pragmatic.html (13698B)
1 <!--#set var="ENGLISH_PAGE" value="/philosophy/pragmatic.en.html" --> 2 3 <!--#include virtual="/server/header.de.html" --> 4 <!-- Parent-Version: 1.96 --> 5 <!-- This page is derived from /server/standards/boilerplate.html --> 6 <!--#set var="TAGS" value="essays licensing copyleft" --> 7 <!--#set var="DISABLE_TOP_ADDENDUM" value="yes" --> 8 9 <!-- This file is automatically generated by GNUnited Nations! --> 10 <title>Copyleft. Pragmatischer Idealismus - GNU-Projekt - Free Software Foundation</title> 11 12 <!--#include virtual="/philosophy/po/pragmatic.translist" --> 13 <!--#include virtual="/server/banner.de.html" --> 14 <!--#include virtual="/philosophy/ph-breadcrumb.de.html" --> 15 <!--GNUN: OUT-OF-DATE NOTICE--> 16 <!--#include virtual="/server/top-addendum.de.html" --> 17 <div class="article reduced-width"> 18 <h2>Copyleft. Pragmatischer Idealismus</h2> 19 20 <address class="byline">von <a href="//www.stallman.org/">Richard Stallman</a></address> 21 22 <p> 23 Jede Entscheidung die man trifft beruht auf eigene Werte und Ziele. Man kann 24 viele verschiedene Ziele und Werte haben. Ruhm, Profit, Liebe, Überleben, 25 Spaß und Freiheit sind nur einige der Ziele, die eine gesittete Person haben 26 könnte. Ist das Ziel eine Frage des Prinzips, sprechen wir von Idealismus.</p> 27 28 <p> 29 Meine Arbeit an freier Software wird durch ein idealistisches Ziel 30 motiviert: Freiheit und Zusammenarbeit verbreiten. Ich möchte dazu <a 31 href="/philosophy/why-copyleft">ermutigen Freie Software zu verbreiten</a>, 32 proprietäre Software ersetzend, bei der die Zusammenarbeit verboten ist, und 33 so unsere Gesellschaft besser machen.</p> 34 <p> 35 Das ist der eigentliche Grund, warum die <em>GNU General Public License</em> 36 (GPL) so geschrieben ist wie sie ist ‑ mit <a 37 href="/licenses/copyleft.html">Copyleft</a>. Sämtlicher Quellcode, der einem 38 GPL-lizenziertem Programm hinzugefügt wird, muss Freie Software sein, auch 39 wenn er in einer anderen Datei steht. Ich stelle meinen Quellcode für die 40 Nutzung in freier Software statt in proprietärer Software bereit, um andere 41 Menschen zu ermutigen, die Software schreiben, ihre Software ebenfalls frei 42 anzubieten. Ich vermute, dass Entwickler proprietärer Software das Copyright 43 nutzen, um uns von der gemeinsamen Nutzung abzuhalten, wir Kooperierenden 44 können das Copyright hingegen nutzen, um anderen Kooperierenden einen 45 eigenen Vorteil zu geben: sie können unseren Quellcode verwenden.</p> 46 <p> 47 Nicht jeder, der die GNU GPL verwendet, hat dieses Ziel. Vor vielen Jahren 48 wurde ein Freund von mir gebeten ein Programm mit Copyleft erneut zu 49 Bedingungen ohne Copyleft freizugeben. Er antwortete mehr oder weniger so:</p> 50 <blockquote><p> 51 <cite>„Manchmal arbeite ich an freier Software und manchmal an proprietärer 52 Software ‑ aber wenn ich an proprietärer Software arbeite, 53 erwarte ich dafür <em>bezahlt</em> zu werden.“</cite> 54 </p></blockquote> 55 56 <p> 57 Er war bereit sein Werk mit einer Gemeinschaft zu teilen, die Software 58 teilt, sah aber keinen Grund sie einem Unternehmen für ein Almosen zu geben, 59 das Produkte herstellt, die für unsere Gemeinschaft tabu wären. Sein Ziel 60 unterschied sich von meinem, aber er entschied, dass die GNU GPL auch für 61 sein Ziel nützlich war.</p> 62 <p> 63 Wenn man in der Welt etwas erreichen will, ist Idealismus nicht 64 genug ‑ man muss auch eine Methode wählen, mit der sich 65 dieses Ziel erreichen lässt. Anders ausgedrückt: man muss 66 <em>pragmatisch</em> sein. Ist die GNU GPL pragmatisch? Schauen wir uns ihre 67 Ergebnisse an.