keep-control-of-your-computing.html (13479B)
1 <!--#set var="ENGLISH_PAGE" value="/philosophy/keep-control-of-your-computing.en.html" --> 2 3 <!--#include virtual="/server/header.de.html" --> 4 <!-- Parent-Version: 1.96 --> 5 <!-- This page is derived from /server/standards/boilerplate.html --> 6 <!--#set var="TAGS" value="essays cultural ns" --> 7 <!--#set var="DISABLE_TOP_ADDENDUM" value="yes" --> 8 9 <!-- This file is automatically generated by GNUnited Nations! --> 10 <title>Freies Web ‑ Kämpft gegen die Netz-Moloche! - GNU-Projekt - 11 Free Software Foundation</title> 12 13 <!--#include virtual="/philosophy/po/keep-control-of-your-computing.translist" --> 14 <!--#include virtual="/server/banner.de.html" --> 15 <!--#include virtual="/philosophy/ph-breadcrumb.de.html" --> 16 <!--GNUN: OUT-OF-DATE NOTICE--> 17 <!--#include virtual="/server/top-addendum.de.html" --> 18 <div class="article reduced-width"> 19 <h2>Freies Web ‑ Kämpft gegen die Netz-Moloche!</h2> 20 21 <address class="byline">von Richard Stallman</address> 22 23 <div class="introduction"> 24 <p></p></div><div class="infobox extra" role="complementary"> 25 <p>Web-Konzerne bestimmen, welche Programme Besitzer auf ihre Smartphones 26 laden und welche Bücher sie auf ihren Lesegeräten behalten dürfen. Richard 27 Stallman, Aktivist für freie Software, ruft zum Widerstand auf: Wer Freiheit 28 und Privatsphäre will, muss gegen den Strom schwimmen.</p> 29 </div> 30 <hr class="thin" /> 31 32 <div class="introduction"> 33 <p><em>Tim Berners-Lee hat das World Wide Web ab 1990 für den weltweiten 34 Austausch von Informationen entwickelt, am 6. August 1991 gab er es zur 35 allgemeinen Benutzung frei. Langsam verwandelt es sich aber in ein System 36 der ausgelagerten Datenverarbeitung, ein System des <em>Remote 37 Computing</em>. Es speichert Daten von Nutzern und Daten über Nutzer, auf 38 die der Nutzer selbst nicht zugreifen kann ‑ die 39 US-Bundespolizei FBI aber jederzeit. Das Netz übernimmt die 40 Datenverarbeitung, der Nutzer gibt die Kontrolle darüber ab. Dieses neue Web 41 ist voller Verlockungen ‑ doch wir müssen ihnen 42 widerstehen.</em></p> 43 </div> 44 45 <p>In den achtziger Jahren benutzten die meisten Menschen keine Computer, und 46 wenn doch, dann vor allem PCs oder Time-Sharing-Dienste, mit denen mehrere 47 Benutzer über ein Terminal auf einen Rechner zugriffen. Auf beiden konnte 48 man nach Belieben Software installieren, bei beiden besaß man die volle 49 Kontrolle über die eigenen Daten ‑ auch wenn nicht klar ist, 50 wie viele Einblicke das FBI in Time-Sharing-Dienste nehmen konnte (die in 51 den neunziger Jahren aber ohnehin größtenteils verschwanden).</p> 52 53 <p>Das bedeutet nicht, dass die Nutzer damals die Kontrolle über ihre EDV 54 hatten. Bei Software hat entweder der Nutzer die Kontrolle über das Programm 55 (freie Software), oder das Programm hat die Kontrolle über den Nutzer 56 (proprietäre oder unfreie Software). Damals nutzte man proprietäre Software, 57 weil es nichts anderes gab. Der Nutzer konnte nichts an der Software ändern 58 und wusste nicht so genau, was die Software eigentlich machte.</p> 59 60 <p><strong>Proprietäre Software schränkt den Nutzer mit Absicht 61 ein</strong></p> 62 63 <p>Der Missbrauch durch proprietäre Software hat sich seither verschärft; 64 sie schränkt den Nutzer mit Absicht ein, oft spioniert sie ihn aus, und sie 65 enthält Hintertüren<!-- (Windows ist für alle drei bekannt; ebenso das 66 iPhone und das Kindle)-->.