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diff --git a/talermerchantdemos/blog/articles/de/reevaluating-copyright.html b/talermerchantdemos/blog/articles/de/reevaluating-copyright.html new file mode 100644 index 0000000..2739597 --- /dev/null +++ b/talermerchantdemos/blog/articles/de/reevaluating-copyright.html @@ -0,0 +1,485 @@ +<!--#set var="ENGLISH_PAGE" value="/philosophy/reevaluating-copyright.en.html" --> + +<!--#include virtual="/server/header.de.html" --> +<!-- Parent-Version: 1.79 --> + +<!-- This file is automatically generated by GNUnited Nations! --> +<title>Neubewertung des Urheberrechts: Die Öffentlichkeit muss die Oberhand +behalten - GNU-Projekt - Free Software Foundation</title> + +<!--#include virtual="/philosophy/po/reevaluating-copyright.translist" --> +<!--#include virtual="/server/banner.de.html" --> +<h2>Neubewertung des Urheberrechts: Die Öffentlichkeit muss die Oberhand +behalten</h2> + +<pre> +</pre><p>von <strong>Richard Stallman</strong>, veröffentlicht in Oregon Law Review 1996</p><pre> +</pre> + +<p>Die Rechtsgelehrten sind sich zwar darin einig, dass digitale +Informationstechnologie dem Urheberrecht „Probleme bereitet“, aber sie haben +diese Probleme nicht bis zu ihrer Wurzel zurückverfolgt: ein grundsätzlicher +Konflikt zwischen den Herausgebern von dem Urheberrecht unterliegenden +Werken und den Benutzern dieser Werke. Die Herausgeber, fixiert auf ihre +eigenen Interessen, haben bei der Clinton-Regierung einen Antrag +eingebracht, der das „Problem“ beheben soll, indem der Konflikt in ihrem +Sinne entschieden wird. Auf diesem Antrag, dem Lehman-Weißpapier<a +href="#fn2" id="fn2-ref" class="transnote">(2)</a>, lag der Hauptfokus der +<span xml:lang="en" lang="en"><em>Innovation and the Information +Environment</em></span>-Konferenz an der <span xml:lang="en" +lang="en">University of Oregon</span> (November 1995).</p> + +<p>Der Hauptredner John Perry Barlow<a href="#fn3" id="fn3-ref" +class="transnote">(3)</a> eröffnete die Konferenz, indem er erzählte, wie +<span xml:lang="en" lang="en"><em>The Greatful Dead</em></span> diesen +Konflikt wahrnahmen und damit umgingen. Sie waren zu der Entscheidung +gekommen, dass es falsch wäre, beim Kopieren ihrer Auftritte auf Kassetten +oder bei der Verteilung via Internet einzugreifen; jedoch fanden sie nichts +falsch daran, das Urheberrecht bei CD-Aufnahmen ihrer Musik durchzusetzen.</p> + +<p>Barlow analysierte die Gründe zu dieser Ungleichbehandlung dieser Medien +nicht, und später kritisierte Gary Glisson<a href="#fn4" id="fn4-ref" +class="transnote">(4)</a> Barlows Vorstellung, dass das Internet +unbeschreiblich einzigartig und anders als alles andere auf der Welt sei. Er +argumentierte, dass wir in der Lage sein sollten, die Folgen des Internets +für die Urheberrechtspolitik anhand der gleichen Analysemethoden +abzuschätzen, wie wir sie auf andere Technologien anwenden. Dieser Aufsatz +versucht genau dies zu tun.</p> + +<p>Barlow war der Meinung, dass sich unsere auf physischen Objekten als +Eigentum basierenden Vorstellungen nicht auf Information als Eigentum +übertragen ließen, weil Information <em>abstrakt</em> sei. Wie Steven +Winter<a href="#fn5" id="fn5-ref" class="transnote">(5)</a> bemerkte, hatte +abstraktes Eigentum schon Jahrhunderte vorher existiert. Firmenanteile, +Warentermingeschäfte und sogar das Papiergeld sind Formen des Eigentums, die +mehr oder weniger abstrakt sind. Barlow und andere, die argumentieren, dass +Information frei sein sollte, lehnen diese anderen Formen des abstrakten +Eigentums nicht ab. Klar, der entscheidende Unterschied zwischen Information +und akzeptable Arten des Eigentums ist nicht Abstraktheit per se. Aber was +dann? Ich schlage eine einfache und praktische Erklärung vor.</p> + +<p>Das Urheberrecht der Vereinigten Staaten betrachtet das Urheberrecht als +einen Handel zwischen Öffentlichkeit und <em>Autoren</em> (wobei in der +Praxis für gewöhnlich die Herausgeber den Handel des Autors mit +übernehmen). Die Öffentlichkeit gib gewisse Freiheiten ab, um im Austausch +dafür in den Genuss weiterer veröffentlichter Werke zu kommen. Bis zu dem +Antrag hatte unsere Regierung nie beabsichtigt, dass die Öffentlichkeit +<b>alle</b> ihre Freiheiten abtreten sollte, um veröffentlichte Werke +benutzen zu können. Urheberrecht umfasst bestimmte Freiheiten aufzugeben und +andere zu bewahren. Das bedeutet, dass es viele alternative +Handelsmöglichkeiten gibt, die die Öffentlichkeit den Herausgebern anbieten +könnte. Welcher Handel ist also der beste für die Öffentlichkeit? Welche +Freiheiten kann die Öffentlichkeit guten Gewissens eintauschen, und für wie +lange? Die Antwort hängt von zwei Dingen ab: wie viel zusätzliche +Publikation bekommt die Öffentlichkeit für das Tauschen einer bestimmten +Freiheit und wie viel nützt es der Öffentlichkeit, die betreffende Freiheit +zu behalten.</p> + +<p>Dies zeigt, warum <a href="#fn1-later" id="fn1-later-ref">Entscheidungen +geistigen Eigentums</a> durch Analogie zum physischen Objekteigentum oder +sogar zu älteren Politiken des geistigen Eigentums, ein Fehler ist. Winter +argumentiert überzeugend, dass es möglich sei solche Analogien zu ziehen, +unsere alten Konzepte auszudehnen und auf neue Entscheidungen anzuwenden<a +href="#fn6" id="fn6-ref" class="transnote">(6)</a>. Bestimmt wird es eine +Antwort geben, aber keine gute. Analogie ist keine sinnvolle Methode der +Entscheidung was zu kaufen ist oder zu welchem Preis.</p> + +<p>Beispielsweise entscheiden wir nicht, ob eine Autobahn in New York City +gebaut werden soll in Analogie zu einer vorhergegangenen Entscheidung über +eine geplante Autobahn in Iowa. Bei jeder Entscheidung über den Bau einer +Autobahn spielen dieselben Faktoren eine Rolle (Kosten, