free-software-for-freedom.html (25378B)
1 <!--#set var="ENGLISH_PAGE" value="/philosophy/free-software-for-freedom.en.html" --> 2 3 <!--#include virtual="/server/header.de.html" --> 4 <!-- Parent-Version: 1.96 --> 5 <!-- This page is derived from /server/standards/boilerplate.html --> 6 <!--#set var="TAGS" value="essays aboutfs free-open" --> 7 <!--#set var="DISABLE_TOP_ADDENDUM" value="yes" --> 8 9 <!-- This file is automatically generated by GNUnited Nations! --> 10 <title>Warum Freie Software besser ist als „Open-Source-Software“ - GNU-Projekt - 11 Free Software Foundation</title> 12 13 <!--#include virtual="/philosophy/po/free-software-for-freedom.translist" --> 14 <!--#include virtual="/server/banner.de.html" --> 15 <!--#include virtual="/philosophy/ph-breadcrumb.de.html" --> 16 <!--GNUN: OUT-OF-DATE NOTICE--> 17 <!--#include virtual="/server/top-addendum.de.html" --> 18 <div class="article reduced-width"> 19 <h2>Warum <em>Freie Software</em> besser ist als 20 <em>„Open-Source<ins>-Software“</ins></em></h2> 21 22 <div class="infobox" style="font-style: italic"> 23 <p><cite><a href="/philosophy/open-source-misses-the-point">Warum „Open Source“ 24 das Ziel von Freie Software verfehlt</a></cite> ist eine aktuellere und 25 bessere Fassung dieses Artikels. Aus historischen Gründen belassen wir 26 diesen Artikel.</p> 27 </div> 28 <hr class="thin" /> 29 30 <p> 31 Obwohl <em>Freie Software</em> unter einem anderen Namen einem dieselbe 32 Freiheit geben würde, macht es einen großen Unterschied, welchen Namen wir 33 gebrauchen: unterschiedliche Wörter <em>vermitteln unterschiedliche 34 Vorstellungen</em>.</p> 35 36 <p> 37 Im Jahr 1998 begannen einige in der Freie-Software-Gemeinschaft den Begriff 38 <a href="https://opensource.org"><em>„Open-Source-Software”</em></a> 39 anstelle von <a href="/philosophy/free-sw"><em>Freie Software</em></a> zu 40 benutzen, um zu beschreiben, was sie sich widmen. Der Begriff <em>„Open 41 Source”</em> wurde schnell in Verbindung mit einem anderen Ansatz, einer 42 anderen Philosophie, mit anderen Werten und sogar anderen Kriterien, für die 43 Lizenzen akzeptabel sind, gebracht. Die Freie-Software- und die 44 Open-Source-Bewegung sind heute <a href="#relationship">eigenständige 45 Bewegungen</a> mit unterschiedlichen Ansichten und Zielen, obwohl wir an 46 einigen Projekten zusammenarbeiten.</p> 47 48 <p> 49 Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Bewegungen liegt in ihren 50 Werten, ihrer Sichtweisen auf die Welt. Für die Open-Source-Bewegung ist die 51 Frage, ob Software quelloffen sein sollte, eine praktische Frage, keine 52 ethische. Jemand drückte es so aus: <cite>„Open Source ist eine 53 Entwicklungsmethodik, Freie Software ist eine soziale Bewegung.“</cite> Für 54 die Open-Source-Bewegung ist unfreie Software eine suboptimale Lösung. Für 55 die Freie-Software-Bewegung ist unfreie Software ein soziales Problem, und 56 Freie Software die Lösung.</p> 57 58 <h3 id="relationship">Beziehung zwischen Freie-Software- und Open-Source-Bewegung</h3> 59 60 <p> 61 Die Freie-Software- und die Open-Source-Bewegung sind so etwas wie zwei 62 politische Lager innerhalb der Freie-Software-Gemeinschaft.