung von proprietärer 99 Software im Großen und Ganzen nützlich ist und unterstützt werden 100 sollte. Der Trugschluss ist, dass hier nur zwei Ergebnisse betrachtet werden 101 und man annimmt, dass es keine weiteren Möglichkeiten gibt.</p> 102 <p> 103 In Anbetracht eines Urheberrecht-Systems für Software ist 104 Softwareentwicklung gewöhnlich mit der Existenz eines Eigentümers verbunden, 105 der die Verwendung der Software kontrolliert. So lange wie diese Verbindung 106 besteht, haben wir oft nur die Wahl zwischen proprietärer und gar keiner 107 Software. Diese Verbindung ist jedoch weder naturgegeben noch unvermeidbar; 108 sie ist die Folge einer bestimmten gesellschaftlichen bzw. gesetzlichen 109 Entscheidung, die wir in Frage stellen: der Entscheidung, Eigentümer zu 110 haben. Wenn man die Wahl auf proprietäre Software oder keine Software 111 beschränkt, weicht man der eigentlichen Frage nur aus.</p> 112 113 <h3 id="against-having-owners">Das Argument gegen Eigentum an Software</h3> 114 <p> 115 Die relevante Frage ist: „Sollte die Entwicklung von Software mit der 116 Anerkennung von Software-Eigentümern verbunden sein, die ihren Gebrauch 117 beschränken können?“</p> 118 <p> 119 Um das zu entscheiden, müssen wir die Auswirkung beider Aktivitäten auf die 120 Gesellschaft <em>unabhängig</em> voneinander beurteilen: die Auswirkung der 121 Entwicklung von Software (unabhängig von ihrer Art der Verbreitung) und die 122 Auswirkung der Beschränkung ihrer Nutzung (angenommen die Software wurde 123 entwickelt). Wenn eine dieser Aktivitäten hilfreich und die andere schädlich 124 ist, dann sollten wir die Verbindung von beiden Aktivitäten aufheben und nur 125 das Hilfreiche tun.</p> 126 <p> 127 Anders ausgedrückt, wenn die Beschränkung der Verbreitung von bereits 128 entwickelter Software schädlich für die Gesellschaft als Ganzes ist, dann 129 wird ein ethischer Softwareentwickler diese Beschränkung zurückweisen.</p> 130 <p> 131 Um die Wirkung der Beschränkung gemeinsamer Nutzung zu ermitteln, müssen wir 132 den Wert eines eingeschränkt verfügbaren (also proprietären) Programms mit 133 dem Wert vergleichen, den dasselbe Programm hat, wenn es allen frei zur 134 Verfügung steht. Das bedeutet zwei mögliche Welten zu vergleichen.</p> 135 <p> 136 Diese Analyse richtet sich auch gegen das simple Gegenargument, welches 137 sagt, dass „der Nutzen für den Nächsten, dem man eine Kopie eines Programms 138 gibt, aufgehoben wird durch den Schaden, den der Eigentümer erleidet.“ 139 Dieses Gegenargument geht davon aus, dass Schaden und Nutzen die gleiche 140 Größenordnung haben. In dieser Analyse werden die Größenordnungen verglichen 141 und gezeigt, dass der Nutzen viel größer ist.</p> 142 <p> 143 Um dieses Argument zu erhellen, können wir es in einem anderen Gebiet 144 anwenden: Straßenbau.</p> 145 <p> 146 Es wäre möglich, alle Straßen durch Maut zu finanzieren. Das würde 147 Mautstationen an jeder Straßenecke nach sich ziehen. Ein solches System 148 würde einen enormen Anreiz für den Ausbau von Straßen liefern. Es hätte 149 außerdem den Vorteil, dass jeder nur für die von ihm selbst genutzten 150 Straßen zahlt. Dennoch ist eine Mautstation eine künstliche Behinderung 151 flüssigen Fahrens ‑ künstlich, weil sie keine Folge davon 152 ist, wie Straßen oder Autos funktionieren.</p> 153 <p> 154 Vergleicht man den Nutzen freier Straßen mit dem von (ansonsten gleichen) 155 Mautstraßen, sehen wir, dass Straßen ohne Mautgebühren billiger zu bauen, 156 billiger zu unterhalten und sicherer und effizienter im Gebrauch sind.<a 157 href="#f2" id="f2-ref" class="transnote">(2)</a> In armen Ländern können 158 viele Bürger die Mautstraßen nicht benutzen. Die Straßen ohne Mautstellen 159 sind folglich nützlicher für die Gesellschaft bei weniger Kosten; sie sind 160 also für die Gesellschaft vorzuziehen. Deshalb sollte sich die Gesellschaft 161 entscheiden, Straßen auf andere Weise zu finanzieren als durch 162 Mautstationen. Die Benutzung von Straßen sollte, wenn sie einmal gebaut 163 sind, frei sein.</p> 164 <p> 165 Wenn die Befürworter lediglich Mautstationen als Mittel zur Finanzierung 166 vorschlagen, verschleiern sie die möglichen Alternativen. Mautstationen 167 können Straßen finanzieren, aber sie bewirken noch etwas anderes: sie werten 168 die Straße ab. Eine Mautstraße ist nicht so gut wie eine freie Straße; mehr 169 oder technisch bessere Straßen sind vielleicht gar keine Verbesserung, wenn 170 dabei freie Straßen durch Mautstraßen ersetzt werden.</p> 171 <p> 172 Natürlich kostet der Bau von freien Straßen Geld, welches die Allgemeinheit 173 irgendwie zahlen muss. Trotzdem bedeutet das nicht, dass Mautstationen 174 unvermeidbar sind. Wir, die so oder so zahlen müssen, erhalten mehr für 175 unser Geld, wenn wir für freie Straßen zahlen.</p> 176 <p> 177 Ich sage nicht, dass eine Mautstraße schlechter als überhaupt keine Straße 178 ist. Das wäre nur dann wahr, wenn die Maut so hoch wäre, dass kaum jemand 179 sie zahlen könnte ‑ doch das wäre eine wenig plausible 180 Politik für einen Mautbetreiber. So lange Mautstationen Verschwendung und 181 Unannehmlichkeiten verursachen, ist es jedenfalls besser, Straßen auf eine 182 weniger hinderliche Art zu finanzieren.</p> 183 <p> 184 Um dieses Argument auf die Softwareentwicklung zu übertragen, werde ich 185 jetzt zeigen, dass „Mautstationen“ für nützliche Software die Gesellschaft 186 teuer zu stehen kommen: sie machen die Entwicklung von Programmen teurer, 187 ihren Vertrieb teurer, und ihren Gebrauch weniger zufriedenstellend und 188 effizient. Daraus folgt, dass Softwareentwicklung auf andere Art gefördert 189 werden sollte. Anschließend werde ich andere Methoden der Förderung und 190 (soweit tatsächlich notwendig) Finanzierung von Softwareentwicklung zu 191 zeigen.</p> 192 193 <h4 id="harm-done">Der Schaden durch das Beschränken von Software</h4> 194 <p> 195 Nehmen wir einmal an, dass ein Programm entwickelt wurde und alle nötigen 196 Zahlungen für seine Entwicklung geleistet wurden; jetzt muss die 197 Gesellschaft entscheiden, ob sie es zum Eigentum erklären oder freies Teilen 198 und Verwenden erlauben will. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Existenz des 199 Programmes und seine Verfügbarkeit nützlich sind.<a href="#f3" id="f3-ref" 200 class="transnote">(3)</a></p> 201 <p> 202 Beschränkungen der Verbreitung und Veränderung von Programmen werden ihren 203 Gebrauch nicht erleichtern. Sie können nur stören. Also kann die Wirkung nur 204 negativ sein. Aber wie sehr? Und auf welche Weise?