summaryrefslogtreecommitdiff
path: root/talermerchantdemos/blog/articles/de/shouldbefree.html
diff options
context:
space:
mode:
Diffstat (limited to 'talermerchantdemos/blog/articles/de/shouldbefree.html')
-rw-r--r--talermerchantdemos/blog/articles/de/shouldbefree.html966
1 files changed, 966 insertions, 0 deletions
diff --git a/talermerchantdemos/blog/articles/de/shouldbefree.html b/talermerchantdemos/blog/articles/de/shouldbefree.html
new file mode 100644
index 0000000..8a96e9b
--- /dev/null
+++ b/talermerchantdemos/blog/articles/de/shouldbefree.html
@@ -0,0 +1,966 @@
+<!--#set var="ENGLISH_PAGE" value="/philosophy/shouldbefree.en.html" -->
+
+<!--#include virtual="/server/header.de.html" -->
+<!-- Parent-Version: 1.86 -->
+
+<!-- This file is automatically generated by GNUnited Nations! -->
+<title>Warum Software frei sein sollte - GNU-Projekt - Free Software Foundation</title>
+
+<!--#include virtual="/philosophy/po/shouldbefree.translist" -->
+<!--#include virtual="/server/banner.de.html" -->
+<h2>Warum Software frei sein sollte</h2>
+
+<p>
+von <strong><a href="//www.stallman.org/">Richard Stallman></a></strong></p>
+<h3 id="introduction">Einführung</h3>
+<p>
+Die Existenz von Software wirft unvermeidlich die Frage auf, wie
+Entscheidungen über ihre Verwendung getroffen werden sollten. Man denke nur
+an jemanden, der ein Exemplar eines Programms besitzt und jemand anderes
+trifft, der es auch gerne haben möchte. Das Programm zu kopieren ist
+einfach; wer aber sollte darüber entscheiden, ob es kopiert wird? Die
+beteiligten Personen? Oder eine andere Partei, der so genannte „Eigentümer“?</p>
+<p>
+ Softwareentwickler betrachten diese Frage gewöhnlich unter der Annahme, dass
+das entscheidende Kriterium der maximale Gewinn des Entwicklers ist. Die
+politische Macht der Wirtschaft hat die Regierung dazu gebracht, nicht nur
+das Entscheidungskriterium, sondern auch die Antwort der Entwickler zu
+übernehmen: ein Programm hat einen Eigentümer, meist ein Unternehmen, das
+für dessen Entwicklung zuständig ist.</p>
+<p>
+ Ich möchte die selbe Frage anhand eines anderen Kriteriums betrachten: dem
+Wohlstand und der Freiheit aller in der Gesellschaft.</p>
+<p>
+ Die Antwort kann nicht durch geltendes Recht gegeben
+werden&#160;&#8209;&#160;Gesetze sollten ethischen Prinzipien entsprechen,
+nicht anders herum. Auch die gängige Praxis kann diese Frage nicht
+entscheiden, wenn sie auch mögliche Antworten vorschlagen mag. Um diese
+Frage zu entscheiden, muss man vielmehr betrachten, wer von der Anerkennung
+von Software-„Eigentümern“ profitiert und wer darunter leidet, in welchem
+Maße und aus welchen Gründen. Mit anderen Worten: es geht um eine
+Kosten-Nutzen-Analyse für die Gesellschaft als Ganzes, die die individuelle
+Freiheit ebenso berücksichtigt wie die Produktion von Sachgütern.</p>
+<p>
+ In dieser Abhandlung werde ich die Auswirkungen beschreiben, Eigentümer zu
+haben, und zeigen, dass die Ergebnisse schädlich sind. Meine
+Schlussfolgerung ist, das Programmierer die Pflicht haben, andere zu
+ermutigen, die Software zu teilen, weiterzuverbreiten, zu untersuchen und zu
+verbessern: mit anderen Worten, <a href="/philosophy/free-sw"><em>Freie
+Software</em></a> zu schreiben.<a href="#f1" id="f1-ref"
+class="transnote">(1)</a></p>
+
+<h3 id="owner-justification">Wie Eigentümer ihre Macht rechtfertigen</h3>
+<p>
+ Die Profiteure des heutigen Systems von proprietärer Software untermauern
+ihr Recht auf Eigentum an Programmen mit zwei Argumenten: dem emotionalen
+Argument und dem ökonomischen Argument.</p>
+<p>
+ Das emotionale Argument hört sich etwa so an: „Ich habe meine Schweiß, mein
+Herzblut, meine Seele in dieses Programm gesteckt. Es kommt von
+<em>mir</em>, deshalb ist es <em>mein</em>!“</p>
+<p>
+ Dieses Argument fordert keine ernsthafte Widerlegung. Das Gefühl der
+emotionalen Bindung wird von Programmierern immer dann kultiviert, wenn es
+passt; es ist nicht unausweichlich. Man denke nur daran, wie willig der
+selbe Programmierer seine Rechte gegen Bezahlung an eine große Firma
+überträgt&#160;&#8209;&#160;mit einem Mal verschwindet die emotionale
+Bindung auf mysteriöse Art und Weise. Im Gegensatz dazu denke man an die
+großen Künstler und Handwerker des Mittelalters, die noch nicht einmal ihren
+Namen unter ihre Arbeit setzten. Der Name des Künstlers war für sie nicht
+wichtig. Von Bedeutung war einzig die vollbrachte
+Arbeit&#160;&#8209;&#160;und der Zweck, dem sie dienen würde. Diese
+Sichtweise herrschte über Jahrhunderte vor.</p>
+<p>
+ Das ökonomische Argument hört sich etwa so an: „Ich möchte reich werden (oft
+ungenau mit ,den Lebensunterhalt sichern’ umschrieben), und wenn du mir
+nicht erlaubst, durch programmieren reich zu werden, dann werde ich nicht
+mehr programmieren. Da alle wie ich sind, wird niemand mehr
+programmieren. Und gänzlich ohne Programme bist du verloren.“ Diese Drohung
+wird oft als der freundliche Hinweis eines Weisen verschleiert.</p>
+<p>
+ Ich werde später erklären, warum diese Drohung ein Bluff ist. Zuerst möchte
+ich eine unausgesprochene Annahme benennen, die in einer anderen
+Formulierung des Argumentes sichtbarer wird.</p>
+<p>
+ Diese Formulierung beginnt mit dem Vergleich des sozialen Nutzens von
+proprietärer Software mit dem sozialen Nutzen von gar keiner Software und
+dann folgt die Schlussfolgerung, dass die Entwicklung von proprietärer
+Software im Großen und Ganzen nützlich ist und unterstützt werden
+sollte. Der Trugschluss ist, dass hier nur zwei Ergebnisse betrachtet werden
+und man annimmt, dass es keine weiteren Möglichkeiten gibt.</p>
+<p>
+ In Anbetracht eines Urheberrecht-Systems für Software ist
+Softwareentwicklung gewöhnlich mit der Existenz eines Eigentümers verbunden,
+der die Verwendung der Software kontrolliert. So lange wie diese Verbindung
+besteht, haben wir oft nur die Wahl zwischen proprietärer und gar keiner
+Software. Diese Verbindung ist jedoch weder naturgegeben noch unvermeidbar;
+sie ist die Folge einer bestimmten gesellschaftlichen bzw. gesetzlichen
+Entscheidung, die wir in Frage stellen: der Entscheidung, Eigentümer zu
+haben. Wenn man die Wahl auf proprietäre Software oder keine Software
+beschränkt, weicht man der eigentlichen Frage nur aus.</p>
+
