greve-clown.html (22464B)
1 <!--#set var="ENGLISH_PAGE" value="/philosophy/greve-clown.en.html" --> 2 3 <!--#include virtual="/server/header.de.html" --> 4 <!-- Parent-Version: 1.96 --> 5 <!-- This page is derived from /server/standards/boilerplate.html --> 6 <!--#set var="TAGS" value="speeches" --> 7 8 <!-- This file is automatically generated by GNUnited Nations! --> 9 <title>Geschichte und Philosophie des GNU-Projektes - GNU-Projekt - Free Software 10 Foundation</title> 11 12 <!-- top-addendum is disabled because the original text was written in German 13 rather than in English, which is clearly stated in the article itself --> 14 <!--#set var="DISABLE_TOP_ADDENDUM" value="yes" --> 15 <!--#include virtual="/philosophy/po/greve-clown.translist" --> 16 <!--#include virtual="/server/banner.de.html" --> 17 <!--#include virtual="/philosophy/ph-breadcrumb.de.html" --> 18 <!--GNUN: OUT-OF-DATE NOTICE--> 19 <!--#include virtual="/server/top-addendum.de.html" --> 20 <div class="article reduced-width"> 21 <h2>Geschichte und Philosophie des GNU-Projektes</h2> 22 23 <address class="byline">Georg C. F. Greve <a href="mailto:greve@gnu.org"><greve@gnu.org></a></address> 24 25 <div class="infobox"> 26 <p>Rede anlässlich des CLOWN (Cluster of Working Nodes ‑ eines 27 512-node Clusters Projektes von Debian GNU/Linux Maschinen) in der 28 Universität Paderborn (Deutschland), 5.12.98.</p> 29 30 <p>This is the original German version of the speech, an <a 31 href="/philosophy/greve-clown.en.html">English Translation</a> is also 32 available. Reading the original is recommended.</p> 33 </div> 34 <hr class="thin" /> 35 36 <div class="introduction" role="complementary"> 37 <p> </p> 38 </div> 39 <p> 40 In der Vorbereitung auf diesen Vortrag habe ich etliche Dokumente gelesen 41 und mit einigen Leuten gesprochen. Dabei wurde mir klar, dass selbst 42 Menschen deren Jobs mehr oder weniger direkt durch das GNU-Projekt 43 geschaffen wurden, sich dessen Bedeutung keineswegs bewusst sind. Es scheint 44 im Rahmen der allgemeinen Aufbruchstimmung ein Teil des Bewusstseins für die 45 Wurzeln verschüttet worden zu sein. Ich hoffe, heute Abend ein paar dieser 46 Wurzeln wieder freilegen zu können.</p> 47 48 <p> 49 Der Ursprung liegt irgendwo im Übergang der 70er zu den 80er Jahren, als die 50 Softwareindustrie zu dem wurde, was wir heute als so selbstverständlich 51 akzeptieren. In dem beginnenden Wettbewerb entschieden sich die Unternehmen, 52 das Horten von Programmcode zur Überlebensstrategie zu machen. Um diese 53 Praxis legal zu untermauern wurden Worte wie „Raubkopieren“ 54 kreiert, da sie suggerieren, dass beim Kopieren etwas verloren ginge. Die 55 Leute wurden gezwungen, sich Lizenzen auszuliefern, die sie dazu 56 verpflichteten, die Programme niemandem sonst zugänglich zu machen.</p> 57 58 <p> 59 Wenn ein Freund fragte, ob er sich ein bestimmtes Programm kopieren könne, 60 war man in einem Dilemma. Einem selbst entstehen durch das Kopieren 61 keinerlei Nachteile ‑ das Programm wird durch den Vorgang 62 der Vervielfältigung ja nicht schlechter… würde er mich darum bitten, 63 ihm mal das Salz zu reichen, dann wäre das definitiv einschneidender, denn 64 ich kann es ja in dem Augenblick nicht mehr benutzen. Durch die Politik der 65 Unternehmen wurde man gezwungen, zwischen Legalität und Freundschaft zu 66 wählen.