</p> 205 <p> 206 Drei verschiedene Ebenen materiellen Schadens ergeben sich aus dieser 207 Behinderung:</p> 208 209 <ul> 210 <li>Weniger Menschen benutzen das Programm.</li> 211 212 <li>Kein Nutzer kann das Programm anpassen oder Fehler beheben.</li> 213 214 <li>Andere Programmierer können nicht aus dem Programm lernen oder ihre Arbeit 215 auf ihm aufbauen.</li> 216 </ul> 217 218 <p> 219 Jede Ebene materiellen Schadens hat als Begleiterscheinung Formen 220 psychosozialen Schadens. Dieser bezieht sich auf die Auswirkungen, die 221 Entscheidungen von Menschen auf ihre Gefühle, Haltungen und Neigungen 222 haben. Diese Veränderungen des Denkens haben wiederum Auswirkungen auf die 223 Beziehungen zu ihren Mitbürgern und unter Umständen auch materielle Folgen.</p> 224 <p> 225 Die drei Ebenen materiellen Schadens verschwenden einen Teil des Wertes, den 226 das Programm beitragen könnte, ohne ihn jedoch auf Null zu reduzieren. Wenn 227 sie fast den gesamten Wert des Programms verschwenden, dann schädigt das 228 Schreiben des Programms die Gesellschaft höchstens durch die Mühe, die für 229 das Schreiben des Programms notwendig war. Naheliegenderweise muss ein 230 Programm, dass profitabel verkauft werden soll, unterm Strich einen direkten 231 materiellen Vorteil bieten.</p> 232 <p> 233 Wenn man jedoch auch die psychosozialen Begleiterscheinungen berücksichtigt, 234 dann gibt es keine Grenze für den Schaden, den proprietäre 235 Softwareentwicklung anrichten kann.</p> 236 237 <h4 id="obstructing-use">Behinderung der Programmnutzung</h4> 238 <p> 239 Die erste Ebene des Schadens behindert den einfachen Gebrauch eines 240 Programms. Eine Kopie eines Programms kostet praktisch nichts (und man trägt 241 diese Kosten selbst, wenn man das Programm kopiert), in einem freien Markt 242 würde es also fast nichts kosten. Eine Lizenzgebühr hält viele Nutzer davon 243 ab, ein Programm zu verwenden. Wenn ein allgemein nützliches Programm 244 proprietär ist, werden weit weniger Menschen es verwenden.</p> 245 <p> 246 Man kann leicht zeigen, dass der Gesamtnutzen eines Programms für die 247 Gesellschaft durch die Übertragung an einen Eigentümer reduziert wird. Jeder 248 potentielle Nutzer des Programms, der mit der Notwendigkeit zu zahlen 249 konfrontiert wird, wird sich entweder entscheiden zu zahlen oder 250 möglicherweise auf die Nutzung des Programms verzichten. Wenn der Nutzer 251 sich für das Bezahlen entscheidet, beteiligt er sich an einen 252 Nullsummentransfer von Wohlstand zwischen zwei Parteien. Aber wenn jemand 253 entscheidet auf das Programm zu verzichten, dann schädigt er sich selbst, 254 ohne dass jemand einen Vorteil davon hätte. Die Summe von negativen Beträgen 255 und Null muss negativ sein.</p> 256 <p> 257 Aber das verringert nicht die Menge an Arbeit, die benötigt wurde, um das 258 Programm zu <em>entwickeln</em>. Dadurch wird die Effektivität des gesamten 259 Vorganges gemessen in Nutzerzufriedenheit pro Stunde Arbeit verringert.</p> 260 <p> 261 Das widerspiegelt einen entscheidenden Unterschied zwischen Kopien von 262 Programmen und Autos, Stühlen oder belegte Brötchen. Es gibt keine 263 Kopiermaschine für materielle Gegenstände außerhalb der Science 264 Fiction. Programme sind dagegen leicht zu kopieren; jeder kann so viele 265 Kopien produzieren wie gewünscht, mit sehr wenig Aufwand. Das trifft nicht 266 auf Gegenstände zu, denn Materie bleibt erhalten: jedes weitere Exemplar 267 muss aus Rohstoffen ebenso zusammengebaut werden wie das erste.</p> 268 <p> 269 Bei materiellen Objekten macht eine Abschreckung vor der Benutzung Sinn, 270 weil weniger Gegenstände zu kaufen auch bedeutet, dass weniger Rohstoffe und 271 Arbeit gebraucht werden, um sie herzustellen. Es stimmt, dass es gewöhnlich 272 auch Anfangs- und Entwicklungskosten gibt, die über die ganze Produktion 273 verteilt werden. Aber so lange wie die Kosten des Duplizierens bedeutsam 274 sind, bedeutet das Hinzufügen von Entwicklungskosten keinen qualitativen 275 Unterschied. Und es erfordert keine Einschränkung der Freiheit des normalen 276 Nutzers.</p> 277 <p> 278 Dagegen ist das Auferlegen eines Preises für etwas, das ansonsten kostenfrei 279 ist, ein qualitativer Unterschied. Eine zentral auferlegte Gebühr auf die 280 Softwareverbreitung wird ein mächtiges Abschreckungsmittel.</p> 281 <p> 282 Zudem ist die zentrale Produktion, wie sie jetzt praktiziert wird, selbst 283 als Mittel zur Verbreitung von Softwarekopien ineffizient. Dieses System 284 beinhaltet das Einpacken physikalischer Disketten oder Bänder in 285 überflüssige Verpackungen, das Verschiffen einer großen Anzahl davon rund um 286 die Welt und ihre Lagerung für den Verkauf. Diese Kosten werden als Spesen 287 des Handels präsentiert; in Wahrheit sind sie Teil einer Verschwendung, die 288 dadurch verursacht ist, dass es Eigentümer gibt.</p> 289 290 <h4 id="damaging-social-cohesion">Beschädigung des sozialen Zusammenhalts</h4> 291 <p> 292 Angenommen Sie und Ihre Nächste oder Ihr Nächster finden ein bestimmtes 293 Programm nützlich. In ethischer Sorge um Ihre Nächste oder Ihren Nächsten 294 sollten Sie meinen, dass ein ordentlicher Umgang mit der Situation Ihnen 295 beiden die Nutzung ermöglichen wird. Ein Vorschlag nur einem von Ihnen die 296 Nutzung zu erlauben, und den anderen leer ausgehen zu lassen, ist 297 entzweiend; weder Sie noch Ihre Nächste oder Ihr Nächster sollten ihn für 298 akzeptabel halten.</p> 299 <p> 300 Wer eine typische Softwarelizenz unterzeichnet, begeht Verrat an seinem 301 Nächsten: „Ich verspreche meinem Nachbarn das Programm vorzuenthalten, so 302 dass ich eine Kopie für mich selbst haben kann.“ Leute die solche 303 Entscheidungen fällen, fühlen inneren psychologischen Druck, sie zu 304 rechtfertigen, indem sie die Wichtigkeit, ihren Nachbarn zu helfen 305 herunterspielen ‑ folglich leidet der Gemeinsinn. Dieser 306 psychosoziale Schaden ist verbunden mit dem materiellen Schaden der dadurch 307 entsteht, dass man von der Nutzung des Programms abgehalten wird.</p> 308 <p> 309 Viele Nutzer erkennen unbewusst, dass es falsch ist, das Teilen zu 310 verweigern und entscheiden sich deshalb dafür, die Lizenzen und Gesetze 311 nicht zu beachten und die Programme trotzdem zu teilen. Aber oft fühlen sie 312 sich deswegen schuldig. Sie wissen, dass sie das Gesetz brechen müssen, um 313 ein guter Nächster zu sein, aber sie betrachten dennoch das Gesetz als 314 maßgebend und schließen daraus, dass ein guter Nächster zu sein (was sie 315 sind) unanständig oder schimpflich ist. Das ist auch eine Art von 316 psychosozialem Schaden, dem man aber entkommen kann, indem man sich 317 entscheidet, diesen Gesetze und Lizenzen keine moralische Kraft 318 zuzusprechen.