+<h3 id="against-having-owners">Das Argument gegen Eigentum an Software</h3>
+<p>
+ Die relevante Frage ist: „Sollte die Entwicklung von Software mit der
+Anerkennung von Software-Eigentümern verbunden sein, die ihren Gebrauch
+beschränken können?“</p>
+<p>
+ Um das zu entscheiden, müssen wir die Auswirkung beider Aktivitäten auf die
+Gesellschaft <em>unabhängig</em> voneinander beurteilen: die Auswirkung der
+Entwicklung von Software (unabhängig von ihrer Art der Verbreitung) und die
+Auswirkung der Beschränkung ihrer Nutzung (angenommen die Software wurde
+entwickelt). Wenn eine dieser Aktivitäten hilfreich und die andere schädlich
+ist, dann sollten wir die Verbindung von beiden Aktivitäten aufheben und nur
+das Hilfreiche tun.</p>
+<p>
+ Anders ausgedrückt, wenn die Beschränkung der Verbreitung von bereits
+entwickelter Software schädlich für die Gesellschaft als Ganzes ist, dann
+wird ein ethischer Softwareentwickler diese Beschränkung zurückweisen.</p>
+<p>
+ Um die Wirkung der Beschränkung gemeinsamer Nutzung zu ermitteln, müssen wir
+den Wert eines eingeschränkt verfügbaren (also proprietären) Programms mit
+dem Wert vergleichen, den dasselbe Programm hat, wenn es allen frei zur
+Verfügung steht. Das bedeutet zwei mögliche Welten zu vergleichen.</p>
+<p>
+ Diese Analyse richtet sich auch gegen das simple Gegenargument, welches
+sagt, dass „der Nutzen für den Nächsten, dem man eine Kopie eines Programms
+gibt, aufgehoben wird durch den Schaden, den der Eigentümer erleidet.“
+Dieses Gegenargument geht davon aus, dass Schaden und Nutzen die gleiche
+Größenordnung haben. In dieser Analyse werden die Größenordnungen verglichen
+und gezeigt, dass der Nutzen viel größer ist.</p>
+<p>
+ Um dieses Argument zu erhellen, können wir es in einem anderen Gebiet
+anwenden: Straßenbau.</p>
+<p>
+ Es wäre möglich, alle Straßen durch Maut zu finanzieren. Das würde
+Mautstationen an jeder Straßenecke nach sich ziehen. Ein solches System
+würde einen enormen Anreiz für den Ausbau von Straßen liefern. Es hätte
+außerdem den Vorteil, dass jeder nur für die von ihm selbst genutzten
+Straßen zahlt. Dennoch ist eine Mautstation eine künstliche Behinderung
+flüssigen Fahrens&#160;&#8209;&#160;künstlich, weil sie keine Folge davon
+ist, wie Straßen oder Autos funktionieren.</p>
+<p>
+ Vergleicht man den Nutzen freier Straßen mit dem von (ansonsten gleichen)
+Mautstraßen, sehen wir, dass Straßen ohne Mautgebühren billiger zu bauen,
+billiger zu unterhalten und sicherer und effizienter im Gebrauch sind.<a
+href="#f2" id="f2-ref" class="transnote">(2)</a> In armen Ländern können
+viele Bürger die Mautstraßen nicht benutzen. Die Straßen ohne Mautstellen
+sind folglich nützlicher für die Gesellschaft bei weniger Kosten; sie sind
+also für die Gesellschaft vorzuziehen. Deshalb sollte sich die Gesellschaft
+entscheiden, Straßen auf andere Weise zu finanzieren als durch
+Mautstationen. Die Benutzung von Straßen sollte, wenn sie einmal gebaut
+sind, frei sein.</p>
+<p>
+ Wenn die Befürworter lediglich Mautstationen als Mittel zur Finanzierung
+vorschlagen, verschleiern sie die möglichen Alternativen. Mautstationen
+können Straßen finanzieren, aber sie bewirken noch etwas anderes: sie werten
+die Straße ab. Eine Mautstraße ist nicht so gut wie eine freie Straße; mehr
+oder technisch bessere Straßen sind vielleicht gar keine Verbesserung, wenn
+dabei freie Straßen durch Mautstraßen ersetzt werden.</p>
+<p>
+ Natürlich kostet der Bau von freien Straßen Geld, welches die Allgemeinheit
+irgendwie zahlen muss. Trotzdem bedeutet das nicht, dass Mautstationen
+unvermeidbar sind. Wir, die so oder so zahlen müssen, erhalten mehr für
+unser Geld, wenn wir für freie Straßen zahlen.</p>
+<p>
+ Ich sage nicht, dass eine Mautstraße schlechter als überhaupt keine Straße
+ist. Das wäre nur dann wahr, wenn die Maut so hoch wäre, dass kaum jemand
+sie zahlen könnte&#160;&#8209;&#160;doch das wäre eine wenig plausible
+Politik für einen Mautbetreiber. So lange Mautstationen Verschwendung und
+Unannehmlichkeiten verursachen, ist es jedenfalls besser, Straßen auf eine
+weniger hinderliche Art zu finanzieren.</p>
+<p>
+ Um dieses Argument auf die Softwareentwicklung zu übertragen, werde ich
+jetzt zeigen, dass „Mautstationen“ für nützliche Software die Gesellschaft
+teuer zu stehen kommen: sie machen die Entwicklung von Programmen teurer,
+ihren Vertrieb teurer, und ihren Gebrauch weniger zufriedenstellend und
+effizient. Daraus folgt, dass Softwareentwicklung auf andere Art gefördert
+werden sollte. Anschließend werde ich andere Methoden der Förderung und
+(soweit tatsächlich notwendig) Finanzierung von Softwareentwicklung zu
+zeigen.</p>
+
+<h4 id="harm-done">Der Schaden durch das Beschränken von Software</h4>
+<p>
+ Nehmen wir einmal an, dass ein Programm entwickelt wurde und alle nötigen
+Zahlungen für seine Entwicklung geleistet wurden; jetzt muss die
+Gesellschaft entscheiden, ob sie es zum Eigentum erklären oder freies Teilen
+und Verwenden erlauben will. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Existenz des
+Programmes und seine Verfügbarkeit nützlich sind.<a href="#f3" id="f3-ref"
+class="transnote">(3)</a></p>
+<p>
+ Beschränkungen der Verbreitung und Veränderung von Programmen werden ihren
+Gebrauch nicht erleichtern. Sie können nur stören. Also kann die Wirkung nur
+negativ sein. Aber wie sehr? Und auf welche Weise?</p>
+<p>
+ Drei verschiedene Ebenen materiellen Schadens ergeben sich aus dieser
+Behinderung:</p>
+
+<ul>
+<li>Weniger Menschen benutzen das Programm.</li>
+
+<li>Kein Nutzer kann das Programm anpassen oder Fehler beheben.</li>
+
+<li>Andere Programmierer können nicht aus dem Programm lernen oder ihre Arbeit
+auf ihm aufbauen.</li>
+</ul>
+
+<p>
+ Jede Ebene materiellen Schadens hat als Begleiterscheinung Formen
+psychosozialen Schadens. Dieser bezieht sich auf die Auswirkungen, die
+Entscheidungen von Menschen auf ihre Gefühle, Haltungen und Neigungen
+haben. Diese Veränderungen des Denkens haben wiederum Auswirkungen auf die
+Beziehungen zu ihren Mitbürgern und unter Umständen auch materielle Folgen.</p>
+<p>
+ Die drei Ebenen materiellen Schadens verschwenden einen Teil des Wertes, den
+das Programm beitragen könnte, ohne ihn jedoch auf Null zu reduzieren. Wenn
