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     10 <title>Neubewertung des Urheberrechts: Die Öffentlichkeit muss die Oberhand
     11 behalten - GNU-Projekt - Free Software Foundation</title>
     12 
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     18 <div class="article reduced-width">
     19 <h2>Neubewertung des Urheberrechts: Die Öffentlichkeit muss die Oberhand
     20 behalten</h2>
     21 
     22 <address class="byline">von <a href="//www.stallman.org/">Richard Stallman</a><a href="#fn1"
     23 id="fn1-ref" class="fnote">(1)</a></address>
     24 
     25 <p>Die Rechtsgelehrten sind sich zwar darin einig, dass digitale
     26 Informationstechnologie dem Urheberrecht „Probleme bereitet“, aber sie haben
     27 diese Probleme nicht bis zu ihrer Wurzel zurückverfolgt: ein grundsätzlicher
     28 Konflikt zwischen den Herausgebern von dem Urheberrecht unterliegenden
     29 Werken und den Benutzern dieser Werke. Die Herausgeber, fixiert auf ihre
     30 eigenen Interessen, haben bei der Clinton-Regierung einen Antrag
     31 eingebracht, der das „Problem“ beheben soll, indem der Konflikt in ihrem
     32 Sinne entschieden wird. Auf diesem Antrag, dem Lehman-Weißpapier,<a
     33 href="#fn2" id="fn2-ref" class="fnote">(2)</a> lag der Hauptfokus der <span
     34 xml:lang="en" lang="en"><em>Innovation and the Information
     35 Environment</em></span>-Konferenz an der <span xml:lang="en"
     36 lang="en">University of Oregon</span> (November 1995).</p>
     37 
     38 <p>Der Hauptredner John Perry Barlow<a href="#fn3" id="fn3-ref"
     39 class="fnote">(3)</a> eröffnete die Konferenz, indem er erzählte, wie <span
     40 xml:lang="en" lang="en"><em>The Greatful Dead</em></span> diesen Konflikt
     41 wahrnahmen und damit umgingen. Sie waren zu der Entscheidung gekommen, dass
     42 es falsch wäre, beim Kopieren ihrer Auftritte auf Kassetten oder bei der
     43 Verteilung via Internet einzugreifen; jedoch fanden sie nichts falsch daran,
     44 das Urheberrecht bei CD-Aufnahmen ihrer Musik durchzusetzen.</p>
     45 
     46 <p>Barlow analysierte die Gründe zu dieser Ungleichbehandlung dieser Medien
     47 nicht, und später kritisierte Gary Glisson<a href="#fn4" id="fn4-ref"
     48 class="fnote">(4)</a> Barlows Vorstellung, dass das Internet unbeschreiblich
     49 einzigartig und anders als alles andere auf der Welt sei. Er argumentierte,
     50 dass wir in der Lage sein sollten, die Folgen des Internets für die
     51 Urheberrechtspolitik anhand der gleichen Analysemethoden abzuschätzen, wie
     52 wir sie auf andere Technologien anwenden. Dieser Aufsatz versucht genau dies
     53 zu tun.</p>
     54 
     55 <p>Barlow war der Meinung, dass sich unsere auf physischen Objekten als
     56 Eigentum basierenden Vorstellungen nicht auf Information als Eigentum
     57 übertragen ließen, weil Information <em>abstrakt</em> sei. Wie Steven
     58 Winter<a href="#fn5" id="fn5-ref" class="fnote">(5)</a> bemerkte, hatte
     59 abstraktes Eigentum schon Jahrhunderte vorher existiert. Firmenanteile,
     60 Warentermingeschäfte und sogar das Papiergeld sind Formen des Eigentums, die
     61 mehr oder weniger abstrakt sind. Barlow und andere, die argumentieren, dass
     62 Information frei sein sollte, lehnen diese anderen Formen des abstrakten
     63 Eigentums nicht ab. Klar, der entscheidende Unterschied zwischen Information
     64 und akzeptable Arten des Eigentums ist nicht Abstraktheit per se. Aber was
     65 dann? Ich schlage eine einfache und praktische Erklärung vor.</p>
     66 
     67 <p>Das Urheberrecht der Vereinigten Staaten betrachtet das Urheberrecht als
     68 einen Handel zwischen Öffentlichkeit und <em>Autoren</em> (wobei in der
     69 Praxis für gewöhnlich die Herausgeber den Handel des Autors mit
     70 übernehmen). Die Öffentlichkeit gib gewisse Freiheiten ab, um im Austausch
     71 dafür in den Genuss weiterer veröffentlichter Werke zu kommen. Bis zu dem
     72 Antrag hatte unsere Regierung nie beabsichtigt, dass die Öffentlichkeit
     73 <b>alle</b> ihre Freiheiten abtreten sollte, um veröffentlichte Werke
     74 benutzen zu können. Urheberrecht umfasst bestimmte Freiheiten aufzugeben und
     75 andere zu bewahren. Das bedeutet, dass es viele alternative
     76 Handelsmöglichkeiten gibt, die die Öffentlichkeit den Herausgebern anbieten
     77 könnte. Welcher Handel ist also der beste für die Öffentlichkeit? Welche
     78 Freiheiten kann die Öffentlichkeit guten Gewissens eintauschen, und für wie
     79 lange? Die Antwort hängt von zwei Dingen ab: wie viel zusätzliche
     80 Publikation bekommt die Öffentlichkeit für das Tauschen einer bestimmten
     81 Freiheit und wie viel nützt es der Öffentlichkeit, die betreffende Freiheit
     82 zu behalten.</p>
     83 
     84 <p>Dies zeigt, warum <a href="#later-1">Entscheidungen geistigen Eigentums</a>
     85 durch Analogie zum physischen Objekteigentum oder sogar zu älteren Politiken
     86 des geistigen Eigentums, ein Fehler ist. Winter argumentiert überzeugend,
     87 dass es möglich sei solche Analogien zu ziehen, unsere alten Konzepte
     88 auszudehnen und auf neue Entscheidungen anzuwenden.<a href="#fn6"
     89 id="fn6-ref" class="fnote">(6)</a> Bestimmt wird es eine Antwort geben, aber
     90 keine gute. Analogie ist keine sinnvolle Methode der Entscheidung was zu
     91 kaufen ist oder zu welchem Preis.</p>
     92 
     93 <p>Beispielsweise entscheiden wir nicht, ob eine Autobahn in New York City
     94 gebaut werden soll in Analogie zu einer vorhergegangenen Entscheidung über
     95 eine geplante Autobahn in Iowa. Bei jeder Entscheidung über den Bau einer
     96 Autobahn spielen dieselben Faktoren eine Rolle (Kosten, Verkehrsaufkommen,
     97 Enteignung von Land oder Häusern); wenn wir Entscheidungen zum Autobahnbau
     98 durch Analogie zu anderen Entscheidungen zum Autobahnbau träfen, würden wir
     99 sie alle bauen oder gar keine. Statt dessen entscheiden wir über jeden
    100 geplanten Bau anhand von Pros und Contras, deren Gewichtungen von Fall zu
    101 Fall variieren. Auch in Sachen Urheberrecht müssen wir Kosten und Nutzen für
    102 die heutige Situation und die heutigen Medien abwägen, nicht wie sie für
    103 andere Medien in der Vergangenheit gegolten haben.</p>
    104 
    105 <p>Dies zeigt auch, warum das Prinzip von Laurence Tribe, dass Rechte bezüglich
    106 der Sprache nicht von der Wahl des Mediums<a href="#fn7" id="fn7-ref"
    107 class="fnote">(7)</a> abhängen sollte, nicht auf Entscheidungen des
    108 Urheberrechts anwendbar ist. Urheberrecht ist eine Übereinkunft mit der
    109 Öffentlichkeit, kein natürliches Recht. Bei Fragen der
    110 Urheberrechtsstrategie geht es vor allem um die Übereinkünfte die der
    111 Öffentlichkeit zugute kommen, nicht zu welchen Rechten Herausgeber oder
    112 Leser berechtigt werden.</p>
    113 
    114 <p>Das Urheberrechtssystem entwickelte sich zusammen mit der Druckerpresse. Im
    115 Zeitalter der Druckerpresse war es einem gewöhnlichen Leser unmöglich ein
    116 Buch zu kopieren. Das Kopieren eines Buches verlangte eine Druckerpresse,
