From 1ae0306a3cf2ea27f60b2d205789994d260c2cce Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: Christian Grothoff Date: Sun, 11 Oct 2020 13:29:45 +0200 Subject: add i18n FSFS --- .../blog/articles/de/compromise.html | 323 +++++++++++++++++++++ 1 file changed, 323 insertions(+) create mode 100644 talermerchantdemos/blog/articles/de/compromise.html (limited to 'talermerchantdemos/blog/articles/de/compromise.html') diff --git a/talermerchantdemos/blog/articles/de/compromise.html b/talermerchantdemos/blog/articles/de/compromise.html new file mode 100644 index 0000000..6a83411 --- /dev/null +++ b/talermerchantdemos/blog/articles/de/compromise.html @@ -0,0 +1,323 @@ + + + + + + +Ruinöse Kompromisse vermeiden - GNU-Projekt - Free Software Foundation + + + + +

Ruinöse Kompromisse vermeiden

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von Richard Stallman
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Vor fünfundzwanzig Jahren, am +27. September 1983, kündigte ich einen Plan an, ein vollständig freies +Betriebssystem namens GNU ‑ für GNU’s Not +Unix ‑ zu erstellen. Im Rahmen des 25. Jahrestages +des GNU-Systems habe ich diesen Artikel geschrieben, wie unsere Gemeinschaft +ruinöse Kompromisse vermeiden kann. Neben der Vermeidung solcher Kompromisse +gibt es viele Möglichkeiten wie man Freie Software und GNU unterstützen kann. Eine einfache Möglichkeit ist der +Free Software Foundation als assoziiertes +Mitglied beizutreten.
‑ Richard +Stallman

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Die Freie-Software-Bewegung strebt einen sozialen Wandel an: alle Software frei zu machen, damit +alle Softwarenutzer frei und Teil +einer Gemeinschaft der Zusammenarbeit sein können. Jedes unfreie Programm +gibt seinen Entwicklern ungerechtfertigte Macht über Nutzerinnen und +Nutzer. Unser Ziel ist, dieser Ungerechtigkeit ein Ende zu setzen.

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Der Weg in Richtung Freiheit ist ein weiter +Weg. Es sind viele Schritte zu gehen und wird viele Jahre dauern zu +einer Welt zu gelangen, in der für Softwarenutzer diese Freiheit normal +ist. Einige dieser Schritte sind hart und erfordern Opfer. Manche werden +einfacher, wenn wir Kompromisse mit Personen eingehen, die unterschiedliche +Ziele haben.

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Folglich macht die Free Software Foundation (FSF) +Kompromisse ‑ auch große. Beispielsweise machten wir +Kompromisse bei den Patentbestimmungen der GNU General Public License (GPL), Version +3, damit größere Unternehmen dazu beitragen und GPLv3 abgedeckte Software +distribuieren und damit einige Patente unter die Wirkung dieser Bestimmungen +bringen.

+ +[GPLv3-Logo] + +

Zweck der GNU Lesser +General Public License (LGPL) ist ein Kompromiss: sie wird für +bestimmte ausgewählte freie Bibliotheken verwendet, um deren Verwendung in +unfreien Programmen zu ermöglichen, weil wir denken, dass ein rechtliches +Verbot Entwickler stattdessen nur zu proprietären Bibliotheken führen +würde. Wir akzeptieren und binden Quellcode in GNU-Programme ein, damit sie +gemeinsam mit unfreien Programmen zusammenarbeiten, und dokumentieren und +veröffentlichen diese auf eine Weise, die Nutzer des letzteren zu ermutigen +erstgenanntes zu installieren, aber nicht umgekehrt. Wir unterstützen +bestimmte Kampagnen mit denen wir einverstanden sind, auch wenn wir den +Gruppierungen dahinter nicht völlig zustimmen.

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Aber bestimmte Kompromisse weisen wir zurück, auch wenn viele andere in +unserer Gemeinschaft bereit sind, auf diese einzugehen. Beispielsweise +unterstützen wir nur GNU/Linux-Distributionen +die Richtlinien haben, keine unfreie Software aufzunehmen oder Nutzer zur +Installation dieser anzuleiten. Unfreie Distributionen zu befürworten wäre +ein ruinöser1 Kompromiss.