</p> 319 <p> 320 Auch Programmierer erleiden psychosozialen Schaden, weil sie wissen, dass 321 viele Nutzer ihre Arbeit nicht verwenden können. Das führt zu einer Haltung 322 des Zynismus oder der Verleugnung. Ein Programmierer mag voller Enthusiasmus 323 beschreiben, was er an seiner Arbeit technisch toll findet, aber wenn er 324 gefragt wird: „Werde ich sie verwenden dürfen?“, macht er ein langes Gesicht 325 und muss zugeben, dass die Antwort nein ist. Um diese Gefühle der 326 Entmutigung zu vermeiden, ignoriert er entweder dieses Faktum die meiste 327 Zeit oder er nimmt einen zynischen Standpunkt an, um dessen Bedeutung zu 328 verringern.</p> 329 <p> 330 Seit den Zeiten von Reagan ist der größte Mangel der Vereinigten Staaten 331 nicht technische Innovation, sondern der Wille, gemeinsam für das Gemeinwohl 332 zu arbeiten. Es macht keinen Sinn, ersteres auf Kosten des letzteren zu 333 fördern.</p> 334 335 <h4 id="custom-adaptation">Programme können nicht nach Bedarf angepasst werden</h4> 336 <p> 337 Die zweite Ebene materiellen Schadens wird durch die Unfähigkeit, Programme 338 anzupassen verursacht. Einer der großen Vorteile von Software gegenüber 339 älteren Technologien ist, dass sie so leicht verändert werden kann. Aber die 340 meiste verfügbare kommerzielle Software ist nicht für Veränderungen 341 verfügbar, noch nicht einmal nach dem Kauf. Du musst sie nehmen wie sie ist 342 oder ganz darauf verzichten; sie ist nur als eine Blackbox 343 verfügbar ‑ das ist alles.</p> 344 <p> 345 Ein ausführbares Programm besteht aus einer Serie von Zahlen deren Bedeutung 346 unverständlich ist. Niemand, nicht einmal ein guter Programmierer, kann 347 einfach die Zahlen ändern, so dass das Programm etwas anderes tut.</p> 348 <p> 349 Programmierer arbeiten normalerweise mit dem <em>Quellcode</em> eines 350 Programms, der in einer Programmiersprache wie Fortran oder C geschrieben 351 ist. Dieser enthält Worte, die die verwendeten Daten und die Teile des 352 Programms benennen und er beschreibt Operationen durch Symbole wie 353 <code>+</code> für die Addition und <code>-</code> für die Subtraktion. Er 354 ist so aufgebaut, dass dem Programmierer das Lesen und Verändern des 355 Programms erleichtert wird. Hier ist das Beispiel eines Programms, das die 356 Distanz zwischen zwei Punkten in der Ebene berechnet:</p> 357 358 <pre> 359 float 360 distance (p0, p1) 361 struct point p0, p1; 362 { 363 float xdist = p1.x - p0.x; 364 float ydist = p1.y - p0.y; 365 return sqrt (xdist * xdist + ydist * ydist); 366 } 367 </pre> 368 <p> 369 Was dieser Quellcode genau bedeutet, ist nicht der Punk; der Punkt ist, dass 370 es wie Algebra aussieht und eine Person, die diese Programmiersprache kennt, 371 wird sie aussagekräftig und klar finden. Im Gegensatz dazu ist hier dasselbe 372 Programm in ausführbarer Form, auf dem Rechner, den ich normalerweise 373 verwendete, als ich dies schrieb: 374 </p> 375 376 <pre> 377 1314258944 -232267772 -231844864 1634862 378 1411907592 -231844736 2159150 1420296208 379 -234880989 -234879837 -234879966 -232295424 380 1644167167 -3214848 1090581031 1962942495 381 572518958 -803143692 1314803317 382 </pre> 383 384 <p> 385 Quellcode ist (zumindest potentiell) für jeden Nutzer eines Programms 386 nützlich. Den meisten Nutzern ist es aber nicht erlaubt, eine Kopie des 387 Quellcodes zu haben. Der Quellcode eines proprietären Programms ist 388 normalerweise ein Geheimnis des Eigentümers, damit niemand anders aus dem 389 Programm lernt. Die Nutzer erhalten nur die Dateien aus unverständlichen 390 Zahlen, die der Rechner ausführen kann. Das bedeutet, dass das Programm nur 391 vom Eigentümer geändert werden kann.</p> 392 <p> 393 Eine Bekannte erzählte mir einmal, dass sie sechs Monate als Programmiererin 394 für eine Bank arbeitete, um ein Programm zu schreiben, das es so ähnlich als 395 kommerzielles Programm bereits gab. Sie ging davon aus, dass sie das 396 Programm leicht an ihre Bedürfnisse hätte anpassen können, wenn sie den 397 Quellcode bekommen hätte. Die Bank war durchaus bereit, dafür zu bezahlen, 398 aber es wurde ihr nicht erlaubt ‑ der Quellcode war 399 geheim. So musste sie sechs Monate zusätzlich daran arbeiten, was zwar das 400 Bruttosozialprodukt erhöhte, aber tatsächlich Verschwendung war.</p> 401 <p> 402 Das <span xml:lang="en" lang="en">Artificial Intelligence Lab</span> (AI 403 Lab) des <span xml:lang="en" lang="en">Massachusetts Institute of 404 Technology</span> (MIT) erhielt ca. 1977 als Geschenk einen Grafikdrucker 405 von Xerox. Er lief mit freier Software, der wir viele praktische Funktionen 406 hinzufügten. Zum Beispiel informierte der Drucker den Nutzer in dem Moment, 407 in dem der Auftrag fertig war. Wann immer der Drucker Probleme wie 408 Papierstau hatte oder das Papier alle war, wurden alle Nutzer, die gerade 409 einen Druckauftrag geschickt hatten, darüber informiert. Diese Funktion 410 ermöglichte einen flüssigen Arbeitsablauf.</p> 411 <p> 412 Später gab Xerox dem AI Lab einen neueren, schnelleren Drucker, einen der 413 ersten Laserdrucker. Dieser wurde von proprietärer Software gesteuert, die 414 auf einem separaten Rechner lief, so dass wir die von uns gewünschten 415 Funktionen nicht mehr einfügen konnten. Wir konnten ihn dazu bringen, dass 416 er eine Nachricht schickte, wenn der Auftrag an den Rechner übergeben wurde, 417 aber nicht, wenn er wirklich gedruckt wurde (und das dauerte oft recht 418 lange). Es gab keine Möglichkeit herauszufinden, wann der Auftrag gedruckt 419 wurde, man konnte nur vermuten. Und da niemand informiert wurde, wenn es 420 einen Papierstau gab, dauerte es oft eine Stunde, bis die Störung bemerkt 421 und behoben werden konnte.</p> 422 <p> 423 Die Systemprogrammierer des AI Lab wären durchaus in der Lage gewesen, diese 424 Probleme zu beheben, vermutlich genauso gut wie die Autoren des 425 Programms. Xerox war aber daran nicht interessiert und entschied sich, uns 426 daran zu hindern, so dass wir die Fehler hinnehmen müssten. Sie wurden nie 427 behoben.