taler-merchant-demos

Python-based Frontends for the Demonstration Web site
Log | Files | Refs | Submodules | README | LICENSE

greve-clown.html (22464B)


      1 <!--#set var="ENGLISH_PAGE" value="/philosophy/greve-clown.en.html" -->
      2 
      3 <!--#include virtual="/server/header.de.html" -->
      4 <!-- Parent-Version: 1.96 -->
      5 <!-- This page is derived from /server/standards/boilerplate.html -->
      6 <!--#set var="TAGS" value="speeches" -->
      7 
      8 <!-- This file is automatically generated by GNUnited Nations! -->
      9 <title>Geschichte und Philosophie des  GNU-Projektes - GNU-Projekt - Free Software
     10 Foundation</title>
     11 
     12 <!-- top-addendum is disabled because the original text was written in German
     13      rather than in English, which is clearly stated in the article itself -->
     14 <!--#set var="DISABLE_TOP_ADDENDUM" value="yes" -->
     15 <!--#include virtual="/philosophy/po/greve-clown.translist" -->
     16 <!--#include virtual="/server/banner.de.html" -->
     17 <!--#include virtual="/philosophy/ph-breadcrumb.de.html" -->
     18 <!--GNUN: OUT-OF-DATE NOTICE-->
     19 <!--#include virtual="/server/top-addendum.de.html" -->
     20 <div class="article reduced-width">
     21 <h2>Geschichte und Philosophie des  GNU-Projektes</h2>
     22 
     23 <address class="byline">Georg C. F. Greve <a href="mailto:greve@gnu.org">&lt;greve@gnu.org&gt;</a></address>
     24 
     25 <div class="infobox">
     26 <p>Rede anlässlich des CLOWN (Cluster of Working Nodes&#160;&#8209;&#160;eines
     27 512-node Clusters Projektes von Debian GNU/Linux Maschinen) in der
     28 Universität Paderborn (Deutschland), 5.12.98.</p>
     29 
     30 <p>This is the original German version of the speech, an <a
     31 href="/philosophy/greve-clown.en.html">English Translation</a> is also
     32 available. Reading the original is recommended.</p>
     33 </div>
     34 <hr class="thin" />
     35 
     36 <div class="introduction" role="complementary">
     37 <p> </p>
     38 </div>
     39 <p>
     40 In der Vorbereitung auf diesen Vortrag habe ich etliche Dokumente gelesen
     41 und mit einigen Leuten gesprochen. Dabei wurde mir klar, dass selbst
     42 Menschen deren Jobs mehr oder weniger direkt durch das GNU-Projekt
     43 geschaffen wurden, sich dessen Bedeutung keineswegs bewusst sind. Es scheint
     44 im Rahmen der allgemeinen Aufbruchstimmung ein Teil des Bewusstseins für die
     45 Wurzeln verschüttet worden zu sein. Ich hoffe, heute Abend ein paar dieser
     46 Wurzeln wieder freilegen zu können.</p>
     47 
     48 <p>
     49 Der Ursprung liegt irgendwo im Übergang der 70er zu den 80er Jahren, als die
     50 Softwareindustrie zu dem wurde, was wir heute als so selbstverständlich
     51 akzeptieren. In dem beginnenden Wettbewerb entschieden sich die Unternehmen,
     52 das Horten von Programmcode zur Überlebensstrategie zu machen. Um diese
     53 Praxis legal zu untermauern wurden Worte wie &#8222;Raubkopieren&#8220;
     54 kreiert, da sie suggerieren, dass beim Kopieren etwas verloren ginge. Die
     55 Leute wurden gezwungen, sich Lizenzen auszuliefern, die sie dazu
     56 verpflichteten, die Programme niemandem sonst zugänglich zu machen.</p>
     57 
     58 <p>
     59 Wenn ein Freund fragte, ob er sich ein bestimmtes Programm kopieren könne,
     60 war man in einem Dilemma. Einem selbst entstehen durch das Kopieren
     61 keinerlei Nachteile&#160;&#8209;&#160;das Programm wird durch den Vorgang
     62 der Vervielfältigung ja nicht schlechter&#8230; würde er mich darum bitten,
     63 ihm mal das Salz zu reichen, dann wäre das definitiv einschneidender, denn
