ough-interview.html (57898B)
1 <!--#set var="ENGLISH_PAGE" value="/philosophy/ough-interview.en.html" --> 2 3 <!--#include virtual="/server/header.de.html" --> 4 <!-- Parent-Version: 1.96 --> 5 <!-- This page is derived from /server/standards/boilerplate.html --> 6 <!--#set var="TAGS" value="speeches" --> 7 <!--#set var="DISABLE_TOP_ADDENDUM" value="yes" --> 8 9 <!-- This file is automatically generated by GNUnited Nations! --> 10 <title>Richard Stallman: Ein Interview für OUGH! - GNU-Projekt - Free Software 11 Foundationwas es Rechnernutzern unmöglich</title> 12 <style type="text/css" media="print,screen"><!-- 13 .article h4 { font-size: 1.41em; color: #333; } 14 --> 15 </style> 16 17 <!--#include virtual="/philosophy/po/ough-interview.translist" --> 18 <!--#include virtual="/server/banner.de.html" --> 19 <!--#include virtual="/philosophy/ph-breadcrumb.de.html" --> 20 <!--GNUN: OUT-OF-DATE NOTICE--> 21 <!--#include virtual="/server/top-addendum.de.html" --> 22 <div class="article reduced-width"> 23 <h2>Richard Stallman: Ein Interview für OUGH!</h2> 24 25 <div class="infobox"> 26 <p>Transkript eines Interviews mit Richard Stallman, geführt von Theodoros 27 Papatheodorou<a href="#papatheodorou" id="papatheodorou-ref" 28 class="fnote">[*]</a>. Ough! Magazin (2012). <!--em>Übersetzt von Roland 29 Zowislo.</em--></p> 30 </div> 31 <hr class="thin" /> 32 33 <p>Richard Stallman, Freie-Software-Aktivist und Softwareentwickler, unterhält 34 einen legendären Status in der EDV-Gemeinschaft. Er geht auf all unsere 35 Fragen in einem Interview von epischen Ausmaßen ein, das er dem OUGH! 36 Magazin in zwei Teilen gab.</p> 37 38 <h3>TEIL 1</h3> 39 40 <p>Während seiner Zeit als <em>Systemhacker</em> am <abbr title="Artificial 41 Intelligence Laboratory" xml:lang="en" lang="en">AI Lab</abbr> des <abbr 42 title="Massachusetts Institute of Technology" xml:lang="en" 43 lang="en">MIT</abbr> (d. h. ein Mitglied des Teams, dass das eigene 44 Betriebssystem des Labors entwickelte) erfuhr er die tiefgreifende 45 Veränderung, die die Softwareindustrie einholte. Bis zu diesem Zeitpunkt war 46 die übliche Praxis frei zu teilen, zu modifizieren und die 47 Betriebssystemsoftware für derzeitige Maschinen wiederzuverwenden. In den 48 1970ern hörte die Softwareindustrie auf, den Quellcode dieser Programme zu 49 vertreiben, was es Rechnernutzern unmöglich machte, diesen zu untersuchen 50 und zu modifizieren. Außerdem machten neue Urheberrechtsgesetze solches 51 Handeln rechtswidrig.</p> 52 53 <p>Der unmoralische Wandel traf und beeinflusste ihn persönlich, als die 54 Hackergemeinschaft, in der er aufblühte, sich auflöste, als zwei 55 konkurrierende Firmen die meisten Talente des Labors anheuerten, um unfreie 56 Produkte zu entwickeln. Stallman ging gegen diesen Trend und entschied sich 57 dafür, sein Leben der Entwicklung freier Software zu widmen, bei der der 58 Nutzer das Recht hat, das Programm auf irgendeine für notwendig gehaltene 59 Weise zu benutzen, den Quellcode zu untersuchen, zu modifizieren und die 60 modifizierte Version sogar an andere weiterzugeben. 1984 verließ er das MIT 61 AI Lab und begann mit der Entwicklung von GNU, dem ersten freien 62 Betriebssystem, das heute, mit der Ergänzung einer von einem jungen 63 finnischen Studenten, Linus Torvalds, entwickelten Software, GNU/Linux 64 bildet.</p> 65 66 <p>Heute wird es auf den meisten Servern im Internet, akademischen 67 Einrichtungen, Großunternehmen, dem Militär und auf Desktops von Millionen 68 Menschen auf der ganzen Welt ausgeführt, die Softwarelizenzen, die Windows 69 und Mac OS mit sich bringen, zurückgewiesen haben. Sie wollen ein System 70 betreiben, das mit Stallman angefangen und von Tausenden anderen über das 71 Internet weiterentwickelt wurde. GNU/Linux ist proprietärer Software aus 72 technischer Sicht weit überlegen und gratis verfügbar, doch Stallman betont, 73 dass dies willkommene, aber sekundäre Eigenschaften sind. Freiheit ist der 74 Schlüssel. Wir beginnen das Gespräch zunächst, um über elektronische Rechte 75 zu sprechen.</p> 76 77 <dl> 78 <dt>Sie haben gesagt, <cite>‚im Zeitalter des Internets haben wir weniger 79 Rechte als in der materiellen Welt‘</cite>.</dt> 80 81 <dd> 82 <p>Ja. In den USA können Internetdienstanbieter beispielsweise Ihre Verbindung 83 trennen, ohne ein Gericht anzurufen, sie müssen nicht beweisen, dass es 84 einen Grund gibt. Und infolgedessen können sie Sie zensieren. Wenn Sie 85 Zettel drucken und auf der Straße verteilen möchten, können Sie das tun, 86 müssen nicht irgendein Unternehmen um Erlaubnis bitten ‚Bitte arbeiten 87 Sie mit mir zusammen.‘, damit Sie das tun können. Doch um das im 88 Internet zu machen, brauchen Sie die Kooperation eines 89 Internetdienstanbieters und eines Domain-Registrars und vielleicht einen 90 Hosting-Dienst, und wenn ihnen nicht gefällt was Sie machen oder ihnen 91 jemand droht, der viel Macht hat und nicht mag, was Sie tun, dann können sie 92 einfach Ihren Dienst beenden und Sie zensieren.</p> 93 94 <p>Menschen sollten einen Rechtsanspruch auf fortwährenden Dienst in jedem 95 dieser Bereiche haben, solange sie ihren Teil der Abmachung erfüllen. Ich 96 glaube in den USA ist es der Fall, dass die Telefongesellschaft Ihre 97 Telefonleitung nicht willkürlich abschalten kann, solange Sie weiterhin Ihre 98 Rechnung bezahlen usw., dann müssen sie ihren Telefondienst weiter anbieten, 99 es ist nicht ihre Entscheidung. Das gleiche sollte mit der Internetanbindung 100 sein. Es sollte nicht deren Entscheidung sein, es sollte ihnen nicht erlaubt 101 werden, eigene Bedingungen für die Weiterführung des Dienstes festzulegen.</p> 102 </dd> 103 104 <dt>Sie sollten den Dienst als öffentliche Versorgung anbieten?</dt> 105 106 <dd><p>Genau.</p></dd> 107 108 <dt>Diese Abhängigkeit von einem Unternehmen erstreckt sich auch auf 109 Finanztransaktionen.</dt> 110 111 <dd> 112 <p>Das ist der andere Aspekt, in dem die digitale Welt uns weniger Rechte gibt 113 als die materielle Welt. Angenommen neben dem Aushändigen von Zetteln auf 114 der Straße würden Sie Leute bitten, Geld für Ihre Sache zu geben. Sie können 115 Ihnen Bargeld geben und Sie können das Bargeld akzeptieren und benötigen 116 nicht die Zusammenarbeit irgendeines Unternehmens, um dies zu machen. Sobald 117 Sie das Bargeld erhalten haben, ist es ein gültiges Zahlungsmittel und 118 können es ausgeben. Doch um das in der digitalen Welt zu machen, brauchen 119 Sie die Dienste eines Bezahlunternehmens, und diese Unternehmen könnten Sie 120 ebenso willkürlich trennen.</p> 121 </dd> 122 123 <dt>Das passierte mit <em>WikiLeaks</em>. Nachdem es Informationen bekannt gab, 124 die die US-Regierung (unter anderem) in Verlegenheit brachten, stellten 125 <em>MasterCard</em> und <em>Visa</em> die Annahme von Spenden für die Seite 126 ein.</dt> 127 128 <dd> 129 <p>Genau. <em>WikiLeaks</em> zeigte all diese Schwachstellen auf, weil die 130 US-Regierung entschied, sie zum Schweigen zu bringen, und alles unternahm, 131 um das zu tun. Es hat sehr viel Schaden verursacht, obwohl man immer noch 132 Zugang zu den <em>WikiLeaks</em>-Seiten bekommt, wenn man den richtigen 133 Domainnamen verwendet. Sie haben es geschafft, die meisten Spenden an 134 <em>WikiLeaks</em> zu kappen, und jetzt hat es Schwierigkeiten in Betrieb zu 135 bleiben.</p> 136 </dd> 137 138 <dt>Die Organisation erhielt viel negative Aufmerksamkeit in den USA. Wie sehen 139 Sie das?