</p> 67 68 <p> 69 Viele Leute haben sich darüber geärgert und der Großteil hat die Kopie 70 trotzdem angefertigt ‑ oft unter sehr fadenscheinigen 71 Ausreden, die hauptsächlich dazu bestimmt waren, das 72 eigene ‑ durch die Wortwahl der Unternehmen 73 eingeredete ‑ schlechte Gewissen zu beruhigen. Der absolute 74 Schlager war vermutlich: „Würde ich es öfter benutzen, dann würde ich 75 es auch bezahlen“ … eine Phrase bei der sich vermutlich jeder 76 schon einmal ertappt haben dürfte, der zu irgendeinem Zeitpunkt auf 77 proprietäre Software angewiesen war.</p> 78 79 <p> 80 Ein Mann jedoch fand die Situation unerträglich. Aus den (wie er selbst 81 sagt) „paradiesischen Zuständen“ der Anfangstage an absolute 82 Freiheit und mündigen Umgang mit den Möglichkeiten gewohnt, hat Richard 83 Stallman Anfang der 80er Jahre das Konzept eines freien Systems 84 entworfen. Die Erkenntnis, dass dieses neue System Unix-kompatibel sein 85 würde, kam relativ schnell und das Kind bekam ‑ damals waren 86 rekursive Akronyme sehr beliebt ‑ den Namen GNU, was für 87 „GNU’s Not Unix“ steht.<br /><br /> 88 Stallman sammelte einige Leute um sich, die von der Aussicht auf ein freies 89 System ebenfalls begeistert waren und gründete die GNU Free Software 90 Foundation, deren Präsident er auch heute noch ist.</p> 91 92 <p> 93 Da zu einem Unix-System zunächst einmal ein großer Park an Komponenten 94 notwendig ist und klar war, dass diese der erste Schritt zu einem 95 vollständig freien System sein würden, arbeitete die GNU FSF daran, diese 96 Programme zu schreiben und Anfang der 90er war das GNU-System bis auf den 97 Kernel komplett.<br /> 98 Der GNU-Kernel jedoch ‑ Projektname 99 „HURD“ ‑ war zu ehrgeizig konzipiert und erwies 100 sich in der Entwicklung als recht schwerfällig. Glücklicherweise war zu 101 diesem Zeitpunkt der erste Linux-Kernel von Linus Torvalds in der Testphase 102 und als er sah, welche Vorarbeit durch die GNU FSF geleistet worden war, 103 stellte er seinen Kernel unter die GNU General Public License und machte ihn 104 zum Kernel des GNU-Systems.</p> 105 106 <p> 107 Den Rest der Geschichte muss ich kaum erzählen, denn ein Großteil von uns 108 hat ihn miterlebt.</p> 109 110 <p> 111 Vorhin sagte ich, dass Richard Stallman das Konzept der freien Software 112 entworfen hat ‑ worauf ich allerdings nicht näher 113 eingegangen bin, ist die Philosophie, die dahinter steht.</p> 114 115 <p> 116 Das „Frei“ in Freie Software steht nicht für den Preis sondern 117 für „Freiheit“. Dieses Thema ist nicht ganz unproblematisch und 118 einige Vordenker der Bewegung (wie z. B. Eric Raymond) haben in 119 letzter Zeit angefangen von „Open Source“ zu reden, da 120 „Freiheit“ für die meisten Menschen einen eher unangenehmen 121 Klang hat. Freiheit klingt nach Weltverbesserung und nach 122 Unsicherheit ‑ es klingt nach Veränderung und Veränderung 123 macht vielen Leuten Angst. Um diese Angst abzuschwächen wurden andere 124 Lizenzen für freie Software erfunden, die den Leuten das Konzept schmackhaft 125 machen und die Industrie nicht abschrecken sollten.