</p> 428 <p> 429 Die meisten guten Programmierer haben solche frustrierenden Situationen 430 erlebt. Die erwähnte Bank konnte es sich leisten, ein von Grund auf neues 431 Programm schreiben zu lassen, aber ein gewöhnlicher Nutzer, egal wie gut 432 ausgebildet, kann nur aufgeben.</p> 433 <p> 434 Aufgeben verursacht psychosozialen Schaden ‑ am Gefühl der 435 Eigenständigkeit. Es ist demoralisierend in einem Haus zu leben, das man 436 nicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Das führt zu Resignation und 437 Entmutigung, die sich auf andere Aspekte des Lebens ausbreiten 438 kann. Menschen, denen es so geht, sind unglücklich und machen keine gute 439 Arbeit.</p> 440 <p> 441 Man stelle sich vor, Rezepte würden auf die gleiche Art und Weise wie 442 Software gehamstert werden. Man könnte <ins>beispielsweise</ins> fragen: 443 „Wie kann ich das Rezept ändern, um das Salz rauszunehmen?“ Und der 444 großartige Chefkoch würde antworten: „Wie können Sie es wagen, mein Rezept, 445 das Kind meines Geistes und Gaumens so zu beleidigen, indem Sie daran 446 herumpfuschen wollen? Sie haben nicht das Recht meine Rezeptur zu ändern und 447 zu versuchen sie zu verbessern!“</p> 448 <p> 449 „Mein Arzt hat aber gesagt, ich solle Salz vermeiden. Was soll ich machen? 450 Würden Sie das Salz für mich rausnehmen?“</p> 451 <p> 452 „Ich würde das gerne tun; meine Gebühr beträgt nur 50.000 US-Dollar.“ (Da 453 der Eigentümer ein Monopol auf Änderungen hat, ist die Gebühr tendenziell 454 recht hoch.) „Allerdings habe ich momentan keine Zeit. Ich bin mit einem 455 Auftrag für ein neues Rezept für Schiffszwieback für die Marine 456 beschäftigt. Sie werden in etwa zwei Jahren an der Reihe sein.“</p> 457 458 <h4 id="software-development">Behinderung bei der Softwareentwicklung</h4> 459 <p> 460 Die dritte Ebene materiellen Schadens betrifft die Entwicklung von 461 Software. Softwareentwicklung ist gewöhnlich ein evolutionärer Prozess, in 462 dem eine Person ein existierendes Programm nimmt und Teile daraus für neue 463 Funktionen umschreibt, und dann werden andere Personen Teile umschreiben, um 464 andere Funktionen hinzuzufügen; in manchen Fällen hielt dies über einen 465 Zeitraum von 20 Jahren an. Inzwischen werden Teile des Programms 466 „ausgeschlachtet“, um den Anfang für andere Programme zu schaffen.</p> 467 <p> 468 Die Existenz von Eigentümern verhindert diese Form der Evolution. Sie führt 469 dazu, dass man immer wieder von vorn anfangen muss, wenn man ein Programm 470 entwickelt. Anfänger können existierende Programme nicht untersuchen, um zu 471 lernen, welche nützlichen Techniken es gibt oder wie große Programme 472 strukturiert werden können.</p> 473 <p> 474 Eigentümer behindern auch die Ausbildung. Ich habe intelligente Studenten 475 der Informatik getroffen, die noch nie den Quellcode eines großen Programms 476 gesehen haben. Sie mögen gute kleine Programme schreiben können, aber sie 477 werden nicht die Techniken lernen, die man für große braucht, wenn sie nicht 478 sehen können, wie andere es machten.</p> 479 <p> 480 In jedem intellektuellen Bereich kann man auf den Schultern anderer größere 481 Höhen erreichen. Aber das ist im Bereich der Software nicht mehr generell 482 erlaubt ‑ man kann nur noch auf den Schultern der anderen 483 Menschen <em>in der selben Firma</em> stehen.</p> 484 <p> 485 Der damit verbundene psychosoziale Schaden beeinflusst den Geist der 486 wissenschaftlichen Kooperation, der früher so stark war, dass sogar 487 Wissenschaftler zusammenarbeiteten, deren Länder gegeneinander Krieg 488 führten. In diesem Geist haben japanische Ozeanographen, ihr Laboratorium 489 auf einer Insel im Pazifik aufgegeben, sorgfältig ihre Arbeit für die 490 heranrückende US-Marine gesichert und hinterließen eine Nachricht, doch 491 bitte auf alles gut zu achten.</p> 492 <p> 493 Der Kampf um Profit hat zerstört, was selbst von Kriegen verschont 494 blieb. Heutige Wissenschaftler aus vielen Bereichen publizieren nicht mehr 495 alles, was anderen erlauben würde, die Experimente zu wiederholen. Sie 496 publizieren gerade so viel, um die Leser staunen zu lassen, zu was sie in 497 der Lage sind. In der Informatik ist dies zweifellos der Fall, da die 498 Quellcodes der Programme meist geheim gehalten werden.</p> 499 500 <h4 id="does-not-matter-how">Es spielt keine Rolle, wie die gemeinsame Nutzung beschränkt wird</h4> 501 <p> 502 Ich habe beschrieben, was passiert, wenn man die Leute daran hindert ein 503 Programm zu kopieren, zu ändern und darauf aufzubauen. Ich habe nicht 504 angegeben, wie dies verhindert wird, weil das für die Schlussfolgerung keine 505 Bedeutung hat. Ob es durch Kopierschutz, Urheberrecht, Lizenzen, 506 Verschlüsselung, ROM-Karten oder Hardware-Seriennummern zum Einsatz kommt, 507 spielt keine Rolle, wenn es gelingt die Nutzung erfolgreich zu verhindern, 508 fügt es Schaden zu.</p> 509 <p> 510 Einige Methoden sind bei den Nutzern unbeliebter als andere. Ich denke, dass 511 die Methoden am meisten gehasst werden, die ihr Ziel erreichen.</p> 512 513 <h4 id="should-be-free">Software sollte frei sein</h4> 514 <p> 515 Ich habe gezeigt, warum Eigentum an Programmen ‑ die Macht, 516 Änderungen und das Kopieren zu beschränken ‑ kontraproduktiv 517 ist. Seine negativen Wirkungen sind weitreichend und bedeutend. Daraus 518 folgt, dass die Gesellschaft keine Eigentümer für Programme haben sollte.</p> 519 <p> 520 Anders gesagt: Was die Gesellschaft braucht, ist <em>freie</em> 521 Software. Proprietäre Software ist nur ein schlechter Ersatz. Wenn wir das 522 erreichen wollen, was wir brauchen, dann sollten wir diesen Ersatz nicht 523 fördern.</p> 524 <p> 525 Vaclav Havel hat uns geraten: “Arbeite für etwas, weil es gut ist und nicht 526 nur weil es eine Chance gibt, damit Erfolg zu haben.” Wer Geschäfte mit 527 proprietärer Software macht, hat Chancen, damit Erfolg zu haben im engen 528 Sinn, aber es ist nicht das, was für die Gesellschaft gut ist.</p> 529 530 <h3 id="why-develop">Warum Leute Software entwickeln</h3> 531 <p> 532 Wenn man das Copyright als Ermunterung zur Softwareentwicklung beseitigt, 533 wird zunächst weniger Software entwickelt werden, aber diese Software wird 534 nützlicher sein. Es ist nicht sicher, ob die Nutzerzufriedenheit insgesamt 535 geringer ausfallen wird. Aber, wenn es so sein sollte oder wenn wir die 536 Zufriedenheit generell steigern wollen, dann gibt es andere Wege, die 537 Entwicklung guter Software zu fördern ‑ wie es auch andere 538 Wege außer Mautstationen gibt, um Straßen zu finanzieren. Bevor ich darüber 539 spreche, wie das getan werden kann, möchte ich zuerst die Frage stellen, wie 540 viel künstliche Ermutigung tatsächlich notwendig ist.