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shouldbefree.html (55030B)


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     10 <title>Warum Software frei sein sollte - GNU-Projekt - Free Software Foundation</title>
     11 <style type="text/css" media="print,screen"><!--
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     14 
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     20 <!--GNUN: OUT-OF-DATE NOTICE-->
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     22 <div class="article reduced-width">
     23 <h2>Warum Software frei sein sollte</h2>
     24 
     25 <address class="byline">von <a href="//www.stallman.org/">Richard Stallman</a></address>
     26 
     27 <p  id="introduction">
     28 Die Existenz von Software wirft unvermeidlich die Frage auf, wie
     29 Entscheidungen über ihre Verwendung getroffen werden sollten. Man denke nur
     30 an jemanden, der ein Exemplar eines Programms besitzt und jemand anderes
     31 trifft, der es auch gerne haben möchte. Das Programm zu kopieren ist
     32 einfach; wer aber sollte darüber entscheiden, ob es kopiert wird? Die
     33 beteiligten Personen? Oder eine andere Partei, der so genannte „Eigentümer“?</p>
     34 <p>
     35    Softwareentwickler betrachten diese Frage gewöhnlich unter der Annahme, dass
     36 das entscheidende Kriterium der maximale Gewinn des Entwicklers ist. Die
     37 politische Macht der Wirtschaft hat die Regierung dazu gebracht, nicht nur
     38 das Entscheidungskriterium, sondern auch die Antwort der Entwickler zu
     39 übernehmen: ein Programm hat einen Eigentümer, meist ein Unternehmen, das
     40 für dessen Entwicklung zuständig ist.</p>
     41 <p>
     42    Ich möchte die selbe Frage anhand eines anderen Kriteriums betrachten: dem
     43 Wohlstand und der Freiheit aller in der Gesellschaft.</p>
     44 <p>
     45    Die Antwort kann nicht durch geltendes Recht gegeben
     46 werden&#160;&#8209;&#160;Gesetze sollten ethischen Prinzipien entsprechen,
     47 nicht anders herum. Auch die gängige Praxis kann diese Frage nicht
     48 entscheiden, wenn sie auch mögliche Antworten vorschlagen mag. Um diese
     49 Frage zu entscheiden, muss man vielmehr betrachten, wer von der Anerkennung
     50 von Software-„Eigentümern“ profitiert und wer darunter leidet, in welchem
     51 Maße und aus welchen Gründen. Mit anderen Worten: es geht um eine
     52 Kosten-Nutzen-Analyse für die Gesellschaft als Ganzes, die die individuelle
     53 Freiheit ebenso berücksichtigt wie die Produktion von Sachgütern.</p>
     54 <p>
     55    In dieser Abhandlung werde ich die Auswirkungen beschreiben, Eigentümer zu
     56 haben, und zeigen, dass die Ergebnisse schädlich sind. Meine
     57 Schlussfolgerung ist, das Programmierer die Pflicht haben, andere zu
     58 ermutigen, die Software zu teilen, weiterzuverbreiten, zu untersuchen und zu
     59 verbessern: mit anderen Worten, <a href="/philosophy/free-sw"><em>Freie
     60 Software</em></a> zu schreiben.<a href="#f1" id="f1-ref"
     61 class="transnote">(1)</a></p>
     62 
     63 <h3 id="owner-justification">Wie Eigentümer ihre Macht rechtfertigen</h3>
     64 <p>
     65    Die Profiteure des heutigen Systems von proprietärer Software untermauern
     66 ihr Recht auf Eigentum an Programmen mit zwei Argumenten: dem emotionalen
     67 Argument und dem ökonomischen Argument.</p>
     68 <p>
     69    Das emotionale Argument hört sich etwa so an: „Ich habe meine Schweiß, mein
     70 Herzblut, meine Seele in dieses Programm gesteckt. Es kommt von
     71 <em>mir</em>, deshalb ist es <em>mein</em>!“</p>
     72 <p>
     73    Dieses Argument fordert keine ernsthafte Widerlegung. Das Gefühl der
     74 emotionalen Bindung wird von Programmierern immer dann kultiviert, wenn es
     75 passt; es ist nicht unausweichlich. Man denke nur daran, wie willig der
     76 selbe Programmierer seine Rechte gegen Bezahlung an eine große Firma
     77 überträgt&#160;&#8209;&#160;mit einem Mal verschwindet die emotionale
     78 Bindung auf mysteriöse Art und Weise. Im Gegensatz dazu denke man an die
     79 großen Künstler und Handwerker des Mittelalters, die noch nicht einmal ihren
     80 Namen unter ihre Arbeit setzten. Der Name des Künstlers war für sie nicht
     81 wichtig. Von Bedeutung war einzig die vollbrachte
     82 Arbeit&#160;&#8209;&#160;und der Zweck, dem sie dienen würde. Diese
     83 Sichtweise herrschte über Jahrhunderte vor.</p>
     84 <p>
     85    Das ökonomische Argument hört sich etwa so an: „Ich möchte reich werden (oft
     86 ungenau mit ,den Lebensunterhalt sichern’ umschrieben), und wenn du mir
     87 nicht erlaubst, durch programmieren reich zu werden, dann werde ich nicht
     88 mehr programmieren. Da alle wie ich sind, wird niemand mehr
     89 programmieren. Und gänzlich ohne Programme bist du verloren.“ Diese Drohung
     90 wird oft als der freundliche Hinweis eines Weisen verschleiert.</p>
     91 <p>
     92    Ich werde später erklären, warum diese Drohung ein Bluff ist. Zuerst möchte
     93 ich eine unausgesprochene Annahme benennen, die in einer anderen
     94 Formulierung des Argumentes sichtbarer wird.</p>
     95 <p>
     96    Diese Formulierung beginnt mit dem Vergleich des sozialen Nutzens von
     97 proprietärer Software mit dem sozialen Nutzen von gar keiner Software und
     98 dann folgt die Schlussfolgerung, dass die Entwicklung von proprietärer
     99 Software im Großen und Ganzen nützlich ist und unterstützt werden
    100 sollte. Der Trugschluss ist, dass hier nur zwei Ergebnisse betrachtet werden
    101 und man annimmt, dass es keine weiteren Möglichkeiten gibt.</p>
    102 <p>
    103    In Anbetracht eines Urheberrecht-Systems für Software ist
    104 Softwareentwicklung gewöhnlich mit der Existenz eines Eigentümers verbunden,
    105 der die Verwendung der Software kontrolliert. So lange wie diese Verbindung
    106 besteht, haben wir oft nur die Wahl zwischen proprietärer und gar keiner
    107 Software. Diese Verbindung ist jedoch weder naturgegeben noch unvermeidbar;
    108 sie ist die Folge einer bestimmten gesellschaftlichen bzw. gesetzlichen
    109 Entscheidung, die wir in Frage stellen: der Entscheidung, Eigentümer zu
    110 haben. Wenn man die Wahl auf proprietäre Software oder keine Software
    111 beschränkt, weicht man der eigentlichen Frage nur aus.</p>
    112 
    113 <h3 id="against-having-owners">Das Argument gegen Eigentum an Software</h3>
    114 <p>
    115    Die relevante Frage ist: „Sollte die Entwicklung von Software mit der
    116 Anerkennung von Software-Eigentümern verbunden sein, die ihren Gebrauch
    117 beschränken können?“</p>
    118 <p>
    119    Um das zu entscheiden, müssen wir die Auswirkung beider Aktivitäten auf die
    120 Gesellschaft <em>unabhängig</em> voneinander beurteilen: die Auswirkung der
    121 Entwicklung von Software (unabhängig von ihrer Art der Verbreitung) und die
    122 Auswirkung der Beschränkung ihrer Nutzung (angenommen die Software wurde
    123 entwickelt). Wenn eine dieser Aktivitäten hilfreich und die andere schädlich
    124 ist, dann sollten wir die Verbindung von beiden Aktivitäten aufheben und nur
    125 das Hilfreiche tun.</p>
    126 <p>
    127    Anders ausgedrückt, wenn die Beschränkung der Verbreitung von bereits
    128 entwickelter Software schädlich für die Gesellschaft als Ganzes ist, dann
    129 wird ein ethischer Softwareentwickler diese Beschränkung zurückweisen.</p>
    130 <p>
    131    Um die Wirkung der Beschränkung gemeinsamer Nutzung zu ermitteln, müssen wir
    132 den Wert eines eingeschränkt verfügbaren (also proprietären) Programms mit