     64 ich kann es ja in dem Augenblick nicht mehr benutzen. Durch die Politik der
     65 Unternehmen wurde man gezwungen, zwischen Legalität und Freundschaft zu
     66 wählen.</p>
     67 
     68 <p>
     69 Viele Leute haben sich darüber geärgert und der Großteil hat die Kopie
     70 trotzdem angefertigt&#160;&#8209;&#160;oft unter sehr fadenscheinigen
     71 Ausreden, die hauptsächlich dazu bestimmt waren, das
     72 eigene&#160;&#8209;&#160;durch die Wortwahl der Unternehmen
     73 eingeredete&#160;&#8209;&#160;schlechte Gewissen zu beruhigen. Der absolute
     74 Schlager war vermutlich: &#8222;Würde ich es öfter benutzen, dann würde ich
     75 es auch bezahlen&#8220; &#8230; eine Phrase bei der sich vermutlich jeder
     76 schon einmal ertappt haben dürfte, der zu irgendeinem Zeitpunkt auf
     77 proprietäre Software angewiesen war.</p>
     78 
     79 <p>
     80 Ein Mann jedoch fand die Situation unerträglich. Aus den (wie er selbst
     81 sagt) &#8222;paradiesischen Zuständen&#8220; der Anfangstage an absolute
     82 Freiheit und mündigen Umgang mit den Möglichkeiten gewohnt, hat Richard
     83 Stallman Anfang der 80er Jahre das Konzept eines freien Systems
     84 entworfen. Die Erkenntnis, dass dieses neue System Unix-kompatibel sein
     85 würde, kam relativ schnell und das Kind bekam&#160;&#8209;&#160;damals waren
     86 rekursive Akronyme sehr beliebt&#160;&#8209;&#160;den Namen GNU, was für
     87 &#8222;GNU&#8217;s Not Unix&#8220; steht.<br /><br />
     88 Stallman sammelte einige Leute um sich, die von der Aussicht auf ein freies
     89 System ebenfalls begeistert waren und gründete die GNU Free Software
     90 Foundation, deren Präsident er auch heute noch ist.</p>
     91 
     92 <p>
     93 Da zu einem Unix-System zunächst einmal ein großer Park an Komponenten
     94 notwendig ist und klar war, dass diese der erste Schritt zu einem
     95 vollständig freien System sein würden, arbeitete die GNU FSF daran, diese
     96 Programme zu schreiben und Anfang der 90er war das GNU-System bis auf den
     97 Kernel komplett.<br />
     98 Der GNU-Kernel jedoch&#160;&#8209;&#160;Projektname
     99 &#8222;HURD&#8220;&#160;&#8209;&#160;war zu ehrgeizig konzipiert und erwies
    100 sich in der Entwicklung als recht schwerfällig. Glücklicherweise war zu
    101 diesem Zeitpunkt der erste Linux-Kernel von Linus Torvalds in der Testphase
    102 und als er sah, welche Vorarbeit durch die GNU FSF geleistet worden war,
    103 stellte er seinen Kernel unter die GNU General Public License und machte ihn
    104 zum Kernel des GNU-Systems.</p>
    105 
    106 <p>
    107 Den Rest der Geschichte muss ich kaum erzählen, denn ein Großteil von uns
    108 hat ihn miterlebt.</p>
    109 
    110 <p>
    111 Vorhin sagte ich, dass Richard Stallman das Konzept der freien Software
    112 entworfen hat&#160;&#8209;&#160;worauf ich allerdings nicht näher
    113 eingegangen bin, ist die Philosophie, die dahinter steht.</p>
    114 
    115 <p>
    116 Das &#8222;Frei&#8220; in Freie Software steht nicht für den Preis sondern
    117 für &#8222;Freiheit&#8220;. Dieses Thema ist nicht ganz unproblematisch und
    118 einige Vordenker der Bewegung (wie z.&#8201;B. Eric Raymond) haben in
    119 letzter Zeit angefangen von &#8222;Open Source&#8220; zu reden, da
    120 &#8222;Freiheit&#8220; für die meisten Menschen einen eher unangenehmen
    121 Klang hat. Freiheit klingt nach Weltverbesserung und nach
    122 Unsicherheit&#160;&#8209;&#160;es klingt nach Veränderung und Veränderung
    123 macht vielen Leuten Angst. Um diese Angst abzuschwächen wurden andere
    124 Lizenzen für freie Software erfunden, die den Leuten das Konzept schmackhaft