</p> 541 542 <h4 id="fun">Programmieren macht Spaß</h4> 543 <p> 544 Es gibt einige Arbeiten, die wenige verrichten würden, ohne Geld dafür zu 545 bekommen, Straßenbau zum Beispiel. Es gibt aber auch Bereiche des Studiums 546 und der Kunst, mit denen man kaum reich werden kann und denen sich Menschen 547 zuwenden, weil sie fasziniert davon sind oder den Wert für die Gesellschaft 548 sehen. Beispiele sind die mathematische Logik, klassische Musik und 549 Archäologie oder die politische Organisation von Arbeitnehmern. Leute 550 konkurrieren, mehr betrübt als erbittert, um die wenigen bezahlten 551 Positionen, von denen keine wirklich gut bezahlt ist. Manche zahlen sogar 552 für die Möglichkeit, in diesem Bereich zu arbeiten, wenn sie es sich leisten 553 können.</p> 554 <p> 555 So ein Bereich kann sich über Nacht verwandeln, wenn sich die Gelegenheit 556 eröffnet, damit reich zu werden. Wenn ein Beschäftigter reich wird, wollen 557 andere die gleiche Möglichkeit haben. Bald werden alle große Summen für eine 558 Arbeit verlangen, die sie bisher aus Vergnügen taten. Einige Jahre später 559 werden alle, die mit diesem Bereich zu tun haben, die Idee, die Arbeit 560 könnte auch ohne große finanzielle Erträge getan werden, für absurd 561 halten. Sie werden den Sozialplanern raten, diese finanziellen Erträge 562 sicherzustellen, indem spezielle Privilegien, Befugnisse und Monopole 563 festgeschrieben werden, die dafür notwendig sind.</p> 564 <p> 565 Diese Änderung geschah im Bereich Programmierung in den 1980ern. In den 566 1970ern gab es Artikel über „Rechnersucht“: Nutzer hatten sich angewöhnt, 567 „ständig online am Rechner zu hängen“ und gaben dafür hunderte Dollar pro 568 Woche aus. Es war bekannt, dass die Leute häufig das Programmieren so sehr 569 liebten, dass sie dafür auch das Zerbrechen ihrer Ehe in Kauf nehmen 570 würden. Heute geht man dagegen allgemein davon aus, dass niemand 571 programmieren würde, ohne dafür gut bezahlt zu werden. Die Leute haben 572 vergessen, was sie damals noch wussten.</p> 573 <p> 574 Wenn es zu einem bestimmten Zeitpunkt als richtig erscheint, dass die 575 meisten Leute in einem bestimmten Bereich nur für eine hohe Bezahlung 576 arbeiten, muss das nicht so bleiben. Die Dynamik der Wandels kann auch in 577 umgekehrter Richtung laufen, sofern die Gesellschaft den Anstoß dazu 578 gibt. Wenn wir die Möglichkeit des großem Reichtums wegnehmen, dann werden 579 die Leute nach einer Weile ihre Einstellung geändert haben und werden wieder 580 eifrig aus Spaß an der Sache in ihrem Bereich arbeiten.</p> 581 <p> 582 Die Frage „Wie können wir Programmierer bezahlen?“ wird leichter zu 583 beantworten, wenn wir uns klarmachen, dass es nicht darum geht, ihnen ein 584 Vermögen zu zahlen, sondern lediglich ihren Lebensunterhalt zu sichern, was 585 einfacher ist.</p> 586 587 <h4 id="funding">Finanzierung freier Software</h4> 588 <p> 589 Institutionen, die Programmierer bezahlen, müssen nicht unbedingt 590 Softwarefirmen sein. Es gibt bereits viele andere Institutionen, die das tun 591 können.</p> 592 <p> 593 Hardware-Hersteller legen viel Wert auf Softwareentwicklung, auch wenn sie 594 die Nutzung der Software nicht kontrollieren können. 1970 war die meiste 595 ihrer Software frei, weil sie nicht darüber nachdachten, dass man sie auch 596 beschränken könnte. Heute zeigt ihre wachsende Bereitschaft, sich Konsortien 597 anzuschließen, dass sie realisieren, dass das Eigentumsrecht an der Software 598 nicht das ist, was für sie wirklich wichtig ist.</p> 599 <p> 600 Universitäten führen viele Programmierprojekte durch. Heute verkaufen sie 601 die Ergebnisse häufig, aber in den 1970ern taten sie es nicht. Gibt es einen 602 Zweifel, dass Universitäten freie Software produzieren würden, wenn ihnen 603 nicht erlaubt wäre, die Software zu verkaufen? Diese Projekte könnten durch 604 die gleichen staatlichen Verträge und Gelder unterstützt werden, mit denen 605 heute die Entwicklung von proprietärer Software unterstützt wird.</p> 606 <p> 607 Heute ist es üblich, dass Forscher an Universitäten Gelder erhalten, um ein 608 System fast bis zur Vollendung zu entwickeln und es dann als „abgeschlossen“ 609 deklarieren, dann eine Firma gründen, die das Projekt tatsächlich zu Ende 610 führt und es wirklich nutzbar macht. Manchmal wird die unfertige Version als 611 „frei“ erklärt; wenn sie gänzlich korrupt sind, erhalten sie statt dessen 612 eine Exklusivlizenz von der Universität. Das ist kein Geheimnis; es wird von 613 allen Beteiligten offen zugegeben. Doch wenn die Wissenschaftler nicht 614 dieser Versuchung ausgesetzt wären, würden sie einfach ihre Forschung 615 machen.</p> 616 <p> 617 Programmierer, die Freie Software schreiben, können ihren Lebensunterhalt 618 durch den Verkauf von Serviceangeboten, die mit der Software zu tun haben, 619 bestreiten. Ich wurde angestellt, um den <a href="/software/gcc/">GNU C 620 Compiler</a> auf neue Hardware zu portieren und um 621 Benutzeroberflächen-Erweiterungen für <a href="/software/emacs/">GNU 622 Emacs</a> zu schreiben (ich mache diese Verbesserungen allgemein zugänglich, 623 sobald sie fertig sind). Ich unterrichte auch Klassen, für die ich bezahlt 624 werde.</p> 625 <p> 626 Ich bin nicht der einzige, der so arbeitet; es gibt jetzt eine erfolgreiche, 627 wachsende Firma, die so arbeitet. Verschiedene andere Firmen bieten 628 kommerzielle Unterstützung für die <em>freie</em> Software des GNU-Systems 629 an. Das ist der Anfang einer unabhängigen 630 Software-Unterstützung-Industrie ‑ einer Industrie, die 631 wirklich groß werden kann, wenn <em>freie</em> Software weite Verbreitung 632 findet. Sie bietet Nutzern eine Möglichkeit, die bei proprietärer Software 633 im Allgemeinen ausgeschlossen sind, außer für die wirklich Reichen.</p> 634 <p> 635 Neue Institutionen wie die <span xml:lang="en" lang="en">Free Software 636 Foundation</span> (FSF) können auch Programmierer beschäftigen. Die Stiftung 637 finanziert sich durch das Geld, das die Benutzer für den Versand von 638 Disketten und Bändern bezahlen. Die Software auf den Bändern ist frei, die 639 Käufer können sie also frei kopieren und ändern, trotzdem zahlen viele, um 640 eine Kopie zu erhalten (<em>Freie Software</em> bezieht sich schließlich auf 641 Freiheit und nicht auf den Preis). Einige Nutzer, die bereits eine Kopie 642 besitzen, erwerben ein Band, um einen Beitrag zu leisten. Sie sind einfach 643 der Meinung, dass wir ihn verdient habe. Die Stiftung bezieht auch 644 beträchtliche Spenden von Rechnerherstellern.