    117 und gewöhnliche Leser besaßen keine. Hinzu kam, dass das Kopieren auf diese
    118 Art und Weise absurd teuer war, es sei denn, man stellte viele Kopien
    119 her&#160;&#8209;&#160;was faktisch bedeutete, dass nur ein Herausgeber ein
    120 Buch wirtschaftlich kopieren konnte.</p>
    121 
    122 <p>Als also die Öffentlichkeit an Herausgeber die Freiheit tauschte Bücher zu
    123 kopieren, gab sie etwas auf, was sie <b>nicht nutzen konnte</b>. Der Tausch
    124 mit etwas, das man nicht für etwas nützliches und hilfreiches nutzen kann,
    125 ist immer ein guter Handel. Deshalb war das Urheberrecht im Zeitalter der
    126 Druckerpresse nicht kontrovers, eben weil es nichts beschränkte, was die
    127 lesende Öffentlichkeit einfach so tun könnte.</p>
    128 
    129 <p>Aber das Zeitalter der Druckerpresse endet allmählich. Das Kopiergerät und
    130 die Audio- und Videokassette läuteten diese Änderung ein; digitale
    131 Informationstechnologie bringt sie zu ihrer vollen Entfaltung. Diese
    132 Fortschritte machen es für gewöhnliche Menschen möglich, nicht nur
    133 Herausgebern mit speziellen Geräten, Kopien anzufertigen. Und sie tun es!</p>
    134 
    135 <p>Sobald das Kopieren für gewöhnliche Menschen eine nützliche und praktikable
    136 Handlung ist, sind sie nicht mehr so bereit die Freiheit, es zu tun,
    137 aufzugeben. Sie wollen diese Freiheit behalten und ausüben, anstatt
    138 einzutauschen. Das Urheberrechtsabkommen, wie wir es haben, ist kein guter
    139 Tausch mehr für die Öffentlichkeit, und es ist an der Zeit es zu
    140 überarbeiten&#160;&#8209;&#160;Zeit für das Gesetz den öffentlichen Nutzen
    141 anzuerkennen, der vom Anfertigen und Weitergeben von Kopien kommt.</p>
    142 
    143 <p>Anhand dieser Analyse sehen wir, dass die Zurückweisung des alten
    144 Urheberrechtsabkommen nicht auf der Annahme beruht, dass das Internet
    145 unsagbar einzigartig sei. Das Internet ist sachdienlich, weil es
    146 gewöhnlichen Nutzern das Kopieren und Weitergeben von Schriften
    147 erleichtert. Je leichter das Kopieren und Weitergeben ist, desto nützlicher
    148 wird es, und je mehr Urheberrecht dem entgegensteht, desto schlechter wird
    149 der Handel.</p>
    150 
    151 <p>Diese Analyse erklärt auch, warum es <span xml:lang="en" lang="en"><i>The
    152 Greatful Dead</i></span> sinnvoll erschien, auf dem Urheberrecht für die
    153 CD-Herstellung zu bestehen, nicht jedoch beim individuellen Kopieren. Die
    154 CD-Herstellung funktioniert wie die Druckerpresse; es ist heute gewöhnlichen
    155 Menschen nicht möglich, auch Besitzern von Rechnern nicht, eine CD auf eine
    156 andere CD zu kopieren. Folglich tut das Urheberrecht auf die Herausgabe von
    157 Musik-CDs den Musik-Hörern nicht weh, so wie das gesamte Urheberrecht im
    158 Zeitalter der Druckerpresse niemandem weh getan hatte. Das Kopieren
    159 derselben Musik auf ein digitales Audioband einzuschränken, verletzt die
    160 Hörer sehr wohl, und sie sind berechtigt, diese Beschränkung
    161 zurückzuweisen.<br /><br />
    162 <i>[Anmerkung (aus dem Jahr 1999): Die praktische Situation für CDs hat sich
    163 geändert, da viele gewöhnliche Rechnernutzer nun CDs kopieren können. Das
    164 bedeutet, dass wir nun mehr über CDs als über Kassetten nachdenken
    165 sollten.<br />
    166 Klarstellung (aus dem Jahr 2007): Ungeachtet der verbesserten CD-Technologie
    167 ist es immer noch sinnvoll, Urheberrechte bei kommerziellen Vertrieb