</p> 63 64 <p> 65 Radikale Gruppen waren in den 1960er Jahren berüchtigt für Fraktionsbildung: 66 Organisationen spalteten sich wegen Meinungsverschiedenheiten über 67 Strategiedetails und betrachteten sich einander als Feinde. Oder zumindest 68 ist das das Bild, das Menschen von ihnen haben, ungeachtet dessen ob es wahr 69 war.</p> 70 71 <p> 72 Die Beziehung zwischen der Freie-Software- und der Open-Source-Bewegung ist 73 genau das Gegenteil davon. Wir sind unterschiedlicher Meinung über die 74 Grundsätze, aber stimmen mehr oder weniger bei den praktischen Empfehlungen 75 überein. Deshalb können wir an vielen konkreten Projekten 76 zusammenarbeiten. Bei der Open-Source-Bewegung sprechen wir nicht von einem 77 Feind. Der Feind ist <a 78 href="/philosophy/categories.html#ProprietarySoftware">proprietäre 79 Software</a>.</p> 80 81 <p> 82 Wir sind nicht gegen die Open-Source-Bewegung, aber wir möchten nicht mit 83 ihnen in einen Topf geworfen werden. Wir erkennen an, dass sie zu unserer 84 Gemeinschaft beigetragen haben, aber wir haben diese Gemeinschaft 85 geschaffen, und wir wollen, dass das die Menschen auch wissen. Wir möchten, 86 dass sie unsere Leistungen mit unseren Werten und unserer Philosophie 87 verbinden, nicht mit ihren. Wir wollen gehört werden, nicht hinter einer 88 Gruppe mit unterschiedlichen Ansichten verstecken. Um zu verhindern, dass 89 man denkt wir wären ein Teil von ihnen, bemühen wir uns im Gespräch die 90 Wörter „offen“, um Freie Software zu beschreiben, oder dessen Gegenteil 91 „geschlossen“, um unfreie Software zu beschreiben, zu vermeiden.</p> 92 93 <p> 94 Deshalb erwähnen Sie bitte die Freie-Software-Bewegung, wenn Sie über unsere 95 geleistete Arbeit und über die von uns entwickelte Software 96 sprechen – wie beispielsweise das <a 97 href="/gnu/linux-and-gnu">GNU/Linux</a>-Betriebssystem.</p> 98 99 <h3 id="comparison">Vergleich der beiden Begriffe</h3> 100 101 <p> 102 Der restliche Artikel vergleicht die beiden Begriffe <em>Freie Software</em> 103 und <em>„Open Source“</em>. Er zeigt, warum der Begriff <em>„Open 104 Source“</em> keine Probleme löst, sondern in der Tat welche schafft.</p> 105 106 <h3 id="ambiguity">Zweideutigkeit</h3> 107 108 <p> 109 Der Begriff <em>Freie Software</em> hat ein Mehrdeutigkeitsproblem: die 110 unbeabsichtigte Bedeutung <em>‚Software, die man kostenlos erhalten 111 kann‘</em> passt genau so gut wie die beabsichtigte Bedeutung <em>‚Software, 112 die dem Benutzer bestimmte Freiheiten gewährt‘</em>. Wir haben uns diesem 113 Problem angenommen und eine genauere Definition verfasst, <cite><a 114 href="/philosophy/free-sw">Freie Software. Was ist das?</a></cite> Die 115 Lösung ist jedoch nicht perfekt und kann das Problem nicht vollständig 116 beseitigen. Ein eindeutig richtiger Begriff wäre besser, wenn dies nicht 117 andere Probleme mit sich brächte.</p> 118 119 <p> 120 Unglücklicherweise haben alle Alternativen im Englischen ihre eigenem 121 Probleme. Wir haben uns viele andere vorgeschlagene Alternativen angesehen, 122 aber keine davon ist so <em>richtig</em> eindeutig, dass ein Wechsel eine 123 gute Idee wäre. Jede vorgeschlagene Ersetzung für <em>Freie Software</em> 124 hat ein ähnliches semantisches Problem oder noch 125 schlimmer – und dazu gehört auch 126 <em>Open-Source-Software</em>.