</p> 126 127 <p> 128 Genau das ist aber der Grund, warum das GNU-Projekt den Term „Open 129 Source“ ablehnt. Wir halten es für sinnvoller, den Leuten die Angst 130 vor der Idee zu nehmen, anstatt das Konzept zu verschleiern. Nur wenn sich 131 User und Firmen der Bedeutung der Freiheit bewusst sind, kann das 132 Zurückfallen in alte Muster verhindert werden.</p> 133 134 <p> 135 Die Philosophie des GNU-Projektes lautet, dass JEDER das verbriefte Recht 136 darauf haben soll, ein Programm zu benutzen, es zu kopieren und es seinen 137 Bedürftnissen anzupassen. Die einzige Einschränkung, die die GNU General 138 Public License macht, ist, dass NIEMAND das Recht hat, einem Anderen diese 139 Freiheit vorzuenthalten.</p> 140 141 <p> 142 Wenn ein Autor seinen Code unter die GNU GPL gestellt hat, ist die Freiheit 143 untrennbar mit seinem Programm verbunden. Dies ist natürlich vielen 144 Unternehmen ein Dorn im Auge, da es sie daran hindert, den Code zu 145 modifizieren und dann als proprietäre Software zu verkaufen. Solange es 146 Menschen gibt, deren Traum der schnelle Reichtum ist, ist es diese Freiheit, 147 die verhindert, dass Unternehmen wie Microsoft die zukünftige Entwicklung 148 unseres Systems korrumpieren.</p> 149 150 <p> 151 Das wohl häufigste Argument gegen die GNU-Philosophie ist, dass Software das 152 „geistige Eigentum“ des Programmierers sei und es nur recht und 153 billig wäre, wenn er darüber entscheiden könne, zu welchem Preis die 154 Programme veröffentlicht werden. Dieses Argument ist für alle sehr 155 einsichtig, da es genau der Denkweise entspricht, die uns in den letzten 20 156 Jahren eingetrichtert wurde.</p> 157 158 <p> 159 Die Realität sieht doch etwas anders aus ‑ Privatleute, die 160 vom reinen Verkauf selbstgeschriebener Software leben sind die 161 Ausnahme. Normalerweise treten Programmierer vertragsmäßig ihre Rechte an 162 eine Firma ab, die dann Geld damit macht, den Zugang zu diesem Programm zu 163 beschränken. Es ist effektiv jedoch die Firma, die die Rechte an dem 164 Programm besitzt und über dessen Peis entscheidet, nicht der Programmierer.</p> 165 166 <p> 167 Wenn ein Anwalt eine besonders intelligente Verteidigung ausarbeitet, dann 168 kann er diese nicht als sein „geistiges Eigentum“ geltend 169 machen, die Methode steht jedem frei zur Verfügung. Warum akzeptieren wir 170 dann so einfach die Vorstellung, dass jede Zeile Code ‑ egal 171 wie uninspiriert oder schlampig sie sein mag ‑ einzigartig 172 und unglaublich individuell sei? Der Wahn von der Kontrolle geht doch 173 mittlerweile sogar soweit, dass menschliches Erbgut patentiert werden 174 kann ‑ aber normalerweise nicht von demjenigen, der es 175 „benutzt“. Soll wirklich immer alles patentierbar und 176 lizenzierbar sein?</p> 177 178 <p> 179 Genau das ist die Frage, die einen Kernpunkt des GNU-Projektes 180 ausmacht. Stellen wir uns doch einmal vor, es gäbe kein generelles Recht auf 181 patentierbare Software oder das patentieren von Software wäre generell nicht 182 üblich, weil alle Leute ihre Programme als GNU GPL'ed herausgeben.</p> 183 184 <p> 185 Auf Lösungen für Standardprobleme, die bisher immer wieder gelöst werden 186 mussten, kann gezielt zurückgegriffen werden. Es wird keine Zeit mehr damit 187 verschwendet, immer und immer wieder dieselben Aufgaben zu 188 bearbeiten ‑ Programmierer könnten neue Wege gehen und neue 189 Aufgaben lösen. Wenn eine Gruppe von Usern unbedingt eine neue Fähigkeit in 190 einem Programm benötigt, dann nimmt sie sich einfach einen Programmierer und 191 lässt es einbauen. Befreit von den Beschränkungen der Lizenzen und des 192 Geldes würden für die Entwicklung von Programmen nur noch zwei Dinge zählen: 193 Bedarf und Qualität.