    168 anzuwenden, während man Privatpersonen frei kopieren lässt.]</i></p>
    169 
    170 <p>Wir können auch sehen, warum die Abstraktheit <a href="#later-1">„geistigen
    171 Eigentums“</a> nicht der entscheidende Faktor ist. Andere Formen des
    172 abstrakten Eigentums stellen Anteile von etwas dar. Das Kopieren eines
    173 Anteils beliebiger Art ist in Wirklichkeit eine Nullsummen-Aktivität; die
    174 kopierende Person profitiert nur durch die Fülle von allen anderen. Das
    175 Kopieren einer Dollarnote in einem Farbkopierer ist eigentlich äquivalent
    176 einen kleinen Bruchteil aus allen anderen Dollars abzurasieren und diese
    177 dann wieder zu einem Dollar zusammenzufügen. Natürlich betrachten wir dies
    178 als falsch.</p>
    179 
    180 <p>Im Gegensatz dazu macht das Kopieren nützlicher, erhellender oder
    181 unterhaltsamer Information für einen Freund die Welt glücklicher und besser;
    182 es nützt dem Freund und schadet von Natur aus niemand. Es ist eine
    183 konstruktive Tätigkeit, die soziale Bindungen stärkt.</p>
    184 
    185 <p>Einige Leser stellen diese Äußerung wahrscheinlich in Frage, weil sie
    186 wissen, dass die Herausgeber behaupten, dass das illegale Kopieren bei ihnen
    187 <em>„Verlust“</em> erzeugt. Diese Behauptung ist meist ungenau und teilweise
    188 irreführend. Hauptsächlich jedoch wirft sie Fragen auf.</p>
    189 
    190 <ul>
    191   <li>Diese Behauptung ist größtenteils unrichtig, weil sie davon ausgeht, dass
    192 der Freund sonst eine Kopie vom Herausgeber gekauft hätte. Das ist
    193 gelegentlich wahr, aber häufiger falsch. Und wenn es falsch ist, tritt der
    194 geltend gemachte Verlust nicht auf.</li>
    195 
    196   <li>Der Anspruch ist teilweise irreführend, weil das Wort <em>„Verlust“</em>
    197 Ereignisse ganz unterschiedlicher Natur
    198 suggeriert&#160;&#8209;&#160;Ereignisse, bei denen ihnen etwas weggenommen
    199 wird, das sie besitzen. Wenn beispielsweise das Buchlager einer Buchhandlung
    200 niedergebrannt oder wenn das Geld in der Kasse zerrissen wurde, das wäre
    201 wirklich ein <em>„Verlust“</em>. Im Allgemeinen stimmen wir zu, dass es
    202 falsch ist, anderen so etwas zuzufügen.
    203 
    204     <p>Wenn nun aber Ihr Freund das Bedürfnis vermeidet, eine Kopie eine Buches zu
    205 kaufen, verliert die Buchhandlung und der Herausgeber nichts was sie
    206 besäßen. Eine passendere Beschreibung wäre, dass die Buchhandlung und der
    207 Herausgeber weniger Einkommen haben als sie hätten haben können. Das gleiche
    208 kann eintreten, wenn Ihr Freund sich dazu entscheidet Kanasta zu spielen,
    209 anstatt ein Buch zu lesen. In einem freien Marktsystem ist kein Teilnehmer
    210 berechtigt, „Faul!“ zu rufen, nur weil ein potenzieller Kunde entscheidet,
    211 nicht mit ihnen zu handeln.</p>
    212     </li>
    213 
    214   <li>Die Behauptung wirft die Frage auf, weil die Vorstellung von
    215 <em>„Verlust“</em> auf der Annahme basiert, dass der Herausgeber <em>bezahlt
    216 hätte werden sollen</em>. Das wiederum basiert auf der Annahme, dass das
    217 Urheberrecht existiert und das individuelle Kopieren verbietet. Aber genau
    218 darum geht es hier: was sollte Urheberrecht abdecken? Wenn die
    219 Öffentlichkeit entscheidet, dass sie Kopien teilen kann, dann wird der
    220 Herausgeber nicht berechtigt anzunehmen, für jede Kopie bezahlt zu werden
    221 und kann deswegen auch nicht behaupten, dass es einen <em>„Verlust“</em>
    222 gibt, wenn es den nicht gibt.