+sie fast den gesamten Wert des Programms verschwenden, dann schädigt das
+Schreiben des Programms die Gesellschaft höchstens durch die Mühe, die für
+das Schreiben des Programms notwendig war. Naheliegenderweise muss ein
+Programm, dass profitabel verkauft werden soll, unterm Strich einen direkten
+materiellen Vorteil bieten.</p>
+<p>
+ Wenn man jedoch auch die psychosozialen Begleiterscheinungen berücksichtigt,
+dann gibt es keine Grenze für den Schaden, den proprietäre
+Softwareentwicklung anrichten kann.</p>
+
+<h4 id="obstructing-use">Behinderung der Programmnutzung</h4>
+<p>
+ Die erste Ebene des Schadens behindert den einfachen Gebrauch eines
+Programms. Eine Kopie eines Programms kostet praktisch nichts (und man trägt
+diese Kosten selbst, wenn man das Programm kopiert), in einem freien Markt
+würde es also fast nichts kosten. Eine Lizenzgebühr hält viele Nutzer davon
+ab, ein Programm zu verwenden. Wenn ein allgemein nützliches Programm
+proprietär ist, werden weit weniger Menschen es verwenden.</p>
+<p>
+ Man kann leicht zeigen, dass der Gesamtnutzen eines Programms für die
+Gesellschaft durch die Übertragung an einen Eigentümer reduziert wird. Jeder
+potentielle Nutzer des Programms, der mit der Notwendigkeit zu zahlen
+konfrontiert wird, wird sich entweder entscheiden zu zahlen oder
+möglicherweise auf die Nutzung des Programms verzichten. Wenn der Nutzer
+sich für das Bezahlen entscheidet, beteiligt er sich an einen
+Nullsummentransfer von Wohlstand zwischen zwei Parteien. Aber wenn jemand
+entscheidet auf das Programm zu verzichten, dann schädigt er sich selbst,
+ohne dass jemand einen Vorteil davon hätte. Die Summe von negativen Beträgen
+und Null muss negativ sein.</p>
+<p>
+ Aber das verringert nicht die Menge an Arbeit, die benötigt wurde, um das
+Programm zu <em>entwickeln</em>. Dadurch wird die Effektivität des gesamten
+Vorganges gemessen in Nutzerzufriedenheit pro Stunde Arbeit verringert.</p>
+<p>
+ Das widerspiegelt einen entscheidenden Unterschied zwischen Kopien von
+Programmen und Autos, Stühlen oder belegte Brötchen. Es gibt keine
+Kopiermaschine für materielle Gegenstände außerhalb der Science
+Fiction. Programme sind dagegen leicht zu kopieren; jeder kann so viele
+Kopien produzieren wie gewünscht, mit sehr wenig Aufwand. Das trifft nicht
+auf Gegenstände zu, denn Materie bleibt erhalten: jedes weitere Exemplar
+muss aus Rohstoffen ebenso zusammengebaut werden wie das erste.</p>
+<p>
+ Bei materiellen Objekten macht eine Abschreckung vor der Benutzung Sinn,
+weil weniger Gegenstände zu kaufen auch bedeutet, dass weniger Rohstoffe und
+Arbeit gebraucht werden, um sie herzustellen. Es stimmt, dass es gewöhnlich
+auch Anfangs- und Entwicklungskosten gibt, die über die ganze Produktion
+verteilt werden. Aber so lange wie die Kosten des Duplizierens bedeutsam
+sind, bedeutet das Hinzufügen von Entwicklungskosten keinen qualitativen
+Unterschied. Und es erfordert keine Einschränkung der Freiheit des normalen
+Nutzers.</p>
+<p>
+ Dagegen ist das Auferlegen eines Preises für etwas, das ansonsten kostenfrei
+ist, ein qualitativer Unterschied. Eine zentral auferlegte Gebühr auf die
+Softwareverbreitung wird ein mächtiges Abschreckungsmittel.</p>
+<p>
+ Zudem ist die zentrale Produktion, wie sie jetzt praktiziert wird, selbst
+als Mittel zur Verbreitung von Softwarekopien ineffizient. Dieses System
+beinhaltet das Einpacken physikalischer Disketten oder Bänder in
+überflüssige Verpackungen, das Verschiffen einer großen Anzahl davon rund um
+die Welt und ihre Lagerung für den Verkauf. Diese Kosten werden als Spesen
+des Handels präsentiert; in Wahrheit sind sie Teil einer Verschwendung, die
+dadurch verursacht ist, dass es Eigentümer gibt.</p>
+
+<h4 id="damaging-social-cohesion">Beschädigung des sozialen Zusammenhalts</h4>
+<p>
+ Angenommen Sie und Ihre Nächste oder Ihr Nächster finden ein bestimmtes
+Programm nützlich. In ethischer Sorge um Ihre Nächste oder Ihren Nächsten
+sollten Sie meinen, dass ein ordentlicher Umgang mit der Situation Ihnen
+beiden die Nutzung ermöglichen wird. Ein Vorschlag nur einem von Ihnen die
+Nutzung zu erlauben, und den anderen leer ausgehen zu lassen, ist
+entzweiend; weder Sie noch Ihre Nächste oder Ihr Nächster sollten ihn für
+akzeptabel halten.</p>
+<p>
+ Wer eine typische Softwarelizenz unterzeichnet, begeht Verrat an seinem
+Nächsten: „Ich verspreche meinem Nachbarn das Programm vorzuenthalten, so
+dass ich eine Kopie für mich selbst haben kann.“ Leute die solche
+Entscheidungen fällen, fühlen inneren psychologischen Druck, sie zu
+rechtfertigen, indem sie die Wichtigkeit, ihren Nachbarn zu helfen
+herunterspielen&#160;&#8209;&#160;folglich leidet der Gemeinsinn. Dieser
+psychosoziale Schaden ist verbunden mit dem materiellen Schaden der dadurch
+entsteht, dass man von der Nutzung des Programms abgehalten wird.</p>
+<p>
+ Viele Nutzer erkennen unbewusst, dass es falsch ist, das Teilen zu
+verweigern und entscheiden sich deshalb dafür, die Lizenzen und Gesetze
+nicht zu beachten und die Programme trotzdem zu teilen. Aber oft fühlen sie
+sich deswegen schuldig. Sie wissen, dass sie das Gesetz brechen müssen, um
+ein guter Nächster zu sein, aber sie betrachten dennoch das Gesetz als
+maßgebend und schließen daraus, dass ein guter Nächster zu sein (was sie
+sind) unanständig oder schimpflich ist. Das ist auch eine Art von
+psychosozialem Schaden, dem man aber entkommen kann, indem man sich
+entscheidet, diesen Gesetze und Lizenzen keine moralische Kraft
+zuzusprechen.</p>
+<p>
+ Auch Programmierer erleiden psychosozialen Schaden, weil sie wissen, dass
+viele Nutzer ihre Arbeit nicht verwenden können. Das führt zu einer Haltung
+des Zynismus oder der Verleugnung. Ein Programmierer mag voller Enthusiasmus
+beschreiben, was er an seiner Arbeit technisch toll findet, aber wenn er
+gefragt wird: „Werde ich sie verwenden dürfen?“, macht er ein langes Gesicht
+und muss zugeben, dass die Antwort nein ist. Um diese Gefühle der
+Entmutigung zu vermeiden, ignoriert er entweder dieses Faktum die meiste
+Zeit oder er nimmt einen zynischen Standpunkt an, um dessen Bedeutung zu
+verringern.</p>
+<p>
+ Seit den Zeiten von Reagan ist der größte Mangel der Vereinigten Staaten