    125 machen und die Industrie nicht abschrecken sollten.</p>
    126 
    127 <p>
    128 Genau das ist aber der Grund, warum das GNU-Projekt den Term &#8222;Open
    129 Source&#8220; ablehnt. Wir halten es für sinnvoller, den Leuten die Angst
    130 vor der Idee zu nehmen, anstatt das Konzept zu verschleiern. Nur wenn sich
    131 User und Firmen der Bedeutung der Freiheit bewusst sind, kann das
    132 Zurückfallen in alte Muster verhindert werden.</p>
    133 
    134 <p>
    135 Die Philosophie des GNU-Projektes lautet, dass JEDER das verbriefte Recht
    136 darauf haben soll, ein Programm zu benutzen, es zu kopieren und es seinen
    137 Bedürftnissen anzupassen. Die einzige Einschränkung, die die GNU General
    138 Public License macht, ist, dass NIEMAND das Recht hat, einem Anderen diese
    139 Freiheit vorzuenthalten.</p>
    140 
    141 <p>
    142 Wenn ein Autor seinen Code unter die GNU GPL gestellt hat, ist die Freiheit
    143 untrennbar mit seinem Programm verbunden. Dies ist natürlich vielen
    144 Unternehmen ein Dorn im Auge, da es sie daran hindert, den Code zu
    145 modifizieren und dann als proprietäre Software zu verkaufen. Solange es
    146 Menschen gibt, deren Traum der schnelle Reichtum ist, ist es diese Freiheit,
    147 die verhindert, dass Unternehmen wie Microsoft die zukünftige Entwicklung
    148 unseres Systems korrumpieren.</p>
    149 
    150 <p>
    151 Das wohl häufigste Argument gegen die GNU-Philosophie ist, dass Software das
    152 &#8222;geistige Eigentum&#8220; des Programmierers sei und es nur recht und
    153 billig wäre, wenn er darüber entscheiden könne, zu welchem Preis die
    154 Programme veröffentlicht werden. Dieses Argument ist für alle sehr
    155 einsichtig, da es genau der Denkweise entspricht, die uns in den letzten 20
    156 Jahren eingetrichtert wurde.</p>
    157 
    158 <p>
    159 Die Realität sieht doch etwas anders aus&#160;&#8209;&#160;Privatleute, die
    160 vom reinen Verkauf selbstgeschriebener Software leben sind die
    161 Ausnahme. Normalerweise treten Programmierer vertragsmäßig ihre Rechte an
    162 eine Firma ab, die dann Geld damit macht, den Zugang zu diesem Programm zu
    163 beschränken. Es ist effektiv jedoch die Firma, die die Rechte an dem
    164 Programm besitzt und über dessen Peis entscheidet, nicht der Programmierer.</p>
    165 
    166 <p>
    167 Wenn ein Anwalt eine besonders intelligente Verteidigung ausarbeitet, dann
    168 kann er diese nicht als sein &#8222;geistiges Eigentum&#8220; geltend
    169 machen, die Methode steht jedem frei zur Verfügung. Warum akzeptieren wir
    170 dann so einfach die Vorstellung, dass jede Zeile Code&#160;&#8209;&#160;egal
    171 wie uninspiriert oder schlampig sie sein mag&#160;&#8209;&#160;einzigartig
    172 und unglaublich individuell sei? Der Wahn von der Kontrolle geht doch
    173 mittlerweile sogar soweit, dass menschliches Erbgut patentiert werden
    174 kann&#160;&#8209;&#160;aber normalerweise nicht von demjenigen, der es
    175 &#8222;benutzt&#8220;. Soll wirklich immer alles patentierbar und
    176 lizenzierbar sein?</p>
    177 
    178 <p>
    179 Genau das ist die Frage, die einen Kernpunkt des GNU-Projektes
    180 ausmacht. Stellen wir uns doch einmal vor, es gäbe kein generelles Recht auf
    181 patentierbare Software oder das patentieren von Software wäre generell nicht
    182 üblich, weil alle Leute ihre Programme als GNU GPL'ed herausgeben.</p>
    183 
    184 <p>
    185 Auf Lösungen für Standardprobleme, die bisher immer wieder gelöst werden
    186 mussten, kann gezielt zurückgegriffen werden. Es wird keine Zeit mehr damit
    187 verschwendet, immer und immer wieder dieselben Aufgaben zu