    223 
    224     <p>Mit anderen Worten kommt der <em>„Verlust“</em> vom Urheberrechtssystem; er
    225 ist kein inhärenter Bestandteil des Kopierens. Kopieren an sich schadet
    226 niemand.</p>
    227   </li>
    228 </ul>
    229 
    230 <p>Die am weitesten gegensätzliche Bestimmung des Weißbuchs ist das System der
    231 kollektiven Verantwortlichkeit, demzufolge verlangt wird, dass ein
    232 Rechnerinhaber die Aktivitäten aller Benutzer überwacht und kontrolliert,
    233 unter Strafandrohung für Taten, an denen er nicht beteiligt war, sondern
    234 lediglich versäumte, aktiv zu verhindern. Tim Sloan<a href="#fn8"
    235 id="fn8-ref" class="fnote">(8)</a> wies darauf hin, dass das Rechteinhabern
    236 einen privilegierten Status verleiht, der sonst niemandem zugestanden würde,
    237 der behauptet, von einem Rechnerbenutzer geschädigt worden zu
    238 sein. Beispielsweise beabsichtigt niemand, den Rechnerinhaber zu bestrafen,
    239 wenn er es aktiv unterlässt, einen Benutzer daran zu hindern, jemanden zu
    240 diffamieren. Es ist für eine Regierung nur natürlich sich kollektiver
    241 Verantwortlichkeit zuzuwenden, um ein Gesetz durchzusetzen, an das sich
    242 viele Bürger einfach nicht halten. Je mehr digitale Technologie den Bürgern
    243 hilft Information auszutauschen, desto mehr drakonische Methoden wird die
    244 Regierung brauchen, um Urheberrecht gegen gewöhnliche Bürger durchzusetzen.</p>
    245 
    246 <p>Als die Verfassung der Vereinigten Staaten ausgearbeitet wurde, wurde die
    247 Idee eingereicht, dass die Autoren zu einem Urheberrechtsmonopol berechtigt
    248 sein sollten&#160;&#8209;&#160;und zurückgewiesen.<a href="#fn9"
    249 id="fn9-ref" class="fnote">(9)</a> Statt dessen übernahmen die Gründer
    250 unseres Landes eine andere Vorstellung von Urheberrecht, eine, die die
    251 Öffentlichkeit bevorzugt.<a href="#fn10" id="fn10-ref"
    252 class="fnote">(10)</a> Das Urheberrecht in den Vereinigten Staaten soll im
    253 Interesse der Benutzer bestehen. Vorteile für Herausgeber und sogar für
    254 Autoren wurden nicht zum Wohle dieser Parteien zugestanden, sondern
    255 lediglich als Anreiz, ihr Verhalten zu ändern. Wie der Oberste Gerichtshof
    256 in <em>Fox Film Corp. vs. Doyal</em> sagte: <cite xml:lang="en"
    257 lang="en">„Das alleinige Interesse der Vereinigten Staaten und das primäre
    258 Ziel bei der Übertragung des [Urheberrecht-] Monopols liegen in den durch
    259 die Öffentlichkeit von den Werken von Autoren abgeleiteten
    260 Wertzuwächsen.“</cite><a href="#fn11" id="fn11-ref" class="fnote">(11)</a></p>
    261 
    262 <p>Unter dem Blickwinkel der Verfassung auf das
    263 Urheberrecht&#160;&#8209;&#160;wenn die Öffentlichkeit es vorzieht in der
    264 Lage zu sein, in bestimmten Fällen Kopien anzufertigen, auch wenn das
    265 bedeutet, dass etwas weniger Werke veröffentlicht
    266 werden&#160;&#8209;&#160;ist die Wahl der Öffentlichkeit entscheidend. Es
    267 gibt keine mögliche Rechtfertigung um der Öffentlichkeit zu verbieten, zu
    268 kopieren, was sie kopieren möchte.</p>
    269 
    270 <p>Seit die verfassungsmäßige Entscheidung getroffen wurde, haben Herausgeber
    271 versucht sie aufzuheben, indem sie die Öffentlichkeit falsch
    272 informierten. Sie tun dies durch Wiederholen von Argumenten, die
    273 voraussetzen, dass Urheberrecht ein natürliches Recht der Autoren sei (nicht
    274 erwähnend, dass Autoren es fast immer Herausgebern abtreten). Menschen, die
    275 diese Argumente hören, sofern sie ein festes Bewusstsein haben, dass diese
    276 Voraussetzung im Widerspruch zu den grundlegenden Prämissen unseres
    277 Rechtssystems ist, betrachten dies als selbstverständlich, dass es die
    278 Grundlage dieses System sei.</p>