</dt> 140 141 <dd> 142 <p><em>WikiLeaks</em> macht etwas Heroisches. Ein Großteil der Presse in den 143 USA ist der Regierung unterwürfig, das gilt für viele Länder. Oder Sie 144 könnten besser sagen, dass sie dem Geschäft gegenüber unterwürfig ist, aber 145 die US-Regierung arbeitet für das Geschäft, also will das Geschäft Gutes 146 darüber sagen. Ich denke, dass wir Gesetze brauchen, die Bezahlunternehmen 147 davon abhalten, den Dienst von jemandem abzuschalten, es sei denn, sie 148 beweisen, dass sie einen Grund haben.</p> 149 </dd> 150 151 <dt>Technologie hat neue Formen der Kontrolle hervorgebracht, doch das 152 resultierte auch in neuen Formen des Protests, der Selbstorganisation und 153 des Widerspruchs. <em>Anonymous</em> sticht als Beispiel für Hacktivisten 154 hervor.</dt> 155 156 <dd> 157 <p><em>Anonymous</em> macht viele verschiedene Sachen. Meistens geht 158 <em>Anonymous</em> mit vielen Leuten an die Tür eines 159 Unternehmens-Webauftritts; sie sind eine Menge und können so jemanden den 160 Weg versperren. Das ist mit dem Protestieren vor dem Gebäude eines 161 Unternehmens in der materiellen Welt vergleichbar. Und das erkennen wir als 162 demokratische, politische Aktivität. Also sind die Webproteste von 163 <em>Anonymous</em> auch demokratische, politische Aktivität. Natürlich 164 wollen die Mächte der Unterdrückung dies eher als Verbrechen denn als 165 Protest definieren, und sie nutzen den technologischen Wandel effektiv als 166 Gelegenheit, Proteste zu kriminalisieren.</p> 167 168 <p>Eine andere Sache, die, so glaube ich, <em>Anonymous</em>-Mitglieder gemacht 169 haben, ist das Ändern von Texten in Webseiten, um die Organisation, deren 170 Webauftritt das ist, zu kritisieren. Das ist das virtuelle Äquivalent eines 171 kritischen Slogans auf einem Plakat, was ganz normale demokratische 172 politische Aktivität ist, doch man nennt es <em>Angriff</em> auf die 173 Webseite. Das Wort <em>Angriff</em> soll den Eindruck vermitteln, dass dies 174 etwas anderes als ein politischer Protest ist und Menschen für das 175 Protestieren ins Gefängnis bringt.</p> 176 </dd> 177 178 <dt>Unter Hackern bedeutet der Begriff <em>Hacker</em> etwas ganz anderes als 179 das, was die breite Öffentlichkeit darunter versteht. Könnten Sie diesen 180 Unterschied erklären?</dt> 181 182 <dd> 183 <p>Zu Beginn, vor 40 Jahren, als ich mich der Hackergemeinschaft am MIT 184 anschloß, war ich stolz darauf mich selbst einen Hacker zu nennen. Ich wurde 185 am MIT eingestellt, um ein Systemhacker zu sein, also das System besser zu 186 machen. Zu dieser Zeit benutzten wir ein Betriebssystem namens ITS, das 187 <em><span xml:lang="en" lang="en">Incompatible Timesharing 188 System</span></em>, das von einem Team von Hackern am Labor für künstliche 189 Intelligenz entwickelt worden war; und dann stellten sie mich ein, um ein 190 Teil des Teams zu sein. Meine Aufgabe war das System besser zu 191 machen. Hacken hatte eine allgemeinere Bedeutung, was im Grunde spielerisch 192 klug zu sein und an die Grenzen dessen zu stoßen, was möglich war, 193 bedeutete.</p> 194 </dd> 195 196 <dt>Hacken muss nicht einmal Rechner einschließen.</dt> 197 198 <dd> 199 <p>Hacken war nicht auf die Verbesserung des Betriebssystems beschränkt. Man 200 konnte sämtliche Medien hacken, es musste keine Rechner 201 einschließen. Hacken, als allgemeiner Begriff, ist eine 202 Lebenseinstellung. Was macht Ihnen Spaß? Wenn das Finden von spielerischen 203 schlauen Möglichkeiten, die für unmöglich gehalten wurden, Ihnen Spaß macht, 204 dann sind Sie ein Hacker. Eine Sache, die unmöglich sein sollte, war die 205 Sicherheit auf Rechnern zu durchbrechen. So kamen einige Personen, die eher 206 geneigt waren Hacker zu sein, in dieses Medium des Sicherheiteinbrechens 207 hinein. Dann fanden Journalisten um 1981 etwas über Hacker, missverstanden 208 sie und dachten, Hacken sei die Sicherheit zu brechen. Das ist nicht immer 209 zutreffend: zuallererst gibt es viele Möglichkeiten zu hacken, die nichts 210 mit Sicherheit zu tun haben, und zweitens, Sicherheit zu brechen ist nicht 211 unbedingt hacken. Es ist nur dann Hacken, wenn Sie dabei spielerisch klug 212 sind.</p> 213 </dd> 214 </dl> 215 216 <h4>Softwarepatente</h4> 217 218 <dl> 219 220 <dt>Abgesehen von elektronischen Rechten sind Sie auch ein Aktivist gegen 221 Softwarepatente. Unternehmen wie Amazon, Google und Apple, um nur einige zu 222 nennen, befinden sich derzeit in hitzigen Patentkriegen.</dt> 223 224 <dd> 225 <p>Patente sind für Softwareentwickler wie Landminen. Es überrascht mich nicht, 226 dass einem Produkt wie dem <em>Android</em> vorgeworfen wird, eine ungeheure 227 Anzahl von Patenten zu verletzen, weil es ein kompliziertes Softwaresystem 228 ist. Jedes derartig komplizierte Softwaresystem wird Tausende von Ideen 229 beinhalten, und wenn 10 % dieser Ideen patentiert sind, bedeutet das, 230 dass Hunderte dieser Ideen patentiert sind. Also wird wahrscheinlich jedes 231 große Programm gegen Hunderte von Patenten in Konflikt geraten, und ein 232 System, das eine Kombination vieler Programme ist, wird wahrscheinlich mit 233 Tausenden von Patenten oder mehr in Konflikt geraten.</p> 234 </dd> 235 236 <dt>Nach derzeitiger Gesetzeslage haben diese Patente vom Moment ihrer 237 Einreichung ein Ablaufdatum von 20 Jahren.</dt> 238 239 <dd> 240 <p>Das ist eine sehr lange Zeit im Softwarebereich. Bedenken Sie, dass jedes 241 Mal, wenn sich der technologische Kontext ändert, wir dann unser Handeln, 242 viele Dinge zu machen, anpassen müssen, um zum neuen Kontext zu passen. Das 243 bedeutet, alle werden neue Ideen brauchen, und wenn diese neuen Ideen 244 patentiert werden, ist es eine noch weitere Katastrophe.</p> 245 </dd> 246 247 <dt>Was ist das Besondere an Software, dass Sie denken, sie sollte auf das 248 Patentsystem nicht anwendbar sein?</dt> 249 250 <dd> 251 <p>Software ist nicht die gebräuchlichste Art von Fall für Patente. Betrachten 252 wir den gebräuchlichsten Fall: Patente für etwas, das in der Fabrik 253 hergestellt wird. Diese Patente betreffen nur die Unternehmen, die die 254 Fabriken haben und die Produkte herstellen. Wenn sie alle mit dem 255 Patentsystem leben können, hat der Rest von uns keinen Grund zur Sorge. Aber 256 mit Software ist das Problem, dass sie viel komplizierter ist als alles 257 andere. Der Grund ist, dass Software von Natur aus einfacher zu entwerfen 258 ist als materielle Produkte.</p> 259 260 <p>Software ist einfach nur Mathematik, wohingegen physische Produkte die 261 Widernatürlichkeit von Materie zu bewältigen haben. Und viele unerwartete 262 Dinge werden passieren. Wir haben Modelle, die versuchen vorherzusagen, was 263 mit physikalischen Systemen passieren wird, aber ihre Richtigkeit ist nicht 264 garantiert.</p> 265 266 <p>Mit Software verwendet man mathematische Konstrukte und diese machen, wozu 267 sie definiert sind, und wenn nicht, geht man zum Compilerentwickler und 268 sagt: ‚Es gibt einen Programmfehler in Ihrem Compiler. Beheben Sie 269 Ihn, damit dieses Konstrukt macht was es machen soll.‘</p> 270 271 <p>Man kann das nicht in der materiellen Welt machen, aber man kann das mit dem 272 Compilerentwickler machen. Aus diesem Grund ist es einfacher Software zu 273 entwerfen, Menschen aber reizen jede Fähigkeit bis an ihre Grenzen aus. Also 274 gibt man ihnen eine einfachere Art des Entwurfs und sie machen größere 275 Systeme.</p> 276 277 <p>Deshalb können einige Leute in einigen Jahren etwas entwerfen, das eine 278 Millionen Elemente im Entwurf hat. Das wäre ein Megaprojekt, wenn es mit 279 physikalischer Materie gemacht werden müsste. Also macht man das System so 280 kompliziert und es wird eine Menge Ideen beinhalten, und das bedeutet, dass 281 es gegen eine Menge Patente verstoßen oder zumindest vorgeworfen wird.