</p> 127 128 <p> 129 Die offizielle Definition von <em>Open-Source-Software</em> (OSS), wie von 130 der Open Source Initiative (OSI) veröffentlicht, kommt unserer von Freie 131 Software sehr nahe. Allerdings ist sie in mancherlei Hinsicht etwas lockerer 132 und es wurden ein paar Lizenzen für Nutzer akzeptiert, die wir als 133 unzumutbar einschränkend betrachten. Doch die offensichtliche Bedeutung für 134 <em>„Open-Source-Software“</em> ist: <em>‚Man kann sich den Quellcode 135 ansehen.‘</em> Das ist ein viel schwächeres Kriterium als es Freie Software 136 hat. Es schließt zwar freie Software ein, aber auch einige <a 137 href="/philosophy/categories.html#ProprietarySoftware">proprietäre</a> 138 Programme, einschließlich <b>Xv</b> und <b>Qt</b> unter ihren ursprünglichen 139 Lizenzen (vor der <span xml:lang="en" lang="en">Q Public License</span>).</p> 140 141 <p> 142 Diese offensichtliche Bedeutung von „Open Source” ist nicht die Bedeutung, 143 die ihre Befürworter beabsichtigen. Das Ergebnis ist, dass die meisten 144 Personen missverstehen, was jene Befürworter befürworten. So definiert der 145 Autor Neal Stephenson „Open Source”:</p> 146 147 <blockquote><p> 148 <i>„Linux ist ‚Open Source‘-Software bedeutet einfach, dass jemand Kopien 149 der Quellcodedateien bekommen kann.“</i> 150 </p></blockquote> 151 152 <p> 153 <!-- The <a href="http://da.state.ks.us/itec/TechArchPt6ver80.pdf"> 154 state of 155 Kansas</a> published a similar definition: --> 156 Ich denke nicht, dass er die „offizielle“ Definition absichtlich ablehnt 157 oder bestreitet. Ich denke, dass er einfach die Konventionen der englischen 158 Sprache anwandte, um sich eine Bedeutung für den Begriff einfallen zu 159 lassen. Der US-Bundesstaat Kansas veröffentlichte eine ähnliche Definition: 160 </p> 161 162 <blockquote><p> 163 <i>„Benutzen Sie Open-Source-Software (OSS). OSS ist Software, deren 164 Quellcode frei und öffentlich verfügbar ist, obgleich einzelne 165 Lizenzvereinbarungen variieren können, was man mit diesem Quellcode machen 166 darf.“</i> 167 </p></blockquote> 168 169 <p> 170 Natürlich haben die Open-Source-Leute versucht, sich diesem Problem durch 171 die Veröffentlichung einer genaueren Definition für den Begriff zu stellen, 172 so wie wir es für <em>Freie Software</em> getan haben.</p> 173 174 <p> 175 Aber die Erklärung für <em>Freie Software</em> ist 176 einfach – eine Person, die die Idee von <em>Redefreiheit, 177 nicht Freibier</em> verstanden hat, macht es nicht wieder falsch. Es gibt 178 keine prägnante Art, die offizielle Bedeutung von „Open Source“ zu erklären 179 und deutlich zu zeigen, warum die natürliche Definition falsch ist.</p> 180 181 <h3 id="fear">Furcht vor Freiheit </h3> 182 183 <p> 184 Das Hauptargument für den Begriff <em>„Open-Source-Software“</em> ist, dass 185 <em>Freie Software</em> manche Leute beunruhigt. Ganz recht, über Freiheit, 186 ethische Fragen, Verantwortung sowie Bequemlichkeit zu sprechen, fordert 187 dazu auf über Dinge nachzudenken, die man lieber ignorieren würde. Dies kann 188 Unbehagen auslösen, und einige lehnen die Votstellung deswegen vielleicht 189 ab. Daraus folgt jedoch nicht, dass die Gesellschaft besser aufgehoben wäre, 190 wenn wir damit aufhören würden über diese Themen zu sprechen.