    133 dem Wert vergleichen, den dasselbe Programm hat, wenn es allen frei zur
    134 Verfügung steht. Das bedeutet zwei mögliche Welten zu vergleichen.</p>
    135 <p>
    136    Diese Analyse richtet sich auch gegen das simple Gegenargument, welches
    137 sagt, dass „der Nutzen für den Nächsten, dem man eine Kopie eines Programms
    138 gibt, aufgehoben wird durch den Schaden, den der Eigentümer erleidet.“
    139 Dieses Gegenargument geht davon aus, dass Schaden und Nutzen die gleiche
    140 Größenordnung haben. In dieser Analyse werden die Größenordnungen verglichen
    141 und gezeigt, dass der Nutzen viel größer ist.</p>
    142 <p>
    143    Um dieses Argument zu erhellen, können wir es in einem anderen Gebiet
    144 anwenden: Straßenbau.</p>
    145 <p>
    146    Es wäre möglich, alle Straßen durch Maut zu finanzieren. Das würde
    147 Mautstationen an jeder Straßenecke nach sich ziehen. Ein solches System
    148 würde einen enormen Anreiz für den Ausbau von Straßen liefern. Es hätte
    149 außerdem den Vorteil, dass jeder nur für die von ihm selbst genutzten
    150 Straßen zahlt. Dennoch ist eine Mautstation eine künstliche Behinderung
    151 flüssigen Fahrens&#160;&#8209;&#160;künstlich, weil sie keine Folge davon
    152 ist, wie Straßen oder Autos funktionieren.</p>
    153 <p>
    154    Vergleicht man den Nutzen freier Straßen mit dem von (ansonsten gleichen)
    155 Mautstraßen, sehen wir, dass Straßen ohne Mautgebühren billiger zu bauen,
    156 billiger zu unterhalten und sicherer und effizienter im Gebrauch sind.<a
    157 href="#f2" id="f2-ref" class="transnote">(2)</a> In armen Ländern können
    158 viele Bürger die Mautstraßen nicht benutzen. Die Straßen ohne Mautstellen
    159 sind folglich nützlicher für die Gesellschaft bei weniger Kosten; sie sind
    160 also für die Gesellschaft vorzuziehen. Deshalb sollte sich die Gesellschaft
    161 entscheiden, Straßen auf andere Weise zu finanzieren als durch
    162 Mautstationen. Die Benutzung von Straßen sollte, wenn sie einmal gebaut
    163 sind, frei sein.</p>
    164 <p>
    165    Wenn die Befürworter lediglich Mautstationen als Mittel zur Finanzierung
    166 vorschlagen, verschleiern sie die möglichen Alternativen. Mautstationen
    167 können Straßen finanzieren, aber sie bewirken noch etwas anderes: sie werten
    168 die Straße ab. Eine Mautstraße ist nicht so gut wie eine freie Straße; mehr
    169 oder technisch bessere Straßen sind vielleicht gar keine Verbesserung, wenn
    170 dabei freie Straßen durch Mautstraßen ersetzt werden.</p>
    171 <p>
    172    Natürlich kostet der Bau von freien Straßen Geld, welches die Allgemeinheit
    173 irgendwie zahlen muss. Trotzdem bedeutet das nicht, dass Mautstationen
    174 unvermeidbar sind. Wir, die so oder so zahlen müssen, erhalten mehr für
    175 unser Geld, wenn wir für freie Straßen zahlen.</p>
    176 <p>
    177    Ich sage nicht, dass eine Mautstraße schlechter als überhaupt keine Straße
    178 ist. Das wäre nur dann wahr, wenn die Maut so hoch wäre, dass kaum jemand
    179 sie zahlen könnte&#160;&#8209;&#160;doch das wäre eine wenig plausible
    180 Politik für einen Mautbetreiber. So lange Mautstationen Verschwendung und
    181 Unannehmlichkeiten verursachen, ist es jedenfalls besser, Straßen auf eine
    182 weniger hinderliche Art zu finanzieren.</p>
    183 <p>
    184    Um dieses Argument auf die Softwareentwicklung zu übertragen, werde ich
    185 jetzt zeigen, dass „Mautstationen“ für nützliche Software die Gesellschaft
    186 teuer zu stehen kommen: sie machen die Entwicklung von Programmen teurer,
    187 ihren Vertrieb teurer, und ihren Gebrauch weniger zufriedenstellend und
    188 effizient. Daraus folgt, dass Softwareentwicklung auf andere Art gefördert
    189 werden sollte. Anschließend werde ich andere Methoden der Förderung und
    190 (soweit tatsächlich notwendig) Finanzierung von Softwareentwicklung zu
    191 zeigen.</p>
    192 
    193 <h4 id="harm-done">Der Schaden durch das Beschränken von Software</h4>
    194 <p>
    195    Nehmen wir einmal an, dass ein Programm entwickelt wurde und alle nötigen
    196 Zahlungen für seine Entwicklung geleistet wurden; jetzt muss die
    197 Gesellschaft entscheiden, ob sie es zum Eigentum erklären oder freies Teilen
    198 und Verwenden erlauben will. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Existenz des
    199 Programmes und seine Verfügbarkeit nützlich sind.<a href="#f3" id="f3-ref"
    200 class="transnote">(3)</a></p>
    201 <p>
    202    Beschränkungen der Verbreitung und Veränderung von Programmen werden ihren
    203 Gebrauch nicht erleichtern. Sie können nur stören. Also kann die Wirkung nur
    204 negativ sein. Aber wie sehr? Und auf welche Weise?</p>
    205 <p>
    206    Drei verschiedene Ebenen materiellen Schadens ergeben sich aus dieser
    207 Behinderung:</p>
    208 
    209 <ul>
    210 <li>Weniger Menschen benutzen das Programm.</li>
    211 
    212 <li>Kein Nutzer kann das Programm anpassen oder Fehler beheben.</li>
    213 
    214 <li>Andere Programmierer können nicht aus dem Programm lernen oder ihre Arbeit
    215 auf ihm aufbauen.</li>
    216 </ul>
    217 
    218 <p>
    219    Jede Ebene materiellen Schadens hat als Begleiterscheinung Formen
    220 psychosozialen Schadens. Dieser bezieht sich auf die Auswirkungen, die
    221 Entscheidungen von Menschen auf ihre Gefühle, Haltungen und Neigungen
    222 haben. Diese Veränderungen des Denkens haben wiederum Auswirkungen auf die
    223 Beziehungen zu ihren Mitbürgern und unter Umständen auch materielle Folgen.</p>
    224 <p>
    225    Die drei Ebenen materiellen Schadens verschwenden einen Teil des Wertes, den
    226 das Programm beitragen könnte, ohne ihn jedoch auf Null zu reduzieren. Wenn
    227 sie fast den gesamten Wert des Programms verschwenden, dann schädigt das
    228 Schreiben des Programms die Gesellschaft höchstens durch die Mühe, die für
    229 das Schreiben des Programms notwendig war. Naheliegenderweise muss ein
    230 Programm, dass profitabel verkauft werden soll, unterm Strich einen direkten
    231 materiellen Vorteil bieten.</p>
    232 <p>
    233    Wenn man jedoch auch die psychosozialen Begleiterscheinungen berücksichtigt,
    234 dann gibt es keine Grenze für den Schaden, den proprietäre
    235 Softwareentwicklung anrichten kann.</p>
    236 
    237 <h4 id="obstructing-use">Behinderung der Programmnutzung</h4>
    238 <p>
    239    Die erste Ebene des Schadens behindert den einfachen Gebrauch eines
    240 Programms. Eine Kopie eines Programms kostet praktisch nichts (und man trägt
    241 diese Kosten selbst, wenn man das Programm kopiert), in einem freien Markt
    242 würde es also fast nichts kosten. Eine Lizenzgebühr hält viele Nutzer davon
    243 ab, ein Programm zu verwenden. Wenn ein allgemein nützliches Programm
    244 proprietär ist, werden weit weniger Menschen es verwenden.</p>
    245 <p>
    246    Man kann leicht zeigen, dass der Gesamtnutzen eines Programms für die
    247 Gesellschaft durch die Übertragung an einen Eigentümer reduziert wird. Jeder
    248 potentielle Nutzer des Programms, der mit der Notwendigkeit zu zahlen
    249 konfrontiert wird, wird sich entweder entscheiden zu zahlen oder
    250 möglicherweise auf die Nutzung des Programms verzichten. Wenn der Nutzer
    251 sich für das Bezahlen entscheidet, beteiligt er sich an einen
    252 Nullsummentransfer von Wohlstand zwischen zwei Parteien. Aber wenn jemand
    253 entscheidet auf das Programm zu verzichten, dann schädigt er sich selbst,
    254 ohne dass jemand einen Vorteil davon hätte. Die Summe von negativen Beträgen
    255 und Null muss negativ sein.</p>
    256 <p>
    257    Aber das verringert nicht die Menge an Arbeit, die benötigt wurde, um das
    258 Programm zu <em>entwickeln</em>. Dadurch wird die Effektivität des gesamten
    259 Vorganges gemessen in Nutzerzufriedenheit pro Stunde Arbeit verringert.</p>
    260 <p>
    261    Das widerspiegelt einen entscheidenden Unterschied zwischen Kopien von
    262 Programmen und Autos, Stühlen oder belegte Brötchen. Es gibt keine
    263 Kopiermaschine für materielle Gegenstände außerhalb der Science
    264 Fiction. Programme sind dagegen leicht zu kopieren; jeder kann so viele
    265 Kopien produzieren wie gewünscht, mit sehr wenig Aufwand. Das trifft nicht
    266 auf Gegenstände zu, denn Materie bleibt erhalten: jedes weitere Exemplar
    267 muss aus Rohstoffen ebenso zusammengebaut werden wie das erste.</p>
    268 <p>
    269    Bei materiellen Objekten macht eine Abschreckung vor der Benutzung Sinn,
    270 weil weniger Gegenstände zu kaufen auch bedeutet, dass weniger Rohstoffe und
    271 Arbeit gebraucht werden, um sie herzustellen. Es stimmt, dass es gewöhnlich
    272 auch Anfangs- und Entwicklungskosten gibt, die über die ganze Produktion
    273 verteilt werden. Aber so lange wie die Kosten des Duplizierens bedeutsam
    274 sind, bedeutet das Hinzufügen von Entwicklungskosten keinen qualitativen
    275 Unterschied. Und es erfordert keine Einschränkung der Freiheit des normalen
    276 Nutzers.</p>
    277 <p>
    278    Dagegen ist das Auferlegen eines Preises für etwas, das ansonsten kostenfrei
    279 ist, ein qualitativer Unterschied. Eine zentral auferlegte Gebühr auf die
    280 Softwareverbreitung wird ein mächtiges Abschreckungsmittel.</p>
    281 <p>
    282    Zudem ist die zentrale Produktion, wie sie jetzt praktiziert wird, selbst
    283 als Mittel zur Verbreitung von Softwarekopien ineffizient. Dieses System
    284 beinhaltet das Einpacken physikalischer Disketten oder Bänder in
    285 überflüssige Verpackungen, das Verschiffen einer großen Anzahl davon rund um
    286 die Welt und ihre Lagerung für den Verkauf. Diese Kosten werden als Spesen
    287 des Handels präsentiert; in Wahrheit sind sie Teil einer Verschwendung, die
    288 dadurch verursacht ist, dass es Eigentümer gibt.</p>
    289 
    290 <h4 id="damaging-social-cohesion">Beschädigung des sozialen Zusammenhalts</h4>
    291 <p>
    292    Angenommen Sie und Ihre Nächste oder Ihr Nächster finden ein bestimmtes
    293 Programm nützlich. In ethischer Sorge um Ihre Nächste oder Ihren Nächsten
    294 sollten Sie meinen, dass ein ordentlicher Umgang mit der Situation Ihnen
    295 beiden die Nutzung ermöglichen wird. Ein Vorschlag nur einem von Ihnen die
    296 Nutzung zu erlauben, und den anderen leer ausgehen zu lassen, ist
    297 entzweiend; weder Sie noch Ihre Nächste oder Ihr Nächster sollten ihn für
    298 akzeptabel halten.</p>
    299 <p>
    300    Wer eine typische Softwarelizenz unterzeichnet, begeht Verrat an seinem
    301 Nächsten: „Ich verspreche meinem Nachbarn das Programm vorzuenthalten, so
    302 dass ich eine Kopie für mich selbst haben kann.“ Leute die solche
    303 Entscheidungen fällen, fühlen inneren psychologischen Druck, sie zu
    304 rechtfertigen, indem sie die Wichtigkeit, ihren Nachbarn zu helfen
    305 herunterspielen&#160;&#8209;&#160;folglich leidet der Gemeinsinn. Dieser
    306 psychosoziale Schaden ist verbunden mit dem materiellen Schaden der dadurch
    307 entsteht, dass man von der Nutzung des Programms abgehalten wird.</p>
    308 <p>
    309    Viele Nutzer erkennen unbewusst, dass es falsch ist, das Teilen zu
    310 verweigern und entscheiden sich deshalb dafür, die Lizenzen und Gesetze
    311 nicht zu beachten und die Programme trotzdem zu teilen. Aber oft fühlen sie
    312 sich deswegen schuldig. Sie wissen, dass sie das Gesetz brechen müssen, um
    313 ein guter Nächster zu sein, aber sie betrachten dennoch das Gesetz als
    314 maßgebend und schließen daraus, dass ein guter Nächster zu sein (was sie
    315 sind) unanständig oder schimpflich ist. Das ist auch eine Art von
    316 psychosozialem Schaden, dem man aber entkommen kann, indem man sich
    317 entscheidet, diesen Gesetze und Lizenzen keine moralische Kraft
    318 zuzusprechen.</p>
    319 <p>
    320    Auch Programmierer erleiden psychosozialen Schaden, weil sie wissen, dass
    321 viele Nutzer ihre Arbeit nicht verwenden können. Das führt zu einer Haltung
    322 des Zynismus oder der Verleugnung. Ein Programmierer mag voller Enthusiasmus
    323 beschreiben, was er an seiner Arbeit technisch toll findet, aber wenn er
    324 gefragt wird: „Werde ich sie verwenden dürfen?“, macht er ein langes Gesicht
    325 und muss zugeben, dass die Antwort nein ist. Um diese Gefühle der
    326 Entmutigung zu vermeiden, ignoriert er entweder dieses Faktum die meiste
    327 Zeit oder er nimmt einen zynischen Standpunkt an, um dessen Bedeutung zu
    328 verringern.</p>
    329 <p>
    330    Seit den Zeiten von Reagan ist der größte Mangel der Vereinigten Staaten
    331 nicht technische Innovation, sondern der Wille, gemeinsam für das Gemeinwohl
    332 zu arbeiten. Es macht keinen Sinn, ersteres auf Kosten des letzteren zu
    333 fördern.</p>
    334 
    335 <h4 id="custom-adaptation">Programme können nicht nach Bedarf angepasst werden</h4>
    336 <p>
    337    Die zweite Ebene materiellen Schadens wird durch die Unfähigkeit, Programme
    338 anzupassen verursacht. Einer der großen Vorteile von Software gegenüber
    339 älteren Technologien ist, dass sie so leicht verändert werden kann. Aber die
    340 meiste verfügbare kommerzielle Software ist nicht für Veränderungen
    341 verfügbar, noch nicht einmal nach dem Kauf. Du musst sie nehmen wie sie ist
    342 oder ganz darauf verzichten; sie ist nur als eine Blackbox
    343 verfügbar&#160;&#8209;&#160;das ist alles.</p>
    344 <p>
    345    Ein ausführbares Programm besteht aus einer Serie von Zahlen deren Bedeutung
    346 unverständlich ist. Niemand, nicht einmal ein guter Programmierer, kann
    347 einfach die Zahlen ändern, so dass das Programm etwas anderes tut.</p>
    348 <p>
    349    Programmierer arbeiten normalerweise mit dem <em>Quellcode</em> eines
    350 Programms, der in einer Programmiersprache wie Fortran oder C geschrieben
    351 ist. Dieser enthält Worte, die die verwendeten Daten und die Teile des
    352 Programms benennen und er beschreibt Operationen durch Symbole wie
    353 <code>+</code> für die Addition und <code>-</code> für die Subtraktion. Er
    354 ist so aufgebaut, dass dem Programmierer das Lesen und Verändern des
    355 Programms erleichtert wird. Hier ist das Beispiel eines Programms, das die
    356 Distanz zwischen zwei Punkten in der Ebene berechnet:</p>
    357 
    358 <pre>
    359      float
    360      distance (p0, p1)
    361           struct point p0, p1;
    362      {
    363        float xdist = p1.x - p0.x;
    364        float ydist = p1.y - p0.y;
    365        return sqrt (xdist * xdist + ydist * ydist);
    366      }
    367 </pre>
    368 <p>
    369    Was dieser Quellcode genau bedeutet, ist nicht der Punk; der Punkt ist, dass
    370 es wie Algebra aussieht und eine Person, die diese Programmiersprache kennt,
    371 wird sie aussagekräftig und klar finden. Im Gegensatz dazu ist hier dasselbe
    372 Programm in ausführbarer Form, auf dem Rechner, den ich normalerweise
    373 verwendete, als ich dies schrieb:
    374 </p>
    375 
    376 <pre>
    377      1314258944      -232267772      -231844864      1634862
    378      1411907592      -231844736      2159150         1420296208
    379      -234880989      -234879837      -234879966      -232295424
    380      1644167167      -3214848        1090581031      1962942495
    381      572518958       -803143692      1314803317
    382 </pre>
    383 
    384 <p>
    385    Quellcode ist (zumindest potentiell) für jeden Nutzer eines Programms
    386 nützlich. Den meisten Nutzern ist es aber nicht erlaubt, eine Kopie des
    387 Quellcodes zu haben. Der Quellcode eines proprietären Programms ist
    388 normalerweise ein Geheimnis des Eigentümers, damit niemand anders aus dem
    389 Programm lernt. Die Nutzer erhalten nur die Dateien aus unverständlichen
    390 Zahlen, die der Rechner ausführen kann. Das bedeutet, dass das Programm nur
    391 vom Eigentümer geändert werden kann.</p>
    392 <p>
    393    Eine Bekannte erzählte mir einmal, dass sie sechs Monate als Programmiererin
    394 für eine Bank arbeitete, um ein Programm zu schreiben, das es so ähnlich als
    395 kommerzielles Programm bereits gab. Sie ging davon aus, dass sie das
    396 Programm leicht an ihre Bedürfnisse hätte anpassen können, wenn sie den
    397 Quellcode bekommen hätte. Die Bank war durchaus bereit, dafür zu bezahlen,
    398 aber es wurde ihr nicht erlaubt&#160;&#8209;&#160;der Quellcode war
    399 geheim. So musste sie sechs Monate zusätzlich daran arbeiten, was zwar das
    400 Bruttosozialprodukt erhöhte, aber tatsächlich Verschwendung war.</p>
    401 <p>
    402    Das <span xml:lang="en" lang="en">Artificial Intelligence Lab</span> (AI
    403 Lab) des <span xml:lang="en" lang="en">Massachusetts Institute of
    404 Technology</span> (MIT) erhielt ca. 1977 als Geschenk einen Grafikdrucker
    405 von Xerox. Er lief mit freier Software, der wir viele praktische Funktionen
    406 hinzufügten. Zum Beispiel informierte der Drucker den Nutzer in dem Moment,
    407 in dem der Auftrag fertig war. Wann immer der Drucker Probleme wie
    408 Papierstau hatte oder das Papier alle war, wurden alle Nutzer, die gerade
    409 einen Druckauftrag geschickt hatten, darüber informiert. Diese Funktion
    410 ermöglichte einen flüssigen Arbeitsablauf.</p>
    411 <p>
    412    Später gab Xerox dem AI Lab einen neueren, schnelleren Drucker, einen der
    413 ersten Laserdrucker. Dieser wurde von proprietärer Software gesteuert, die
    414 auf einem separaten Rechner lief, so dass wir die von uns gewünschten
    415 Funktionen nicht mehr einfügen konnten. Wir konnten ihn dazu bringen, dass
    416 er eine Nachricht schickte, wenn der Auftrag an den Rechner übergeben wurde,
    417 aber nicht, wenn er wirklich gedruckt wurde (und das dauerte oft recht
    418 lange). Es gab keine Möglichkeit herauszufinden, wann der Auftrag gedruckt
    419 wurde, man konnte nur vermuten. Und da niemand informiert wurde, wenn es
    420 einen Papierstau gab, dauerte es oft eine Stunde, bis die Störung bemerkt
    421 und behoben werden konnte.</p>
    422 <p>
    423    Die Systemprogrammierer des AI Lab wären durchaus in der Lage gewesen, diese
    424 Probleme zu beheben, vermutlich genauso gut wie die Autoren des
    425 Programms. Xerox war aber daran nicht interessiert und entschied sich, uns
    426 daran zu hindern, so dass wir die Fehler hinnehmen müssten. Sie wurden nie
    427 behoben.</p>
    428 <p>
    429    Die meisten guten Programmierer haben solche frustrierenden Situationen
    430 erlebt. Die erwähnte Bank konnte es sich leisten, ein von Grund auf neues
    431 Programm schreiben zu lassen, aber ein gewöhnlicher Nutzer, egal wie gut
    432 ausgebildet, kann nur aufgeben.</p>
    433 <p>
    434    Aufgeben verursacht psychosozialen Schaden&#160;&#8209;&#160;am Gefühl der
    435 Eigenständigkeit. Es ist demoralisierend in einem Haus zu leben, das man
    436 nicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Das führt zu Resignation und
    437 Entmutigung, die sich auf andere Aspekte des Lebens ausbreiten
    438 kann. Menschen, denen es so geht, sind unglücklich und machen keine gute
    439 Arbeit.</p>
    440 <p>
    441    Man stelle sich vor, Rezepte würden auf die gleiche Art und Weise wie
    442 Software gehamstert werden. Man könnte <ins>beispielsweise</ins> fragen:
    443 „Wie kann ich das Rezept ändern, um das Salz rauszunehmen?“ Und der
    444 großartige Chefkoch würde antworten: „Wie können Sie es wagen, mein Rezept,
    445 das Kind meines Geistes und Gaumens so zu beleidigen, indem Sie daran
    446 herumpfuschen wollen? Sie haben nicht das Recht meine Rezeptur zu ändern und
    447 zu versuchen sie zu verbessern!“</p>
    448 <p>
    449    „Mein Arzt hat aber gesagt, ich solle Salz vermeiden. Was soll ich machen?
    450 Würden Sie das Salz für mich rausnehmen?“</p>
    451 <p>
    452    „Ich würde das gerne tun; meine Gebühr beträgt nur 50.000 US-Dollar.“ (Da
    453 der Eigentümer ein Monopol auf Änderungen hat, ist die Gebühr tendenziell
    454 recht hoch.) „Allerdings habe ich momentan keine Zeit. Ich bin mit einem
    455 Auftrag für ein neues Rezept für Schiffszwieback für die Marine
    456 beschäftigt. Sie werden in etwa zwei Jahren an der Reihe sein.“</p>
    457 
    458 <h4 id="software-development">Behinderung bei der Softwareentwicklung</h4>
    459 <p>
    460    Die dritte Ebene materiellen Schadens betrifft die Entwicklung von
    461 Software. Softwareentwicklung ist gewöhnlich ein evolutionärer Prozess, in
    462 dem eine Person ein existierendes Programm nimmt und Teile daraus für neue
    463 Funktionen umschreibt, und dann werden andere Personen Teile umschreiben, um
    464 andere Funktionen hinzuzufügen; in manchen Fällen hielt dies über einen
    465 Zeitraum von 20 Jahren an. Inzwischen werden Teile des Programms
    466 „ausgeschlachtet“, um den Anfang für andere Programme zu schaffen.</p>
    467 <p>
    468    Die Existenz von Eigentümern verhindert diese Form der Evolution. Sie führt
    469 dazu, dass man immer wieder von vorn anfangen muss, wenn man ein Programm
    470 entwickelt. Anfänger können existierende Programme nicht untersuchen, um zu
    471 lernen, welche nützlichen Techniken es gibt oder wie große Programme
    472 strukturiert werden können.</p>
    473 <p>
    474    Eigentümer behindern auch die Ausbildung. Ich habe intelligente Studenten
    475 der Informatik getroffen, die noch nie den Quellcode eines großen Programms
    476 gesehen haben. Sie mögen gute kleine Programme schreiben können, aber sie
    477 werden nicht die Techniken lernen, die man für große braucht, wenn sie nicht
    478 sehen können, wie andere es machten.</p>
    479 <p>
    480    In jedem intellektuellen Bereich kann man auf den Schultern anderer größere
    481 Höhen erreichen. Aber das ist im Bereich der Software nicht mehr generell
    482 erlaubt&#160;&#8209;&#160;man kann nur noch auf den Schultern der anderen
    483 Menschen <em>in der selben Firma</em> stehen.</p>
    484 <p>
    485    Der damit verbundene psychosoziale Schaden beeinflusst den Geist der
    486 wissenschaftlichen Kooperation, der früher so stark war, dass sogar
    487 Wissenschaftler zusammenarbeiteten, deren Länder gegeneinander Krieg
    488 führten. In diesem Geist haben japanische Ozeanographen, ihr Laboratorium
    489 auf einer Insel im Pazifik aufgegeben, sorgfältig ihre Arbeit für die
    490 heranrückende US-Marine gesichert und hinterließen eine Nachricht, doch
    491 bitte auf alles gut zu achten.</p>
    492 <p>
    493    Der Kampf um Profit hat zerstört, was selbst von Kriegen verschont
    494 blieb. Heutige Wissenschaftler aus vielen Bereichen publizieren nicht mehr
    495 alles, was anderen erlauben würde, die Experimente zu wiederholen. Sie
    496 publizieren gerade so viel, um die Leser staunen zu lassen, zu was sie in
    497 der Lage sind. In der Informatik ist dies zweifellos der Fall, da die
    498 Quellcodes der Programme meist geheim gehalten werden.</p>
    499 
    500 <h4 id="does-not-matter-how">Es spielt keine Rolle, wie die gemeinsame Nutzung beschränkt wird</h4>
    501 <p>
    502    Ich habe beschrieben, was passiert, wenn man die Leute daran hindert ein
    503 Programm zu kopieren, zu ändern und darauf aufzubauen. Ich habe nicht
    504 angegeben, wie dies verhindert wird, weil das für die Schlussfolgerung keine
    505 Bedeutung hat. Ob es durch Kopierschutz, Urheberrecht, Lizenzen,
    506 Verschlüsselung, ROM-Karten oder Hardware-Seriennummern zum Einsatz kommt,
    507 spielt keine Rolle, wenn es gelingt die Nutzung erfolgreich zu verhindern,
    508 fügt es Schaden zu.</p>
    509 <p>
    510    Einige Methoden sind bei den Nutzern unbeliebter als andere. Ich denke, dass
    511 die Methoden am meisten gehasst werden, die ihr Ziel erreichen.</p>
    512 
    513 <h4 id="should-be-free">Software sollte frei sein</h4>
    514 <p>
    515    Ich habe gezeigt, warum Eigentum an Programmen&#160;&#8209;&#160;die Macht,
    516 Änderungen und das Kopieren zu beschränken&#160;&#8209;&#160;kontraproduktiv
    517 ist. Seine negativen Wirkungen sind weitreichend und bedeutend. Daraus
    518 folgt, dass die Gesellschaft keine Eigentümer für Programme haben sollte.</p>
    519 <p>
    520    Anders gesagt: Was die Gesellschaft braucht, ist <em>freie</em>
    521 Software. Proprietäre Software ist nur ein schlechter Ersatz. Wenn wir das
    522 erreichen wollen, was wir brauchen, dann sollten wir diesen Ersatz nicht
    523 fördern.</p>
    524 <p>
    525    Vaclav Havel hat uns geraten: “Arbeite für etwas, weil es gut ist und nicht
    526 nur weil es eine Chance gibt, damit Erfolg zu haben.” Wer Geschäfte mit
    527 proprietärer Software macht, hat Chancen, damit Erfolg zu haben im engen
    528 Sinn, aber es ist nicht das, was für die Gesellschaft gut ist.</p>
    529 
    530 <h3 id="why-develop">Warum Leute Software entwickeln</h3>
    531 <p>
    532    Wenn man das Copyright als Ermunterung zur Softwareentwicklung beseitigt,
    533 wird zunächst weniger Software entwickelt werden, aber diese Software wird
    534 nützlicher sein. Es ist nicht sicher, ob die Nutzerzufriedenheit insgesamt
    535 geringer ausfallen wird. Aber, wenn es so sein sollte oder wenn wir die
    536 Zufriedenheit generell steigern wollen, dann gibt es andere Wege, die
    537 Entwicklung guter Software zu fördern&#160;&#8209;&#160;wie es auch andere
    538 Wege außer Mautstationen gibt, um Straßen zu finanzieren. Bevor ich darüber
    539 spreche, wie das getan werden kann, möchte ich zuerst die Frage stellen, wie
    540 viel künstliche Ermutigung tatsächlich notwendig ist.</p>
    541 
    542 <h4 id="fun">Programmieren macht Spaß</h4>
    543 <p>
    544    Es gibt einige Arbeiten, die wenige verrichten würden, ohne Geld dafür zu
    545 bekommen, Straßenbau zum Beispiel. Es gibt aber auch Bereiche des Studiums
    546 und der Kunst, mit denen man kaum reich werden kann und denen sich Menschen
    547 zuwenden, weil sie fasziniert davon sind oder den Wert für die Gesellschaft
    548 sehen. Beispiele sind die mathematische Logik, klassische Musik und
    549 Archäologie oder die politische Organisation von Arbeitnehmern. Leute
    550 konkurrieren, mehr betrübt als erbittert, um die wenigen bezahlten
    551 Positionen, von denen keine wirklich gut bezahlt ist. Manche zahlen sogar
    552 für die Möglichkeit, in diesem Bereich zu arbeiten, wenn sie es sich leisten
    553 können.</p>
    554 <p>
    555    So ein Bereich kann sich über Nacht verwandeln, wenn sich die Gelegenheit
    556 eröffnet, damit reich zu werden. Wenn ein Beschäftigter reich wird, wollen
    557 andere die gleiche Möglichkeit haben. Bald werden alle große Summen für eine
    558 Arbeit verlangen, die sie bisher aus Vergnügen taten. Einige Jahre später
    559 werden alle, die mit diesem Bereich zu tun haben, die Idee, die Arbeit
    560 könnte auch ohne große finanzielle Erträge getan werden, für absurd
    561 halten. Sie werden den Sozialplanern raten, diese finanziellen Erträge
    562 sicherzustellen, indem spezielle Privilegien, Befugnisse und Monopole
    563 festgeschrieben werden, die dafür notwendig sind.</p>
    564 <p>
    565    Diese Änderung geschah im Bereich Programmierung in den 1980ern. In den
    566 1970ern gab es Artikel über „Rechnersucht“: Nutzer hatten sich angewöhnt,
    567 „ständig online am Rechner zu hängen“ und gaben dafür hunderte Dollar pro
    568 Woche aus. Es war bekannt, dass die Leute häufig das Programmieren so sehr
    569 liebten, dass sie dafür auch das Zerbrechen ihrer Ehe in Kauf nehmen
    570 würden. Heute geht man dagegen allgemein davon aus, dass niemand
    571 programmieren würde, ohne dafür gut bezahlt zu werden. Die Leute haben
    572 vergessen, was sie damals noch wussten.</p>
    573 <p>
    574    Wenn es zu einem bestimmten Zeitpunkt als richtig erscheint, dass die
    575 meisten Leute in einem bestimmten Bereich nur für eine hohe Bezahlung
    576 arbeiten, muss das nicht so bleiben. Die Dynamik der Wandels kann auch in
    577 umgekehrter Richtung laufen, sofern die Gesellschaft den Anstoß dazu
    578 gibt. Wenn wir die Möglichkeit des großem Reichtums wegnehmen, dann werden
    579 die Leute nach einer Weile ihre Einstellung geändert haben und werden wieder
    580 eifrig aus Spaß an der Sache in ihrem Bereich arbeiten.</p>
    581 <p>
    582    Die Frage „Wie können wir Programmierer bezahlen?“ wird leichter zu
    583 beantworten, wenn wir uns klarmachen, dass es nicht darum geht, ihnen ein
    584 Vermögen zu zahlen, sondern lediglich ihren Lebensunterhalt zu sichern, was
    585 einfacher ist.</p>
    586 
    587 <h4 id="funding">Finanzierung freier Software</h4>
    588 <p>
    589    Institutionen, die Programmierer bezahlen, müssen nicht unbedingt
    590 Softwarefirmen sein. Es gibt bereits viele andere Institutionen, die das tun
    591 können.</p>
    592 <p>
    593    Hardware-Hersteller legen viel Wert auf Softwareentwicklung, auch wenn sie
    594 die Nutzung der Software nicht kontrollieren können. 1970 war die meiste
    595 ihrer Software frei, weil sie nicht darüber nachdachten, dass man sie auch
    596 beschränken könnte. Heute zeigt ihre wachsende Bereitschaft, sich Konsortien
    597 anzuschließen, dass sie realisieren, dass das Eigentumsrecht an der Software
    598 nicht das ist, was für sie wirklich wichtig ist.</p>
    599 <p>
    600    Universitäten führen viele Programmierprojekte durch. Heute verkaufen sie
    601 die Ergebnisse häufig, aber in den 1970ern taten sie es nicht. Gibt es einen
    602 Zweifel, dass Universitäten freie Software produzieren würden, wenn ihnen
    603 nicht erlaubt wäre, die Software zu verkaufen? Diese Projekte könnten durch
    604 die gleichen staatlichen Verträge und Gelder unterstützt werden, mit denen
    605 heute die Entwicklung von proprietärer Software unterstützt wird.</p>
    606 <p>
    607    Heute ist es üblich, dass Forscher an Universitäten Gelder erhalten, um ein
    608 System fast bis zur Vollendung zu entwickeln und es dann als „abgeschlossen“
    609 deklarieren, dann eine Firma gründen, die das Projekt tatsächlich zu Ende
    610 führt und es wirklich nutzbar macht. Manchmal wird die unfertige Version als
    611 „frei“ erklärt; wenn sie gänzlich korrupt sind, erhalten sie statt dessen
    612 eine Exklusivlizenz von der Universität. Das ist kein Geheimnis; es wird von