</p> 282 283 <p>Mit anderen Worten ist die Last des Patentsystems auf Software viel höher 284 als auf irgendetwas anderem. Alle Softwareentwickler sind in Gefahr, und was 285 Sie mit den Patentkriegen sehen, die im letzten Jahr oder so ausgebrochen 286 sind, wird man verklagt werden, wenn man ein großes, kompliziertes 287 Softwarepaket entwickelt.</p> 288 </dd> 289 290 <dt>Wie unterscheidet sich das, sagen wir, von einem Patent für ein Medikament?</dt> 291 292 <dd> 293 <p>Patente auf Medikamente sind ein weiterer Sonderfall. Denn wenn man arme 294 Länder zwingt, auf Arzneimitteln Patente zu haben, so wie es auch die 295 Welthandelsorganisation [WTO] macht, macht das Medizin so teuer, dass es 296 sich die Menschen nicht leisten können und sterben.</p> 297 298 <p>Die Personen, die die WTO gründeten sowie deren Führungskräfte sollten nach 299 Den Haag geschickt werden, um sie wegen Massenmordes anzuklagen. Wir sollten 300 uns organisieren, um zu verlangen, dass unsere Regierungen ihre 301 Unterstützung für die WTO einstellen; es gibt tausende Gründe dafür. Zweck 302 dieser Organisation ist dem Geschäft mehr Macht zu geben, Demokratie zu 303 einer Farce zu machen.</p> 304 305 <p>Alle sogenannten <em>„Freihandelsabkommen“</em> zielen 306 tatsächlich darauf ab, die Demokratie zu schwächen und politische Macht dem 307 Geschäft zu übertragen. Deswegen müssen wir solche Abkommen im Namen der 308 Demokratie abschaffen. Es gibt gute Argumente, dass internationaler Handel 309 beide Länder wohlhabender machen kann, und wenn diese Länder demokratisch 310 genug sind, den Reichtum für alle in beiden Ländern zu verbreiten, dann sind 311 sie wirklich besser dran. Allerdings sind die sogenannten 312 <em>„Freihandelsabkommen“</em> so konzipiert, um die Länder 313 weniger demokratisch zu machen und sicherzustellen, dass sich der Wohlstand 314 nicht verbreiten wird.</p> 315 316 <p>Das bedeutet, dass sie annulieren, welchen Nutzen sie auch immer produzieren 317 könnten, <em>selbst wenn das Bruttosozialprodukt beider Länder 318 zunimmt</em>. Welches Wohl ist das, wenn die Zuwächse alle an die Reichen 319 gehen, was das ist, was sie in den Vereinigten Staaten <em>mindestens</em> 320 seit 1980 getan haben.</p> 321 </dd> 322 323 <dt>Diese Patentkriege haben Unternehmen ein Arsenal von Softwarepatenten 324 aufkaufen sehen, nur um sich vor einem Rechtsstreit zu schützen …</dt> 325 326 <dd> 327 <p>Das dürfte der Fall sein, es könnte aber sein, dass <em>Google</em> weniger 328 Patente hat, weil es nicht so lange existiert. Dies kann ein Fall sein, wo 329 sie nicht alle in der gleichen Position und nicht alle voneinander abhängig 330 sind, und wenn dem so ist, wäre das schade, denn immerhin ist 331 <em>Android</em> das einzige mit größtenteils freier Software noch in 332 Betrieb befindliche Smartphone-Betriebssystem, und das gibt uns zumindest 333 einen Ansatzpunkt zu versuchen, Telefone ohne proprietäre Software 334 auszuführen.</p> 335 336 <p>Wenn <em>Android</em> gefährlich wird und von Patenten zermalmt, dann 337 könnten wir nie mehr imstande sein, Smartphones mit freier Software 338 ausführen.</p> 339 </dd> 340 341 <dt>Google ist dabei Motorola, denen es finanziell nicht gut geht, zu kaufen, 342 nur um den Zugang zu ihren Patenten zu bekommen.</dt> 343 344 <dd> 345 <p>Das zeigt, wie das Patentsystem ein Hindernis für den Fortschritt wird. Wenn 346 genügend Patente auf ein Produkt anwendbar sind, wird es schwierig, mit dem 347 Patentsystem überhaupt zurecht zu kommen. Ich hoffe, dass sie (Google) damit 348 Erfolg haben werden, denn dadurch schützen sie auch gewissermaßen die 349 Freie-Software-Gemeinschaft.</p> 350 </dd> 351 352 <dt>Glauben Sie an die komplette Abschaffung von Softwarepatenten?</dt> 353 354 <dd> 355 <p>Richtig, Patente sollten nicht auf Software anwendbar sein. Beachten Sie, 356 dass man Patente nicht immer entweder als Softwarepatente oder 357 Nicht-Softwarepatente klassifizieren kann. Manchmal bezieht sich dasselbe 358 Patent sowohl auf Programme als auch auf Schaltkreise. Ich empfehle das 359 Gesetz zu ändern, zu sagen: ‚per Definition, wenn es ein Programm ist, 360 verletzt es keine Patente.‘</p> 361 </dd> 362 </dl> 363 364 <h4>P2P-Dateiaustausch und die Musik-/Filmindustrie</h4> 365 366 <dl> 367 <dt>Sie haben sich oft gegen die Verwendung des Wortes <em>Piraterie</em> 368 ausgesprochen.</dt> 369 370 <dd> 371 <p>Es ist ein verunglimpfenderer Begriff! Sie wollen sagen, dass die gemeinsame 372 Nutzung das moralische Äquivalent für den Angriff auf Schiffe ist. Ich 373 stimme mit dieser Position nicht überein, also nenne ich die gemeinsame 374 Nutzung nicht <em>Piraterie</em>. Ich nenne es <em>Teilen</em>.</p> 375 376 <p>Ich bin nicht generell gegen Gewinn. Ich bin gegen die Misshandlung von 377 Menschen. Die Art des Geschäfts kann oder kann nicht die Misshandlung von 378 Menschen bedeuten.</p> 379 380 <p>Das Beispiel des erfolglosen Künstlers ist ein lächerliches Beispiel, weil 381 das bestehende System sehr wenig für erfolglose Künstler macht. Es ist 382 lausig. Und wenn wir nur die gemeinsame Nutzung legalisieren, macht das für 383 erfolglose Künstler keinen Unterschied. Es könnte ihnen sogar helfen.</p> 384 385 <p>Ich denke Künstler sollten Musik mit Lizenzen veröffentlichen, die Teilen 386 explizit erlauben, und einige von ihnen machen das. Der Punkt ist, dass 387 dieses Argument gegen die gemeinsame Nutzung fingiert ist.</p> 388 389 <p>Diese gigantischen multinationalen Unternehmen wollen mehr Geld für sich 390 selbst, und sie verwenden die Künstler als Ausrede. Wenig rieselt bis zu den 391 Künstlern hinunter, und dann gibt es einige wenige Stars, die sehr gut 392 behandelt werden. Aber wir müssen sie nicht reicher machen.</p> 393 </dd> 394 395 <dt>Sollten Menschen das Recht haben, Musik nichtkommerziell zu teilen und 396 weiterzugeben?</dt> 397 398 <dd> 399 <p>Musik und jedes veröffentlichte Werk. Weil Teilen gut ist, Teilen 400 Gemeinschaft aufbaut, also muss Teilen legal sein, jetzt, wo die gemeinsame 401 Nutzung machbar und einfach ist.</p> 402 403 <p>Vor fünfzig Jahren war das Kopieren und nichtkommerzielle Herausbringen so 404 schwierig, dass es nicht darauf ankam, ob es legal war oder nicht. Doch 405 jetzt, wo es so einfach ist, kann man die Menschen nur noch durch böse, 406 drakonische Maßnahmen davon abhalten, und auch die funktionieren nicht 407 immer.</p> 408 409 <p>Aber ich vermute, wenn sie böse genug sind dürften sie daran arbeiten, aber 410 warum sollten wir solche Bösartigkeit dulden?</p> 411 </dd> 412 413 <dt>Die Musik- und Filmindustrie agitierte sehr hart für PIPA, SOPA und ACTA.</dt> 414 415 <dd> 416 <p>Sie wollen ungerechte Gesetze überall auf der Welt, und in einigen Ländern 417 ist es ihnen gelungen. Ich habe gelesen, dass Irland ein Gesetz 418 verabschiedet hat, das SOPA der Beschreibung nach ähnlich ist, aber ich 419 kenne noch keine Details.</p> 420 421 <p>Diese Gesetze sind eine Ungerechtigkeit. Sie sollen die Menschen mehr den 422 Medienunternehmen unterwerfen, sind also selbstverständlich falsch, 423 selbstverständlich hasst man sie. Die einzige Frage ist: ist noch genügend 424 Demokratie in irgendeinem Land übrig, um sie stoppen zu können?</p> 425 426 <p>Europäische Bürger sollten handeln und sich mit anderen organisieren, damit 427 Ihr Land ACTA nicht ratifiziert und das Europäische Parlament überzeugen, 428 dagegen zu votieren. Bewahrt die Welt vor dieser Ungerechtigkeit!</p> 429 </dd> 430 431 <dt>Kürzlich handelten Regierungsbehörden, um einige Webauftritte wie Megaupload 432 zu schließen.</dt> 433 434 <dd> 435 <p>Ich weiß nicht, ob Megaupload es letztendlich verdient hätte geschlossen zu 436 werden. Denken Sie daran, dass Megaupload ein Geschäft ist, kein Beispiel 437 für gemeinsame Nutzung. Teilen bedeutet nichtkommerzielles Weiterverbreitung 438 exakter Kopien. Also habe ich keine Schlussfolgerung über Megaupload im 439 besonderen.