    279 
    280 <p>Dieser Fehler ist heute so tief verwurzelt, dass Menschen, die sich neuen
    281 Gewalten des Urheberrechts entgegenstellen, das Bedürfnis verspüren dies
    282 Argumentieren zu müssen, dass selbst Autoren und Herausgeber von ihnen
    283 verletzt werden können. So erläutert James Boyle<a href="#fn12"
    284 id="fn12-ref" class="fnote">(12)</a> wie ein strenges <a href="#later-2"
    285 >System geistigen Eigentums</a> das Schreiben neuer Werke beeinträchtigen
    286 kann. Jessica Litman<a href="#fn13" id="fn13-ref" class="fnote">(13)</a>
    287 verweist auf die Urheberrechtsschützer, die historisch vielen neuen Medien
    288 erlaubten, populär zu werden. Pamela Samuelson<a href="#fn14" id="fn14-ref"
    289 class="fnote">(14)</a> warnt, dass das Weißbuch die Entwicklung von „dritte
    290 Welle“ Informationsindustrien blockieren kann, indem es die Welt in das
    291 „zweite Welle“ Wirtschaftsmodell sperrt, dass dem Zeitalter der
    292 Druckerpresse entspricht.</p>
    293 
    294 <p>Diese Argumente können auf jene Angelegenheiten, wo diese vorliegen, sehr
    295 effektiv sein, vor allem mit einem Kongress und einer Regierung, die von dem
    296 Gedanken, <em>‚Was gut für allgemeine Medien ist, ist gut für die
    297 USA.‘</em>, geprägt sind. Aber sie versäumen die fundamentalen Lüge, auf die
    298 diese Vorherrschaft beruht, aufzudecken; infolgedessen sind sie langfristig
    299 wirkungslos. Wenn diese Argumente einen Kampf gewinnen, dann tun sie das
    300 ohne dabei ein allgemeines Verständnis aufzubauen, dass dabei helfen würde
    301 den nächsten Kampf zu gewinnen. Wenn wir uns diesen Argumenten zu viel und
    302 zu häufig zuwenden, besteht die Gefahr, dass wir den Herausgebern erlauben,
    303 die Verfassung unwidersprochen zu erneuern.</p>
    304 
    305 <p>Die kürzlich veröffentliche Stellungnahme der <span xml:lang="en"
    306 lang="en">Digital Future Coalition</span> (DFC), einem Dachverband, führt
    307 beispielsweise viele Gründe auf, gegen das Weißbuch zu opponieren, im
    308 Interesse der Autoren, Bibliotheken, Bildung, hilfsbedürftiger Amerikaner,
    309 technologischer Fortschritt, ökonomischer Flexibilität und
    310 Datenschutzbedenken&#160;&#8209;&#160;alles stichhaltige Argumente, aber mit
    311 Nebensächlichkeiten beschäftigt.<a href="#fn15" id="fn15-ref"
    312 class="fnote">(15)</a> Auffällig nicht vorhanden ist der allerwichtigste
    313 Grund: viele Amerikaner (vielleicht die meisten) wollen weiterhin Kopien
    314 anfertigen. Das DFC kritisiert nicht das Kernziel des Weißbuchs, nämlich
    315 Herausgebern mehr Macht einräumen sowie der zentralen Entscheidung, die
    316 Verfassung zurückzuweisen und die Herausgeber über die Nutzer zu
    317 stellen. Dieses Stillschweigen kann möglicherweise als Zustimmung gewertet
    318 werden.</p>
    319 
    320 <p>Sich dem Druck nach zusätzlicher Macht für Herausgeber zu widersetzen hängt
    321 von einer ausgeprägten Wahrnehmung ab, dass die lesende und hörende
    322 Öffentlichkeit an erster Stelle steht; dass das Urheberrecht für Nutzer
    323 existiert und nicht umgekehrt. Wenn die Öffentlichkeit nicht bereit ist,
    324 bestimmte Urheberrechtsbefugnisse zu akzeptieren, ist das ipso facto
    325 Rechtfertigung dafür sie nicht anzubieten. Nur indem Öffentlichkeit und
    326 Legislative an den Zweck des Urheberrechts und die Möglichkeit des offenen
    327 Informationsflusses erinnert werden. stellen wir sicher, dass die
    328 Öffentlichkeit sich durchsetzt.</p>
    329 
    330 <h3 class="footnote">Nachträgliche Anmerkungen</h3>
    331 <ul>
    332 <li id="later-1"><em>Geistiges Eigentum:</em>&nbsp; Dieser Artikel war ein Teil des Pfads,
    333 der mich dazu veranlasste <a href="/philosophy/not-ipr">die