    613 allen Beteiligten offen zugegeben. Doch wenn die Wissenschaftler nicht
    614 dieser Versuchung ausgesetzt wären, würden sie einfach ihre Forschung
    615 machen.</p>
    616 <p>
    617    Programmierer, die Freie Software schreiben, können ihren Lebensunterhalt
    618 durch den Verkauf von Serviceangeboten, die mit der Software zu tun haben,
    619 bestreiten. Ich wurde angestellt, um den <a href="/software/gcc/">GNU C
    620 Compiler</a> auf neue Hardware zu portieren und um
    621 Benutzeroberflächen-Erweiterungen für <a href="/software/emacs/">GNU
    622 Emacs</a> zu schreiben (ich mache diese Verbesserungen allgemein zugänglich,
    623 sobald sie fertig sind). Ich unterrichte auch Klassen, für die ich bezahlt
    624 werde.</p>
    625 <p>
    626    Ich bin nicht der einzige, der so arbeitet; es gibt jetzt eine erfolgreiche,
    627 wachsende Firma, die so arbeitet. Verschiedene andere Firmen bieten
    628 kommerzielle Unterstützung für die <em>freie</em> Software des GNU-Systems
    629 an. Das ist der Anfang einer unabhängigen
    630 Software-Unterstützung-Industrie&#160;&#8209;&#160;einer Industrie, die
    631 wirklich groß werden kann, wenn <em>freie</em> Software weite Verbreitung
    632 findet. Sie bietet Nutzern eine Möglichkeit, die bei proprietärer Software
    633 im Allgemeinen ausgeschlossen sind, außer für die wirklich Reichen.</p>
    634 <p>
    635    Neue Institutionen wie die <span xml:lang="en" lang="en">Free Software
    636 Foundation</span> (FSF) können auch Programmierer beschäftigen. Die Stiftung
    637 finanziert sich durch das Geld, das die Benutzer für den Versand von
    638 Disketten und Bändern bezahlen. Die Software auf den Bändern ist frei, die
    639 Käufer können sie also frei kopieren und ändern, trotzdem zahlen viele, um
    640 eine Kopie zu erhalten (<em>Freie Software</em> bezieht sich schließlich auf
    641 Freiheit und nicht auf den Preis). Einige Nutzer, die bereits eine Kopie
    642 besitzen, erwerben ein Band, um einen Beitrag zu leisten. Sie sind einfach
    643 der Meinung, dass wir ihn verdient habe. Die Stiftung bezieht auch
    644 beträchtliche Spenden von Rechnerherstellern.</p>
    645 <p>
    646    Die FSF ist eine gemeinnützige Einrichtung, und ihre Einnahmen wird für die
    647 Einstellung von so vielen Programmierern wie möglich aufgewendet. Wenn sie
    648 als Geschäft aufgezogen worden wäre und dieselbe freie Software gegen die
    649 gleiche Gebühr abgeben würde, würde sie ihrem Gründer ein sehr gutes Leben
    650 ermöglichen.</p>
    651 <p>
    652    Aber weil die Stiftung eine gemeinnützige Einrichtung ist, arbeiten viele
    653 Programmierer für die Hälfte dessen, was sie andernorts erhalten
    654 könnten. Sie machen das, weil wir frei von Bürokratie sind und weil sie es
    655 gut finden, dass ihre Arbeit in der Nutzung nicht behindert
    656 wird. Hauptsächlich tun sie es aber, weil programmieren Spaß
    657 macht. Zusätzlich haben Freiwillige viele nützliche Programme für uns
    658 geschrieben (mittlerweile melden sich sogar Autoren von technischen Texten
    659 als Freiwillige).</p>
    660 <p>
    661    Das bestätigt, dass Programmieren, neben Musik und Kunst, eines der
    662 faszinierendsten Gebiete ist. Wir müssen also keine Angst haben, dass
    663 niemand mehr programmieren möchte.</p>
    664 
    665 <h4 id="owe">Was schulden Benutzer Entwicklern?</h4>
    666 <p>
    667    Es gibt gute Gründe für Softwarenutzer, eine moralische Verpflichtung zur
    668 Unterstützung der Entwickler zu fühlen. Freie-Software-Entwickler
    669 unterstützen den Nutzer bei seinen Aktivitäten und es ist sowohl fair als
    670 auch auf lange Sicht im Interesse des Nutzers, deren Fortbestehen zu
    671 unterstützen.</p>
    672 <p>
    673    Allerdings trifft dies nicht auf Entwickler proprietärer Software zu, weil
    674 Behinderung eher eine Bestrafung verdient als eine Belohnung.</p>
    675 <p>
    676    Wir haben folglich ein Paradox: der Entwickler nützlicher Software verdient
    677 die Unterstützung der Benutzer, aber jeder Versuch, diese moralische
    678 Verpflichtung in eine Forderung zu wenden, zerstört die Basis dieser
    679 Verpflichtung. Der Entwickler kann entweder eine Belohnung verdienen oder
    680 sie verlangen, aber nicht beides.</p>
    681 <p>
    682    Ich glaube, dass ein ethischer Entwickler, der mit diesem Paradox
    683 konfrontiert ist, sich so verhalten muss, dass er die Belohnung verdient,
    684 aber er sollte auch die Nutzer um freiwillige Zuwendungen
    685 ersuchen. Schließlich werden die Nutzer die Entwickler auch ohne Zwang
    686 unterstützen, so wie sie auch freie Radio- oder Fernsehstationen
    687 unterstützen.</p>
    688 
    689 <h3 id="productivity">Was ist Softwareproduktivität? </h3>
    690 <p>
    691    Wenn Software frei wäre, würde es immer noch Programmierer geben, aber
    692 vielleicht weniger als heute. Würde das schlecht für die Gesellschaft sein?</p>
    693 <p>
    694    Nicht notwendigerweise. Heute gibt es in den Industrienationen weniger
    695 Bauern als 1900, aber wir halten das nicht für schlecht für die
    696 Gesellschaft, denn die wenigen liefern mehr Nahrungsmittel, als es die
    697 vielen konnten. Wir nennen das bessere Produktivität. Freie Software würde
    698 viel weniger Programmierer erfordern, um die gleiche Nachfrage zu bedienen,
    699 weil die Produktivität der Software auf allen Ebenen steigen würde:</p>
    700 
    701 <ul>
    702 <li> Breitere Nutzung jedes entwickelten Programms.</li>
    703 <li> Die Möglichkeit auf bereits bestehenden Programmen aufzubauen, anstatt von
    704 Grund auf anzufangen.</li>
    705 <li> Bessere Ausbildung der Programmierer.</li>
    706 <li> Keine Anstrengungen um zweimal das gleiche zu entwickeln.</li>
    707 </ul>
    708 
    709 <p>
    710    Diejenigen, die diese Zusammenarbeit mit der Begründung ablehnen, dass dann
    711 weniger Programmierer gebraucht werden, lehnen eigentlich eine gesteigerte
    712 Produktivität ab. Diese Leute akzeptieren aber gewöhnlich die
    713 weitverbreitete Auffassung, dass die Softwareindustrie eine gesteigerte
    714 Produktivität braucht. Wie kommt das?</p>
    715 <p>
    716    „Softwareproduktivität“ kann zwei unterschiedliche Dinge bedeuten: die
    717 Gesamtproduktivität aller Softwareentwicklung oder die Produktivität
    718 individueller Projekte. Die Steigerung der Gesamtproduktivität ist für die
    719 Gesellschaft von Vorteil und der direkte Weg, das zu erreichen, ist, die
    720 künstlichen Behinderungen der Zusammenarbeit zu verringern. Aber die
    721 Untersuchungen, die sich mit dem Bereich Softwareproduktivität beschäftigen,
    722 schauen nur auf den zweiten begrenzten Bereich, in dem eine Verbesserung
    723 schwierige technische Fortschritte erfordert.</p>
    724 
    725 <h3 id="competition">Ist Konkurrenz unvermeidbar?</h3>
    726 <p>
    727    Ist es unvermeidbar, dass Menschen konkurrieren wollen, um ihre
    728 gesellschaftlichen Rivalen zu übertreffen? Vielleicht. Aber Konkurrenz
    729 selbst ist nicht schädlich; schädlich ist der <em>Kampf</em>.</p>
    730 <p>
    731    Es gibt viele Möglichkeiten zu konkurrieren. Konkurrenz kann in dem Versuch
    732 bestehen, immer mehr zu erreichen, zu übertreffen, was andere getan
    733 haben. Es gab beispielsweise in früheren Zeiten eine Konkurrenz im Bereich
    734 der Programmiersprache-Assistenten&#160;&#8209;&#160;es war eine Konkurrenz,
    735 den Rechner zu den erstaunlichsten Dingen zu bringen oder das kürzeste oder
    736 schnellste Programm, das eine bestimmte Aufgabe erfüllt, zu schreiben. Von
    737 dieser Art von Konkurrenz kann jeder profitieren, vorausgesetzt dass das
    738 Prinzip der Fairness gewahrt bleibt.</p>
    739 <p>
    740    Konstruktive Konkurrenz ist genügend Konkurrenz, um die Leute zu großem
    741 Einsatz zu motivieren. Einige Leute konkurrieren darin, der Erste zu sein,
    742 der alle Länder der Erde besucht hat. Einige geben sogar ein Vermögen dafür
    743 aus&#160;&#8209;&#160;aber sie bestechen keine Schiffskapitäne, um ihre
    744 Rivalen auf einsamen Inseln stranden zu lassen. Sie sind sich darin einig,
    745 dass der Beste gewinnen sollte.</p>
    746 <p>
    747    Konkurrenz wird zum Kampf, wenn die Konkurrenten versuchen sich gegenseitig
    748 zu behindern, anstatt sich selbst zu verbessern&#160;&#8209;&#160;wenn statt
    749 „lasst den Besten gewinnen“ gilt: „Lasst mich gewinnen, ob gut oder nicht.“
    750 Proprietäre Software ist schädlich, nicht weil sie eine Form von Konkurrenz
    751 ist, sondern weil sie eine Form des Kampfes unter den Bürgern unserer
    752 Gesellschaft ist.</p>
    753 <p>
    754    Konkurrenz in der Geschäftswelt ist nicht notwendigerweise Kampf. Wenn zum
    755 Beispiel zwei Lebensmittelläden konkurrieren, dann legen sie ihren ganzen
    756 Einsatz in die Verbesserung ihrer Abläufe und Waren und nicht in die
    757 Sabotage des Rivalen. Darin zeigt sich aber keine besondere Neigung zur
    758 Wirtschaftsethik&#160;&#8209;&#160;es gibt hier einfach wenig Raum für einen
    759 Kampf, abgesehen von physischer Gewalt. Nicht alle Bereiche des
    760 Wirtschaftslebens teilen diese Eigenschaft. Das Zurückhalten von
    761 Informationen, die anderen helfen könnten, ist auch eine Form von Kampf.</p>
    762 <p>
    763    Die Ideologie der Wirtschaft bereitet nicht darauf vor der Versuchung zu
    764 widerstehen, die Konkurrenz zu bekämpfen. Einige Formen des Kampfes wurden
    765 durch Kartellrecht, Wahrheit im Werberecht usw. gebannt, aber anstatt das zu
    766 verallgemeinern zu einer prinzipiellen Zurückweisung des Kampfes generell,
    767 erfinden Verantwortliche neue Formen des Kampfes, die nicht speziell
    768 verboten sind. Gesellschaftliche Ressourcen werden in diesem ökonomischen
    769 Äquivalent von parteigeistigen Bürgerkrieg verschleudert.</p>
    770 
    771 <h3 id="communism">„Warum ziehst Du nicht nach Russland?“</h3>
    772 <p>
    773    Jeder, der sich in den Vereinigten Staaten für etwas anderes als die
    774 extremste Form von Laissez-faire-Egoismus einsetzt, hat diese Anklage schon
    775 oft gehört. Sie wird beispielsweise gegen die Befürworter eines nationalen
    776 Gesundheitssystems gerichtet, wie man es in jedem anderen Industrienationen
    777 der freien Welt finden kann. Sie wird auch denen entgegengehalten, die sich
    778 für die öffentliche Unterstützung der Kunst einsetzen, was ebenfalls in
    779 entwickelten Nationen selbstverständlich ist. Die Idee, dass die Bürger eine
    780 Verpflichtung gegenüber dem Gemeinwohl haben, wird in den USA mit
    781 Kommunismus gleichgesetzt. Aber wie ähnlich sind diese Ideen wirklich?</p>
    782 <p>
    783    Kommunismus, wie er in der Sowjetunion praktiziert wurde, war ein System der
    784 zentralen Kontrolle, in dem jede Aktivität, angeblich zugunsten des
    785 Gemeinwohls, tatsächlich aber für den Vorteil der Mitglieder der
    786 kommunistischen Partei, bevormundet wurde. Kopiergeräte wurden streng
    787 überwacht, um illegales Kopieren zu verhindern.</p>
    788 <p>
    789    Das amerikanische System des Software-Urheberrechts übt eine zentrale
    790 Kontrolle über die Verbreitung eines Programms aus und überwacht das
    791 Kopierequipment durch automatische Kopierschutz-Mechanismen, um illegales
    792 Kopieren zu verhindern.</p>
    793 <p>
    794    Im Gegensatz dazu setze ich mich für ein System ein, in dem die Leute frei
    795 über ihr Handeln entscheiden können; und insbesondere die Freiheiten haben,
    796 ihren Nächsten zu helfen und die Dienstprogramme, die sie in ihrem täglichen
    797 Leben benutzen, zu ändern und zu verbessern. Ein System, das auf
    798 freiwilliger Zusammenarbeit und Dezentralisierung beruht.</p>
    799 <p>
    800    Wenn wir also Standpunkte in Bezug auf Ähnlichkeiten zum russischen
    801 Kommunismus beurteilen sollen, sind es die Softwareeigentümer, die die
    802 Kommunisten sind.</p>
    803 
    804 <h3 id="premises">Eine Frage der Prämissen</h3>
    805 <p>
    806    Ich gehe in diesem Papier davon aus, dass ein Softwarenutzer nicht weniger
    807 wichtig ist als der Autor, nicht einmal als der Arbeitgeber des Autors. Mit
    808 anderen Worten haben ihre Interessen und Bedürfnisse das gleiche Gewicht,
    809 wenn wir entscheiden, welcher Weg der beste ist.</p>
    810 <p>
    811    Diese Prämisse wird nicht allgemein akzeptiert. Viele behaupten, dass der
    812 Arbeitgeber eines Autors grundsätzlich wichtiger ist als jeder andere. Sie
    813 sagen zum Beispiel, dass der Zweck von Softwareeigentümern ist, dem
    814 Arbeitgeber des Autors den Vorteil geben soll, den er
    815 verdient&#160;&#8209;&#160;ungeachtet der Folgen für die Öffentlichkeit.</p>
    816 <p>
    817    Es nützt nichts, diese Prämissen beweisen oder widerlegen zu wollen. Beweise
    818 verlangen gemeinsame Prämissen. Somit ist das meiste von dem, was ich sage,
    819 an die gerichtet, die meine Prämissen teilen oder die zumindest deren
    820 Konsequenzen kennen wollen. Für diejenigen, die glauben, dass Eigentümer
    821 wichtiger sind als jeder andere, ist dieses Papier schlicht belanglos.</p>
    822 <p>
    823    Aber warum sollte eine große Zahl Amerikaner eine Prämisse akzeptieren, die
    824 bestimmte Leute über alle anderen erhebt? Teilweise wegen der Überzeugung,
    825 dass diese Prämisse Teil der rechtlichen Traditionen der amerikanischen
    826 Gesellschaft ist. Einige Leute meinen, dass Zweifel an der Prämisse die
    827 Grundlagen der Gesellschaft herausfordert.</p>
    828 <p>
    829    Für diese Leute ist es wichtig zu wissen, dass diese Prämisse nicht Teil
    830 unserer Rechtstradition ist. Sie war es nie.</p>
    831 <p>
    832    So gibt die Verfassung an, der Zweck des Urheberrechts sei „den Fortschritt
    833 der Wissenschaft und der praktischen Künste zu fördern.“ Der Oberste
    834 Gerichtshof hat in dieser Frage im Verfahren <em>Fox Film vs. Doyal</em>
    835 ausgeführt: „Das alleinige Interesse der Vereinigten Staaten und das
    836 vorrangige Ziel bei der Verleihung eines [Copyright-]Monopols bestehen in
    837 den allgemeinen Vorteilen, die die Öffentlichkeit aus der Arbeit der Autoren
    838 ableitet.“</p>
    839 <p>
    840    Wir müssen nicht mit der Verfassung oder dem Obersten Gerichtshof
    841 übereinstimmen (zu einer Zeit, in der beide die Sklaverei duldeten). Deren
    842 Position widerlegt nicht die Prämisse vom Eigentümervorrecht. Ich hoffe
    843 aber, dass das Bewusstsein, dass es sich hier um eine ultrakonservative und
    844 keineswegs traditionell anerkannten Annahme handelt, ihre Attraktivität
    845 schwächen wird.</p>
    846 
    847 <h3 id="conclusion">Schlussfolgerung</h3>
    848 <p>
    849    Wir mögen annehmen, dass unsere Gesellschaft Nächsten zu helfen fördert;
    850 aber jedes Mal, wenn wir jemanden für Obstruktionspolitik belohnen oder sie
    851 wegen des Reichtums bewundern, den sie auf diese Weise gewonnen haben,
    852 bewundern, senden wir die gegenteilige Botschaft.</p>
    853 <p>
    854    Das Hamstern von Software ist eine Form unserer generellen Bereitschaft, das
    855 Wohl der Gesellschaft für persönlichen Gewinn zu missachten. Wir können