</p> 68 <p> 69 Betrachten wir GNU C++. Warum haben wir einen freien C++-Compiler? Nur weil 70 die GNU GPL festlegte, dass er frei sein müsse. GNU C++ wurde durch das 71 Industriekonsortium MCC auf Basis des GNU C-Compilers entwickelt. MCC macht 72 seine Arbeit normalerweise so proprietär wie es nur geht. Aber sie machten 73 aus dem C++-Frontend Freie Software, weil die GNU GPL besagte, es sei der 74 einzige Weg wie sie ihn freigeben könnten. Das C++-Frontend umfasste viele 75 neue Dateien, aber da sie dafür bestimmt waren mit GCC gelinkt zu werden, 76 war die GPL für sie anzuwenden. Der Nutzen für unsere Gemeinschaft ist 77 offensichtlich.</p> 78 <p> 79 Betrachten wir GNU Objective C. NeXT wollte dieses Frontend ursprünglich 80 proprietär machen. Sie schlugen vor es in Form von <samp>.o</samp>-Dateien 81 freizugeben und Nutzern mit dem Rest von GCC das Linken zu 82 überlassen ‑ in der Annahme, so die Anforderungen der GPL 83 umgehen zu können. Aber unser Rechtsanwalt erklärte, dass dem nicht so ist 84 und nicht zulässig sei. Und so machten sie aus dem Objective C-Frontend 85 Freie Software.</p> 86 <p> 87 Diese Beispiele geschahen vor mehreren Jahren, aber die GNU GPL bringt uns 88 weiterhin mehr Freie Software.</p> 89 <p> 90 Viele GNU-Bibliotheken fallen unter die <em>GNU Lesser General Public 91 License</em> (LGPL), aber nicht alle. Eine GNU-Bibliothek, welche unter die 92 normale GNU GPL fällt, ist GNU Readline, die einen Befehlszeilen-Editor 93 umfasst. Ich fand einmal Informationen über ein unfreies Programm, das für 94 die Verwendung mit Readline entworfen wurde und erklärte dem Entwickler, 95 dass das nicht zulässig sei. Er hätte das Bearbeiten von Befehlszeilen aus 96 dem Programm entfernen können, doch stattdessen stellte er das Programm 97 unter die GPL. Jetzt ist es Freie Software.</p> 98 <p> 99 Programmierer, die Verbesserungen für GCC schreiben (oder Emacs, Bash, Linux 100 oder jedes andere GPL-lizenzierte Programm), sind häufig bei Firmen oder 101 Universitäten beschäftigt. Möchte ein Programmierer seine Verbesserungen der 102 Gemeinschaft zurückgeben und seinen Quellcode in die nächste Version 103 einbringen, kann ein Vorgesetzter sagen: <em>„Moment mal, der Quellcode 104 gehört uns! Wir möchten ihn nicht teilen. Wir haben entschieden, ihre 105 verbesserte Version zu einem proprietären Softwareprodukt zu machen.“</em></p> 106 <p> 107 Hier kommt die GNU GPL zur Rettung. Der Programmierer zeigt dem 108 Vorgesetzten, dass dieses proprietäre Softwareprodukt eine 109 Urheberrechtsverletzung wäre, und der Vorgesetzte erkennt, dass er nur zwei 110 Möglichkeiten hat: den neuen Quellcode entweder als Freie Software 111 freizugeben oder überhaupt nicht. Fast immer können Programmierer den 112 Quellcode als Teil der nächsten Version einbringen wie von Anfang an 113 beabsichtigt.</p> 114 <p> 115 Die GNU GPL ist nicht <em>der nette Junge von nebenan</em>. Sie sagt 116 <em>Nein</em> zu einigen Dingen, die einige manchmal umsetzen wollen. Es 117 gibt Benutzer, die sagen, dass das eine schlechte Sache 118 sei ‑ dass die GPL einige Entwickler proprietärer Software 119 <em>ausschließt</em>, die <em>in die Freie-Software-Gemeinschaft geholt 120 werden müssen</em>.</p> 121 <p> 122 Aber wir schließen sie nicht aus unserer Gemeinschaft aus; sie entscheiden 123 sich nicht beizutreten. Ihre Entscheidung, proprietäre Software zu 124 schreiben, ist eine Entscheidung, unserer Gemeinschaft fern zu bleiben. Ein 125 Teil unserer Gemeinschaft zu sein, bedeutet eine Zusammenarbeit mit uns. Wir 126 können sie nicht <em>in unsere Gemeinschaft bringen</em>, wenn sie nicht 127 beitreten wollen.