</p> 191 192 <p> 193 Vor Jahren schon bemerkten Freie-Software-Entwickler diese Reaktion des 194 Unbehagens, und einige begannen einen Weg zu suchen, um dies zu 195 vermeiden. Sie dachten, würden sie nicht über Ethik und Freiheit sprechen 196 und nur über die unmittelbaren praktischen Vorzüge bestimmter freier 197 Software, dann könnten sie bestimmten Nutzern die Software noch 198 erfolgreicher <em>verkaufen</em>, vor allem an Firmen. Der Begriff <em>„Open 199 Source“</em> bietet sich an, um genau das verstärkt zu 200 tun – als Möglichkeit, um „für Firmen akzeptabler“ zu 201 sein. Die Ansichten und Werte der Open-Source-Bewegung ergeben sich aus 202 dieser Entscheidung.</p> 203 204 <p> 205 Dieser Ansatz hat sich in seinen eigenen Bedingungen als wirksam 206 erwiesen. Heute steigen viele aus rein praktischen Überlegungen auf Freie 207 Software um. Das ist bis zu einem gewissen Grad gut, aber das ist nicht 208 alles, was wir tun müssen! Anwender für Freie Software zu interessieren ist 209 nicht die ganze Arbeit, sondern nur der erste Schritt.</p> 210 211 <p> 212 Früher oder später werden diese Anwender aufgefordert, aus irgendeinem 213 praktischen Überlegungen wieder auf proprietäre Software 214 umzusteigen. Unzählige Unternehmen bemühen sich solche Versuchungen 215 anzubieten, und warum sollten Anwender auch ablehnen? Nur wenn sie den 216 <em>Wert der Freiheit</em> kennen den Freie Software gibt, um ihrer selbst 217 Willen. Es liegt an uns, diesen Gedanken zu verbreiten – und 218 um das zu tun, müssen wir über Freiheit sprechen. Ein gewisses Maß des 219 „Schweigens“ gegenüber Unternehmen kann für die Gemeinschaft nützlich sein, 220 aber wir müssen auch verstärkt von Freiheit sprechen.</p> 221 222 <p> 223 Derzeit haben wir jede Menge „schweigen“, aber nicht genug Gespräche über 224 Freiheit. Die meisten, die sich mit Freie Software beschäftigen, sprechen 225 wenig über Freiheit – weil sie normalerweise versuchen „für 226 Firmen akzeptabler“ zu sein. Dieses Muster zeigen im Besonderen 227 Softwaredistributoren. Einige Distributoren des Betriebssystems <a 228 href="/gnu/linux-and-gnu">GNU/Linux</a> fügen dem freien Basissystem 229 grundsätzlich proprietäre Pakete hinzu und fordern Anwender auf, dies als 230 Vorteil zu betrachten und nicht als einen Rückschritt der Freiheit.</p> 231 232 <p> 233 Wir schaffen es nicht, mit dem Zustrom von Freie-Software-Anwendern Schritt 234 zu halten, um den Menschen, so schnell wie sie hinzukommen, etwas über die 235 Freiheit und über unsere Gemeinschaft zu lehren. Deshalb finden unfreie 236 Software (was Qt, bevor es populär wurde, war) und teilweise Distributionen 237 unfreier Betriebssysteme so fruchtbaren Boden. Jetzt aufzuhören, das Wort 238 <em>Freiheit</em> zu benutzen, wäre ein Fehler. Wir müssen mehr, nicht 239 weniger über Freiheit reden.</p> 240 241 <p> 242 Wenn der Gebrauch des Begriffs <em>„Open Source“</em> mehr Benutzer in 243 unsere Gemeinschaft bringt, ist das ein Beitrag, aber der Rest von uns wird 244 sich sogar noch mehr anstrengen müssen, um diese Benutzer auf das Thema 245 Freiheit aufmerksam zu machen. Wir müssen sagen: <em>„Es ist Freie Software 246 und sie gibt Dir Freiheit!“</em> – mehr und lauter als je 247 zuvor.</p> 248 249 <h3 id="newinfeb">Würde ein Warenzeichen helfen?