</p> 440 441 <p>Ich denke die Art und Weise wie es geschlossen wurde, bevor ein Gericht 442 entscheiden konnte ob es legal ist oder nicht, war etwas Unerhörtes. Aber es 443 hat inzwischen einen Prozess gegen ‑ ich denke es 444 heißt ‑ Hotfile gegeben, und die Kläger behaupten, dass 445 ‚dies schlecht sein muss, weil es ähnlich wie Megaupload ist, was wir 446 geschlossen haben‘. Was ein Schwindel ist, da kein Gericht entschieden 447 hat, ob Megaupload legal war. Also führen sie diese voreilige Schließung als 448 Beweis dafür an, dass es schlecht ist.</p> 449 450 <p>Ich weiß nicht, vielleicht ist es schlecht. Das ist nicht das Problem, mit 451 dem ich mich sehr beschäftige. Ich beschäftige mich mehr mit 452 Peer-to-Peer-Austausch, weil das eindeutig gut ist.</p> 453 </dd> 454 </dl> 455 456 <h4>Über Privatsphäre</h4> 457 458 <dl> 459 <dt>Was ist mit Diensten wie Facebook und Gmail?</dt> 460 461 <dd> 462 <p>Es gibt viele Fragen der Freiheit im Leben, und die Kontrolle über die 463 eigene Datenverarbeitung zu haben ist mein Beitrag ‑ so 464 hoffe ich ‑ zum Gedanken, was Menschenrechte sind. Es gibt 465 viele andere Menschenrechte, die Menschen verdienen, und viele von ihnen, 466 die in anderen Bereichen des Lebens gelten, lassen sich in die virtuelle 467 Welt übertragen.</p> 468 469 <p>Was sind also beispielsweise die schlechten Dinge über Facebook? Nun, es 470 gibt den Leuten einen falschen Eindruck der Vertraulichkeit. Es lässt Sie 471 glauben, dass Sie etwas bestimmen können, um nur von Ihren Freunden gesehen 472 zu werden, nicht ahnend, dass es tatsächlich von Ihren 473 Facebook-Freunden ‑ und nicht Ihren tatsächlichen 474 Freunden ‑ gesehen wird. Und jeder von ihnen könnte es 475 veröffentlichen, so dass es von jedermann gesehen werden könnte; es könnte 476 in der Zeitung veröffentlicht werden. Facebook kann das nicht verhindern.</p> 477 478 <p>Was sie machen können ist die Nutzer jedesmal zu warnen, wenn sie eine 479 Sitzung starten: <em>‚Vorsicht! Alles, was du hier 480 postest ‑ selbst wenn du angibst, dass es nur bestimmte 481 Personen sehen sollen ‑ könnte aufgrund von Ereignissen 482 außerhalb deiner Kontrolle veröffentlicht werden. Also denke zweimal über 483 alles was du hier posten willst nach. Und denke daran, dass, wenn du dich 484 das nächste Mal um einen Arbeitsplatz bewirbst, das Unternehmen verlangen 485 könnte, alles in deinem Benutzerkonto anzuzeigen. Deine Schule könnte das 486 ebenso fordern. Und wenn deine Mitteilung wirklich privat sein soll, sende 487 sie nicht auf diese Weise.‘</em> Das ist eine Sache, die sie machen 488 sollten.</p> 489 490 <p>Facebook ist ein Überwachungsapparat und sammelt gewaltige Mengen 491 persönlicher Daten und ihr Geschäftsmodell ist, diese Daten zu 492 missbrauchen. Also sollte man Facebook überhaupt nicht benutzen.</p> 493 494 <p>Und schlimmer noch: Facebook überwacht sogar Menschen, die kein 495 Facebook-Benutzerkonto haben. Wenn Sie eine <span xml:lang="en" 496 lang="en"><em>Like</em></span>-Schaltfläche auf einer Webseite sehen, dann 497 weiß Facebook, dass Ihr Rechner diese Webseite besuchte. Und es ist nicht 498 das einzige Unternehmen, das dies macht; ich glaube, dass Twitter und 499 Google+ das machen, es ist also eine Praxis, die imitiert wird. Und es ist 500 falsch, egal wer es macht.</p> 501 502 <p>Eine andere Sache, die Facebook macht, ist, dass es die Bilder von Menschen 503 in kommerzieller Werbung nutzt und ihnen keine Möglichkeit gibt, dies zu 504 verweigern.</p> 505 </dd> 506 507 <dt>Die Berühmtheit von Google, Eric Schmidt, sagte vor ein paar Jahren, dass 508 <cite>‚wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand 509 erfährt, sollten Sie es vielleicht ohnehin nicht tun‘</cite>.</dt> 510 511 <dd> 512 <p>Das ist lächerlich. Was für Dinge würden Sie nicht irgendjemanden wissen 513 lassen?</p> 514 515 <p>Vielleicht planen Sie einen Protest. Es ist heutzutage verbreitet, dass 516 Regierungen Dissidenten als Terroristen abstempeln und elektronische 517 Überwachung an ihnen ausübt, um ihre Proteste zu sabotieren, um Demokratie 518 effektiv zu sabotieren.</p> 519 </dd> 520 521 <dt>Diese sozialen Medien behaupten auch, dass sie eine sehr starke, subversive 522 Rolle in den Nahost-Aufständen gehabt haben.</dt> 523 524 <dd> 525 <p>Vielleicht stimmt das, aber bedenken Sie, dass diese nicht in Ländern des 526 Nahen Ostens ansässig sind, also haben sie kein starkes Motiv, sich mit 527 diesen Regierungen auseinander zu setzen.</p> 528 529 <p>Wenn, sagen wir, die US-Regierung Meinungsverschiedenheiten zunichtemachen 530 möchte, werden diese Unternehmen wahrscheinlich freiwillig helfen. Falls 531 nicht, werden sie sowieso gezwungen werden.</p> 532 </dd> 533 534 <dt>Sie sind auch dafür bekannt, kein Mobiltelefon zu benutzen, um Ihre 535 Privatsphäre zu schützen.</dt> 536 537 <dd> 538 <p>Natürlich. Jedes Mobiltelefon ist ein Verfolgungs- und 539 Überwachungsgerät. Sie könnten Ihr Telefon davon abhalten, Ihren 540 GPS-Standort zu übermitteln, wenn Sie ein Telefon haben, das von freier 541 Software gesteuert wird, obwohl dies sehr wenige sind. Dennoch kann das 542 System ziemlich genau bestimmen, wo sich das Telefon, auch ohne eine aktive 543 Mitwirkung vom Telefon, befindet.</p> 544 545 <p>Die US-Regierung sagt, dass sie in der Lage sein sollte, all diese 546 Information sogar ohne Rechtfertigung zu sammeln. Das ist nicht einmal eine 547 gerichtliche Anordnung. Das zeigt also, wie sehr die US-Regierung die 548 Menschenrechte respektiert.</p> 549 </dd> 550 551 <dt>Einige benutzen <em>TOR</em> und andere Software, um ihre Identität online 552 zu verbergen.</dt> 553 554 <dd> 555 <p><em>TOR</em> ist eine sehr gute Sache. Es hilft, Menschen vor dem Großen 556 Bruder zu schützen. Und mit Großen Bruder meine ich vielleicht die Regierung 557 Irans oder Syriens oder den Vereinigten Staaten oder jedes andere Land, das 558 Menschenrechte nicht anerkennt.</p> 559 </dd> 560 </dl> 561 562 <h3>TEIL 2</h3> 563 564 <p>Der zweite Teil des Interviews handelt über Freie Software und ihre 565 Funktionen.</p> 566 567 <p><em>Im zweiten Teil des Interviews begannen wir über Freie Software zu 568 sprechen und baten um eine Definition.</em></p> 569 570 <p>Freie Software bedeutet Software, die die Freiheit des Nutzers und die 571 Gemeinschaft des Nutzers respektiert. Bei Software gibt es nur zwei 572 Möglichkeiten; entweder der Nutzer kontrolliert das Programm oder das 573 Programm die Nutzer.</p> 574 575 <p>Der erste Fall ist Freie Software, weil, damit die Nutzer eine wirksame 576 Kontrolle der Programme haben, wir bestimmte Freiheiten benötigen. Diese 577 Freiheiten sind die Kriterien für Freie Software.</p> 578 579 <p>Wenn die Nutzer nicht das Programm kontrollieren, dann kontrolliert das 580 Programm die Nutzer und der Entwickler das Programm. Das bedeutet, dass das 581 Programm ein Instrument ungerechter Macht ist.</p> 582 583 <p>Freie Software ist also Software, die die Freiheit des Nutzers respektiert, 584 und die Idee der Freie-Software-Bewegung ist: unfreie Software ist eine 585 Ungerechtigkeit, lassen Sie uns damit Schluss machen. Lassen Sie uns 586 zunächst entkommen, und dann lassen Sie uns helfen, jeden anderen zu 587 entkommen. Lassen Sie uns mit dieser Ungerechtigkeit Schluss machen.</p> 588 589 <dl> 590 <dt>Und mit Frei meinen Sie natürlich nicht einfach nur <em>gratis</em>, Sie 591 meinen viel mehr als das.</dt> 592 593 <dd> 594 <p>Ich meine <em>Frei</em> wie in Freiheit.</p> 595 </dd> 596 597 <dt>Sie erwähnten, dass es gewisse Freiheiten gibt, die eine Software 598 respektieren sollte, um frei genannt zu werden. Welche Freiheiten sind das?