</p> 128 <p> 129 Was wir tun <em>können</em>, ist ein Anreiz zur Zusammenarbeit zu 130 bieten. Die GPL soll aus unserer bestehenden Software einen solchen Anreiz 131 bieten: <em>„Möchten Sie Ihre Software frei machen, können Sie diesen 132 Quellcode benutzen.“</em> Natürlich überzeugen wir so nicht alle, aber 133 einige mit der Zeit.</p> 134 <p> 135 Proprietäre Softwareentwicklung trägt nichts zu unserer Gemeinschaft bei, 136 aber die Entwickler wollen häufig Unterstützung von 137 uns. Freie-Software-Nutzer können den Freie-Software-Entwicklern 138 Streicheleinheiten fürs Ego ‑ Anerkennung und 139 Dankbarkeit ‑  bieten, es kann aber sehr verlockend sein, 140 wenn einem ein Unternehmen erklärt: <em>„Lassen Sie uns Ihr Paket einfach in 141 unser proprietäres Programm einbauen, und schon wird es von vielen tausend 142 Nutzern eingesetzt!“</em> Die Versuchung mag mächtig sein, aber langfristig 143 sind wir alle besser dran, wenn wir ihr widerstehen.</p> 144 <p> 145 Die Versuchung und der Druck sind schwieriger zu erkennen, wenn sie indirekt 146 kommen ‑ durch Freie-Software-Organisationen, die es sich 147 zum Grundsatz gemacht haben, sich proprietärer Software anzunehmen. Das 148 <em>X Consortium</em> (und sein Nachfolger, die <em>Open Group</em>) 149 bieten dafür ein Beispiel: da sie von Firmen finanziert werden, die 150 proprietäre Software herstellen, bemühen sie sich seit einem Jahrzehnt 151 darum, Programmierer von der Verwendung des Copyleft abzuhalten. Jetzt, wo 152 die Open Group aus <a href="/philosophy/x">X11R6.4 unfreie Software gemacht 153 hat</a>, sind die von uns, die diesem Druck widerstanden haben, froh 154 darüber.</p> 155 <p> 156 Im September 1998, einige Monate, nachdem X11R6.4 unter unfreien 157 Vertriebsbedingungen freigegeben wurde, hat die Open Group ihre Entscheidung 158 rückgängig gemacht und unter derselben wie schon für X11R6.3 verwendeten 159 freien Softwarelizenz erneut freigegebenen, allerdings ohne Copyleft. Danke, 160 Open Group ‑ aber diese nachträgliche Kehrtwende widerlegt 161 nicht die Schlussfolgerungen, die sich aus der Tatsache ergeben, dass es 162 <em>möglich</em> war, diese Beschränkungen hinzuzufügen.</p> 163 <p> 164 Pragmatisch ausgedrückt, verstärkt das Nachdenken über langfristige Ziele 165 den Willen, solchem Druck zu widerstehen. Wenn man seinen Geist auf Freiheit 166 und Gemeinschaft konzentriert, die man aufbauen kann wenn man standhaft 167 bleibt, wird man die Stärke finden es zu tun. <em>Steh für etwas auf, oder 168 du wirst für nichts fallen.</em></p> 169 <p> 170 Und wenn Zyniker Freiheit lächerlich machen, Gemeinschaft verspotten … wenn 171 „knallharte Realisten“ sagen, dass Profit das einzige Ideal ist … einfach 172 ignorieren und das gleiche Copyleft trotzdem verwenden.</p> 173 174 <hr class="no-display" /> 175 <div class="edu-note c"><p id="fsfs">Dieser Aufsatz wurde englischsprachig in <cite><a 176 href="//shop.fsf.org/product/free-software-free-society/" xml:lang="en" 177 lang="en">Free Software, Free Society: The Selected Essays of Richard 178 M. Stallman</a></cite> veröffentlicht.</p></div> 179 </div> 180 181 <div class="translators-notes"> 182 183 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't have notes.--> 184 </div> 185 </div> 186 187 <!-- for id="content", starts in the include above --> 188 <!