</p> 645 <p> 646 Die FSF ist eine gemeinnützige Einrichtung, und ihre Einnahmen wird für die 647 Einstellung von so vielen Programmierern wie möglich aufgewendet. Wenn sie 648 als Geschäft aufgezogen worden wäre und dieselbe freie Software gegen die 649 gleiche Gebühr abgeben würde, würde sie ihrem Gründer ein sehr gutes Leben 650 ermöglichen.</p> 651 <p> 652 Aber weil die Stiftung eine gemeinnützige Einrichtung ist, arbeiten viele 653 Programmierer für die Hälfte dessen, was sie andernorts erhalten 654 könnten. Sie machen das, weil wir frei von Bürokratie sind und weil sie es 655 gut finden, dass ihre Arbeit in der Nutzung nicht behindert 656 wird. Hauptsächlich tun sie es aber, weil programmieren Spaß 657 macht. Zusätzlich haben Freiwillige viele nützliche Programme für uns 658 geschrieben (mittlerweile melden sich sogar Autoren von technischen Texten 659 als Freiwillige).</p> 660 <p> 661 Das bestätigt, dass Programmieren, neben Musik und Kunst, eines der 662 faszinierendsten Gebiete ist. Wir müssen also keine Angst haben, dass 663 niemand mehr programmieren möchte.</p> 664 665 <h4 id="owe">Was schulden Benutzer Entwicklern?</h4> 666 <p> 667 Es gibt gute Gründe für Softwarenutzer, eine moralische Verpflichtung zur 668 Unterstützung der Entwickler zu fühlen. Freie-Software-Entwickler 669 unterstützen den Nutzer bei seinen Aktivitäten und es ist sowohl fair als 670 auch auf lange Sicht im Interesse des Nutzers, deren Fortbestehen zu 671 unterstützen.</p> 672 <p> 673 Allerdings trifft dies nicht auf Entwickler proprietärer Software zu, weil 674 Behinderung eher eine Bestrafung verdient als eine Belohnung.</p> 675 <p> 676 Wir haben folglich ein Paradox: der Entwickler nützlicher Software verdient 677 die Unterstützung der Benutzer, aber jeder Versuch, diese moralische 678 Verpflichtung in eine Forderung zu wenden, zerstört die Basis dieser 679 Verpflichtung. Der Entwickler kann entweder eine Belohnung verdienen oder 680 sie verlangen, aber nicht beides.</p> 681 <p> 682 Ich glaube, dass ein ethischer Entwickler, der mit diesem Paradox 683 konfrontiert ist, sich so verhalten muss, dass er die Belohnung verdient, 684 aber er sollte auch die Nutzer um freiwillige Zuwendungen 685 ersuchen. Schließlich werden die Nutzer die Entwickler auch ohne Zwang 686 unterstützen, so wie sie auch freie Radio- oder Fernsehstationen 687 unterstützen.</p> 688 689 <h3 id="productivity">Was ist Softwareproduktivität? </h3> 690 <p> 691 Wenn Software frei wäre, würde es immer noch Programmierer geben, aber 692 vielleicht weniger als heute. Würde das schlecht für die Gesellschaft sein?</p> 693 <p> 694 Nicht notwendigerweise. Heute gibt es in den Industrienationen weniger 695 Bauern als 1900, aber wir halten das nicht für schlecht für die 696 Gesellschaft, denn die wenigen liefern mehr Nahrungsmittel, als es die 697 vielen konnten. Wir nennen das bessere Produktivität. Freie Software würde 698 viel weniger Programmierer erfordern, um die gleiche Nachfrage zu bedienen, 699 weil die Produktivität der Software auf allen Ebenen steigen würde:</p> 700 701 <ul> 702 <li> Breitere Nutzung jedes entwickelten Programms.</li> 703 <li> Die Möglichkeit auf bereits bestehenden Programmen aufzubauen, anstatt von 704 Grund auf anzufangen.</li> 705 <li> Bessere Ausbildung der Programmierer.</li> 706 <li> Keine Anstrengungen um zweimal das gleiche zu entwickeln.</li> 707 </ul> 708 709 <p> 710 Diejenigen, die diese Zusammenarbeit mit der Begründung ablehnen, dass dann 711 weniger Programmierer gebraucht werden, lehnen eigentlich eine gesteigerte 712 Produktivität ab. Diese Leute akzeptieren aber gewöhnlich die 713 weitverbreitete Auffassung, dass die Softwareindustrie eine gesteigerte 714 Produktivität braucht. Wie kommt das?</p> 715 <p> 716 „Softwareproduktivität“ kann zwei unterschiedliche Dinge bedeuten: die 717 Gesamtproduktivität aller Softwareentwicklung oder die Produktivität 718 individueller Projekte. Die Steigerung der Gesamtproduktivität ist für die 719 Gesellschaft von Vorteil und der direkte Weg, das zu erreichen, ist, die 720 künstlichen Behinderungen der Zusammenarbeit zu verringern. Aber die 721 Untersuchungen, die sich mit dem Bereich Softwareproduktivität beschäftigen, 722 schauen nur auf den zweiten begrenzten Bereich, in dem eine Verbesserung 723 schwierige technische Fortschritte erfordert.</p> 724 725 <h3 id="competition">Ist Konkurrenz unvermeidbar?</h3> 726 <p> 727 Ist es unvermeidbar, dass Menschen konkurrieren wollen, um ihre 728 gesellschaftlichen Rivalen zu übertreffen? Vielleicht. Aber Konkurrenz 729 selbst ist nicht schädlich; schädlich ist der <em>Kampf</em>.</p> 730 <p> 731 Es gibt viele Möglichkeiten zu konkurrieren. Konkurrenz kann in dem Versuch 732 bestehen, immer mehr zu erreichen, zu übertreffen, was andere getan 733 haben. Es gab beispielsweise in früheren Zeiten eine Konkurrenz im Bereich 734 der Programmiersprache-Assistenten ‑ es war eine Konkurrenz, 735 den Rechner zu den erstaunlichsten Dingen zu bringen oder das kürzeste oder 736 schnellste Programm, das eine bestimmte Aufgabe erfüllt, zu schreiben. Von 737 dieser Art von Konkurrenz kann jeder profitieren, vorausgesetzt dass das 738 Prinzip der Fairness gewahrt bleibt.</p> 739 <p> 740 Konstruktive Konkurrenz ist genügend Konkurrenz, um die Leute zu großem 741 Einsatz zu motivieren. Einige Leute konkurrieren darin, der Erste zu sein, 742 der alle Länder der Erde besucht hat. Einige geben sogar ein Vermögen dafür 743 aus ‑ aber sie bestechen keine Schiffskapitäne, um ihre 744 Rivalen auf einsamen Inseln stranden zu lassen. Sie sind sich darin einig, 745 dass der Beste gewinnen sollte.</p> 746 <p> 747 Konkurrenz wird zum Kampf, wenn die Konkurrenten versuchen sich gegenseitig 748 zu behindern, anstatt sich selbst zu verbessern ‑ wenn statt 749 „lasst den Besten gewinnen“ gilt: „Lasst mich gewinnen, ob gut oder nicht.“ 750 Proprietäre Software ist schädlich, nicht weil sie eine Form von Konkurrenz 751 ist, sondern weil sie eine Form des Kampfes unter den Bürgern unserer 752 Gesellschaft ist.