</dt> 599 600 <dd> 601 <dl> 602 <dt>Freiheit Null</dt> 603 <dd>Die Freiheit, das Programm auszuführen wie Sie möchten.</dd> 604 605 <dt>Freiheit Eins</dt> 606 <dd>Die Freiheit, den Quellcode zu untersuchen und zu ändern, um das Programm 607 auf diese Weise Ihren Bedürfnissen anzupassen.</dd> 608 609 <dt>Freiheit Zwei</dt> 610 <dd>Die Freiheit, anderen zu helfen, was bedeutet, exakte Kopien 611 weiterzuverbreiten, wenn Sie möchten.</dd> 612 613 <dt>Freiheit Drei</dt> 614 <dd>Die Freiheit, zu Ihrer Gemeinschaft beizutragen ‑ die 615 Freiheit, Kopien Ihrer modifizierten Versionen zu vertreiben, wenn Sie 616 möchten (vorausgesetzt, dass Sie die Version modifizierten, denn nicht jeder 617 macht das).</dd> 618 </dl> 619 </dd> 620 621 <dt>Und um das zu unterstützen, gründeten Sie eine Stiftung, die <span 622 xml:lang="en">Free Software Foundation</span>.</dt> 623 624 <dd> 625 <p>Nun, bedenken Sie, dass das Ziel nicht nur theoretisch ist. Ich wollte es 626 möglich machen, einen Rechner in Freiheit zu nutzen. Das ist unmöglich, wenn 627 Sie verpflichtet sind, unfreie Software zu verwenden, und als ich 1983 628 begann, war das der einzige Weg, einen Rechner zum Laufen zu bringen. Er 629 musste ein Betriebssystem haben, und alle Betriebssysteme waren proprietär, 630 also mussten man unfreie Software haben (proprietär bedeutet unfrei; sie 631 sind gleichbedeutend).</p> 632 633 <p>Um Freiheit also zu einer echten Option werden zu lassen, war es notwendig 634 ein freies Betriebssystem zu entwickeln. Ich wollte es zu einer realen 635 Möglichkeit machen, einen Rechner zu nutzen und dabei Freiheit zu haben, und 636 das bedeutete die Einführung eines Projektes zur Softwareentwicklung, um die 637 ganze Software, die man haben muss, zu entwickeln, und das ist ein 638 Betriebssytem namens GNU. Deshalb musste dort tatsächliche Arbeit geleistet 639 werden. Ich wollte das einfache Angeben eines philosophischen Standpunkts im 640 abstrakten übertreffen und zur praktischen Arbeit übergehen, Freiheit zu 641 einer realen Möglichkeit zu machen.</p> 642 </dd> 643 644 <dt>Und warum meinen Sie, dass es ein inhärentes Recht der Menschen ist, Zugang 645 zum Quellcode eines Programms zu haben?</dt> 646 647 <dd> 648 <p>Warum sollten Menschen frei sein? Es gibt Menschen, die nicht an Freiheit 649 glauben, und man kann mit ihnen nicht logisch diskutieren. Es gibt einen 650 fundamentalen Unterschied in den Werten. Sobald Sie erkennen, dass die 651 Kontrolle über Ihre Software der einzige Weg ist um in Freiheit zu leben und 652 Rechner zu nutzen, müssen Sie, wenn Sie Freiheit wollen, auf Freie Software 653 bestehen.</p> 654 </dd> 655 656 <dt>Aber warum ist Software anders als andere Produkte? Wenn ein Anbieter einen 657 Stuhl verkauft, erwartet er … [Stallman unterbricht]</dt> 658 659 <dd> 660 <p>Software ist diesen Dingen nicht ähnlich. Software macht komplizierte Dinge 661 und Stühle nicht. Es gibt keine Möglichkeit einen Stuhl zu entwerfen, um 662 Dinge für Sie zu machen und zu kontrollieren, was Sie machen. Normalerweise 663 sitzen Sie auf einem Stuhl und kontrollieren wie Sie sitzen. Der Stuhl ist 664 möglicherweise mehr oder weniger bequem, aber er wird Sie nicht in ein 665 anderes Gebäude bewegen oder auf die Straße schleudern oder allerlei anderer 666 überraschender Dinge machen, die Sie nicht erwarten würden. Es ist nicht 667 wahrscheinlich eine Nadel darin verborgen zu haben, die irgendeine Art von 668 Medikament in Sie injizieren würde.</p> 669 670 <p>Andererseits macht Software weitaus kompliziertere Dinge als das, und 671 proprietäre Software hat gewöhnlich böswillige mit dieser Nadel 672 vergleichbare Eigenschaften. Man hat Spionageeigenschaften in Windows 673 gefunden. Es gibt auch wieder Hintertüren, die 674 denjenigen ‑ die wissen wie sie zu kontrollieren 675 sind ‑ ermöglichen, Dinge mit dem Benutzer zu machen.</p> 676 677 <p>Mit anderen Worten kann Microsoft absolut alles mit den Nutzern von Windows 678 machen: es hat die vollständige Kontrolle über ihre Rechner, es kann 679 irgendetwas von ihnen nehmen, es kann sie überhaupt irgendwie 680 sabotieren. Wenn Sie unfreie Programme nutzen, sind Sie seinem Entwickler 681 schutzlos ausgeliefert und die Entwickler sagen grundsätzlich: ‚Sie 682 sollten uns einfach vertrauen, denn ein großes Unternehmen wie dieses würde 683 Ihnen selbstverständlich niemals schaden.‘</p> 684 </dd> 685 686 <dt>Abgesehen von der Software versuchen sich Unternehmen heutzutage 687 einzumischen, was Nutzer tatsächlich in ihren Geräten speichern 688 können. Eines ihrer Werkzeuge zur Kontrolle des Nutzers ist die Verwendung 689 proprietärer elektronischer Buchformate.</dt> 690 691 <dd> 692 <p>Dies sind Angriffe auf die traditionellen Freiheiten der Leser. Das 693 Beispiel, das ich verwenden würde, ist der Amazon <em>„<a 694 href="/philosophy/why-call-it-the-swindle.html">Swindle</a>“</em> (ein 695 Wortspiel mit Amazons elektronischem Lesegerät, dem <em>Kindle</em>), denn 696 darüber kenne ich die meisten Fakten. Ich nenne es den <em>Swindle</em>, 697 denn es ist so eingerichtet, dass es Leser der traditionellen Freiheiten der 698 Buchleser beschwindelt.</p> 699 700 <p>Beispielsweise gibt es die Freiheit ein Buch <!--zu besitzen-->sein Eigen zu 701 nennen, wo Amazon sagt, die Nutzer können es nicht. Sie können nur eine 702 Lizenz erhalten, um das Buch unter Amazons Wahl der Bedingungen zu 703 lesen. Dann gibt es die Freiheit, das Buch anonym zu erwerben, was für die 704 meisten wohlbekannten Bücher mit dem <em>Swindle</em> grundsätzlich 705 unmöglich ist.</p> 706 707 <p>Sie sind nur von Amazon erhältlich, und Amazon verlangt von Nutzern sich zu 708 identifizieren wie es keine Möglichkeit erlaubt, anonym mit Bargeld zu 709 zahlen, wie man ein gedrucktes Buch kaufen könnte. Infolgedessen unterhält 710 Amazon eine Datenbank aller Bücher, die jeder Benutzer jemals gelesen 711 hat. Diese Datenbank ist eine Bedrohung der Menschenrechte. Dann gibt es die 712 Freiheit, jemand anderem das Buch zu geben, vielleicht nach dem Lesen, die 713 Freiheit, das Buch an Personen zu verleihen, wenn Sie es möchten, und die 714 Freiheit, das Buch an ein Geschäft für gebrauchte Bücher zu verkaufen.</p> 715 716 <p>Amazon eliminiert diese Freiheiten teilweise mittels digitaler Handschellen 717 (böswillige Eigenschaften in der Software, entworfen, um Nutzer zu 718 beschränken, damit sie diese Dinge nicht machen können) und teilweise durch 719 gesagtes, dass Nutzer ein Buch nicht ihr Eigen nennen können, weil Amazon 720 einen Vertrag unterzeichnen lässt, der besagt, dass sie das Buch nicht 721 verschenken, verleihen oder verkaufen werden. Und dann gibt es die Freiheit, 722 das Buch zu behalten, solange Sie möchten.</p> 723 </dd> 724 725 <dt>Es gab eine Orwellsche Wendung in der Geschichte …</dt> 726 <dd> 727 <p>Ja, weil sie Tausende von Kopien von <em>1984</em> löschten. Das war im Jahr 728 2009. Diese Kopien waren autorisierte Kopien bis zu dem Tag, an dem Amazon 729 entschied sie zu löschen. Danach gab es eine Menge Kritik, und so versprach 730 Amazon es würde das nie wieder tun, sofern nicht durch den Staat 731 veranlasst. Ich finde das nicht so beruhigend.</p> 732 733 <p>Jedes einzelne macht den <em>Swindle</em> zu einem unerhörten Angriff auf 734 unsere Freiheit und etwas, das wir uns weigern müssen zu verwenden. Ich 735 kenne nicht alle Details über die Mitbewerber, aber allesamt teilen 736 zumindest einige dieser inakzeptablen Eigenschaften. Abgesehen von einigen, 737 bei denen man nur Bücher in einem dokumentierten, nicht geheimen Format 738 installieren kann.