+nicht technische Innovation, sondern der Wille, gemeinsam für das Gemeinwohl
+zu arbeiten. Es macht keinen Sinn, ersteres auf Kosten des letzteren zu
+fördern.</p>
+
+<h4 id="custom-adaptation">Programme können nicht nach Bedarf angepasst werden</h4>
+<p>
+ Die zweite Ebene materiellen Schadens wird durch die Unfähigkeit, Programme
+anzupassen verursacht. Einer der großen Vorteile von Software gegenüber
+älteren Technologien ist, dass sie so leicht verändert werden kann. Aber die
+meiste verfügbare kommerzielle Software ist nicht für Veränderungen
+verfügbar, noch nicht einmal nach dem Kauf. Du musst sie nehmen wie sie ist
+oder ganz darauf verzichten; sie ist nur als eine Blackbox
+verfügbar&#160;&#8209;&#160;das ist alles.</p>
+<p>
+ Ein ausführbares Programm besteht aus einer Serie von Zahlen deren Bedeutung
+unverständlich ist. Niemand, nicht einmal ein guter Programmierer, kann
+einfach die Zahlen ändern, so dass das Programm etwas anderes tut.</p>
+<p>
+ Programmierer arbeiten normalerweise mit dem <em>Quellcode</em> eines
+Programms, der in einer Programmiersprache wie Fortran oder C geschrieben
+ist. Dieser enthält Worte, die die verwendeten Daten und die Teile des
+Programms benennen und er beschreibt Operationen durch Symbole wie „+“ für
+die Addition und „−“ für die Subtraktion. Er ist so aufgebaut, dass dem
+Programmierer das Lesen und Verändern des Programms erleichtert wird. Hier
+ist das Beispiel eines Programms, das die Distanz zwischen zwei Punkten in
+der Ebene berechnet:</p>
+
+<pre>
+ float
+ distance (p0, p1)
+ struct point p0, p1;
+ {
+ float xdist = p1.x - p0.x;
+ float ydist = p1.y - p0.y;
+ return sqrt (xdist * xdist + ydist * ydist);
+ }
+</pre>
+<p>
+ Was dieser Quellcode genau bedeutet, ist nicht der Punk; der Punkt ist, dass
+es wie Algebra aussieht und eine Person, die diese Programmiersprache kennt,
+wird sie aussagekräftig und klar finden. Im Gegensatz dazu ist hier dasselbe
+Programm in ausführbarer Form, auf dem Rechner, den ich normalerweise
+verwendete, als ich dies schrieb:
+</p>
+
+<pre>
+ 1314258944 -232267772 -231844864 1634862
+ 1411907592 -231844736 2159150 1420296208
+ -234880989 -234879837 -234879966 -232295424
+ 1644167167 -3214848 1090581031 1962942495
+ 572518958 -803143692 1314803317
+</pre>
+
+<p>
+ Quellcode ist (zumindest potentiell) für jeden Nutzer eines Programms
+nützlich. Den meisten Nutzern ist es aber nicht erlaubt, eine Kopie des
+Quellcodes zu haben. Der Quellcode eines proprietären Programms ist
+normalerweise ein Geheimnis des Eigentümers, damit niemand anders aus dem
+Programm lernt. Die Nutzer erhalten nur die Dateien aus unverständlichen
+Zahlen, die der Rechner ausführen kann. Das bedeutet, dass das Programm nur
+vom Eigentümer geändert werden kann.</p>
+<p>
+ Eine Bekannte erzählte mir einmal, dass sie sechs Monate als Programmiererin
+für eine Bank arbeitete, um ein Programm zu schreiben, das es so ähnlich als
+kommerzielles Programm bereits gab. Sie ging davon aus, dass sie das
+Programm leicht an ihre Bedürfnisse hätte anpassen können, wenn sie den
+Quellcode bekommen hätte. Die Bank war durchaus bereit, dafür zu bezahlen,
+aber es wurde ihr nicht erlaubt&#160;&#8209;&#160;der Quellcode war
+geheim. So musste sie sechs Monate zusätzlich daran arbeiten, was zwar das
+Bruttosozialprodukt erhöhte, aber tatsächlich Verschwendung war.</p>
+<p>
+ Das <span xml:lang="en" lang="en">Artificial Intelligence Lab</span> (AI
+Lab) des <span xml:lang="en" lang="en">Massachusetts Institute of
+Technology</span> (MIT) erhielt ca. 1977 als Geschenk einen Grafikdrucker
+von Xerox. Er lief mit freier Software, der wir viele praktische Funktionen
+hinzufügten. Zum Beispiel informierte der Drucker den Nutzer in dem Moment,
+in dem der Auftrag fertig war. Wann immer der Drucker Probleme wie
+Papierstau hatte oder das Papier alle war, wurden alle Nutzer, die gerade
+einen Druckauftrag geschickt hatten, darüber informiert. Diese Funktion
+ermöglichte einen flüssigen Arbeitsablauf.</p>
+<p>
+ Später gab Xerox dem AI Lab einen neueren, schnelleren Drucker, einen der
+ersten Laserdrucker. Dieser wurde von proprietärer Software gesteuert, die
+auf einem separaten Rechner lief, so dass wir die von uns gewünschten
+Funktionen nicht mehr einfügen konnten. Wir konnten ihn dazu bringen, dass
+er eine Nachricht schickte, wenn der Auftrag an den Rechner übergeben wurde,
+aber nicht, wenn er wirklich gedruckt wurde (und das dauerte oft recht
+lange). Es gab keine Möglichkeit herauszufinden, wann der Auftrag gedruckt
+wurde, man konnte nur vermuten. Und da niemand informiert wurde, wenn es
+einen Papierstau gab, dauerte es oft eine Stunde, bis die Störung bemerkt
+und behoben werden konnte.</p>
+<p>
+ Die Systemprogrammierer des AI Lab wären durchaus in der Lage gewesen, diese
+Probleme zu beheben, vermutlich genauso gut wie die Autoren des
+Programms. Xerox war aber daran nicht interessiert und entschied sich, uns
+daran zu hindern, so dass wir die Fehler hinnehmen müssten. Sie wurden nie
+behoben.</p>
+<p>
+ Die meisten guten Programmierer haben solche frustrierenden Situationen
+erlebt. Die erwähnte Bank konnte es sich leisten, ein von Grund auf neues
+Programm schreiben zu lassen, aber ein gewöhnlicher Nutzer, egal wie gut
+ausgebildet, kann nur aufgeben.</p>
+<p>
+ Aufgeben verursacht psychosozialen Schaden&#160;&#8209;&#160;am Gefühl der
+Eigenständigkeit. Es ist demoralisierend in einem Haus zu leben, das man
+nicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann. Das führt zu Resignation und
+Entmutigung, die sich auf andere Aspekte des Lebens ausbreiten
+kann. Menschen, denen es so geht, sind unglücklich und machen keine gute
+Arbeit.</p>
+<p>
+ Man stelle sich vor, Rezepte würden auf die gleiche Art und Weise wie
+Software gehamstert werden. Man könnte <ins>beispielsweise</ins> fragen:
+„Wie kann ich das Rezept ändern, um das Salz rauszunehmen?“ Und der
+großartige Chefkoch würde antworten: „Wie können Sie es wagen, mein Rezept,
+das Kind meines Geistes und Gaumens so zu beleidigen, indem Sie daran
+herumpfuschen wollen? Sie haben nicht das Recht meine Rezeptur zu ändern und
+zu versuchen sie zu verbessern!“</p>
+<p>
+ „Mein Arzt hat aber gesagt, ich solle Salz vermeiden. Was soll ich machen?