</p> 753 <p> 754 Konkurrenz in der Geschäftswelt ist nicht notwendigerweise Kampf. Wenn zum 755 Beispiel zwei Lebensmittelläden konkurrieren, dann legen sie ihren ganzen 756 Einsatz in die Verbesserung ihrer Abläufe und Waren und nicht in die 757 Sabotage des Rivalen. Darin zeigt sich aber keine besondere Neigung zur 758 Wirtschaftsethik ‑ es gibt hier einfach wenig Raum für einen 759 Kampf, abgesehen von physischer Gewalt. Nicht alle Bereiche des 760 Wirtschaftslebens teilen diese Eigenschaft. Das Zurückhalten von 761 Informationen, die anderen helfen könnten, ist auch eine Form von Kampf.</p> 762 <p> 763 Die Ideologie der Wirtschaft bereitet nicht darauf vor der Versuchung zu 764 widerstehen, die Konkurrenz zu bekämpfen. Einige Formen des Kampfes wurden 765 durch Kartellrecht, Wahrheit im Werberecht usw. gebannt, aber anstatt das zu 766 verallgemeinern zu einer prinzipiellen Zurückweisung des Kampfes generell, 767 erfinden Verantwortliche neue Formen des Kampfes, die nicht speziell 768 verboten sind. Gesellschaftliche Ressourcen werden in diesem ökonomischen 769 Äquivalent von parteigeistigen Bürgerkrieg verschleudert.</p> 770 771 <h3 id="communism">„Warum ziehst Du nicht nach Russland?“</h3> 772 <p> 773 Jeder, der sich in den Vereinigten Staaten für etwas anderes als die 774 extremste Form von Laissez-faire-Egoismus einsetzt, hat diese Anklage schon 775 oft gehört. Sie wird beispielsweise gegen die Befürworter eines nationalen 776 Gesundheitssystems gerichtet, wie man es in jedem anderen Industrienationen 777 der freien Welt finden kann. Sie wird auch denen entgegengehalten, die sich 778 für die öffentliche Unterstützung der Kunst einsetzen, was ebenfalls in 779 entwickelten Nationen selbstverständlich ist. Die Idee, dass die Bürger eine 780 Verpflichtung gegenüber dem Gemeinwohl haben, wird in den USA mit 781 Kommunismus gleichgesetzt. Aber wie ähnlich sind diese Ideen wirklich?</p> 782 <p> 783 Kommunismus, wie er in der Sowjetunion praktiziert wurde, war ein System der 784 zentralen Kontrolle, in dem jede Aktivität, angeblich zugunsten des 785 Gemeinwohls, tatsächlich aber für den Vorteil der Mitglieder der 786 kommunistischen Partei, bevormundet wurde. Kopiergeräte wurden streng 787 überwacht, um illegales Kopieren zu verhindern.</p> 788 <p> 789 Das amerikanische System des Software-Urheberrechts übt eine zentrale 790 Kontrolle über die Verbreitung eines Programms aus und überwacht das 791 Kopierequipment durch automatische Kopierschutz-Mechanismen, um illegales 792 Kopieren zu verhindern.</p> 793 <p> 794 Im Gegensatz dazu setze ich mich für ein System ein, in dem die Leute frei 795 über ihr Handeln entscheiden können; und insbesondere die Freiheiten haben, 796 ihren Nächsten zu helfen und die Dienstprogramme, die sie in ihrem täglichen 797 Leben benutzen, zu ändern und zu verbessern. Ein System, das auf 798 freiwilliger Zusammenarbeit und Dezentralisierung beruht.</p> 799 <p> 800 Wenn wir also Standpunkte in Bezug auf Ähnlichkeiten zum russischen 801 Kommunismus beurteilen sollen, sind es die Softwareeigentümer, die die 802 Kommunisten sind.</p> 803 804 <h3 id="premises">Eine Frage der Prämissen</h3> 805 <p> 806 Ich gehe in diesem Papier davon aus, dass ein Softwarenutzer nicht weniger 807 wichtig ist als der Autor, nicht einmal als der Arbeitgeber des Autors. Mit 808 anderen Worten haben ihre Interessen und Bedürfnisse das gleiche Gewicht, 809 wenn wir entscheiden, welcher Weg der beste ist.</p> 810 <p> 811 Diese Prämisse wird nicht allgemein akzeptiert. Viele behaupten, dass der 812 Arbeitgeber eines Autors grundsätzlich wichtiger ist als jeder andere. Sie 813 sagen zum Beispiel, dass der Zweck von Softwareeigentümern ist, dem 814 Arbeitgeber des Autors den Vorteil geben soll, den er 815 verdient ‑ ungeachtet der Folgen für die Öffentlichkeit.</p> 816 <p> 817 Es nützt nichts, diese Prämissen beweisen oder widerlegen zu wollen. Beweise 818 verlangen gemeinsame Prämissen. Somit ist das meiste von dem, was ich sage, 819 an die gerichtet, die meine Prämissen teilen oder die zumindest deren 820 Konsequenzen kennen wollen. Für diejenigen, die glauben, dass Eigentümer 821 wichtiger sind als jeder andere, ist dieses Papier schlicht belanglos.</p> 822 <p> 823 Aber warum sollte eine große Zahl Amerikaner eine Prämisse akzeptieren, die 824 bestimmte Leute über alle anderen erhebt? Teilweise wegen der Überzeugung, 825 dass diese Prämisse Teil der rechtlichen Traditionen der amerikanischen 826 Gesellschaft ist. Einige Leute meinen, dass Zweifel an der Prämisse die 827 Grundlagen der Gesellschaft herausfordert.</p> 828 <p> 829 Für diese Leute ist es wichtig zu wissen, dass diese Prämisse nicht Teil 830 unserer Rechtstradition ist. Sie war es nie.</p> 831 <p> 832 So gibt die Verfassung an, der Zweck des Urheberrechts sei „den Fortschritt 833 der Wissenschaft und der praktischen Künste zu fördern.“ Der Oberste 834 Gerichtshof hat in dieser Frage im Verfahren <em>Fox Film vs. Doyal</em> 835 ausgeführt: „Das alleinige Interesse der Vereinigten Staaten und das 836 vorrangige Ziel bei der Verleihung eines [Copyright-]Monopols bestehen in 837 den allgemeinen Vorteilen, die die Öffentlichkeit aus der Arbeit der Autoren 838 ableitet.“</p> 839 <p> 840 Wir müssen nicht mit der Verfassung oder dem Obersten Gerichtshof 841 übereinstimmen (zu einer Zeit, in der beide die Sklaverei duldeten). Deren 842 Position widerlegt nicht die Prämisse vom Eigentümervorrecht. Ich hoffe 843 aber, dass das Bewusstsein, dass es sich hier um eine ultrakonservative und 844 keineswegs traditionell anerkannten Annahme handelt, ihre Attraktivität 845 schwächen wird.</p> 846 847 <h3 id="conclusion">Schlussfolgerung</h3> 848 <p> 849 Wir mögen annehmen, dass unsere Gesellschaft Nächsten zu helfen fördert; 850 aber jedes Mal, wenn wir jemanden für Obstruktionspolitik belohnen oder sie 851 wegen des Reichtums bewundern, den sie auf diese Weise gewonnen haben, 852 bewundern, senden wir die gegenteilige Botschaft.</p> 853 <p> 854 Das Hamstern von Software ist eine Form unserer generellen Bereitschaft, das 855 Wohl der Gesellschaft für persönlichen Gewinn zu missachten. Wir können 856 diese Missachtung von Ronald Reagan bis Dick Cheney, von Exxon bis Enron, 857 von gescheiterten Banken bis zu gescheiterten Schulen verfolgen. Wir können 858 es an der Zahl der Obdachlosen und Inhaftierten messen. Der antisoziale 859 Geist nährt sich selbst, denn je mehr wir sehen, dass andere Menschen uns 860 nicht helfen werden, um so mehr scheint es sinnlos, ihnen zu helfen. So 861 verfällt die Gesellschaft in einen Dschungel.