    188 bearbeiten&#160;&#8209;&#160;Programmierer könnten neue Wege gehen und neue
    189 Aufgaben lösen. Wenn eine Gruppe von Usern unbedingt eine neue Fähigkeit in
    190 einem Programm benötigt, dann nimmt sie sich einfach einen Programmierer und
    191 lässt es einbauen. Befreit von den Beschränkungen der Lizenzen und des
    192 Geldes würden für die Entwicklung von Programmen nur noch zwei Dinge zählen:
    193 Bedarf und Qualität.</p>
    194 
    195 <p>
    196 Apropos Qualität&#160;&#8209;&#160;mittlerweile wird mehr und mehr Firmen
    197 klar, dass gerade die Möglichkeit des Zugriffs auf den Sourcecode durch den
    198 User einen immensen Vorteil bietet. Um es vereinfacht auszudrücken: Mehr
    199 Augen sehen einfach mehr. Lösungen die dem Einen undenkbar erscheinen sind
    200 für den Nächsten naheliegend. Aufgrund dieses Vorteils ist die freie
    201 Software oft so viel besser als ihr proprietäres Gegenstück. Nun scheint
    202 sich im Augenblick eine Denkweise auszuprägen, die dahin geht, den Usern
    203 zwar Zugriff auf den Sourcecode zu gestatten, ihnen aber keine anderen
    204 Rechte einräumt. Verbesserungen müssen brav bei den Firmen abgeliefert
    205 werden, die dann damit ihr Produkt verbessern. Quasi eine kostenlose
    206 riesengroße Entwicklungsabteilung. Wenn wir jetzt nicht aufpassen und auf
    207 unserem Recht auf freier Software bestehen, kann es uns passieren, dass wir
    208 in 5 Jahren dafür zahlen müssen, um die Version zu erhalten, die mit dem
    209 eigenen Patch erzeugt wurde.</p>
    210 
    211 <p>
    212 Das Prinzip von Software als &#8222;geistigem Eigentum&#8220; trägt die Saat
    213 des Unterganges schon in sich (man möge mir das Pathos an dieser Stelle
    214 verzeihen). Solange wir das Konzept akzeptieren, akzeptieren wir die Gefahr,
    215 dass eine neue Firma versucht, die Kontrolle an sich zu reißen. Microsoft
    216 ist nicht das verkörperte Böse, wie es einige Leute zu sehen
    217 scheinen. Microsoft ist die natürliche Konsequenz des allgemein akzeptierten
    218 Systems.</p>
    219 
    220 <p>
    221 Die Angst, sich den eigenen Ast abzusägen ist ebenfalls weit verbreitet,
    222 jedoch komplett irrational. Bessere Programme führen zu mehr Usern, die
    223 andere Bedürftnisse haben, die neue Ideen bekommen und dadurch mehr Bedarf
    224 schaffen. Die Struktur wird sich ändern um sich den neuen Gegebenheiten
    225 anzupassen, aber die Arbeit wird eher mehr als
    226 weniger&#160;&#8209;&#160;außerdem wird sie weniger aus Routine bestehen und
    227 dadurch interessanter.</p>
    228 
    229 <p>
    230 Bleibt von den allgemeinen Ängsten noch die relativ weitverbreitete Angst
    231 vor mangelnder Anerkennung: Nun ja, die Anerkennung, die den Frontmännern
    232 der verschiedenen Philosophien entgegengebracht wird spricht für sich. Ich
    233 für meinen Teil wäre lieber so anerkannt wie Linus Torvalds oder Richard
    234 Stallman als den Ruf von Bill Gates zu haben.</p>
    235 
    236 <p>
    237 Zugegeben&#160;&#8209;&#160;das klingt alles sehr nach Weltverbesserung und
    238 Idealismus, aber ein Großteil der wirklich weltbewegenden Ideen waren von
    239 dem Wunsch beseelt, die Welt ein bisschen besser zu machen.</p>
    240 
    241 <p>
    242 Und um einen Punkt eindeutig zu klären: Nein, das GNU-Projekt ist nicht
    243 gegen Kapitalismus oder Firmen im allgemeinen und auch nicht gegen
    244 Softwarefirmen im speziellen. Wir wollen auch nicht die Möglichkeiten des
    245 Profits beschränken&#160;&#8209;&#160;ganz im Gegenteil. Jede Firma wird
    246 dazu angehalten soviel Geld wie möglich mit Software, der Dokumentation und