+Würden Sie das Salz für mich rausnehmen?“</p>
+<p>
+ „Ich würde das gerne tun; meine Gebühr beträgt nur 50.000 US-Dollar.“ (Da
+der Eigentümer ein Monopol auf Änderungen hat, ist die Gebühr tendenziell
+recht hoch.) „Allerdings habe ich momentan keine Zeit. Ich bin mit einem
+Auftrag für ein neues Rezept für Schiffszwieback für die Marine
+beschäftigt. Sie werden in etwa zwei Jahren an der Reihe sein.“</p>
+
+<h4 id="software-development">Behinderung bei der Softwareentwicklung</h4>
+<p>
+ Die dritte Ebene materiellen Schadens betrifft die Entwicklung von
+Software. Softwareentwicklung ist gewöhnlich ein evolutionärer Prozess, in
+dem eine Person ein existierendes Programm nimmt und Teile daraus für neue
+Funktionen umschreibt, und dann werden andere Personen Teile umschreiben, um
+andere Funktionen hinzuzufügen; in manchen Fällen hielt dies über einen
+Zeitraum von 20 Jahren an. Inzwischen werden Teile des Programms
+„ausgeschlachtet“, um den Anfang für andere Programme zu schaffen.</p>
+<p>
+ Die Existenz von Eigentümern verhindert diese Form der Evolution. Sie führt
+dazu, dass man immer wieder von vorn anfangen muss, wenn man ein Programm
+entwickelt. Anfänger können existierende Programme nicht untersuchen, um zu
+lernen, welche nützlichen Techniken es gibt oder wie große Programme
+strukturiert werden können.</p>
+<p>
+ Eigentümer behindern auch die Ausbildung. Ich habe intelligente Studenten
+der Informatik getroffen, die noch nie den Quellcode eines großen Programms
+gesehen haben. Sie mögen gute kleine Programme schreiben können, aber sie
+werden nicht die Techniken lernen, die man für große braucht, wenn sie nicht
+sehen können, wie andere es machten.</p>
+<p>
+ In jedem intellektuellen Bereich kann man auf den Schultern anderer größere
+Höhen erreichen. Aber das ist im Bereich der Software nicht mehr generell
+erlaubt&#160;&#8209;&#160;man kann nur noch auf den Schultern der anderen
+Menschen <em>in der selben Firma</em> stehen.</p>
+<p>
+ Der damit verbundene psychosoziale Schaden beeinflusst den Geist der
+wissenschaftlichen Kooperation, der früher so stark war, dass sogar
+Wissenschaftler zusammenarbeiteten, deren Länder gegeneinander Krieg
+führten. In diesem Geist haben japanische Ozeanographen, ihr Laboratorium
+auf einer Insel im Pazifik aufgegeben, sorgfältig ihre Arbeit für die
+heranrückende US-Marine gesichert und hinterließen eine Nachricht, doch
+bitte auf alles gut zu achten.</p>
+<p>
+ Der Kampf um Profit hat zerstört, was selbst von Kriegen verschont
+blieb. Heutige Wissenschaftler aus vielen Bereichen publizieren nicht mehr
+alles, was anderen erlauben würde, die Experimente zu wiederholen. Sie
+publizieren gerade so viel, um die Leser staunen zu lassen, zu was sie in
+der Lage sind. In der Informatik ist dies zweifellos der Fall, da die
+Quellcodes der Programme meist geheim gehalten werden.</p>
+
+<h4 id="does-not-matter-how">Es spielt keine Rolle, wie die gemeinsame Nutzung beschränkt wird</h4>
+<p>
+ Ich habe beschrieben, was passiert, wenn man die Leute daran hindert ein
+Programm zu kopieren, zu ändern und darauf aufzubauen. Ich habe nicht
+angegeben, wie dies verhindert wird, weil das für die Schlussfolgerung keine
+Bedeutung hat. Ob es durch Kopierschutz, Urheberrecht, Lizenzen,
+Verschlüsselung, ROM-Karten oder Hardware-Seriennummern zum Einsatz kommt,
+spielt keine Rolle, wenn es gelingt die Nutzung erfolgreich zu verhindern,
+fügt es Schaden zu.</p>
+<p>
+ Einige Methoden sind bei den Nutzern unbeliebter als andere. Ich denke, dass
+die Methoden am meisten gehasst werden, die ihr Ziel erreichen.</p>
+
+<h4 id="should-be-free">Software sollte frei sein</h4>
+<p>
+ Ich habe gezeigt, warum Eigentum an Programmen&#160;&#8209;&#160;die Macht,
+Änderungen und das Kopieren zu beschränken&#160;&#8209;&#160;kontraproduktiv
+ist. Seine negativen Wirkungen sind weitreichend und bedeutend. Daraus
+folgt, dass die Gesellschaft keine Eigentümer für Programme haben sollte.</p>
+<p>
+ Anders gesagt: Was die Gesellschaft braucht, ist <em>freie</em>
+Software. Proprietäre Software ist nur ein schlechter Ersatz. Wenn wir das
+erreichen wollen, was wir brauchen, dann sollten wir diesen Ersatz nicht
+fördern.</p>
+<p>
+ Vaclav Havel hat uns geraten: “Arbeite für etwas, weil es gut ist und nicht
+nur weil es eine Chance gibt, damit Erfolg zu haben.” Wer Geschäfte mit
+proprietärer Software macht, hat Chancen, damit Erfolg zu haben im engen
+Sinn, aber es ist nicht das, was für die Gesellschaft gut ist.</p>
+
+<h3 id="why-develop">Warum Leute Software entwickeln</h3>
+<p>
+ Wenn man das Copyright als Ermunterung zur Softwareentwicklung beseitigt,
+wird zunächst weniger Software entwickelt werden, aber diese Software wird
+nützlicher sein. Es ist nicht sicher, ob die Nutzerzufriedenheit insgesamt
+geringer ausfallen wird. Aber, wenn es so sein sollte oder wenn wir die
+Zufriedenheit generell steigern wollen, dann gibt es andere Wege, die
+Entwicklung guter Software zu fördern&#160;&#8209;&#160;wie es auch andere
+Wege außer Mautstationen gibt, um Straßen zu finanzieren. Bevor ich darüber
+spreche, wie das getan werden kann, möchte ich zuerst die Frage stellen, wie
+viel künstliche Ermutigung tatsächlich notwendig ist.</p>
+
+<h4 id="fun">Programmieren macht Spaß</h4>
+<p>
+ Es gibt einige Arbeiten, die wenige verrichten würden, ohne Geld dafür zu
+bekommen, Straßenbau zum Beispiel. Es gibt aber auch Bereiche des Studiums
+und der Kunst, mit denen man kaum reich werden kann und denen sich Menschen
+zuwenden, weil sie fasziniert davon sind oder den Wert für die Gesellschaft
+sehen. Beispiele sind die mathematische Logik, klassische Musik und
+Archäologie oder die politische Organisation von Arbeitnehmern. Leute
+konkurrieren, mehr betrübt als erbittert, um die wenigen bezahlten
+Positionen, von denen keine wirklich gut bezahlt ist. Manche zahlen sogar
+für die Möglichkeit, in diesem Bereich zu arbeiten, wenn sie es sich leisten
+können.</p>
+<p>
+ So ein Bereich kann sich über Nacht verwandeln, wenn sich die Gelegenheit
+eröffnet, damit reich zu werden. Wenn ein Beschäftigter reich wird, wollen
+andere die gleiche Möglichkeit haben. Bald werden alle große Summen für eine
+Arbeit verlangen, die sie bisher aus Vergnügen taten. Einige Jahre später
+werden alle, die mit diesem Bereich zu tun haben, die Idee, die Arbeit
+könnte auch ohne große finanzielle Erträge getan werden, für absurd
+halten. Sie werden den Sozialplanern raten, diese finanziellen Erträge
+sicherzustellen, indem spezielle Privilegien, Befugnisse und Monopole
+festgeschrieben werden, die dafür notwendig sind.</p>
+<p>
+ Diese Änderung geschah im Bereich Programmierung in den 1980ern. In den
+1970ern gab es Artikel über „Rechnersucht“: Nutzer hatten sich angewöhnt,
+„ständig online am Rechner zu hängen“ und gaben dafür hunderte Dollar pro
+Woche aus. Es war bekannt, dass die Leute häufig das Programmieren so sehr
+liebten, dass sie dafür auch das Zerbrechen ihrer Ehe in Kauf nehmen
+würden. Heute geht man dagegen allgemein davon aus, dass niemand
+programmieren würde, ohne dafür gut bezahlt zu werden. Die Leute haben
+vergessen, was sie damals noch wussten.</p>
+<p>
+ Wenn es zu einem bestimmten Zeitpunkt als richtig erscheint, dass die