</p> 862 <p> 863 Wenn wir nicht in einem Dschungel leben wollen, müssen wir unsere Haltung 864 ändern. Wir müssen damit anfangen, das Signal zu senden, dass ein guter 865 Bürger jemand ist, der mit anderen angemessen zusammenarbeitet und nicht 866 jemand, der darin erfolgreich ist, von anderen zu nehmen. Ich hoffe, dass 867 die Freie-Software-Bewegung hierzu etwas beitragen wird: wenigsten in einem 868 Bereich werden wir den Dschungel durch ein effizienteres System ersetzen, 869 dass freiwillige Kooperation umsetzt und unterstützt.</p> 870 <div class="column-limit"></div> 871 872 <h3 id="footnotes" class="footnote">Fußnoten</h3> 873 874 <ol> 875 <li id="f1"><a href="#f2-ref">↗</a> Das Wort <em>Frei</em> in <em>Freie 876 Software</em> bezieht sich dabei auf Freiheit, nicht auf den Preis. Der 877 gezahlte Preis für ein Exemplar eines freien Programms mag möglicherweise 878 null sein, er kann aber auch gering oder (eher selten) recht hoch sein.</li> 879 880 <li id="f2"><a href="#f2-ref">↗</a> Die Probleme er Umweltverschmutzung und 881 Verkehrsstaus ändern an dieser Schlussfolgerung nichts. Wenn wir Autofahren 882 teurer machen wollen, um es unattraktiver zu machen, denn ist es nicht 883 sinnvoll dafür Mautstationen zu verwenden, welche sowohl zur 884 Umweltverschmutzung als auch zu Staus beitragen. Eine Steuer auf Benzin ist 885 viel besser. Desgleichen ist der Wunsch nach mehr Sicherheit durch 886 Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit nicht relevant; eine frei zugängliche 887 Straße verbessert die Durchschnittsgeschwindigkeit, weil Stopps und 888 Verzögerungen, unabhängig von der Höchstgeschwindigkeit, vermieden werden.</li> 889 890 <li id="f3"><a href="#f3-ref">↗</a> Man kann ein bestimmtes Programm als schädlich 891 betrachten, das deshalb auch nicht verfügbar sein sollte, wie etwa der Lotus 892 Marketplace-Datenbank mit personenbezogenen Informationen, die aufgrund 893 öffentlicher Missbilligung aus dem Verkauf genommen wurde. Das meiste, was 894 ich sage, ist nicht auf diesen Fall anwendbar, aber es macht auch wenig 895 Sinn, für einen Softwareeigentümer mit der Begründung, dass der Eigentümer 896 es weniger verfügbar machen wird, zu argumentieren. Der Eigentümer wird es 897 nicht <em>völlig</em> unzugänglich machen, wie man es sich bei einem 898 Programm wünschen würde, dessen Verwendung als destruktiv angesehen wird.</li> 899 </ol> 900 901 <hr class="no-display" /> 902 <div class="edu-note c"><p id="fsfs">Dieser Aufsatz wurde englischsprachig in <cite><a 903 href="//shop.fsf.org/product/free-software-free-society/" xml:lang="en" 904 lang="en">Free Software, Free Society: The Selected Essays of Richard 905 M. Stallman</a></cite> veröffentlicht.</p></div> 906 </div> 907 908 <div class="translators-notes"> 909 910 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't have notes.--> 911 </div> 912 </div> 913 914 <!-- for id="content", starts in the include above --> 915 <!--#include virtual="/server/footer.de.html" --> 916 <div id="footer" role="contentinfo"> 917 <div class="unprintable"> 918 919 <p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF & GNU an <a 920 href="mailto:gnu@gnu.org"><gnu@gnu.org></a>. Sie können auch die <a 921 href="/contact/"><span xml:lang="en" lang="en">Free Software 922 Foundation</span> kontaktieren</a>. Ungültige Verweise und andere 923 Korrekturen oder Vorschläge können an <a 924 href="mailto:webmasters@gnu.org"><webmasters@gnu.org></a> gesendet 925 werden.</p> 926 927 <p> 928 <!-- TRANSLATORS: Ignore the original text in this paragraph, 929 replace it with the translation of these two: 930 931 We work hard and do our best to provide accurate, good quality 932 translations. However, we are not exempt from imperfection. 933 Please send your comments and general suggestions in this regard 934 to <a href="mailto:web-translators@gnu.org"> 935 936 <web-translators@gnu.org></a>.</p> 937 938 <p>For information on coordinating and contributing translations of 939 our web pages, see <a 940 href="/server/standards/README.translations.html">Translations 941 README</a>. --> 942 Bei der Übersetzung dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt 943 vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen 944 werden. Sollten Sie Fehler bemerken oder Vorschläge, Kommentare oder Fragen 945 zu diesem Dokument haben, wenden Sie sich bitte an unser Übersetzungsteam <a 946 href="mailto:web-translators@gnu.org?cc=www-de-translators@gnu.org"><web-translators@gnu.org></a>.</p> 947 <p>Weitere Informationen über die Koordinierung und Einsendung von 948 Übersetzungen unserer Internetpräsenz finden Sie in der <a 949 href="/server/standards/README.translations">LIESMICH für Übersetzungen</a>.</p> 950 </div> 951 952 <!-- Regarding copyright, in general, standalone pages (as opposed to 953 files generated as part of manuals) on the GNU web server should 954 be under CC BY-ND 4.0. Please do NOT change or remove this 955 without talking with the webmasters or licensing team first. 956 Please make sure the copyright date is consistent with the 957 document. For web pages, it is ok to list just the latest year the 958 document was modified, or published. 959 960 If you wish to list earlier years, that is ok too. 961 Either "2001, 2002, 2003" or "2001-2003" are ok for specifying 962 years, as long as each year in the range is in fact a copyrightable 963 year, i.e., a year in which the document was published (including 964 being publicly visible on the web or in a revision control system). 965 966 There is more detail about copyright years in the GNU Maintainers 967 Information document, www.gnu.org/prep/maintain. --> 968 <p>Copyright © 1991, 1992, 1998, 2006, 2010, 2021 Free Software 969 Foundation, Inc.</p> 970 971 <p>Dieses Werk ist lizenziert unter einer <a rel="license" 972 href="//creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de">Creative Commons 973 Namensnennung-Keine Bearbeitungen 4.0 International</a>-Lizenz.</p> 974 975 <!--#include virtual="/server/bottom-notes.de.html" --> 976 <div class="translators-credits"> 977 978 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't want credits.--> 979 <strong>Übersetzung:</strong> Jоегg Kоhпе <a 980 href="//savannah.gnu.org/projects/www-de"><www-de></a>, 2013, 2014, 981 2017. Basiert auf einer Übersetzung von Eckart Störmer, 2004.</div> 982 983 <p class="unprintable"><!-- timestamp start --> 984 Letzte Änderung: 985 986 $Date: 2021/10/08 10:06:18 $ 987 988 <!-- timestamp end --> 989 </p> 990 </div> 991 </div> 992 <!-- for class="inner", starts in the banner include --> 993 </body> 994 </html>