</p> 194 195 <p> 196 Apropos Qualität ‑ mittlerweile wird mehr und mehr Firmen 197 klar, dass gerade die Möglichkeit des Zugriffs auf den Sourcecode durch den 198 User einen immensen Vorteil bietet. Um es vereinfacht auszudrücken: Mehr 199 Augen sehen einfach mehr. Lösungen die dem Einen undenkbar erscheinen sind 200 für den Nächsten naheliegend. Aufgrund dieses Vorteils ist die freie 201 Software oft so viel besser als ihr proprietäres Gegenstück. Nun scheint 202 sich im Augenblick eine Denkweise auszuprägen, die dahin geht, den Usern 203 zwar Zugriff auf den Sourcecode zu gestatten, ihnen aber keine anderen 204 Rechte einräumt. Verbesserungen müssen brav bei den Firmen abgeliefert 205 werden, die dann damit ihr Produkt verbessern. Quasi eine kostenlose 206 riesengroße Entwicklungsabteilung. Wenn wir jetzt nicht aufpassen und auf 207 unserem Recht auf freier Software bestehen, kann es uns passieren, dass wir 208 in 5 Jahren dafür zahlen müssen, um die Version zu erhalten, die mit dem 209 eigenen Patch erzeugt wurde.</p> 210 211 <p> 212 Das Prinzip von Software als „geistigem Eigentum“ trägt die Saat 213 des Unterganges schon in sich (man möge mir das Pathos an dieser Stelle 214 verzeihen). Solange wir das Konzept akzeptieren, akzeptieren wir die Gefahr, 215 dass eine neue Firma versucht, die Kontrolle an sich zu reißen. Microsoft 216 ist nicht das verkörperte Böse, wie es einige Leute zu sehen 217 scheinen. Microsoft ist die natürliche Konsequenz des allgemein akzeptierten 218 Systems.</p> 219 220 <p> 221 Die Angst, sich den eigenen Ast abzusägen ist ebenfalls weit verbreitet, 222 jedoch komplett irrational. Bessere Programme führen zu mehr Usern, die 223 andere Bedürftnisse haben, die neue Ideen bekommen und dadurch mehr Bedarf 224 schaffen. Die Struktur wird sich ändern um sich den neuen Gegebenheiten 225 anzupassen, aber die Arbeit wird eher mehr als 226 weniger ‑ außerdem wird sie weniger aus Routine bestehen und 227 dadurch interessanter.</p> 228 229 <p> 230 Bleibt von den allgemeinen Ängsten noch die relativ weitverbreitete Angst 231 vor mangelnder Anerkennung: Nun ja, die Anerkennung, die den Frontmännern 232 der verschiedenen Philosophien entgegengebracht wird spricht für sich. Ich 233 für meinen Teil wäre lieber so anerkannt wie Linus Torvalds oder Richard 234 Stallman als den Ruf von Bill Gates zu haben.</p> 235 236 <p> 237 Zugegeben ‑ das klingt alles sehr nach Weltverbesserung und 238 Idealismus, aber ein Großteil der wirklich weltbewegenden Ideen waren von 239 dem Wunsch beseelt, die Welt ein bisschen besser zu machen.</p> 240 241 <p> 242 Und um einen Punkt eindeutig zu klären: Nein, das GNU-Projekt ist nicht 243 gegen Kapitalismus oder Firmen im allgemeinen und auch nicht gegen 244 Softwarefirmen im speziellen. Wir wollen auch nicht die Möglichkeiten des 245 Profits beschränken ‑ ganz im Gegenteil. Jede Firma wird 246 dazu angehalten soviel Geld wie möglich mit Software, der Dokumentation und 247 dem zugehörigen Service zu machen ‑ so lange sie sich an die 248 Grundsätze der Freien Software hält.