</p> 739 740 <p>Einige davon könnte man vielleicht irgendwo gegen Bargeld kaufen, wenn der 741 Autor Kopien verkauft. Das Problem ist jedoch, für digitale Bücher im 742 Allgemeinen, es gibt keine Möglichkeit, sie gegen Bargeld oder anonym zu 743 kaufen, aufgrund der Tatsache, dass es kein anonymes Bezahlsystem im 744 Internet gibt.</p> 745 746 <p>Bitcoin kann dafür genutzt werden, aber Bitcoin ist ein wenig spekulativ, 747 weil sein Wert schwankt. Ich glaube nicht, dass es an dem Punkt angekommen 748 ist, ein angenehm einfaches, anonymes, digitales Bezahlsystem zu sein.</p> 749 750 <p>Und es ist nicht grundsätzlich anonym. Man kann eine Bitcoin-Bezahlung 751 anonym tätigen, aber nur mit einigen zusätzlichen Problemen. Ich erinnere 752 mich nicht an die Einzelheiten, aber sie waren kompliziert genug, dass ich 753 nicht glaube, dass ich es tun würde. Ich würde nur nicht nachlassen, Dinge 754 nicht online zu kaufen.</p> 755 </dd> 756 757 <dt>Es gibt noch einen weiteren Aspekt zur Verwendung unfreier Software: man ist 758 ebenso ein schlechter Mitmensch.</dt> 759 760 <dd> 761 <p>Wenn Sie gebeten werden zu versprechen, nicht mit anderen Menschen zu 762 teilen, was bedeutet das? Sie werden gebeten, Ihre Gemeinschaft zu 763 verraten. Nun, was ist Ihre Gemeinschaft? Es sind die Menschen, die Sie 764 kennen, die Menschen, mit denen Sie normalerweise zusammenarbeiten. Diese 765 Softwarelizenzen laden Sie dazu ein, die Menschen zu verraten, mit denen Sie 766 normalerweise zusammenarbeiten.</p> 767 </dd> 768 769 <dt>Leute verwenden die Begriffe <em>Frei</em> & <em>Open Source</em> ohne 770 irgendwelche Unterschiede zu machen, aber sie sind verschiedene Dinge.</dt> 771 772 <dd> 773 <p>Der Begriff <em>Open Source</em> wurde 1998 von Menschen in der 774 Freie-Software-Gemeinschaft geprägt. Erinnern Sie sich, dass ich die 775 Freie-Software-Bewegung im Jahr 1983 gestartet habe. Bis 1998 hatten wir 776 bereits einen beträchtlichen Betrag erreicht, es gab viele Menschen, die 777 Freie Software schrieben und viele, die sie nutzten.</p> 778 779 <p>Doch nicht alle stimmten mit der Philosophie der Freie-Software-Bewegung 780 überein. Viele von ihnen, obwohl sie Freie Software gerne nutzten und 781 entwickelten, betrachteten unsere Philosophie als zu radikal und 782 schockierend. Sie prägten einen anderen Begriff, damit sie jeden Bezug auf 783 unserer Philosophie vermeiden konnten und das Thema als eine Frage der 784 Gerechtigkeit gegen Ungerechtigkeit darzustellen.</p> 785 786 <p>Das ist also der Zweck des Begriffs <em>Open Source</em>. Es ist über mehr 787 oder weniger die gleiche Softwarekategorie zu sprechen, ohne es jedoch als 788 ein ethisches Thema darzustellen. Sie sagen nicht, dass, wenn ein Programm 789 nicht Open Source ist, es dann eine Ungerechtigkeit ist und man versuchen 790 muss, davon zu entkommen.</p> 791 </dd> 792 793 <dt>Sie haben in der Vergangenheit gesagt, dass <cite>‚die Agenda der 794 Freie-Software-Bewegung ist untergraben worden und sogar beinahe verloren 795 gegangen‘</cite>. Beziehen Sie sich auf Fälle wie Android (das 796 Betriebssystem für Mobiltelefone)?</dt> 797 798 <dd> 799 <p>Android ist nur ein Beispiel der allgemeinen Tendenz bei den meisten 800 Menschen in einer Gemeinschaft, nicht im Sinne von Freiheit und 801 Gerechtigkeit zu denken. <em>Open Source</em> ist auch ein großer Teil 802 davon.</p> 803 804 <p>Und sehen Sie sich dann diese mehr als 1000 verschiedenen Distributionen des 805 GNU/Linux-Betriebssystems an: ungefähr zehn von ihnen sind völlig freie 806 Software, deren Entwickler sie aus Prinzip als freie Software bewahren, und 807 die anderen Tausend-oder-so beinhalten unfreie Software oder führen den 808 Nutzer in Richtung unfreie Software, was unfreier Software im Handumdrehen 809 Legitimität gewährt und die Philosophie der Freie-Software-Bewegung direkt 810 zurückweist.</p> 811 812 <p>Und diese sprechen eine sehr laute Stimme. Die meisten, die in die 813 Gemeinschaft kommen, fassen ihre Gedanken aufgrund dieser Distributionen in 814 Worte und anderer Personen, die damit zufrieden sind, und im Grunde 815 betrachtet lediglich eine Minderheit der Freie-Software-Gemeinschaft unfreie 816 Software als eine Ungerechtigkeit, welche wir nicht tolerieren sollten. Und 817 diese Ansichten pflanzen sich natürlich fort.</p> 818 819 <p>Genau genommen ist Android freie Software, aber es ist noch unvollständig: 820 um tatsächlich ein Telefon auszuführen, benötigt man andere Software, die 821 nicht frei ist. Jedes Android-Telefon braucht sogar unfreie Software.</p> 822 823 <p>Darüber hinaus sind viele davon <em>Tyrannenprodukte</em>, die Benutzern 824 nicht erlauben, das System zu ersetzen. So kann die enthaltene Software 825 möglicherweise aus freien Quellcode hergestellt worden sein, aber wenn der 826 Benutzer die Software nicht ersetzen kann, dann sind diese ausführbaren 827 Programme nicht frei.</p> 828 </dd> 829 830 <dt>Trotz Ihrer technischen Leistungen, wenn es um Programmierung geht, war 831 einer Ihrer größten Hacks der Beginn der GNU GPL, einer bahnbrechenden 832 Lizenz, die viele andere beeinflusste.</dt> 833 834 <dd> 835 <p>Nun, es ist besser zu sagen, dass die meisten anderen freien 836 Softwarelizenzen als Reaktion gegen die Ideen der GNU GPL geschrieben 837 wurden.</p> 838 839 <p>Sie sehen, die GNU GPL ist eine Lizenz mit Copyleft. Jede freie 840 Softwarelizenz muss, um eine zu sein, Ihnen die vier Freiheiten 841 gewähren. Die einzige Möglichkeit, diese Freiheiten zu erhalten, ist, wenn 842 das Werk unter einer Lizenz freigegeben wird, die sie Ihnen gewährt.</p> 843 844 <p>Das heutige Urheberrechtsgesetz ist zu restriktiv gemacht worden, alles 845 unterliegt standardmäßig dem Urheberrecht. Deshalb ist die einzige 846 Möglichkeit, wie ein Programm frei sein kann, dass die Rechteinhaber eine 847 formale Erklärung aufsetzen, die die vier Freiheiten gewährt. Diese formelle 848 Erklärung ist das, was wir eine freie Softwarelizenz nennen.</p> 849 850 <p>Es gibt viele Möglichkeiten, das zu tun. Copyleft besagt, dass es eine auf 851 Freiheiten zwei und drei geknüpfte Bedingung gibt (erinnern Sie sich, dies 852 waren die Freiheiten, exakte Kopien sowie Kopien Ihrer modifizierten 853 Versionen zu vertreiben). Die Copyleft-Bedingung besagt, dass, wenn Sie sie 854 vertreiben, dieselben Freiheiten für die nächste Person respektieren müssen.</p> 855 856 <p>Also müssen Personen, die Kopien von Ihnen bekommen, ob sie modifiziert sind 857 oder nicht, dieselben vier Freiheiten erhalten. Wenn Sie etwas von diesem 858 Quellcode in ein anderes Programm mit anderem Quellcode einfügen und damit 859 Änderungen vorgenommen haben, besagen die Bedingungen, dass das komplette 860 Programm den Menschen die vier Freiheiten gewähren muss, so dass Sie den 861 Quellcode nicht wirksam in Proprietäres mit der Entschuldigung umwandeln 862 können, einige Änderungen darin gemacht zu haben. Wenn Sie irgendetwas von 863 diesem Quellcode in Ihrem Programm verwenden möchten, müssen Sie Ihr ganzes 864 Programm frei machen.</p> 865 866 <p>Ich tat das, weil ich erkannte, dass es eine Wahl gab: entweder wäre man in 867 der Lage, meinen Quellcode in unfreie Software umzuwandeln und ihn zu 868 verwenden, um andere zu unterjochen, indem sie vielleicht Änderungen darin 869 vornahmen, oder ich würde sie davon abhalten, das zu tun.</p> 870 871 <p>Ich erkannte dann, wenn ich sie nicht hindern würde, dann würde mein 872 Quellcode in unfreie Software konvertiert werden, Nutzer würden meinen 873 Quellcode bekommen, aber sie würden keine Freiheit erhalten, und das wäre 874 selbstzerstörerisch, es würde den ganzen Zweck vereiteln, den Quellcode zu 875 Schreiben, der ein System schaffen sollte, das sie in Freiheit nutzen 876 könnten.