    247 dem zugehörigen Service zu machen&#160;&#8209;&#160;so lange sie sich an die
    248 Grundsätze der Freien Software hält.<br />
    249 Je mehr Geld diese Firmen verdienen, desto mehr Geld können sie in die
    250 Entwicklung neuer Software stecken. Wir wollen den Markt nicht auflösen, wir
    251 wollen ihn nur der Zeit anpassen.</p>
    252 
    253 <p>
    254 Zu den Regeln noch eine kurze Anmerkung: Natürlich gehört zu freier Software
    255 auch freie Dokumentation. Es hat wenig Sinn, den Nachfolger des Buches, die
    256 Software, zu befreien und dabei eine Kontrolle des direkten digitalen
    257 Äquivalents zu akzeptieren. Freie Dokumentation ist ebenso wichtig wie die
    258 freie Software selbst.</p>
    259 
    260 <p>
    261 Vielleicht hat jemand meine Aussage, dass wir den Markt der Zeit anpassen
    262 wollen, als rhetorische Wendung abgetan&#160;&#8209;&#160;doch es ist ein
    263 wesentlicher Punkt in der GNU-Philosophie:<br />
    264 Die Zeiten, in denen Software nur für einige wenige Freaks und große Firmen
    265 interessant war, sind lange vorbei. Heutzutage bedeutet Software den Zugang
    266 zu Informationen. Ein System, das die Verfügbarkeit von Software und damit
    267 die Erreichbarkeit von Information einschränkt, muss angezweifelt werden.</p>
    268 
    269 <p>
    270 Als Eric Raymond das sogenannte &#8222;Halloween-Dokument&#8220;
    271 veröffentlicht hat, löste es Stimmungsschwankungen von Euphorie bis zu
    272 Paranoia aus. Für diejenigen, die es nicht gelesen haben: Es handelt sich um
    273 eine Microsoft-interne Studie, in der die Stärken und Schwächen von freier
    274 Software im allgemeinen und Linux im speziellen diskutiert werden. Der
    275 Betreffende kam im Wesentlichen zu dem Schluss, dass Microsoft nur zwei
    276 Möglichkeiten hat, gegen diese Bedrohung vorzugehen.</p>
    277 
    278 <p>
    279 Das Eine ist das Erschaffen neuer bzw. die Erweiterung alter Protokolle, die
    280 dann gar nicht oder nur schlecht dokumentiert werden, damit nur
    281 Windows-Rechner über eine funktionierende Implementation dieser Protokolle
    282 verfügen.</p>
    283 
    284 <p>
    285 Ein Beispiel für die Anwendung dieser Taktik ist z.&#8201;B. die
    286 &#8222;Cxi&#8220;-Reihe von HP, die als unschlagbar billige
    287 &#8222;Windows-Drucker&#8220; auf den Markt gebracht wurden. Die
    288 Spezifikationen wurden nur Microsoft mitgeteilt, damit die Drucker von
    289 keinem anderen System betrieben werden können.</p>
    290 
    291 <p>
    292 Mir hat ein &#8222;Fachverkäufer&#8220; erzählt, das &#8222;for
    293 Windows&#8220; bedeute, dass der Drucker ganz besonderen Speicher benötigen
    294 würde, den nur Windows habe, daher könne man ihn nicht mit Linux
    295 benutzen. Dies verunsichert natürlich jeden normalen Benutzer, was mich
    296 unmittelbar zur zweiten beschriebenen Taktik führt.</p>
    297 
    298 <p>
    299 Diese wird normalerweise unter dem Synonym &#8222;FUD&#8220; (Fear
    300 Uncertainty Doubt) zusammengefasst und wurde von IBM schon lange vor
    301 Microsoft eingesetzt. Die Idee ist klar: Wenn jemand nur genug verunsichert
    302 wurde, wagt er nicht mehr, irgendwelche Entscheidungen zu treffen und
    303 verharrt an der aktuellen Position. Das ist zumindest die Idee.</p>
    304 
    305 <p>
    306 Zu allen Zeiten war die Aufklärung der Feind des Aberglaubens. Um uns bei
    307 der Aufklärung nicht gegenseitig im Weg zu stehen, dürfen wir uns nicht
    308 aufspalten lassen.</p>
    309 
    310 <p>
    311 Die wohl spürbarste Aufspaltung der letzten Zeit lag in der bereits
    312 erwähnten Unterscheidung von &#8222;Open Source&#8220; und &#8222;Free