<br /> 249 Je mehr Geld diese Firmen verdienen, desto mehr Geld können sie in die 250 Entwicklung neuer Software stecken. Wir wollen den Markt nicht auflösen, wir 251 wollen ihn nur der Zeit anpassen.</p> 252 253 <p> 254 Zu den Regeln noch eine kurze Anmerkung: Natürlich gehört zu freier Software 255 auch freie Dokumentation. Es hat wenig Sinn, den Nachfolger des Buches, die 256 Software, zu befreien und dabei eine Kontrolle des direkten digitalen 257 Äquivalents zu akzeptieren. Freie Dokumentation ist ebenso wichtig wie die 258 freie Software selbst.</p> 259 260 <p> 261 Vielleicht hat jemand meine Aussage, dass wir den Markt der Zeit anpassen 262 wollen, als rhetorische Wendung abgetan ‑ doch es ist ein 263 wesentlicher Punkt in der GNU-Philosophie:<br /> 264 Die Zeiten, in denen Software nur für einige wenige Freaks und große Firmen 265 interessant war, sind lange vorbei. Heutzutage bedeutet Software den Zugang 266 zu Informationen. Ein System, das die Verfügbarkeit von Software und damit 267 die Erreichbarkeit von Information einschränkt, muss angezweifelt werden.</p> 268 269 <p> 270 Als Eric Raymond das sogenannte „Halloween-Dokument“ 271 veröffentlicht hat, löste es Stimmungsschwankungen von Euphorie bis zu 272 Paranoia aus. Für diejenigen, die es nicht gelesen haben: Es handelt sich um 273 eine Microsoft-interne Studie, in der die Stärken und Schwächen von freier 274 Software im allgemeinen und Linux im speziellen diskutiert werden. Der 275 Betreffende kam im Wesentlichen zu dem Schluss, dass Microsoft nur zwei 276 Möglichkeiten hat, gegen diese Bedrohung vorzugehen.</p> 277 278 <p> 279 Das Eine ist das Erschaffen neuer bzw. die Erweiterung alter Protokolle, die 280 dann gar nicht oder nur schlecht dokumentiert werden, damit nur 281 Windows-Rechner über eine funktionierende Implementation dieser Protokolle 282 verfügen.</p> 283 284 <p> 285 Ein Beispiel für die Anwendung dieser Taktik ist z. B. die 286 „Cxi“-Reihe von HP, die als unschlagbar billige 287 „Windows-Drucker“ auf den Markt gebracht wurden. Die 288 Spezifikationen wurden nur Microsoft mitgeteilt, damit die Drucker von 289 keinem anderen System betrieben werden können.</p> 290 291 <p> 292 Mir hat ein „Fachverkäufer“ erzählt, das „for 293 Windows“ bedeute, dass der Drucker ganz besonderen Speicher benötigen 294 würde, den nur Windows habe, daher könne man ihn nicht mit Linux 295 benutzen. Dies verunsichert natürlich jeden normalen Benutzer, was mich 296 unmittelbar zur zweiten beschriebenen Taktik führt.</p> 297 298 <p> 299 Diese wird normalerweise unter dem Synonym „FUD“ (Fear 300 Uncertainty Doubt) zusammengefasst und wurde von IBM schon lange vor 301 Microsoft eingesetzt. Die Idee ist klar: Wenn jemand nur genug verunsichert 302 wurde, wagt er nicht mehr, irgendwelche Entscheidungen zu treffen und 303 verharrt an der aktuellen Position. Das ist zumindest die Idee.</p> 304 305 <p> 306 Zu allen Zeiten war die Aufklärung der Feind des Aberglaubens. Um uns bei 307 der Aufklärung nicht gegenseitig im Weg zu stehen, dürfen wir uns nicht 308 aufspalten lassen.