</p> 877 878 <p>Also erfand ich eine Möglichkeit, dem vorzubeugen, und diese Möglichkeit ist 879 Copyleft.</p> 880 </dd> 881 882 <dt>Und wie werden diese Ideen des Copyleft in der heutigen Welt der Webdienste 883 und der sogenannten <em>Datenwolke</em> umgesetzt?</dt> 884 885 <dd> 886 <p>Diese Fragen beziehen sich auf ein Programm, das ein Werk ist, von dem man 887 eine Kopie haben kann; aber ein Dienst ist nicht etwas, wovon Sie eine Kopie 888 bekommen, so dass diese Fragen nicht dafür gelten.</p> 889 890 <p>Andererseits, wenn Sie Ihre eigene Datenverarbeitung durchführen, müssen Sie 891 keinen beliebigen Webdienst dafür verwenden, denn wenn Sie das tun, 892 verlieren Sie die Kontrolle über diese Datenverarbeitung. Für den Fall, dass 893 Sie Ihre Datenverarbeitung auf einem fremden Server geschieht, kontrolliert 894 dieser es und nicht Sie.</p> 895 896 <p>Deshalb trifft die allgemeine Problemstellung, dass Nutzer die Kontrolle 897 über ihre Datenverarbeitung haben sollten, auch auf Webdienste zu, aber auf 898 eine andere Art und Weise.</p> 899 </dd> 900 901 <dt>Trotz der praktischen Vorteile gibt es noch keine Massenmigration auf Freie 902 Software in der Öffentlichen Hand.</dt> 903 904 <dd> 905 <p>Entwickler proprietärer Software haben eine Menge Geld. Sie verwenden dieses 906 Geld, um Regierungen zu kaufen. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie sie Geld 907 verwenden, um Regierungen zu beeinflussen.</p> 908 909 <p>Eine Möglichkeit ist die Bestechung bestimmter Beamter. Das ist 910 typischerweise in vielen Ländern illegal, aber sie können es irgendwie.</p> 911 912 <p>Die andere Möglichkeit ist den Staat selbst zu bestechen oder einige andere 913 Gerichtsbarkeiten, und das ist nicht illegal, aber ist gleichermaßen 914 korrupt.</p> 915 </dd> 916 917 <dt>Trotz der katastrophalen finanziellen Lage gibt es in Griechenland keine 918 nationale Politik bezüglich der Nutzung freier Software in der Öffentlichen 919 Hand.</dt> 920 921 <dd> 922 <p>Ich möchte mich nicht zu einseitig auf die Agenden konzentrieren, 923 möglicherweise Geld zu sparen, weil das ein sekundärer Grund ist. Der wahre 924 Grund, warum die Griechen und jede andere Regierung darauf bestehen sollten 925 Freie Software zu benutzen, ist die Kontrolle über ihre eigene 926 Datenverarbeitung zu haben, mit anderen Worten, ihre Informations- und 927 Datenverarbeitungssouveränität haben. Und das ist es wert, Geld dafür 928 auszugeben.</p> 929 </dd> 930 931 <dt>Reden wir ein wenig über die Rolle, die Freie Software in der Bildung haben 932 sollte. Es hat in letzter Zeit viele Debatten gegeben. </dt> 933 934 <dd> 935 <p>Schulen müssen ausschließlich Freie Software lehren, weil Schulen einen 936 sozialen Auftrag haben: gute Bürger für eine starke, kompetente, 937 unabhängige, zusammenarbeitende und freie Gesellschaft zu erziehen. Im 938 EDV-Bereich bedeutet das den Menschen zu lehren, qualifizierte Nutzer freier 939 Software zu sein.</p> 940 941 <p>Das proprietäre Programm zu lehren impft Abhängigkeit ein. Warum denken Sie, 942 händigen viele Softwareunternehmen gratis Kopien ihrer unfreien Programme an 943 Schulen aus? Weil sie wollen, dass Schulen diese Abhängigkeit 944 verbreiten. Das ist das Gegenteil vom sozialen Auftrag der Schulen, sie 945 sollten es nicht tun.</p> 946 947 <p>Es ist wie Studenten suchterzeugende Medikamente zu geben. Die Unternehmen, 948 die diese Medikamente herstellen, hätten es sehr gerne, wenn die Schulen das 949 täten, aber es obliegt der Verantwortung der Schule abzulehnen, selbst wenn 950 die Medikamente gratis sind. Doch es gibt auch eine tiefere Begründung: für 951 gute Bildung und Staatsbürgerschaft.</p> 952 953 <p>Schulen sollen nicht nur Tatsachen und Fähigkeiten, sondern auch den Geist 954 des guten Willens lehren. Eine Gewohnheit, anderen zu helfen. In jeder 955 Klasse sollte diese Regel gelten: „Schülerinnen und Schüler, wenn 956 Software zum Unterricht mitgebracht wird, darf sie nicht für sich behalten 957 werden. Kopien müssen mit dem Rest der Klasse einschließlich des Quellcodes 958 gemeinsam ausgetauscht werden, für den Fall, dass <!--hier -->jemand mehr 959 über die Software erfahren möchte. Was bedeutet, dass unfreie Software zum 960 Unterricht mitzubringen nicht zulässig ist.“ Damit die Schule mit 961 gutem Beispiel vorangeht, muss sie ihrer eigenen Regel folgen: sie sollte 962 nur Freie Software einbringen und Kopien mit jedem in der Klasse teilen.</p> 963 964 <p>Es gibt auch einen anderen Grund, um der Bildung wegen, im besonderen die 965 Ausbildung der besten Programmierer. Damit Programmierer von Natur aus gute 966 Programmierer werden, müssen sie viel Quellcode lesen und viel Quellcode 967 schreiben. Nur Freie Software bietet die Möglichkeit, den Quellcode 968 umfangreicher Programme zu lesen, die Menschen wirklich nutzen. Dann muss 969 man eine Menge Quellcode schreiben. Was bedeutet, dass man Quellcode in 970 umfangreichen Programmen zu schreiben hat.</p> 971 972 <p>Sie müssen klein anfangen. Das bedeutet nicht kleine Programme zu schreiben, 973 weil kleine Programme nicht einmal ansatzweise die Schwierigkeiten großer 974 Programme darstellen. Und so können Sie klein anfangen, indem Sie kleine 975 Änderungen in vorhandene umfangreiche Programme schreiben, und nur Freie 976 Software gibt Ihnen die Möglichkeit, das zu tun.</p> 977 978 <p>Ethische und gute Bildung bedeutet also aus verschiedenen Gründen eine 979 Bildungsarbeit mit freier Software zu machen ‑ und zwar nur 980 freier Software. Es gibt viele, die sagen: ‚Geben wir den Kindern 981 Windows und das GNU/Linux-System, damit sie beides erlernen können.‘ 982 Das ist so als würde man sagen: ‚Geben wir den Kindern zu Mittag etwas 983 Whisky oder Ouzo sowie Wasser, damit sie beides erfahren können.‘</p> 984 985 <p>Die Schule soll gute Gewohnheiten lehren, nicht Sucht, nicht 986 Abhängigkeit. Microsoft weiß, dass, wenn man Rechner mit Windows und 987 GNU/Linux ausliefert, die meisten Kinder in ihren Familien Windows in 988 Gebrauch sehen, also werden sie zumeist Windows verwenden.</p> 989 990 <p>Wir müssen das ändern, das ist eine schlechte Angewohnheit der Gesellschaft, 991 es ist Abhängigkeit. Eine Schule sollte dieser Abhängigkeit aktiv ein Ende 992 setzen. Sie sollte die Gesellschaft auf einen Pfad zurückführen, auf dem 993 Menschen Freiheit haben.</p> 994 995 <p>Aber erinnern Sie sich, das Problem, das wir korrigieren wollen, ist größer 996 als Microsoft. Apple ist eigentlich gemeiner als Microsoft, und es scheint 997 einen sehr enttäuschenden Erfolg im Bereich der mobilen Geräte mit dem 998 iDings zu haben.</p> 999 1000 <p>Und erinnern Sie sich, dass das iDings Pionierarbeit für eine tyrannische 1001 Praxis leistete, die Microsoft erst danach versuchte. Das ist Produkte genau 1002 wie Gefängnisse zu entwerfen, damit Benutzer nicht einmal selbst wählen 1003 können, was für welche Anwendungen ungehindert frei installierbar sind, sie 1004 können nur Programme installieren, die vom Diktator genehmigt wurden.</p> 1005 1006 <p>Und das furchtbare ist, dass das böse Genie Steve Jobs einen Weg fand, eine 1007 Menge Menschen dazu zu bringen, lauthals verlangend durch diese Produkte 1008 gefangen gehalten zu werden. Er schuf Gefängnisse und machte sie so 1009 glänzend, dass die Leute eingesperrt werden wollen.</p> 1010 1011 <p>Es ist schon eine enorme PR-Branche darauf bedacht ihn gut klingen zu 1012 lassen, und Apple hat hart daran gearbeitet, einen Nutzen aus seinem Tod zu 1013 ziehen. Natürlich funktionierte Apples Öffentlichkeitsarbeit auch als er 1014 noch am Leben war, und dort scheint es eine Menge Leute in Magazinen und 1015 Zeitungen zu geben, die die öffentliche Aufmerksamkeit von diesen Fragen der 1016 Freiheit ablenken wollen.