</h3> 250 251 <p> 252 Die Befürworter von „Open-Source-Software“ wollten daraus ein Warenzeichen 253 machen, weil sie sagten, das würde Missbrauch verhindern. Diese Initiative 254 wurde später fallen gelassen, weil der Begriff zu sprechend war, um sich als 255 Warenzeichen zu eignen. Daher ist der rechtliche Status von <em>„Open 256 Source“</em> der gleiche wie der von <em>Freie Software</em>: es gibt keine 257 <em>rechtliche</em> Einschränkung für den Gebrauch. Ich habe Berichte über 258 eine Reihe von Unternehmen gehört, die Softwarepakete „Open Source“ nannten, 259 obwohl diese nicht die offizielle Definition erfüllten; einige habe ich 260 selbst beobachtet.</p> 261 262 <p> 263 Aber hätte es einen großen Unterschied gemacht, einen Begriff zu verwenden, 264 der ein Warenzeichen ist?<br />– Nicht unbedingt!</p> 265 266 <p> 267 Manchmal treffen Firmen auch Aussagen die bloß den Eindruck erwecken, ein 268 Programm sei „Open-Source-Software“, ohne es ausdrücklich zu nennen. So 269 stand beispielsweise folgendes in einer Ankündigung von IBM zu einem 270 Programm, das die offizielle Definition nicht erfüllte:</p> 271 272 <blockquote><p> 273 <i>„Wie es in der Open-Source-Gemeinschaft üblich ist, werden Benutzer der 274 […] Technologie auch mit IBM zusammenarbeiten können …“</i> 275 </p></blockquote> 276 277 <p> 278 Das bedeutet eigentlich nicht, dass das Programm „Open Source“ <em>war</em>, 279 aber viele Leser bemerkten dieses Detail nicht. [Ich sollte anmerken, dass 280 sich IBM aufrichtig bemühte, aus diesem Programm Freie Software zu machen 281 und später eine Lizenz übernommen haben, mit der das Programm tatsächlich 282 Freie Software und „quelloffen“ wurde. Aber als die Ankündigung gemacht 283 wurde, konnte man das Programm weder als das eine noch als das andere 284 bezeichnen.]</p> 285 286 <p> 287 Und so bewarb Cygnus Solutions, welche als Freie-Software-Firma gegründet 288 wurde und später den Markt für proprietäre Software erschloss (wie man so 289 sagt), einige proprietäre Softwareprodukte:</p> 290 291 <blockquote><p> 292 <cite>„Cygnus Solutions ist führend im Open-Source-Markt und hat soeben zwei 293 Produkte in den [GNU/]Linux-Markt eingeführt.“</cite> 294 </p></blockquote> 295 296 <p> 297 Anders als IBM hat Cygnus nicht versucht aus diesen Paketen Freie Software 298 zu machen, und als solche konnte man die Pakete nicht annähernd 299 bezeichnen. Aber Cygnus hat eigentlich nicht gesagt, es wäre 300 „Open-Source-Software“, sie haben den Begriff nur benutzt, um bei 301 unaufmerksamen Lesern diesen Eindruck zu erwecken.</p> 302 303 <p> 304 Diese Beobachtungen legen nahe, dass ein Warenzeichen das Durcheinander, das 305 durch den Begriff <em>„Open Source“</em> entsteht, nicht wirklich verhindert 306 hätte.</p> 307 308 <h3 id="newinnovember">Missverständnisse(?) von „Open Source“</h3> 309 310 <p> 311 Die Open-Source-Definition ist deutlich genug, und es liegt auf der Hand, 312 dass sie nicht das typische unfreie Programm qualifiziert. Man würde also 313 meinen, dass ein „Open-Source-Unternehmen“ ein Unternehmen bezeichnet, 314 dessen Produkte Freie Software (oder nahe dran) sind, nicht wahr? Leider 315 versuchen viele Firmen, dem Begriff eine andere Bedeutung zu geben.