--#include virtual="/server/footer.de.html" --> 189 <div id="footer" role="contentinfo"> 190 <div class="unprintable"> 191 192 <p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF & GNU an <a 193 href="mailto:gnu@gnu.org"><gnu@gnu.org></a>. Sie können auch die <a 194 href="/contact/"><span xml:lang="en" lang="en">Free Software 195 Foundation</span> kontaktieren</a>. Ungültige Verweise und andere 196 Korrekturen oder Vorschläge können an <a 197 href="mailto:webmasters@gnu.org"><webmasters@gnu.org></a> gesendet 198 werden.</p> 199 200 <p> 201 <!-- TRANSLATORS: Ignore the original text in this paragraph, 202 replace it with the translation of these two: 203 204 We work hard and do our best to provide accurate, good quality 205 translations. However, we are not exempt from imperfection. 206 Please send your comments and general suggestions in this regard 207 to <a href="mailto:web-translators@gnu.org"> 208 209 <web-translators@gnu.org></a>.</p> 210 211 <p>For information on coordinating and contributing translations of 212 our web pages, see <a 213 href="/server/standards/README.translations.html">Translations 214 README</a>. --> 215 Bei der Übersetzung dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt 216 vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen 217 werden. Sollten Sie Fehler bemerken oder Vorschläge, Kommentare oder Fragen 218 zu diesem Dokument haben, wenden Sie sich bitte an unser Übersetzungsteam <a 219 href="mailto:web-translators@gnu.org?cc=www-de-translators@gnu.org"><web-translators@gnu.org></a>.</p> 220 <p>Weitere Informationen über die Koordinierung und Einsendung von 221 Übersetzungen unserer Internetpräsenz finden Sie in der <a 222 href="/server/standards/README.translations">LIESMICH für Übersetzungen</a>.</p> 223 </div> 224 225 <!-- Regarding copyright, in general, standalone pages (as opposed to 226 files generated as part of manuals) on the GNU web server should 227 be under CC BY-ND 4.0. Please do NOT change or remove this 228 without talking with the webmasters or licensing team first. 229 Please make sure the copyright date is consistent with the 230 document. For web pages, it is ok to list just the latest year the 231 document was modified, or published. 232 233 If you wish to list earlier years, that is ok too. 234 Either "2001, 2002, 2003" or "2001-2003" are ok for specifying 235 years, as long as each year in the range is in fact a copyrightable 236 year, i.e., a year in which the document was published (including 237 being publicly visible on the web or in a revision control system). 238 239 There is more detail about copyright years in the GNU Maintainers 240 Information document, www.gnu.org/prep/maintain. --> 241 <p>Copyright © 1998, 2021 Free Software Foundation, Inc.</p> 242 243 <p>Dieses Werk ist lizenziert unter einer <a rel="license" 244 href="//creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de">Creative Commons 245 Namensnennung-Keine Bearbeitungen 4.0 International</a>-Lizenz.</p> 246 247 <!--#include virtual="/server/bottom-notes.de.html" --> 248 <div class="translators-credits"> 249 250 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't want credits.--> 251 <strong>Übersetzung:</strong> Guido Arnold, 2002. Jоегg Kоhпе <a 252 href="//savannah.gnu.org/projects/www-de"><www-de></a>, 2011-2014, 253 2017</div> 254 255 <p class="unprintable"><!-- timestamp start --> 256 Letzte Änderung: 257 258 $Date: 2021/10/08 10:06:17 $ 259 260 <!-- timestamp end --> 261 </p> 262 </div> 263 </div> 264 <!-- for class="inner", starts in the banner include --> 265 </body> 266 </html>