    334 Voreingenommenheit und das Durcheinander im Begriff „Geistiges Eigentum“</a>
    335 zu erkennen. Heute bin ich der Meinung, dass dieser Begriff unter gar keinen
    336 Umständen verwendet werden sollte.</li>
    337 
    338 <li id="later-2"><em>System geistigen Eigentums</em>:&nbsp; Hier überfiel mich der modische
    339 Fehler, <em>„Geistiges Eigentum“</em> zu schreiben, doch was ich meinte war
    340 einfach nur <em>Urheberrecht</em>. Das ist wie <em>Europa</em> schreiben,
    341 wenn man <em>Frankreich</em> meint&#160;&#8209;&#160;es verursacht
    342 Verwirrung, die leicht vermieden werden kann.</li>
    343 </ul>
    344 
    345 <div class="infobox">
    346 <hr />
    347 <ol>
    348 <li id="ft1"><a href="#fn1-ref" id="fn1">(1)</a> Veröffentlicht in Oregon Law Review
    349 1996.</li>
    350 
    351 <li id="ft2"><a href="#fn2-ref" id="fn2">(2)</a> Information Infrastructure Task Force,
    352 <cite>Intellectual Property and the National Information Infrastructure: The
    353 Report of the Working Group on Intellectual Property Rights</cite> 1995.</li>
    354 
    355 <li id="ft3"><a href="#fn3-ref" id="fn3">(3)</a> John Perry Barlow, <cite>Remarks at the
    356 Innovation and the Information Environment Conference</cite> 1995. Barlow
    357 ist einer der Gründer der <i>Electronic Frontier Foundation</i> (EFF), einer
    358 Nichtregierungsorganisation in den Vereinigten Staaten, die sich für
    359 Grundrechte im Informationszeitalter einsetzt, und ehemaliger Songtexter der
    360 Rockband <i>The Grateful Dead</i>.</li>
    361 
    362 <li id="ft4"><a href="#fn4-ref" id="fn4">(4)</a> Gary Glisson, <cite>Remarks at the
    363 Innovation and Information Environment Conference</cite> 1995. Siehe
    364 auch:<br />Gary Glisson, <cite>A Practitioner's Defense of the NII White
    365 Paper</cite>, 75 Or. L. Rev. 1996 (unterstützt das Weißbuch). Glisson ist
    366 Partner und Vorsitzender der <i>Intellectual Property Group</i> bei Lane
    367 Powell Spears Lubersky Portland, Oregon, USA.</li>
    368 
    369 <li id="ft5"><a href="#fn5-ref" id="fn5">(5)</a> Steven Winter, <cite>Remarks at the
    370 Innovation and Information Environment Conference</cite> 1995. Winter ist
    371 Professor an der University of Miami School of Law.</li>
    372 
    373 <li id="ft6"><a href="#fn6-ref" id="fn6">(6)</a> Winter, siehe <a href="#fn5">(5)</a>.</li>
    374 
    375 <li id="ft7"><a href="#fn7-ref" id="fn7">(7)</a> Siehe Laurence H. Tribe, <cite>The
    376 Constitution in Cyberspace: Law and Liberty Beyond the Electronic
    377 Frontier</cite>, Humanist 1991.</li>
    378 
    379 <li id="ft8"><a href="#fn8-ref" id="fn8">(8)</a> Tim Sloan, <cite>Remarks at the
    380 Innovation and the Information Environment Conference</cite> 1995. Sloan ist
    381 Mitglied der <i>National Telecommunication and Information
    382 Administration</i> (NTIA).</li>
    383 
    384 <li id="ft9"><a href="#fn9-ref" id="fn9">(9)</a> Siehe Jane C. Ginsburg, <cite>A Tale of
    385 Two Copyrights: Liberary Property in Revolutionary France and
    386 America</cite>, in: Of Authors and Origins: Essays on Copyright Law 131,
    387 137-38 (Brad Sherman &amp; Alain Strowel, eds., 1994), wonach die Verfasser
    388 der [US-]Verfassung entweder die <em>„Interessen des Autors zum Nutzen der
    389 Allgemeinheit unterordnen“</em> oder <em>„die privaten und öffentlichen
    390 Interessen […] gleichermaßen behandeln“</em>.</li>
    391 
    392 <li id="ft10"><a href="#fn10-ref" id="fn10">(10)</a> Verfassung der Vereinigten Staaten
    393 von Amerika, Artikel I, Abschnitt 8, cl. 8 (<em>„Der Kongress hat das Recht
    394 […] den Fortschritt von Kunst und Wissenschaft dadurch zu fördern, dass
    395 Autoren und Erfindern für beschränkte Zeit das ausschließliche Recht an