</p> 316 317 <p> 318 Beim „Open Source Developers Day“-Treffen im August 1998 sagten einige der 319 eingeladenen kommerziellen Entwickler, sie wollen nur einen Teil ihrer 320 Arbeit zu Freie Software (bzw. „Open Source“) machen. Der Schwerpunkt ihrer 321 Geschäftstätigkeit läge bei der Entwicklung proprietärer Erweiterungen 322 (Software oder <a href="/philosophy/free-doc">Handbücher</a>), um sie 323 Benutzern freier Software zu verkaufen. Sie forderten uns auf, dies als 324 legitim zu betrachten, als Teil unserer Gemeinschaft, weil ein Teil des 325 Geldes für die Freie-Software-Entwicklung gespendet wird.</p> 326 327 <p> 328 Tatsächlich bemühen sich diese Unternehmen nur mit dem positiven Stempel von 329 „Open Source“ für ihre proprietären Softwareprodukte zu 330 umgeben – obwohl diese nicht „quelloffen“ 331 sind – nur weil sie irgendeine Beziehung zu freier Software 332 haben oder weil dieselbe Firma auch Freie Software betreut. [Ein 333 Firmengründer sagte recht deutlich, dass sie für das von ihnen betreute 334 Freie-Software-Paket nur so wenig Arbeit investieren wie es die Gemeinschaft 335 durchgehen lässt.]</p> 336 337 <p> 338 Im Laufe der Jahre haben viele Firmen zur Freie-Software-Entwicklung 339 beigetragen. Einige dieser Firmen haben in erster Linie unfreie Software 340 entwickelt, aber diese beiden Aktivitäten waren unabhängig voneinander. So 341 konnten wir ihre unfreien Produkte ignorieren und mit ihnen an 342 Freie-Software-Projekten zusammenarbeiten. Danach konnten wir ihnen 343 aufrichtig für die Freie Software danken, die sie beisteuerten, ohne darüber 344 zu sprechen, was sie anderweitig noch taten.</p> 345 346 <p> 347 Mit diesen jungen Unternehmen können wir nicht das gleiche tun, weil sie uns 348 nicht lassen. Diese Unternehmen fordern die Öffentlichkeit aktiv dazu auf, 349 alle ihre Aktivitäten über einen Kamm zu scheren. Sie wollen, dass wir ihre 350 unfreie Software ebenso positiv bewerten wie wir einen echten Beitrag 351 bewerten würden, auch wenn es keiner ist. Sie stellen sich selbst als 352 „Open-Source-Unternehmen“ dar, in der Hoffnung wir würden wohlwollende 353 Gefühle für sie entwickeln und diese uns dazu bringen, inkonsequent zu 354 werden.</p> 355 356 <p> 357 Diese Beeinflussung wäre nicht weniger schädlich, wenn sie mit dem Begriff 358 <em>Freie Software</em> betrieben würde. Aber Firmen scheinen den Begriff 359 <em>Freie Software</em> nicht auf diese Weise zu 360 benutzen – vielleicht weil die Assoziation mit Idealismus 361 ungeeignet erscheint. Der Begriff <em>„Open Source“</em> öffnete die Tür 362 dafür.</p> 363 364 <p> 365 Bei einer Fachmesse Ende 1998, die dem oft <a 366 href="/gnu/linux-and-gnu">„Linux“</a> nachgesagten Betriebssystem gewidmet 367 war, war der Hauptredner Führungskraft einer prominenten Softwarefirma. Er 368 wurde wahrscheinlich wegen der Entscheidung seiner Firma eingeladen, dieses 369 System „zu unterstützen“. Leider besteht deren Form der „Unterstützung“ 370 darin unfreie Software zu veröffentlichen, die auf dem System ausgeführt 371 werden kann ‑ mit anderen Worten darin, unsere Gemeinschaft 372 als Markt zu benutzen, aber nichts dazu beizutragen.</p> 373 374 <p> 375 Er sagte: <i>„Wir werden unser Produkt auf gar keinen Fall quelloffen 376 machen, aber vielleicht werden wir es „intern“ quelloffen machen. Wenn wir 377 unseren Mitarbeitern zur Kundenunterstützung erlauben auf den Quellcode 378 zuzugreifen, dann können sie für Kunden Fehler beheben und ein besseres 379 Produkt und bessere Dienstleistung anbieten.