<!--[In nächsten Absatz verschoben:] Aber auch 67 ohne solchen Missbrauch war es noch nie in Ordnung, wenn Software den Nutzer 68 beherrscht.--> Einige Beispiele für solches Vorgehen:</p> 69 70 <ul> 71 <li>Windows macht Updates ohne Erlaubnis des Nutzers.</li> 72 <li>Amazon kann ohne das Einverständnis des Nutzers zuvor gekaufte Bücher 73 von Kindle-Lesegeräten löschen.</li> 74 <li>Viele Android-Smartphones lassen keine Installation von modifizierten 75 Versionen der Android-Software zu.</li> 76 <li>Das iPhone bestimmt, welche Anwendungen der Nutzer installieren 77 darf ‑ eine extreme Form digitaler Handschellen.</li> 78 <li>Nutzer, die ihr iPhone modifizieren, um auch andere Programme 79 installieren zu können, reden von „jailbreaking“ ‑ eine 80 Anspielung darauf, dass das Produkt ein Gefängnis (‚jail‘) ist.</li> 81 </ul><p></p> 82 83 <p>Aber auch ohne solche Extrembeispiele war es noch nie in Ordnung, wenn 84 Software den Nutzer beherrscht. Deshalb habe ich 1983 die Bewegung der 85 Freien Software<a href="#tn1" id="tn1-ref" class="transnote">[*]</a> ins 86 Leben gerufen. Wir wollten ein völlig freies Betriebssystem und freie 87 Anwendungen entwickeln, über die der Nutzer die volle Kontrolle bewahrt. Ich 88 nannte das System GNU (oft wird es fälschlicherweise als „Linux“ 89 bezeichnet.) Wer auf dieses System umsteigt und nur noch freie Software 90 verwendet, hat die volle Kontrolle über seine Datenverarbeitung. Wir haben 91 bisher nur einen kleinen Teil des Cyberspace befreit, aber dieser Teil ist 92 ein wichtiges Standbein für die Freiheit.</p> 93 94 <p>Einige Entwicklungen im Netz bedrohen diesen Erfolg. Das erste Problem war 95 das Auftauchen unsichtbarer Verknüpfungen auf Websites zu anderen Servern, 96 deren Hauptziel die Überwachung ist ‑ möglicherweise für 97 Werbung. Nutzer, die bestimmte Seiten aufrufen, merken gar nicht, dass diese 98 Seiten mit einem Angebot ‑ wie beispielsweise 99 ichbeobachtedich.de ‑ verknüpft sind, so dass sich die Seite 100 bei jedem Besuch und auf Dauer merken kann, dass der Nutzer bestimmte Seiten 101 besucht hat.</p> 102 103 <p><strong>Web-Dienste installieren umfassende 104 JavaScript-Programme</strong></p> 105 106 <p>JavaScript stellt ein weiteres Problem dar. Anfangs noch für Harmloses 107 wie ausgefallene Menüs verwendet, haben sich seine Möglichkeiten so 108 vervielfacht, dass JavaScript inzwischen selbst komplexe Anweisungen 109 ausführt und nicht-triviale Daten verarbeiten kann. Dienste wie Google Docs 110 installieren im Browser große JavaScript-Programme. Obwohl diese auf dem 111 Rechner laufen, hat der Nutzer keinerlei Kontrolle darüber.</p> 112 113 <p>Und dann ist da die Sache mit der Datenspeicherung auf den Servern von 114 Unternehmen. Die größten dieser Unternehmen haben keinen Respekt vor der 115 Privatsphäre der Nutzer. Wenn ein Nutzer Facebook seine Daten überlässt, 116 bezahlen andere Firmen für die Nutzung dieser Daten Geld. Sie bezahlen 117 Facebook ‑ und nicht den Nutzer ‑ dafür, mit 118 seinem Gesicht zu werben.</p> 119 120 <p><strong>Facebook-Nutzer sind nicht Kunden, sie sind Ware</strong></p> 121 122 <p>Die Time-Sharing-Anbieter der achtziger Jahre behandelten die Daten ihrer 123 Nutzer ‑ mit wenigen Ausnahmen ‑ noch mit 124 Umsicht, weil sie zahlende Kunden hatten, die jederzeit den Anbieter 125 wechseln konnten. Facebook-Nutzer bezahlen nichts, daher sind sie keine 126 Kunden. Sie sind die Ware, die an andere Unternehmen verkauft wird. Kommt 127 das Unternehmen oder dessen Muttergesellschaft aus den USA, kann das FBI die 128 Nutzerdaten nach Lust und Laune und ohne jede gerichtliche Verfügung 129 auswerten. Dazu berechtigt es ein äußerst unamerikanisches Gesetz, das 130 beschönigend „Patriot Act“<a href="#tn2" id="tn2-ref" 131 class="transnote">**</a> genannt wurde.</p> 132 133 <p>Manche Dienste bieten die Verarbeitung der Daten ihrer Nutzer auf ihren 134 Servern an. Tatsächlich bedeutet dies, dass die Server der Anbieter die 135 vollständige Kontrolle über die Datenverarbeitung übernehmen.</p> 136 137 <p>Derzeit läuft eine systematische Kampagne, die Nutzer dazu bringen soll, 138 ihre Daten Unternehmen anzuvertrauen, denen sie nicht vertrauen sollten. Das 139 Schlagwort lautet „Cloud Computing“ ‑ ein Begriff, der für 140 so Vieles gebraucht wird, dass seine einzige wahre Bedeutung lautet: „Mach 141 es, ohne darüber nachzudenken, was du da tust.“</p> 142 143 <p>Es gibt sogar ein Produkt, Google ChromeOS, das darauf angelegt ist, Daten 144 ausschließlich in der Datenwolke zu speichern. Die Nutzer lagern ihre 145 Datenverarbeitung komplett auf die Server des Anbieters aus. Ironischerweise 146 ist ChromeOS Freie Software, eine Variante von GNU/Linux. Die Nutzer können 147 auf den Quellcode zugreifen, sie könnten ihn verändern, um Daten lokal zu 148 speichern und zu verarbeiten ‑ sofern der ChromeOS-Rechner 149 über genügend lokalen Speicherplatz verfügt, und sofern er dem Nutzer die 150 Installation eigener Software-Versionen erlaubt. Sollte es so laufen wie bei 151 Android-Telefonen, werden die meisten ChromeOS-Geräte das wohl nicht 152 zulassen.</p> 153 154 <p>Das alles bedeutet nicht, dass Internetnutzer keine Privatsphäre genießen 155 können. Es bedeutet auch nicht, dass Nutzer gar keine Kontrolle mehr über 156 ihre Datenverarbeitung haben können. Es bedeutet nur, dass sie gegen den 157 Strom schwimmen müssen, um das alles zu bekommen.</p> 158 159 <div class="infobox extra" role="complementary"> 160 <hr /> 161 <p>Erstveröffentlichung in Der Spiegel Online.</p> 162 </div> 163 </div> 164 165 <div class="translators-notes"> 166 167 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't have notes.--> 168 <strong>Anmerkungen des Übersetzungsteams:</strong> 169 <ol id="transnote"> 170 <li id="tn1"><a href="#tn1-ref">* </a> Es sollte korrekterweise 171 <em>Freie-Software-Bewegung</em> heißen.</li> 172 <li id="tn2"><a href="#tn2-ref">**</a> <abbr title="Uniting (and) 173 Strengthening America (by) Providing Appropriate Tools Required (to) 174 Intercept (and) Obstruct Terrorism Act of 2001" xml:lang="en" 175 lang="en"><em>USA PATRIOT Act</em></abbr> (dt. etwa: ‚Gesetz zur 176 Einigung und Stärkung Amerikas durch Bereitstellung notwendiger Instrumente, 177 um Terrorismus abzufangen und zu verhindern‘), ein am 25.10.2001 178 verabschiedetes US-Bundesgesetz als direkte Reaktion auf die Terroranschläge 179 am 11.09.2001 sowie die wenig später erfolgten Milzbrand-Anschläge, dass 180 nicht nur eine Einschränkung der US-Bürgerrechte sondern auch Auswirkungen 181 für USA-Reisende hat.</li> 182 </ol></div> 183 </div> 184 185 <!-- for id="content", starts in the include above --> 186 <!--#include virtual="/server/footer.de.html" --> 187 <div id="footer" role="contentinfo"> 188 <div class="unprintable"> 189 190 <p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF & GNU an <a 191 href="mailto:gnu@gnu.org"><gnu@gnu.org></a>. Sie können auch die <a 192 href="/contact/"><span xml:lang="en" lang="en">Free Software 193 Foundation</span> kontaktieren</a>. Ungültige Verweise und andere 194 Korrekturen oder Vorschläge können an <a 195 href="mailto:webmasters@gnu.org"><webmasters@gnu.org></a> gesendet 196 werden.</p> 197 198 <p> 199 <!-- TRANSLATORS: Ignore the original text in this paragraph, 200 replace it with the translation of these two: 201 202 We work hard and do our best to provide accurate, good quality 203 translations. However, we are not exempt from imperfection. 204 Please send your comments and general suggestions in this regard 205 to <a href="mailto:web-translators@gnu.org"> 206 207 <web-translators@gnu.org></a>.</p> 208 209 <p>For information on coordinating and contributing translations of 210 our web pages, see <a 211 href="/server/standards/README.translations.html">Translations 212 README</a>. --> 213 Bei der Übersetzung dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt 214 vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen 215 werden. Sollten Sie Fehler bemerken oder Vorschläge, Kommentare oder Fragen 216 zu diesem Dokument haben, wenden Sie sich bitte an unser Übersetzungsteam <a 217 href="mailto:web-translators@gnu.org?cc=www-de-translators@gnu.org"><web-translators@gnu.org></a>.</p> 218 <p>Weitere Informationen über die Koordinierung und Einsendung von 219 Übersetzungen unserer Internetpräsenz finden Sie in der <a 220 href="/server/standards/README.translations">LIESMICH für Übersetzungen</a>.</p> 221 </div> 222 223 <!-- Regarding copyright, in general, standalone pages (as opposed to 224 files generated as part of manuals) on the GNU web server should 225 be under CC BY-ND 4.0. Please do NOT change or remove this 226 without talking with the webmasters or licensing team first. 227 Please make sure the copyright date is consistent with the 228 document. For web pages, it is ok to list just the latest year the 229 document was modified, or published. 230 231 If you wish to list earlier years, that is ok too. 232 Either "2001, 2002, 2003" or "2001-2003" are ok for specifying 233 years, as long as each year in the range is in fact a copyrightable 234 year, i.e., a year in which the document was published (including 235 being publicly visible on the web or in a revision control system). 236 237 There is more detail about copyright years in the GNU Maintainers 238 Information document, www.gnu.org/prep/maintain. --> 239 <p>Copyright © 2011, 2021 Richard Stallman, veröffentlicht von <a 240 href="http://www.spiegel.de/netzwelt/web/freies-web-kaempft-gegen-die-netz-moloche-a-774766-druck.html">SPIEGEL 241 ONLINE</a>.</p> 242 243 <p>Dieses Werk ist lizenziert unter einer <a rel="license" 244 href="//creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de">Creative Commons 245 Namensnennung-Keine Bearbeitungen 4.0 International</a>-Lizenz.</p> 246 247 <!--#include virtual="/server/bottom-notes.de.html" --> 248 <div class="translators-credits"> 249 250 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't want credits.--> 251 <!--strong>Übersetzung:</strong> Joerg Kohne, 2011, 2013 (Text unverändert 252 von SPIEGEL ONLINE übernommen).--></div> 253 254 <p class="unprintable"><!-- timestamp start --> 255 Letzte Änderung: 256 257 $Date: 2021/10/08 10:06:17 $ 258 259 <!-- timestamp end --> 260 </p> 261 </div> 262 </div> 263 <!-- for class="inner", starts in the banner include --> 264 </body> 265 </html>