    313 Software&#8220;. Die beiden Konzepte auseinanderzuhalten fällt selbst
    314 Insidern oft schwer und verstehen kann man es oft nur vor dem Hintergrund
    315 der letzten Jahre. Da dies ein zentraler Punkt ist, möchte ich gerne noch
    316 kurz darauf eingehen. </p>
    317 
    318 <p>
    319 Nach der Komplettierung des GNU-Systems durch den Linux-Kernel war plötzlich
    320 ein vollständiges, leistungsfähiges freies System vorhanden. Dies musste
    321 natürlich über kurz oder lang die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen.</p>
    322 
    323 <p>
    324 Als diese Aufmerksamkeit kam, wurden viele Firmen im ersten Augenblick durch
    325 das Wort &#8222;Frei&#8220; verunsichert. Die erste Assoziation war
    326 &#8222;umsonst&#8220;, was für sie bedeutet &#8222;keinen Profit&#8220;. Als
    327 man ihnen dann zu erklären suchte, dass &#8222;Frei&#8220; in Wahrheit für
    328 &#8222;Freiheit&#8220; steht, war der Industrie die Idee endgültig suspekt.</p>
    329 
    330 <p>
    331 Von dieser Verunsicherung angesteckt kam nun sehr schnell die Idee auf,
    332 Worte wie &#8222;Frei&#8220; und &#8222;Freiheit&#8220; um jeden Preis zu
    333 vermeiden. Der Term &#8222;Open Source&#8220; war geboren.</p>
    334 
    335 <p>
    336 Nun ist es sicherlich leichter, die Idee zu verkaufen, wenn man den Term
    337 &#8222;Open Source&#8220; anstatt &#8222;Free Software&#8220; benutzt.<br />
    338 Es führt aber auch dazu, dass die &#8222;Neuzugänge&#8220; keine Ahnung mehr
    339 davon haben, was eigentlich die Idee war, es spaltet die Bewegung auf und
    340 führt zu unglaublich unproduktiven Grabenkriegen, in denen viel kreative
    341 Energie verschwendet wird.</p>
    342 
    343 <p>
    344 Mehr interessiertes Publikum bedeutet nicht, dass weniger über die
    345 zugrundeliegende Philosophie gesprochen werden sollte. Im Gegenteil: Je mehr
    346 Leute und auch Firmen noch nicht verstanden haben, dass diese Freiheit auch
    347 in ihrem Interesse ist, desto mehr müssen wir darüber reden. Die Freiheit
    348 der Software bietet ein enormes Potential für jeden von
    349 uns&#160;&#8209;&#160;Firmen wie User.</p>
    350 
    351 <p>
    352 Der Plan ist nicht, den Kapitalismus abzuschaffen oder Firmen zu
    353 zerstören. Wir möchten den Umgang mit Software zum Vorteil aller Beteiligten
    354 an die Erfordernisse des 21. Jahrhunderts anpassen. Das ist der Kern des
    355 GNU-Projektes.</p>
    356 
    357 <p>
    358 Jeder von uns kann seinen Teil dazu leisten&#160;&#8209;&#160;sei es in der
    359 Form eines Programms, einer Dokumentation oder einfach nur dadurch, dass er
    360 anderen Leuten erzählt, dass es einen anderen Weg gibt, die Dinge zu regeln.</p>
    361 
    362 <p>
    363 Es ist besonders wichtig, den Firmen klarzumachen, dass Freie Software keine
    364 Bedrohung ist, sondern eine Chance. Natürlich geht es nicht von heute auf
    365 morgen, doch wenn allen Beteiligten die Möglichkeiten und Perspektiven klar
    366 werden, können wir alle davon profitieren. Wenn ihr also in einer
    367 Softwarefirma arbeitet, setzt Euch selber mit der Thematik auseinander,
    368 redet mit Freunden und Kollegen darüber. Und versucht nicht, sie zu
    369 &#8222;missionieren&#8220;&#160;&#8209;&#160;ich weiss, dass die meisten von
    370 uns leider dazu neigen&#160;&#8209;&#160;die Argumente sprechen für
    371 sich. Gebt ihnen die Zeit und Ruhe, sich damit auseinanderzusetzen und sich
    372 damit anzufreunden. Zeigt Ihnen, dass das Konzept der Freiheit nichts ist,
    373 vor dem sie sich fürchten müßten.</p>
    374 
    375 <p>
    376 Ich hoffe, es ist mir gelungen, die Philosophie zu vermitteln oder zumindest