</p> 1017 </dd> 1018 1019 <dt>Wo wir gerade von Bildung sprechen, als Sie Teil des <abbr xml:lang="en" 1020 lang="en">MIT AI</abbr>-Labors waren, waren Sie Teil einer 1021 Gemeinschaft. Diese wurde letztendlich aufgelöst und Sie waren der Einzige, 1022 der gegen den Trend ging und nicht für ein großes Unternehmen arbeitete, das 1023 proprietäre Software entwickelte. Was gab Ihnen die Kraft zu kämpfen, 1024 allein, wie ein Guerilla in den Bergen?</dt> 1025 1026 <dd> 1027 <p>Ich war bereits allein. Die Gemeinschaft, deren ich Teil gewesen bin, hatte 1028 sich bereits in einer eher feindseligen Art getrennt. Ich war also definitiv 1029 allein, was auch immer ich vorhatte.</p> 1030 1031 <p>Doch die andere Sache war, dass die innere Abscheu gegenüber der Idee, 1032 proprietäre Software zu benutzen und zu entwickeln, bedeutete, das sogar 1033 noch weitaus schlimmer war. Ich hatte keine Alternative, die zu einem Leben 1034 führen würde, dessen ich mich nicht schämen und angewidert sein würde.</p> </dd> 1035 1036 <dt>Was waren Ihre wichtigsten Einflüsse in Ihrer Erziehung und würden Sie 1037 Bildung als Einfluss für Ihr Glaubenssystem zuschreiben?</dt> 1038 1039 <dd> 1040 <p>Ich weiß nicht. Ich denke, die Ideen von freier Software wurden von der 1041 Gemeinschaft, die mich beim MIT umgab, formuliert, denn wir praktizierten 1042 freie Software, und sie taten das, bevor ich zu ihnen kam.</p> 1043 1044 <p>Was für mich anders war, war in Anbetracht dessen, dass die anderen gerne 1045 freie Software machten, sie aber bereit waren unfreie Software zu machen, 1046 als das irgendwie bequemer war oder andere Ziele befriedigte, wie die 1047 Software erfolgreich zu machen oder was auch immer.</p> 1048 1049 <p>Für mich war das die Sache, die es eher gut als schlecht machte, und es war 1050 unnütz, das wegzuwerfen. Aber ich habe Jahre gebraucht, um diese Ideen zu 1051 formulieren, so ungefähr 10 Jahre. Mitte der Siebziger, selbst Ende der 1052 Siebziger, war ich noch nicht zu der Schlussfolgerung gelangt, dass unfreie 1053 Software einfach ungerecht war.</p> 1054 </dd> 1055 1056 <dt>Sie haben sich als einen Pessimisten beschrieben, deshalb werde ich Sie 1057 nicht bitten, in Ihre Kristallkugel zu sehen …</dt> 1058 1059 <dd> 1060 <p>Ich würde sowieso nichts sehen. Die Zukunft hängt von Ihnen ab. Wenn ich 1061 Ihnen erzählen könnte, was passieren wird, dann wäre es vergeblich, wenn Sie 1062 versuchen, es zu ändern.</p> 1063 </dd> 1064 1065 <dt>Also, bei welchen Softwareprojekten oder sozialen Bewegungen sind Sie 1066 gespannt, sie entstehen zu sehen?</dt> 1067 1068 <dd> 1069 <p>Momentan gibt es kein existierendes Softwareprojekt, das mich begeistert, 1070 aber ich versuche jemanden davon zu überzeugen, an einer ganz bestimmten, 1071 ziemlich speziellen freien Software zu arbeiten, die die letzte Sache ist, 1072 die wir brauchen, um die Nutzung von ATI-Videobeschleunigern in der freien 1073 Welt zu ermöglichen.</p> 1074 1075 <p>Was soziale Bewegungen angeht, bin ich sehr von der <span xml:lang="en" 1076 lang="en">Occupy</span>-Bewegung begeistert, von der Opposition zu 1077 Sparmaßnahmen in Griechenland und Spanien und die Bewegungen gegen 1078 Steuerhinterziehung durch Unternehmen und grundsätzlich bin ich sehr 1079 begeistert mehr Menschen gegen die Dominanz der Gesellschaft durch die 1080 wenigen Reichen kämpfen zu sehen.</p> 1081 </dd> 1082 </dl> 1083 1084 <div class="infobox extra" role="complementary"> 1085 <hr /> 1086 <p id="papatheodorou"><a href="#papatheodorou-ref">[*]</a> Theodoros Papatheodorou <<a 1087 href="mailto:marinero@gmail.com">marinero@gmail.com</a>> (Ph.D. der 1088 Informatik) lehrt in an der Akademie der Bildenden Künste Athen.</p> 1089 </div> 1090 </div> 1091 1092 <div class="translators-notes"> 1093 1094 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't have notes.--> 1095 </div> 1096 </div> 1097 1098 <!-- for id="content", starts in the include above --> 1099 <!--#include virtual="/server/footer.de.html" --> 1100 <div id="footer" role="contentinfo"> 1101 <div class="unprintable"> 1102 1103 <p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF & GNU an <a 1104 href="mailto:gnu@gnu.org"><gnu@gnu.org></a>. Sie können auch die <a 1105 href="/contact/"><span xml:lang="en" lang="en">Free Software 1106 Foundation</span> kontaktieren</a>. Ungültige Verweise und andere 1107 Korrekturen oder Vorschläge können an <a 1108 href="mailto:webmasters@gnu.org"><webmasters@gnu.org></a> gesendet 1109 werden.</p> 1110 1111 <p> 1112 <!-- TRANSLATORS: Ignore the original text in this paragraph, 1113 replace it with the translation of these two: 1114 1115 We work hard and do our best to provide accurate, good quality 1116 translations. However, we are not exempt from imperfection. 1117 Please send your comments and general suggestions in this regard 1118 to <a href="mailto:web-translators@gnu.org"> 1119 1120 <web-translators@gnu.org></a>.</p> 1121 1122 <p>For information on coordinating and contributing translations of 1123 our web pages, see <a 1124 href="/server/standards/README.translations.html">Translations 1125 README</a>. --> 1126 Bei der Übersetzung dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt 1127 vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen 1128 werden. Sollten Sie Fehler bemerken oder Vorschläge, Kommentare oder Fragen 1129 zu diesem Dokument haben, wenden Sie sich bitte an unser Übersetzungsteam <a 1130 href="mailto:web-translators@gnu.org?cc=www-de-translators@gnu.org"><web-translators@gnu.org></a>.</p> 1131 <p>Weitere Informationen über die Koordinierung und Einsendung von 1132 Übersetzungen unserer Internetpräsenz finden Sie in der <a 1133 href="/server/standards/README.translations">LIESMICH für Übersetzungen</a>.</p> 1134 </div> 1135 1136 <!-- Regarding copyright, in general, standalone pages (as opposed to 1137 files generated as part of manuals) on the GNU web server should 1138 be under CC BY-ND 4.0. Please do NOT change or remove this 1139 without talking with the webmasters or licensing team first. 1140 Please make sure the copyright date is consistent with the 1141 document. For web pages, it is ok to list just the latest year the 1142 document was modified, or published. 1143 1144 If you wish to list earlier years, that is ok too. 1145 Either "2001, 2002, 2003" or "2001-2003" are ok for specifying 1146 years, as long as each year in the range is in fact a copyrightable 1147 year, i.e., a year in which the document was published (including 1148 being publicly visible on the web or in a revision control system). 1149 1150 There is more detail about copyright years in the GNU Maintainers 1151 Information document, www.gnu.org/prep/maintain. --> 1152 <p>Copyright © 2012, 2021 Richard Stallman, Theodoros Papatheodorou.</p> 1153 1154 <p>Dieses Werk ist lizenziert unter einer <a rel="license" 1155 href="//creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de">Creative Commons 1156 Namensnennung-Keine Bearbeitungen 4.0 International</a>-Lizenz.</p> 1157 1158 <!--#include virtual="/server/bottom-notes.de.html" --> 1159 <div class="translators-credits"> 1160 1161 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't want credits.--> 1162 <strong>Übersetzung:</strong> Roland Zowislo, 2012.</div> 1163 1164 <p class="unprintable"><!-- timestamp start --> 1165 Letzte Änderung: 1166 1167 $Date: 2021/10/08 10:06:17 $ 1168 1169 <!-- timestamp end --> 1170 </p> 1171 </div> 1172 </div> 1173 <!-- for class="inner", starts in the banner include --> 1174 </body> 1175 </html>