</p> 309 310 <p> 311 Die wohl spürbarste Aufspaltung der letzten Zeit lag in der bereits 312 erwähnten Unterscheidung von „Open Source“ und „Free 313 Software“. Die beiden Konzepte auseinanderzuhalten fällt selbst 314 Insidern oft schwer und verstehen kann man es oft nur vor dem Hintergrund 315 der letzten Jahre. Da dies ein zentraler Punkt ist, möchte ich gerne noch 316 kurz darauf eingehen. </p> 317 318 <p> 319 Nach der Komplettierung des GNU-Systems durch den Linux-Kernel war plötzlich 320 ein vollständiges, leistungsfähiges freies System vorhanden. Dies musste 321 natürlich über kurz oder lang die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen.</p> 322 323 <p> 324 Als diese Aufmerksamkeit kam, wurden viele Firmen im ersten Augenblick durch 325 das Wort „Frei“ verunsichert. Die erste Assoziation war 326 „umsonst“, was für sie bedeutet „keinen Profit“. Als 327 man ihnen dann zu erklären suchte, dass „Frei“ in Wahrheit für 328 „Freiheit“ steht, war der Industrie die Idee endgültig suspekt.</p> 329 330 <p> 331 Von dieser Verunsicherung angesteckt kam nun sehr schnell die Idee auf, 332 Worte wie „Frei“ und „Freiheit“ um jeden Preis zu 333 vermeiden. Der Term „Open Source“ war geboren.</p> 334 335 <p> 336 Nun ist es sicherlich leichter, die Idee zu verkaufen, wenn man den Term 337 „Open Source“ anstatt „Free Software“ benutzt.<br /> 338 Es führt aber auch dazu, dass die „Neuzugänge“ keine Ahnung mehr 339 davon haben, was eigentlich die Idee war, es spaltet die Bewegung auf und 340 führt zu unglaublich unproduktiven Grabenkriegen, in denen viel kreative 341 Energie verschwendet wird.</p> 342 343 <p> 344 Mehr interessiertes Publikum bedeutet nicht, dass weniger über die 345 zugrundeliegende Philosophie gesprochen werden sollte. Im Gegenteil: Je mehr 346 Leute und auch Firmen noch nicht verstanden haben, dass diese Freiheit auch 347 in ihrem Interesse ist, desto mehr müssen wir darüber reden. Die Freiheit 348 der Software bietet ein enormes Potential für jeden von 349 uns ‑ Firmen wie User.</p> 350 351 <p> 352 Der Plan ist nicht, den Kapitalismus abzuschaffen oder Firmen zu 353 zerstören. Wir möchten den Umgang mit Software zum Vorteil aller Beteiligten 354 an die Erfordernisse des 21. Jahrhunderts anpassen. Das ist der Kern des 355 GNU-Projektes.</p> 356 357 <p> 358 Jeder von uns kann seinen Teil dazu leisten ‑ sei es in der 359 Form eines Programms, einer Dokumentation oder einfach nur dadurch, dass er 360 anderen Leuten erzählt, dass es einen anderen Weg gibt, die Dinge zu regeln.</p> 361 362 <p> 363 Es ist besonders wichtig, den Firmen klarzumachen, dass Freie Software keine 364 Bedrohung ist, sondern eine Chance. Natürlich geht es nicht von heute auf 365 morgen, doch wenn allen Beteiligten die Möglichkeiten und Perspektiven klar 366 werden, können wir alle davon profitieren. Wenn ihr also in einer 367 Softwarefirma arbeitet, setzt Euch selber mit der Thematik auseinander, 368 redet mit Freunden und Kollegen darüber. Und versucht nicht, sie zu 369 „missionieren“ ‑ ich weiss, dass die meisten von 370 uns leider dazu neigen ‑ die Argumente sprechen für 371 sich. Gebt ihnen die Zeit und Ruhe, sich damit auseinanderzusetzen und sich 372 damit anzufreunden. Zeigt Ihnen, dass das Konzept der Freiheit nichts ist, 373 vor dem sie sich fürchten müßten.