    856 diese Missachtung von Ronald Reagan bis Dick Cheney, von Exxon bis Enron,
    857 von gescheiterten Banken bis zu gescheiterten Schulen verfolgen. Wir können
    858 es an der Zahl der Obdachlosen und Inhaftierten messen. Der antisoziale
    859 Geist nährt sich selbst, denn je mehr wir sehen, dass andere Menschen uns
    860 nicht helfen werden, um so mehr scheint es sinnlos, ihnen zu helfen. So
    861 verfällt die Gesellschaft in einen Dschungel.</p>
    862 <p>
    863    Wenn wir nicht in einem Dschungel leben wollen, müssen wir unsere Haltung
    864 ändern. Wir müssen damit anfangen, das Signal zu senden, dass ein guter
    865 Bürger jemand ist, der mit anderen angemessen zusammenarbeitet und nicht
    866 jemand, der darin erfolgreich ist, von anderen zu nehmen. Ich hoffe, dass
    867 die Freie-Software-Bewegung hierzu etwas beitragen wird: wenigsten in einem
    868 Bereich werden wir den Dschungel durch ein effizienteres System ersetzen,
    869 dass freiwillige Kooperation umsetzt und unterstützt.</p>
    870 <div class="column-limit"></div>
    871 
    872 <h3 id="footnotes" class="footnote">Fußnoten</h3>
    873 
    874 <ol>
    875 <li id="f1"><a href="#f2-ref">↗</a>&#160;Das Wort <em>Frei</em> in <em>Freie
    876 Software</em> bezieht sich dabei auf Freiheit, nicht auf den Preis. Der
    877 gezahlte Preis für ein Exemplar eines freien Programms mag möglicherweise
    878 null sein, er kann aber auch gering oder (eher selten) recht hoch sein.</li>
    879 
    880 <li id="f2"><a href="#f2-ref">↗</a>&#160;Die Probleme er Umweltverschmutzung und
    881 Verkehrsstaus ändern an dieser Schlussfolgerung nichts. Wenn wir Autofahren
    882 teurer machen wollen, um es unattraktiver zu machen, denn ist es nicht
    883 sinnvoll dafür Mautstationen zu verwenden, welche sowohl zur
    884 Umweltverschmutzung als auch zu Staus beitragen. Eine Steuer auf Benzin ist
    885 viel besser. Desgleichen ist der Wunsch nach mehr Sicherheit durch
    886 Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit nicht relevant; eine frei zugängliche
    887 Straße verbessert die Durchschnittsgeschwindigkeit, weil Stopps und
    888 Verzögerungen, unabhängig von der Höchstgeschwindigkeit, vermieden werden.</li>
    889 
    890 <li id="f3"><a href="#f3-ref">↗</a>&#160;Man kann ein bestimmtes Programm als schädlich
    891 betrachten, das deshalb auch nicht verfügbar sein sollte, wie etwa der Lotus
    892 Marketplace-Datenbank mit personenbezogenen Informationen, die aufgrund
    893 öffentlicher Missbilligung aus dem Verkauf genommen wurde. Das meiste, was
    894 ich sage, ist nicht auf diesen Fall anwendbar, aber es macht auch wenig
    895 Sinn, für einen Softwareeigentümer mit der Begründung, dass der Eigentümer
    896 es weniger verfügbar machen wird, zu argumentieren. Der Eigentümer wird es
    897 nicht <em>völlig</em> unzugänglich machen, wie man es sich bei einem
    898 Programm wünschen würde, dessen Verwendung als destruktiv angesehen wird.</li>
    899 </ol>
    900 
    901 <hr class="no-display" />
    902 <div class="edu-note c"><p id="fsfs">Dieser Aufsatz wurde englischsprachig in <cite><a
    903 href="//shop.fsf.org/product/free-software-free-society/" xml:lang="en"
    904 lang="en">Free Software, Free Society: The Selected Essays of Richard
    905 M. Stallman</a></cite> veröffentlicht.</p></div>
    906 </div>
    907 
    908 <div class="translators-notes">
    909 
    910 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't have notes.-->
    911  </div>
    912 </div>
    913 
    914 <!-- for id="content", starts in the include above -->
    915 <!--#include virtual="/server/footer.de.html" -->
    916 <div id="footer" role="contentinfo">
    917 <div class="unprintable">
    918 
    919 <p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF &amp; GNU an <a
    920 href="mailto:gnu@gnu.org">&lt;gnu@gnu.org&gt;</a>. Sie können auch die <a
    921 href="/contact/"><span xml:lang="en" lang="en">Free Software
    922 Foundation</span> kontaktieren</a>. Ungültige Verweise und andere
    923 Korrekturen oder Vorschläge können an <a
    924 href="mailto:webmasters@gnu.org">&lt;webmasters@gnu.org&gt;</a> gesendet
    925 werden.</p>
    926 
    927 <p>
    928 <!-- TRANSLATORS: Ignore the original text in this paragraph,
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    930 
    931         We work hard and do our best to provide accurate, good quality
    932         translations.  However, we are not exempt from imperfection.
    933         Please send your comments and general suggestions in this regard
    934         to <a href="mailto:web-translators@gnu.org">
    935 
    936         &lt;web-translators@gnu.org&gt;</a>.</p>
    937 
    938         <p>For information on coordinating and contributing translations of
    939         our web pages, see <a
    940         href="/server/standards/README.translations.html">Translations
    941         README</a>. -->
    942 Bei der Übersetzung dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt
    943 vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen
    944 werden. Sollten Sie Fehler bemerken oder Vorschläge, Kommentare oder Fragen
    945 zu diesem Dokument haben, wenden Sie sich bitte an unser Übersetzungsteam <a
    946 href="mailto:web-translators@gnu.org?cc=www-de-translators@gnu.org">&lt;web-translators@gnu.org&gt;</a>.</p>
    947 <p>Weitere Informationen über die Koordinierung und Einsendung von
    948 Übersetzungen unserer Internetpräsenz finden Sie in der <a
    949 href="/server/standards/README.translations">LIESMICH für Übersetzungen</a>.</p>
    950 </div>
    951 
    952 <!-- Regarding copyright, in general, standalone pages (as opposed to
    953      files generated as part of manuals) on the GNU web server should
    954      be under CC BY-ND 4.0.  Please do NOT change or remove this
    955      without talking with the webmasters or licensing team first.
    956      Please make sure the copyright date is consistent with the
    957      document.  For web pages, it is ok to list just the latest year the
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    961      Either "2001, 2002, 2003" or "2001-2003" are ok for specifying
    962      years, as long as each year in the range is in fact a copyrightable
    963      year, i.e., a year in which the document was published (including
    964      being publicly visible on the web or in a revision control system).
    965      
    966      There is more detail about copyright years in the GNU Maintainers
    967      Information document, www.gnu.org/prep/maintain. -->
    968 <p>Copyright &copy; 1991, 1992, 1998, 2006, 2010, 2021 Free Software
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    970 
    971 <p>Dieses Werk ist lizenziert unter einer <a rel="license"
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    973 Namensnennung-Keine Bearbeitungen 4.0 International</a>-Lizenz.</p>
    974 
    975 <!--#include virtual="/server/bottom-notes.de.html" -->
    976 <div class="translators-credits">
    977 
    978 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't want credits.-->
    979 <strong>Übersetzung:</strong> Jоегg Kоhпе <a
    980 href="//savannah.gnu.org/projects/www-de">&lt;www-de&gt;</a>, 2013, 2014,
    981 2017. Basiert auf einer Übersetzung von Eckart Störmer, 2004.</div>
    982 
    983 <p class="unprintable"><!-- timestamp start -->
    984 Letzte Änderung:
    985 
    986 $Date: 2021/10/08 10:06:18 $
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    989 </p>
    990 </div>
    991 </div>
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    994 </html>