Freiheit braucht Freie Software

Viele von uns wissen, dass Regierungen die Menschenrechte von Softwarenutzern durch Zensur und Überwachung des Internets bedrohen können. Viele sind sich dessen nicht bewusst, dass die auf Ihren Heim- oder Bürorechner ausgeführte Software eine sogar noch schlimmere Bedrohung darstellen kann. Software als nur ein Hilfsmittel betrachtend, wird angenommen sie würde ihnen gehorchen, obwohl sie stattdessen tatsächlich häufig anderen gehorcht.

Die Software, die auf den meisten Rechnern ausgeführt wird, ist unfreie, proprietäre Software: kontrolliert von Softwareunternehmen, nicht durch deren Nutzer. Benutzer haben weder die Möglichkeit überprüfen zu können, was diese Programme im Hintergrund ausführen, noch können sie verhindern, das etwas ausgeführt wird, was sie nicht wollen. Die meisten Menschen akzeptieren das, weil sie keine andere Möglichkeit kennen, aber es ist einfach falsch, den Entwicklern die Macht über den eigenen Rechner zu geben.

Diese ungerechte Macht verführt, wie üblich, seine Machtausübenden zu weiteren Missetaten. Wenn ein Rechner mit einem Netzwerk kommuniziert und Nutzer keine Kontrolle über die genutzte Software haben, kann sie Sie leicht ausspionieren. Microsoft Windows spioniert Benutzer aus ‑ beispielsweise berichtet es nach welchen Wörtern Nutzer in eigenen Dateien gesucht haben und welche weiteren Programme installiert sind. RealPlayer spioniert ebenfalls aus: er berichtet, was der Nutzer abspielt. Mobiltelefone sind voll von unfreier Software, die ausspioniert. Mobiltelefone senden Signale ‑ sogar wenn sie „ausgeschaltet“ sind ‑ zur Lokalisierung aus, viele können ‑ ob Sie wollen oder nicht ‑ exakte GPS-Position aussenden und einige Modelle können aus der Ferne zum Lauschangriff benutzt werden. Benutzer können diese bösartigen Funktionen nicht beseitigen, da sie keine Kontrolle darüber haben.

Manche proprietäre Software soll beschränken und seine Nutzer attackieren. Windows Vista stellt in diesem Bereich einen großen Fortschritt dar; Grund ist der erforderliche Austausch alter Hardware, weil die neuen Modelle unknackbare Beschränkungen unterstützen sollen. Microsoft verlangt somit, dass Benutzer für die glänzenden neuen Fesseln sogar zahlen. Ferner soll es ebenso die Zwangsaktualisierung durch unternehmerische Machtstellung ermöglichen. Daher die BadVista.org-Kampagne, die Windows-Nutzer aufruft nicht auf Vista zu „verbessern“ (für das ebenso arglistige Windows 7 und Windows 8 haben wir nun Windows7Sins.org und UpgradeFromWindows8.org). Mac OS enthält ebenfalls Funktionen, die seine Nutzer beschränken.

Microsoft hat in der Vergangenheit Hintertüren für die US-Regierung (wie heise.de berichtet) installiert. Ob diese heute Nachfolger haben, können wir nicht überprüfen. Andere proprietäre Programme können oder können keine Hintertüren enthalten, aber da wir sie nicht überprüfen können, können wir ihnen nicht vertrauen.

Der einzige Weg um sicherzustellen, dass eingesetzte Software nur für einen selbst arbeitet, ist auf Freie/Libre Software zu bestehen. Das bedeutet Nutzer erhalten den Quellcode, sind frei diesen zu untersuchen und zu ändern und mit oder ohne Änderungen weiterzuverbreiten. Das GNU/Linux-System, eigens für die Freiheit der Nutzer entwickelt, enthält Büroanwendungen, Multimedia, Spiele und alles was man unbedingt zum Ausführen eines Rechners braucht. Siehe gNewSense.org für eine völlig freie GNU/Linux-Version.

Ein besonderes Problem tritt auf, wenn Aktivisten für den sozialen Wandel proprietäre Software nutzen, weil deren Entwickler, die diese kontrollieren, die Unternehmen sein könnten, gegen die eigentlich protestiert werden soll ‑ oder die womöglich Hand in Hand mit Staaten zusammenarbeiten, deren Politik sie ablehnen. Software durch proprietäre Softwareunternehmen kontrollieren lassen, ob Microsoft, Apple, Adobe oder Skype, bedeutet eine Kontrolle dessen, was wir sagen können und zu wem. Dies bedroht unsere Freiheit in allen Lebensbereichen.

Ein Risiko besteht auch bei der Nutzung eines [Web-]Servers bei einem Unternehmen, um darüber die eigene Textverarbeitung zu erledigen oder E-Mails auszutauschen ‑ und nicht nur wenn man in China lebt, wie US-Anwalt Michael Springmann aufdeckte. 2003 übergab AOL nicht nur seine vertraulichen Gespräche mit Klienten der Polizei, sondern ließ auch seine elektronische Post und Adressenliste verschwinden, und nicht zugab, dass dies vorsätzlich geschah, bis es einem Mitarbeiter herausrutschte. Springmann gab auf, seine Daten zurückzubekommen.

Die USA sind nicht der einzige Staat, der Menschenrechte nicht respektiert, man sollte also eigene Daten auf dem eigenen Rechner und eigene Datensicherungen unter eigenem Gewahrsam behalten ‑ und den eigenen Rechner mit Freie/Libre Software betreiben.