“</i> [Das ist kein wörtliches 380 Zitat, weil ich mir seine Worte nicht aufgeschrieben habe, aber sinngemäß 381 stimmt es.]</p> 382 383 <p> 384 Personen im Publikum sagten danach zu mir: <i>„Er versteht einfach nicht den 385 Punkt.“</i> Aber ist das so? Welchen Punkt hat er nicht verstanden?</p> 386 387 <p> 388 Den Punkt der Open-Source-Bewegung hat er nicht missverstanden. Diese 389 Bewegung besagt nicht, dass Anwender die Freiheit haben, sondern nur mehr 390 Menschen ermöglicht den Quellcode anzusehen und dazu beizutragen, die 391 Entwicklung schneller und besser zu machen. Diesen Punkt hat die 392 Führungskraft voll und ganz verstanden – widerwillig, diesen 393 Ansatz vollends umzusetzen, einschließlich der Benutzer, erwägte er es 394 teilweise innerhalb des Unternehmens.</p> 395 396 <p> 397 Den Punkt, den er verfehlte vorzubringen, ist der, wofür „Open Source“ 398 entworfen wurde: den Punkt, dass Benutzer Freiheit <em>verdienen</em>.</p> 399 400 <p> 401 Die Verbreitung des Freiheitsgedanken ist eine große 402 Aufgabe – sie benötigt <ins>auch</ins> <em>Ihre</em> 403 Hilfe. Darum halten wir im GNU-Projekt am Begriff <em>Freie Software</em> 404 fest, um bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass 405 Freiheit und Gemeinschaft um ihrer selbst willen wichtig 406 sind – nicht nur aus Zweckdienlichkeit 407  – dann verwenden Sie bitte mit uns den Begriff <em>Freie 408 Software</em>.</p> 409 <div class="column-limit"></div> 410 411 <!-- The archived version is truncated. 412 <p> 413 414 Joe Barr wrote an article called 415 <a href="http://web.archive.org/web/20080703140137/http://www.itworld.com/LWD010523vcontrol4">Live and 416 let license [archived]</a> that gives his perspective on this issue.</p> 417 --> 418 <h3 class="footnote">Anmerkung</h3> 419 <p> 420 Die von Lakhani und Wolf 2005 veröffentlichte Ausarbeitung <cite><a 421 href="//ocw.mit.edu/courses/sloan-school-of-management/15-352-managing-innovation-emerging-trends-spring-2005/readings/lakhaniwolf.pdf" 422 xml:lang="en" lang="en">Why Hackers Do What They Do: Understanding 423 Motivation and Effort in Free/Open Source Software Projects</a></cite> geht 424 davon aus, dass ein beträchtlicher Teil der Entwickler von der Sichtweise 425 motiviert wird, Software müsse frei sein. Dies trotz der Tatsache, obwohl 426 Entwickler auf SourceForge befragt wurden, einer Internetpräsenz, die nicht 427 die Auffassung teilt, dass dies eine ethische Frage sei.</p> 428 429 <hr class="no-display" /> 430 <div class="edu-note c"><p id="fsfs">Dieser Aufsatz wurde englischsprachig in <cite><a 431 href="//shop.fsf.org/product/free-software-free-society/" xml:lang="en" 432 lang="en">Free Software, Free Society: The Selected Essays of Richard 433 M. Stallman</a></cite> veröffentlicht.</p></div> 434 </div> 435 436 <div class="translators-notes"> 437 438 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't have notes.--> 439 </div> 440 </div> 441 442 <!-- for id="content", starts in the include above --> 443 <!--#include virtual="/server/footer.de.html" --> 444 <div id="footer" role="contentinfo"> 445 <div class="unprintable"> 446 447 <p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF & GNU an <a 448 href="mailto:gnu@gnu.org"><gnu@gnu.org></a>. Sie können auch die <a 449 href="/contact/"><span xml:lang="en" lang="en">Free Software 450 Foundation</span> kontaktieren</a>. Ungültige Verweise und andere 451 Korrekturen oder Vorschläge können an <a 452 href="mailto:webmasters@gnu.org"><webmasters@gnu.org></a> gesendet 453 werden.