    377 den Einen oder Anderen zum Nachdenken anzuregen. Wenn noch Fragen oder
    378 Diskussionsbedarf bestehen: Ich stehe gerne den Abend über zur
    379 Verfügung. Ansonsten wünsche ich uns allen noch eine wirklich interessante
    380 Nacht. Vielen Dank.</p>
    381 </div>
    382 
    383 <div class="translators-notes">
    384 
    385 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't have notes.-->
    386  </div>
    387 </div>
    388 
    389 <!-- for id="content", starts in the include above -->
    390 <!--#include virtual="/server/footer.de.html" -->
    391 <div id="footer" role="contentinfo">
    392 <div class="unprintable">
    393 
    394 <p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF &amp; GNU an <a
    395 href="mailto:gnu@gnu.org">&lt;gnu@gnu.org&gt;</a>. Sie können auch die <a
    396 href="/contact/"><span xml:lang="en" lang="en">Free Software
    397 Foundation</span> kontaktieren</a>. Ungültige Verweise und andere
    398 Korrekturen oder Vorschläge können an <a
    399 href="mailto:webmasters@gnu.org">&lt;webmasters@gnu.org&gt;</a> gesendet
    400 werden.</p>
    401 
    402 <p>Bitte senden Sie Kommentare zu dieser Rede an Georg Greve <a
    403 href="mailto:greve@gnu.org">&lt;greve@gnu.org&gt;</a></p>
    404 
    405 <p>
    406 <!-- TRANSLATORS: Ignore the original text in this paragraph,
    407         replace it with the translation of these two:
    408 
    409         We work hard and do our best to provide accurate, good quality
    410         translations.  However, we are not exempt from imperfection.
    411         Please send your comments and general suggestions in this regard
    412         to <a href="mailto:web-translators@gnu.org">
    413 
    414         &lt;web-translators@gnu.org&gt;</a>.</p>
    415 
    416         <p>For information on coordinating and contributing translations of
    417         our web pages, see <a
    418         href="/server/standards/README.translations.html">Translations
    419         README</a>. -->
    420 Bei der Übersetzung dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt
    421 vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen
    422 werden. Sollten Sie Fehler bemerken oder Vorschläge, Kommentare oder Fragen
    423 zu diesem Dokument haben, wenden Sie sich bitte an unser Übersetzungsteam <a
    424 href="mailto:web-translators@gnu.org?cc=www-de-translators@gnu.org">&lt;web-translators@gnu.org&gt;</a>.</p>
    425 <p>Weitere Informationen über die Koordinierung und Einsendung von
    426 Übersetzungen unserer Internetpräsenz finden Sie in der <a
    427 href="/server/standards/README.translations">LIESMICH für Übersetzungen</a>.</p>
    428 </div>
    429 
    430 <p>Copyright &copy; 1998 Georg C. F. Greve.</p>
    431 
    432 <p id="Permission"><span id="license">Die unveränderte Wiedergabe und Verteilung dieser
    433 Niederschrift ist, sofern dieser Hinweis und der Copyright-Hinweis erhalten
    434 bleiben, erlaubt.</span></p>
    435 
    436 <!--#include virtual="/server/bottom-notes.de.html" -->
    437 <div class="translators-credits">
    438 
    439 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't want credits.-->
    440 <strong>Überarbeitung:</strong><!-- Jоегg Kоhпе--> <a
    441 href="https://savannah.gnu.org/projects/www-de">&lt;www-de&gt;</a>, 2011,
    442 2012, 2014. Trans-Coord &lt;trans-coord@gnu.org&gt;, 2017.</div>
    443 
    444 <p class="unprintable"><!-- timestamp start -->
    445 Letzte Änderung:
    446 
    447 $Date: 2021/10/08 10:06:17 $
    448 
    449 <!-- timestamp end -->
    450 </p>
    451 </div>
    452 </div>
    453 <!-- for class="inner", starts in the banner include -->
    454 </body>
    455 </html>