</p> 374 375 <p> 376 Ich hoffe, es ist mir gelungen, die Philosophie zu vermitteln oder zumindest 377 den Einen oder Anderen zum Nachdenken anzuregen. Wenn noch Fragen oder 378 Diskussionsbedarf bestehen: Ich stehe gerne den Abend über zur 379 Verfügung. Ansonsten wünsche ich uns allen noch eine wirklich interessante 380 Nacht. Vielen Dank.</p> 381 </div> 382 383 <div class="translators-notes"> 384 385 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't have notes.--> 386 </div> 387 </div> 388 389 <!-- for id="content", starts in the include above --> 390 <!--#include virtual="/server/footer.de.html" --> 391 <div id="footer" role="contentinfo"> 392 <div class="unprintable"> 393 394 <p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF & GNU an <a 395 href="mailto:gnu@gnu.org"><gnu@gnu.org></a>. Sie können auch die <a 396 href="/contact/"><span xml:lang="en" lang="en">Free Software 397 Foundation</span> kontaktieren</a>. Ungültige Verweise und andere 398 Korrekturen oder Vorschläge können an <a 399 href="mailto:webmasters@gnu.org"><webmasters@gnu.org></a> gesendet 400 werden.</p> 401 402 <p>Bitte senden Sie Kommentare zu dieser Rede an Georg Greve <a 403 href="mailto:greve@gnu.org"><greve@gnu.org></a></p> 404 405 <p> 406 <!-- TRANSLATORS: Ignore the original text in this paragraph, 407 replace it with the translation of these two: 408 409 We work hard and do our best to provide accurate, good quality 410 translations. However, we are not exempt from imperfection. 411 Please send your comments and general suggestions in this regard 412 to <a href="mailto:web-translators@gnu.org"> 413 414 <web-translators@gnu.org></a>.</p> 415 416 <p>For information on coordinating and contributing translations of 417 our web pages, see <a 418 href="/server/standards/README.translations.html">Translations 419 README</a>. --> 420 Bei der Übersetzung dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt 421 vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen 422 werden. Sollten Sie Fehler bemerken oder Vorschläge, Kommentare oder Fragen 423 zu diesem Dokument haben, wenden Sie sich bitte an unser Übersetzungsteam <a 424 href="mailto:web-translators@gnu.org?cc=www-de-translators@gnu.org"><web-translators@gnu.org></a>.</p> 425 <p>Weitere Informationen über die Koordinierung und Einsendung von 426 Übersetzungen unserer Internetpräsenz finden Sie in der <a 427 href="/server/standards/README.translations">LIESMICH für Übersetzungen</a>.</p> 428 </div> 429 430 <p>Copyright © 1998 Georg C. F. Greve.</p> 431 432 <p id="Permission"><span id="license">Die unveränderte Wiedergabe und Verteilung dieser 433 Niederschrift ist, sofern dieser Hinweis und der Copyright-Hinweis erhalten 434 bleiben, erlaubt.</span></p> 435 436 <!--#include virtual="/server/bottom-notes.de.html" --> 437 <div class="translators-credits"> 438 439 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't want credits.--> 440 <strong>Überarbeitung:</strong><!-- Jоегg Kоhпе--> <a 441 href="https://savannah.gnu.org/projects/www-de"><www-de></a>, 2011, 442 2012, 2014. Trans-Coord <trans-coord@gnu.org>, 2017.</div> 443 444 <p class="unprintable"><!-- timestamp start --> 445 Letzte Änderung: 446 447 $Date: 2021/10/08 10:06:17 $ 448 449 <!-- timestamp end --> 450 </p> 451 </div> 452 </div> 453 <!-- for class="inner", starts in the banner include --> 454 </body> 455 </html>