</p> 454 455 <p> 456 <!-- TRANSLATORS: Ignore the original text in this paragraph, 457 replace it with the translation of these two: 458 459 We work hard and do our best to provide accurate, good quality 460 translations. However, we are not exempt from imperfection. 461 Please send your comments and general suggestions in this regard 462 to <a href="mailto:web-translators@gnu.org"> 463 464 <web-translators@gnu.org></a>.</p> 465 466 <p>For information on coordinating and contributing translations of 467 our web pages, see <a 468 href="/server/standards/README.translations.html">Translations 469 README</a>. --> 470 Bei der Übersetzung dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt 471 vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen 472 werden. Sollten Sie Fehler bemerken oder Vorschläge, Kommentare oder Fragen 473 zu diesem Dokument haben, wenden Sie sich bitte an unser Übersetzungsteam <a 474 href="mailto:web-translators@gnu.org?cc=www-de-translators@gnu.org"><web-translators@gnu.org></a>.</p> 475 <p>Weitere Informationen über die Koordinierung und Einsendung von 476 Übersetzungen unserer Internetpräsenz finden Sie in der <a 477 href="/server/standards/README.translations">LIESMICH für Übersetzungen</a>.</p> 478 </div> 479 480 <!-- Regarding copyright, in general, standalone pages (as opposed to 481 files generated as part of manuals) on the GNU web server should 482 be under CC BY-ND 4.0. Please do NOT change or remove this 483 without talking with the webmasters or licensing team first. 484 Please make sure the copyright date is consistent with the 485 document. For web pages, it is ok to list just the latest year the 486 document was modified, or published. 487 488 If you wish to list earlier years, that is ok too. 489 Either "2001, 2002, 2003" or "2001-2003" are ok for specifying 490 years, as long as each year in the range is in fact a copyrightable 491 year, i.e., a year in which the document was published (including 492 being publicly visible on the web or in a revision control system). 493 494 There is more detail about copyright years in the GNU Maintainers 495 Information document, www.gnu.org/prep/maintain. --> 496 <p>Copyright © 1998-2003, 2007, 2010, 2021 Free Software Foundation, Inc.</p> 497 498 <p>Dieses Werk ist lizenziert unter einer <a rel="license" 499 href="//creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de">Creative Commons 500 Namensnennung-Keine Bearbeitungen 4.0 International</a>-Lizenz.</p> 501 502 <!--#include virtual="/server/bottom-notes.de.html" --> 503 <div class="translators-credits"> 504 505 <!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't want credits.--> 506 <strong>Übersetzung:</strong> Richard Steuer und Michael Fötsch, 2006. Jоегg 507 Kоhпе <a href="https://savannah.gnu.org/projects/www-de"><www-de></a>, 508 2011, 2016.</div> 509 510 <p class="unprintable"><!-- timestamp start --> 511 Letzte Änderung: 512 513 $Date: 2021/10/08 10:06:17 $ 514 515 <!-- timestamp end --> 516 </p> 517 </div> 518 </div> 519 <!-- for class="inner", starts in the banner include --> 520 </body> 521 </html>