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Kompromisse sind ruinös, wenn sie langfristig unseren Zielen entgegenwirken +würden. Das kann entweder auf der Ebene von Ideen oder auf der Ebene von +Handlungen vorkommen.

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Auf der Ebene von Ideen sind ruinöse Kompromisse jene, die die +Voraussetzungen verstärken, die wir ändern wollen. Unser Ziel ist eine Welt, +in der Softwarenutzer frei sind, aber die meisten Rechnernutzer erkennen +bisher nicht einmal Freiheit als Problem. Sie haben „Verbraucher“werte +angenommen, d. h. sie beurteilen jedes Programm nur nach praktischen +Eigenschaften wie Preis und Zweckdienlichkeit.

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Dale Carnegies klassisches Selbsthilfebuch Wie man Freunde gewinnt: +Die Kunst, beliebt und einflussreich zu werden rät, dass der +effektivste Weg, jemanden zu überreden etwas zu tun, Argumente sind, die an +die Werte appellieren. Es gibt Möglichkeiten wie an die in unserer +Gesellschaft typischen „Verbraucher“werte appelliert werden +kann. Beispielsweise kann gratis erhaltene Freie Software dem Nutzer bares +Geld sparen. Viele freie Programme sind überdies komfortabel und +zuverlässig. Sich auf den praktischen Vorteil zu berufen hat viele Nutzer +überzeugt verschiedene freie Programme anzunehmen, von denen einige recht +erfolgreich sind.

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Wenn immer mehr Menschen bereit sind so weit wie möglich einige freie +Programme zu nutzen, könnte über das Konzept der Freiheit Ruhe einkehren und +sich stattdessen einzig auf die praktischen Vorteile konzentriert werden, +die im Hinblick auf Verbraucherwerte sinnvoll sind. Genau das ist das, was +der Begriff „Open Source“ und seine zugehörige Rhetorik tun.

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Dieser Ansatz kann uns nur einen Teil des Weges zum Ziel Freiheit +führen. Menschen, die Freie Software nur nutzen weil sie günstig ist, werden +nur solange dabei bleiben, solange sie genehmer ist. Und sie sehen keinen +Grund, geeignete proprietäre Programme nicht zusammen damit zu nutzen.

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Die Open-Source-Philosophie setzt „Verbraucher“werte voraus und appelliert +an sie, und das bekräftigt und verstärkt sie. Aus diesen Grund wird Open Source nicht +befürwortet.

+ +[Schwebendes Gnu mit einem Klapprechner] + +

Um eine freie Gemeinschaft vollständig und nachhaltig zu etablieren, müssen +wir mehr tun als Menschen dazu zu bringen, Freie Software zu nutzen. Wir +müssen den Impuls verbreiten, Software (und anderer Dinge) auf Grundlage von +Bürgerwerten zu beurteilen, ob sie die Freiheit des Nutzers und der +Gemeinschaft nicht nur in Bezug auf Zweckmäßigkeit respektiert. Dann geht +man einem proprietären Programm, geködert durch eine verlockende, praktische +Funktion, nicht in die Falle.

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Um Bürgerwerte zu fördern, müssen wir darüber sprechen und darlegen, wie +diese die Basis unserer Handlungen bilden. Wir müssen den Kompromiss nach +Dale Carnegie zurückweisen, der ihre Handlungen durch Billigung ihrer +„Verbraucher“werte beeinflussen würde.

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Es ist nicht so, dass wir überhaupt keinen praktischen Nutzen anführen +können ‑ wir können und tun es. Es wird nur zum Problem, +wenn der praktische Nutzen die Schau stiehlt und Freiheit in den Hintergrund +drängt. Deshalb wiederholen wir häufig, wenn wir die praktischen Vorteile +von Freie Software nennen, dass diese nur zusätzliche, sekundäre +Gründe sind, sie zu bevorzugen.

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Es reicht nicht aus, unsere Worte mit unseren Idealen in Einklang zu +bringen; unsere Handlungen müssen ihnen auch entsprechen. Also müssen wir +auch Kompromisse vermeiden, die Dinge umfassen zu tun oder zu legitimieren, +die wir vorhaben auszurotten.