+meisten Leute in einem bestimmten Bereich nur für eine hohe Bezahlung
+arbeiten, muss das nicht so bleiben. Die Dynamik der Wandels kann auch in
+umgekehrter Richtung laufen, sofern die Gesellschaft den Anstoß dazu
+gibt. Wenn wir die Möglichkeit des großem Reichtums wegnehmen, dann werden
+die Leute nach einer Weile ihre Einstellung geändert haben und werden wieder
+eifrig aus Spaß an der Sache in ihrem Bereich arbeiten.</p>
+<p>
+ Die Frage „Wie können wir Programmierer bezahlen?“ wird leichter zu
+beantworten, wenn wir uns klarmachen, dass es nicht darum geht, ihnen ein
+Vermögen zu zahlen, sondern lediglich ihren Lebensunterhalt zu sichern, was
+einfacher ist.</p>
+
+<h4 id="funding">Finanzierung freier Software</h4>
+<p>
+ Institutionen, die Programmierer bezahlen, müssen nicht unbedingt
+Softwarefirmen sein. Es gibt bereits viele andere Institutionen, die das tun
+können.</p>
+<p>
+ Hardware-Hersteller legen viel Wert auf Softwareentwicklung, auch wenn sie
+die Nutzung der Software nicht kontrollieren können. 1970 war die meiste
+ihrer Software frei, weil sie nicht darüber nachdachten, dass man sie auch
+beschränken könnte. Heute zeigt ihre wachsende Bereitschaft, sich Konsortien
+anzuschließen, dass sie realisieren, dass das Eigentumsrecht an der Software
+nicht das ist, was für sie wirklich wichtig ist.</p>
+<p>
+ Universitäten führen viele Programmierprojekte durch. Heute verkaufen sie
+die Ergebnisse häufig, aber in den 1970ern taten sie es nicht. Gibt es einen
+Zweifel, dass Universitäten freie Software produzieren würden, wenn ihnen
+nicht erlaubt wäre, die Software zu verkaufen? Diese Projekte könnten durch
+die gleichen staatlichen Verträge und Gelder unterstützt werden, mit denen
+heute die Entwicklung von proprietärer Software unterstützt wird.</p>
+<p>
+ Heute ist es üblich, dass Forscher an Universitäten Gelder erhalten, um ein
+System fast bis zur Vollendung zu entwickeln und es dann als „abgeschlossen“
+deklarieren, dann eine Firma gründen, die das Projekt tatsächlich zu Ende
+führt und es wirklich nutzbar macht. Manchmal wird die unfertige Version als
+„frei“ erklärt; wenn sie gänzlich korrupt sind, erhalten sie statt dessen
+eine Exklusivlizenz von der Universität. Das ist kein Geheimnis; es wird von
+allen Beteiligten offen zugegeben. Doch wenn die Wissenschaftler nicht
+dieser Versuchung ausgesetzt wären, würden sie einfach ihre Forschung
+machen.</p>
+<p>
+ Programmierer, die Freie Software schreiben, können ihren Lebensunterhalt
+durch den Verkauf von Serviceangeboten, die mit der Software zu tun haben,
+bestreiten. Ich wurde angestellt, um den <a href="/software/gcc/">GNU C
+Compiler</a> auf neue Hardware zu portieren und um
+Benutzeroberflächen-Erweiterungen für <a href="/software/emacs/">GNU
+Emacs</a> zu schreiben (ich mache diese Verbesserungen allgemein zugänglich,
+sobald sie fertig sind). Ich unterrichte auch Klassen, für die ich bezahlt
+werde.</p>
+<p>
+ Ich bin nicht der einzige, der so arbeitet; es gibt jetzt eine erfolgreiche,
+wachsende Firma, die so arbeitet. Verschiedene andere Firmen bieten
+kommerzielle Unterstützung für die <em>freie</em> Software des GNU-Systems
+an. Das ist der Anfang einer unabhängigen
+Software-Unterstützung-Industrie&#160;&#8209;&#160;einer Industrie, die
+wirklich groß werden kann, wenn <em>freie</em> Software weite Verbreitung
+findet. Sie bietet Nutzern eine Möglichkeit, die bei proprietärer Software
+im Allgemeinen ausgeschlossen sind, außer für die wirklich Reichen.</p>
+<p>
+ Neue Institutionen wie die <span xml:lang="en" lang="en">Free Software
+Foundation</span> (FSF) können auch Programmierer beschäftigen. Die Stiftung
+finanziert sich durch das Geld, das die Benutzer für den Versand von
+Disketten und Bändern bezahlen. Die Software auf den Bändern ist frei, die
+Käufer können sie also frei kopieren und ändern, trotzdem zahlen viele, um
+eine Kopie zu erhalten (<em>Freie Software</em> bezieht sich schließlich auf
+Freiheit und nicht auf den Preis). Einige Nutzer, die bereits eine Kopie
+besitzen, erwerben ein Band, um einen Beitrag zu leisten. Sie sind einfach
+der Meinung, dass wir ihn verdient habe. Die Stiftung bezieht auch
+beträchtliche Spenden von Rechnerherstellern.</p>
+<p>
+ Die FSF ist eine gemeinnützige Einrichtung, und ihre Einnahmen wird für die
+Einstellung von so vielen Programmierern wie möglich aufgewendet. Wenn sie
+als Geschäft aufgezogen worden wäre und dieselbe freie Software gegen die
+gleiche Gebühr abgeben würde, würde sie ihrem Gründer ein sehr gutes Leben
+ermöglichen.</p>
+<p>
+ Aber weil die Stiftung eine gemeinnützige Einrichtung ist, arbeiten viele
+Programmierer für die Hälfte dessen, was sie andernorts erhalten
+könnten. Sie machen das, weil wir frei von Bürokratie sind und weil sie es
+gut finden, dass ihre Arbeit in der Nutzung nicht behindert
+wird. Hauptsächlich tun sie es aber, weil programmieren Spaß
+macht. Zusätzlich haben Freiwillige viele nützliche Programme für uns
+geschrieben (mittlerweile melden sich sogar Autoren von technischen Texten
+als Freiwillige).</p>
+<p>
+ Das bestätigt, dass Programmieren, neben Musik und Kunst, eines der
+faszinierendsten Gebiete ist. Wir müssen also keine Angst haben, dass
+niemand mehr programmieren möchte.</p>
+
+<h4 id="owe">Was schulden Benutzer Entwicklern?</h4>
+<p>
+ Es gibt gute Gründe für Softwarenutzer, eine moralische Verpflichtung zur
+Unterstützung der Entwickler zu fühlen. Freie-Software-Entwickler
+unterstützen den Nutzer bei seinen Aktivitäten und es ist sowohl fair als
+auch auf lange Sicht im Interesse des Nutzers, deren Fortbestehen zu
+unterstützen.</p>
+<p>
+ Allerdings trifft dies nicht auf Entwickler proprietärer Software zu, weil
+Behinderung eher eine Bestrafung verdient als eine Belohnung.</p>
+<p>
+ Wir haben folglich ein Paradox: der Entwickler nützlicher Software verdient
+die Unterstützung der Benutzer, aber jeder Versuch, diese moralische
+Verpflichtung in eine Forderung zu wenden, zerstört die Basis dieser
+Verpflichtung. Der Entwickler kann entweder eine Belohnung verdienen oder
+sie verlangen, aber nicht beides.</p>
+<p>
+ Ich glaube, dass ein ethischer Entwickler, der mit diesem Paradox
+konfrontiert ist, sich so verhalten muss, dass er die Belohnung verdient,
+aber er sollte auch die Nutzer um freiwillige Zuwendungen
+ersuchen. Schließlich werden die Nutzer die Entwickler auch ohne Zwang
+unterstützen, so wie sie auch freie Radio- oder Fernsehstationen
+unterstützen.</p>
+
+<h3 id="productivity">Was ist Softwareproduktivität? </h3>
+<p>
+ Wenn Software frei wäre, würde es immer noch Programmierer geben, aber
+vielleicht weniger als heute. Würde das schlecht für die Gesellschaft sein?</p>
+<p>
+ Nicht notwendigerweise. Heute gibt es in den Industrienationen weniger
+Bauern als 1900, aber wir halten das nicht für schlecht für die
+Gesellschaft, denn die wenigen liefern mehr Nahrungsmittel, als es die
+vielen konnten. Wir nennen das bessere Produktivität. Freie Software würde
+viel weniger Programmierer erfordern, um die gleiche Nachfrage zu bedienen,
+weil die Produktivität der Software auf allen Ebenen steigen würde:</p>
+
+<ul>
+<li> Breitere Nutzung jedes entwickelten Programms.</li>