    396 ihren Publikationen und Entdeckungen gesichert wird;“</em>).</li>
    397 
    398 <li id="ft11"><a href="#fn11-ref" id="fn11" >(11)</a> <cite>Fox Film Corp. v. Doyal</cite>
    399 1932, 286 U.S. 123, 127</li>
    400 
    401 <li id="ft12"><a href="#fn12-ref" id="fn12">(12)</a> James Boyle, <cite>Remarks at the
    402 Innovation and Information Environment Conference</cite> 1995. Boyle ist
    403 Professor der Rechtswissenschaft an der American University in Washington,
    404 D.C., USA.</li>
    405 
    406 <li id="ft13"><a href="#fn13-ref" id="fn13">(13)</a> Jessica Litman, <cite>Remarks at
    407 Innovation and the Information Environment Conference</cite> 1995. Litman
    408 ist Professorin an der Wayne State University Law School in Detroit,
    409 Michigan, USA.</li>
    410 
    411 <li id="ft14"><a href="#fn14-ref" id="fn14">(14)</a> Pamela Samuelson, <cite>The Copyright
    412 Grab</cite>, Wired 1996. Samuelson ist Professorin an der Cornell Law
    413 School, Ithaca, New York, USA.</li>
    414 
    415 <li id="ft15"><!-- (available at URL:
    416 home.worldweb.net/dfc/press.html</a>
    417 )-->
    418 <a href="#fn15-ref" id="fn15">(15)</a> Digital Future Coalition,
    419 <cite>Broad-Based Coalition Expresses Concern Over Intellectual Property
    420 Proposals</cite> 1995.</li>
    421 </ol>
    422 </div>
    423 </div>
    424 
    425 <div class="translators-notes">
    426 
    427 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't have notes.-->
    428  </div>
    429 </div>
    430 
    431 <!-- for id="content", starts in the include above -->
    432 <!--#include virtual="/server/footer.de.html" -->
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    434 <div class="unprintable">
    435 
    436 <p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF &amp; GNU an <a
    437 href="mailto:gnu@gnu.org">&lt;gnu@gnu.org&gt;</a>. Sie können auch die <a
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    442 werden.</p>
    443 
    444 <p>
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    449         translations.  However, we are not exempt from imperfection.
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    451         to <a href="mailto:web-translators@gnu.org">
    452 
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    454 
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    456         our web pages, see <a
    457         href="/server/standards/README.translations.html">Translations
    458         README</a>. -->
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    460 vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen
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    462 zu diesem Dokument haben, wenden Sie sich bitte an unser Übersetzungsteam <a
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    467 </div>
    468 
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    470      files generated as part of manuals) on the GNU web server should
    471      be under CC BY-ND 4.0.  Please do NOT change or remove this
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    480      year, i.e., a year in which the document was published (including
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    482      
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    490 
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    492 <div class="translators-credits">
    493 
    494 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't want credits.-->
    495 <strong>Übersetzung:</strong> Ralf Willin-Fuhrmann, 2003. Joerg Kohne, 2013,
    496 2016.</div>
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    498 <p class="unprintable"><!-- timestamp start -->
    499 Letzte Änderung:
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