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So zeigt die Erfahrung, dass man einige Nutzer für GNU/Linux gewinnen kann, wenn einige unfreie +Programme enthalten sind. Dies könnte eine pfiffige unfreie Anwendung +bedeuten, die einigen Nutzern ins Auge fallen wird, oder eine unfreie +Programmierplattform, wie (ehemals) Java, oder die (noch) +Flash-Laufzeitumgebung oder einen unfreien Gerätetreiber, der Unterstützung +für bestimmte Hardwaremodelle ermöglicht.

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Diese Kompromisse sind verlockend, aber sie untergraben das Ziel. Wenn man +unfreie Software distribuiert oder Menschen darauf lenkt, wird man schwer +sagen können, Unfreie Software ist eine Ungerechtigkeit, ein soziales +Problem, und wir müssen dem ein Ende setzen. Und selbst wenn man diese +Worte weiterhin sagt, werden eigene Handlungen sie untergraben.

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Die Frage ist hier nicht ob man imstande sein sollte oder es +zulässig sei, unfreie Software zu installieren. Ein universell +einsetzbares System ermöglicht und erlaubt Nutzern zu tun was sie +wollen. Die Frage ist, ob wir sie in Richtung unfreie Software führen. Was +sie selbst tun, ist deren Verantwortung; was wir für sie tun und worauf wir +sie leiten, ist unsere. Wir dürfen Nutzer nicht zu proprietärer Software +leiten als handele es sich um eine Lösung, denn proprietäre Software ist das +eigentliche Problem.

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Ein ruinöser Kompromiss hat nicht nur einen nachteiligen Einfluss auf +andere. Er kann auch eigene Werte durch kognitive Dissonanz verzerren. Wenn +man bestimmte Werte hat, aber Handlungen widersprüchliche Werte impliziert, +wird man wahrscheinlich Werte oder Handlungen ändern um den Widerspruch +aufzulösen. Daher scheuen Projekte, die nur den praktischen Nutzen anführen +oder Menschen in Richtung unfreie Software führen fast immer davor zurück, +sogar vorzuschlagen, dass unfreie Software unethisch ist. Sowohl +für ihre Mitwirkenden als auch für die Öffentlichkeit verstärken sie +„Verbraucher“werte. Wir müssen diese Kompromisse ablehnen, wenn wir unsere +Werte aufrecht halten wollen.

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Möchte man auf Freie Software umsteigen, ohne dabei das Ziel +Freiheit zu gefährden, wird auf den Ressourcen-Bereich +der FSF verwiesen. Dort sind Hardware- und Rechnerkonfigurationen +aufgeführt, die mit freier Software funktionieren, und installierbare völlig freie GNU/Linux-Distributionen sowie +Tausende Freie-Software-Pakete, die +unter einer 100 %ig freien Softwareumgebung funktionieren. Möchte man +die Gemeinschaft unterstützen auf dem Pfad der Freiheit zu bleiben, ist ein +wichtiger Weg die Bürgerwerte öffentlich zu wahren. Wenn Menschen darüber +sprechen was gut oder schlecht ist oder was zu tun sei, nennen Sie die Werte +Freiheit und Gemeinschaft und erörtern diese.

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Ein Pfad, der einen schneller gehen lässt, ist nicht besser, wenn er an den +falschen Ort führt. Kompromisse sind unerlässlich um ein ehrgeiziges Ziel zu +erreichen. Aber Vorsicht vor Kompromissen, die vom Ziel wegführen.

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+Zu einem ähnlichen Punkt in einem anderen Lebensbereich, siehe den Artikel +‚Nachhelfen‘ ist nicht +genug, stimmt. Aber das wussten wir schon im The Guardian +aus dem Jahre 2011. +

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Anmerkungen:

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  1. 1 ruinös (rū'ə-nəs) +adj. 1. Verursachen oder zu verursachen geeigneter Ruin, destruktiv. 2. in +den Ruin gefallen, heruntergekommenen oder verfallen.
  2. +
+ + + + + + + + + -- cgit v1.2.3