+<li> Die Möglichkeit auf bereits bestehenden Programmen aufzubauen, anstatt von
+Grund auf anzufangen.</li>
+<li> Bessere Ausbildung der Programmierer.</li>
+<li> Keine Anstrengungen um zweimal das gleiche zu entwickeln.</li>
+</ul>
+
+<p>
+ Diejenigen, die diese Zusammenarbeit mit der Begründung ablehnen, dass dann
+weniger Programmierer gebraucht werden, lehnen eigentlich eine gesteigerte
+Produktivität ab. Diese Leute akzeptieren aber gewöhnlich die
+weitverbreitete Auffassung, dass die Softwareindustrie eine gesteigerte
+Produktivität braucht. Wie kommt das?</p>
+<p>
+ „Softwareproduktivität“ kann zwei unterschiedliche Dinge bedeuten: die
+Gesamtproduktivität aller Softwareentwicklung oder die Produktivität
+individueller Projekte. Die Steigerung der Gesamtproduktivität ist für die
+Gesellschaft von Vorteil und der direkte Weg, das zu erreichen, ist, die
+künstlichen Behinderungen der Zusammenarbeit zu verringern. Aber die
+Untersuchungen, die sich mit dem Bereich Softwareproduktivität beschäftigen,
+schauen nur auf den zweiten begrenzten Bereich, in dem eine Verbesserung
+schwierige technische Fortschritte erfordert.</p>
+
+<h3 id="competition">Ist Konkurrenz unvermeidbar?</h3>
+<p>
+ Ist es unvermeidbar, dass Menschen konkurrieren wollen, um ihre
+gesellschaftlichen Rivalen zu übertreffen? Vielleicht. Aber Konkurrenz
+selbst ist nicht schädlich; schädlich ist der <em>Kampf</em>.</p>
+<p>
+ Es gibt viele Möglichkeiten zu konkurrieren. Konkurrenz kann in dem Versuch
+bestehen, immer mehr zu erreichen, zu übertreffen, was andere getan
+haben. Es gab beispielsweise in früheren Zeiten eine Konkurrenz im Bereich
+der Programmiersprache-Assistenten&#160;&#8209;&#160;es war eine Konkurrenz,
+den Rechner zu den erstaunlichsten Dingen zu bringen oder das kürzeste oder
+schnellste Programm, das eine bestimmte Aufgabe erfüllt, zu schreiben. Von
+dieser Art von Konkurrenz kann jeder profitieren, vorausgesetzt dass das
+Prinzip der Fairness gewahrt bleibt.</p>
+<p>
+ Konstruktive Konkurrenz ist genügend Konkurrenz, um die Leute zu großem
+Einsatz zu motivieren. Einige Leute konkurrieren darin, der Erste zu sein,
+der alle Länder der Erde besucht hat. Einige geben sogar ein Vermögen dafür
+aus&#160;&#8209;&#160;aber sie bestechen keine Schiffskapitäne, um ihre
+Rivalen auf einsamen Inseln stranden zu lassen. Sie sind sich darin einig,
+dass der Beste gewinnen sollte.</p>
+<p>
+ Konkurrenz wird zum Kampf, wenn die Konkurrenten versuchen sich gegenseitig
+zu behindern, anstatt sich selbst zu verbessern&#160;&#8209;&#160;wenn statt
+„lasst den Besten gewinnen“ gilt: „Lasst mich gewinnen, ob gut oder nicht.“
+Proprietäre Software ist schädlich, nicht weil sie eine Form von Konkurrenz
+ist, sondern weil sie eine Form des Kampfes unter den Bürgern unserer
+Gesellschaft ist.</p>
+<p>
+ Konkurrenz in der Geschäftswelt ist nicht notwendigerweise Kampf. Wenn zum
+Beispiel zwei Lebensmittelläden konkurrieren, dann legen sie ihren ganzen
+Einsatz in die Verbesserung ihrer Abläufe und Waren und nicht in die
+Sabotage des Rivalen. Darin zeigt sich aber keine besondere Neigung zur
+Wirtschaftsethik&#160;&#8209;&#160;es gibt hier einfach wenig Raum für einen
+Kampf, abgesehen von physischer Gewalt. Nicht alle Bereiche des
+Wirtschaftslebens teilen diese Eigenschaft. Das Zurückhalten von
+Informationen, die anderen helfen könnten, ist auch eine Form von Kampf.</p>
+<p>
+ Die Ideologie der Wirtschaft bereitet nicht darauf vor der Versuchung zu
+widerstehen, die Konkurrenz zu bekämpfen. Einige Formen des Kampfes wurden
+durch Kartellrecht, Wahrheit im Werberecht usw. gebannt, aber anstatt das zu
+verallgemeinern zu einer prinzipiellen Zurückweisung des Kampfes generell,
+erfinden Verantwortliche neue Formen des Kampfes, die nicht speziell
+verboten sind. Gesellschaftliche Ressourcen werden in diesem ökonomischen
+Äquivalent von parteigeistigen Bürgerkrieg verschleudert.</p>
+
+<h3 id="communism">„Warum ziehst Du nicht nach Russland?“</h3>
+<p>
+ Jeder, der sich in den Vereinigten Staaten für etwas anderes als die
+extremste Form von Laissez-faire-Egoismus einsetzt, hat diese Anklage schon
+oft gehört. Sie wird beispielsweise gegen die Befürworter eines nationalen
+Gesundheitssystems gerichtet, wie man es in jedem anderen Industrienationen
+der freien Welt finden kann. Sie wird auch denen entgegengehalten, die sich
+für die öffentliche Unterstützung der Kunst einsetzen, was ebenfalls in
+entwickelten Nationen selbstverständlich ist. Die Idee, dass die Bürger eine
+Verpflichtung gegenüber dem Gemeinwohl haben, wird in den USA mit
+Kommunismus gleichgesetzt. Aber wie ähnlich sind diese Ideen wirklich?</p>
+<p>
+ Kommunismus, wie er in der Sowjetunion praktiziert wurde, war ein System der
+zentralen Kontrolle, in dem jede Aktivität, angeblich zugunsten des
+Gemeinwohls, tatsächlich aber für den Vorteil der Mitglieder der
+kommunistischen Partei, bevormundet wurde. Kopiergeräte wurden streng
+überwacht, um illegales Kopieren zu verhindern.</p>
+<p>
+ Das amerikanische System des Software-Urheberrechts übt eine zentrale
+Kontrolle über die Verbreitung eines Programms aus und überwacht das
+Kopierequipment durch automatische Kopierschutz-Mechanismen, um illegales
+Kopieren zu verhindern.</p>
+<p>
+ Im Gegensatz dazu setze ich mich für ein System ein, in dem die Leute frei
+über ihr Handeln entscheiden können; und insbesondere die Freiheiten haben,
+ihren Nächsten zu helfen und die Dienstprogramme, die sie in ihrem täglichen
+Leben benutzen, zu ändern und zu verbessern. Ein System, das auf
+freiwilliger Zusammenarbeit und Dezentralisierung beruht.</p>
+<p>
+ Wenn wir also Standpunkte in Bezug auf Ähnlichkeiten zum russischen
+Kommunismus beurteilen sollen, sind es die Softwareeigentümer, die die
+Kommunisten sind.</p>
+
+<h3 id="premises">Eine Frage der Prämissen</h3>
+<p>
+ Ich gehe in diesem Papier davon aus, dass ein Softwarenutzer nicht weniger
+wichtig ist als der Autor, nicht einmal als der Arbeitgeber des Autors. Mit
+anderen Worten haben ihre Interessen und Bedürfnisse das gleiche Gewicht,
+wenn wir entscheiden, welcher Weg der beste ist.</p>
+<p>
+ Diese Prämisse wird nicht allgemein akzeptiert. Viele behaupten, dass der
+Arbeitgeber eines Autors grundsätzlich wichtiger ist als jeder andere. Sie
+sagen zum Beispiel, dass der Zweck von Softwareeigentümern ist, dem
+Arbeitgeber des Autors den Vorteil geben soll, den er
+verdient&#160;&#8209;&#160;ungeachtet der Folgen für die Öffentlichkeit.</p>
+<p>
+ Es nützt nichts, diese Prämissen beweisen oder widerlegen zu wollen. Beweise
+verlangen gemeinsame Prämissen. Somit ist das meiste von dem, was ich sage,
+an die gerichtet, die meine Prämissen teilen oder die zumindest deren
+Konsequenzen kennen wollen. Für diejenigen, die glauben, dass Eigentümer
+wichtiger sind als jeder andere, ist dieses Papier schlicht belanglos.</p>
+<p>
+ Aber warum sollte eine große Zahl Amerikaner eine Prämisse akzeptieren, die
+bestimmte Leute über alle anderen erhebt? Teilweise wegen der Überzeugung,
+dass diese Prämisse Teil der rechtlichen Traditionen der amerikanischen
+Gesellschaft ist. Einige Leute meinen, dass Zweifel an der Prämisse die
+Grundlagen der Gesellschaft herausfordert.</p>
+<p>
+ Für diese Leute ist es wichtig zu wissen, dass diese Prämisse nicht Teil
+unserer Rechtstradition ist. Sie war es nie.</p>
+<p>
+ So gibt die Verfassung an, der Zweck des Urheberrechts sei „den Fortschritt
+der Wissenschaft und der praktischen Künste zu fördern.“ Der Oberste
+Gerichtshof hat in dieser Frage im Verfahren <em>Fox Film vs. Doyal</em>
+ausgeführt: „Das alleinige Interesse der Vereinigten Staaten und das
+vorrangige Ziel bei der Verleihung eines [Copyright-]Monopols bestehen in
+den allgemeinen Vorteilen, die die Öffentlichkeit aus der Arbeit der Autoren
+ableitet.“</p>
+<p>
+ Wir müssen nicht mit der Verfassung oder dem Obersten Gerichtshof
+übereinstimmen (zu einer Zeit, in der beide die Sklaverei duldeten). Deren
+Position widerlegt nicht die Prämisse vom Eigentümervorrecht. Ich hoffe
+aber, dass das Bewusstsein, dass es sich hier um eine ultrakonservative und
+keineswegs traditionell anerkannten Annahme handelt, ihre Attraktivität
+schwächen wird.</p>
+
+<h3 id="conclusion">Schlussfolgerung</h3>
+<p>
+ Wir mögen annehmen, dass unsere Gesellschaft Nächsten zu helfen fördert;
+aber jedes Mal, wenn wir jemanden für Obstruktionspolitik belohnen oder sie
+wegen des Reichtums bewundern, den sie auf diese Weise gewonnen haben,
+bewundern, senden wir die gegenteilige Botschaft.</p>
+<p>
+ Das Hamstern von Software ist eine Form unserer generellen Bereitschaft, das
+Wohl der Gesellschaft für persönlichen Gewinn zu missachten. Wir können
+diese Missachtung von Ronald Reagan bis Dick Cheney, von Exxon bis Enron,
+von gescheiterten Banken bis zu gescheiterten Schulen verfolgen. Wir können
+es an der Zahl der Obdachlosen und Inhaftierten messen. Der antisoziale
+Geist nährt sich selbst, denn je mehr wir sehen, dass andere Menschen uns
+nicht helfen werden, um so mehr scheint es sinnlos, ihnen zu helfen. So
+verfällt die Gesellschaft in einen Dschungel.</p>
+<p>
+ Wenn wir nicht in einem Dschungel leben wollen, müssen wir unsere Haltung
+ändern. Wir müssen damit anfangen, das Signal zu senden, dass ein guter
+Bürger jemand ist, der mit anderen angemessen zusammenarbeitet und nicht
+jemand, der darin erfolgreich ist, von anderen zu nehmen. Ich hoffe, dass
+die Freie-Software-Bewegung hierzu etwas beitragen wird: wenigsten in einem
+Bereich werden wir den Dschungel durch ein effizienteres System ersetzen,
+dass freiwillige Kooperation umsetzt und unterstützt.</p>
+
+
+<h3 id="footnotes">Fußnoten</h3>
+
+<ol>
+<li id="f1"><a href="#f2-ref">↗</a>&#160;Das Wort <em>Frei</em> in <em>Freie
+Software</em> bezieht sich dabei auf Freiheit, nicht auf den Preis. Der
+gezahlte Preis für ein Exemplar eines freien Programms mag möglicherweise
+null sein, er kann aber auch gering oder (eher selten) recht hoch sein.</li>
+
+<li id="f2"><a href="#f2-ref">↗</a>&#160;Die Probleme er Umweltverschmutzung und
+Verkehrsstaus ändern an dieser Schlussfolgerung nichts. Wenn wir Autofahren
+teurer machen wollen, um es unattraktiver zu machen, denn ist es nicht
+sinnvoll dafür Mautstationen zu verwenden, welche sowohl zur
+Umweltverschmutzung als auch zu Staus beitragen. Eine Steuer auf Benzin ist
+viel besser. Desgleichen ist der Wunsch nach mehr Sicherheit durch
+Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit nicht relevant; eine frei zugängliche
+Straße verbessert die Durchschnittsgeschwindigkeit, weil Stopps und
+Verzögerungen, unabhängig von der Höchstgeschwindigkeit, vermieden werden.</li>
+
+<li id="f3"><a href="#f3-ref">↗</a>&#160;Man kann ein bestimmtes Programm als schädlich
+betrachten, das deshalb auch nicht verfügbar sein sollte, wie etwa der Lotus
+Marketplace-Datenbank mit personenbezogenen Informationen, die aufgrund
+öffentlicher Missbilligung aus dem Verkauf genommen wurde. Das meiste, was
+ich sage, ist nicht auf diesen Fall anwendbar, aber es macht auch wenig
+Sinn, für einen Softwareeigentümer mit der Begründung, dass der Eigentümer
+es weniger verfügbar machen wird, zu argumentieren. Der Eigentümer wird es
+nicht <em>völlig</em> unzugänglich machen, wie man es sich bei einem
+Programm wünschen würde, dessen Verwendung als destruktiv angesehen wird.</li>
+</ol>
+
+<hr />
+<blockquote id="fsfs"><p class="big">Der englischsprachige Aufsatz wurde in <a
+href="http://shop.fsf.org/product/free-software-free-society/" xml:lang="en"
+lang="en"><cite>Free Software, Free Society: The Selected Essays of Richard
+M. Stallman</cite></a> veröffentlicht.</p></blockquote>
+
+<div class="translators-notes">
+
+<!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't have notes.-->
+ </div>
+</div>
+
+<!-- for id="content", starts in the include above -->
+<!--#include virtual="/server/footer.de.html" -->
+<div id="footer">
+<div class="unprintable">
+
+<p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF &amp; GNU an <a
+href="mailto:gnu@gnu.org">&lt;gnu@gnu.org&gt;</a>. Sie können auch die <a
+href="/contact/"><span xml:lang="en" lang="en">Free Software
+Foundation</span> kontaktieren</a>. Ungültige Verweise und andere
+Korrekturen oder Vorschläge können an <a
+href="mailto:webmasters@gnu.org">&lt;webmasters@gnu.org&gt;</a> gesendet
+werden.</p>
+
+<p>
+<!-- TRANSLATORS: Ignore the original text in this paragraph,
+ replace it with the translation of these two:
+
+ We work hard and do our best to provide accurate, good quality
+ translations. However, we are not exempt from imperfection.
+ Please send your comments and general suggestions in this regard
+ to <a href="mailto:web-translators@gnu.org">
+
+ &lt;web-translators@gnu.org&gt;</a>.</p>
+
+ <p>For information on coordinating and submitting translations of
+ our web pages, see <a
+ href="/server/standards/README.translations.html">Translations
+ README</a>. -->
+Bei der Übersetzung dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt
+vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen
+werden. Sollten Sie Fehler bemerken oder Vorschläge, Kommentare oder Fragen
+zu diesem Dokument haben, wenden Sie sich bitte an unser Übersetzungsteam <a
+href="mailto:web-translators@gnu.org?cc=www-de-translators@gnu.org">&lt;web-translators@gnu.org&gt;</a>.</p>
+<p>Weitere Informationen über die Koordinierung und Einsendung von
+Übersetzungen unserer Internetpräsenz finden Sie in der <a
+href="/server/standards/README.translations">LIESMICH für Übersetzungen</a>.</p>
+</div>
+
+<p>Copyright &copy; 1991, 1992, 1998, 2000, 2001, 2006, 2007, 2010, 2017, 2018,
+2020 Free Software Foundation, Inc.</p>
+
+<p>Dieses Werk ist lizenziert unter einer <a rel="license"
+href="//creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de">Creative Commons
+Namensnennung-Keine Bearbeitungen 4.0 International</a>-Lizenz.</p>
+
+<!--#include virtual="/server/bottom-notes.de.html" -->
+<div class="translators-credits">
+
+<!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't want credits.-->
+<strong>Übersetzung:</strong> Jоегg Kоhпе <a
+href="//savannah.gnu.org/projects/www-de">&lt;www-de&gt;</a>, 2013, 2014,
+2017. Basiert auf einer Übersetzung von Eckart Störmer, 2004.</div>
+
+<p class="unprintable"><!-- timestamp start -->
+Letzte Änderung:
+
+$Date: 2020/07/05 14:01:37 $
+
+<!-- timestamp end -->
+</p>
+</div>
+</div>
+<!-- for class="inner", starts in the banner include -->
+</body>
+</html>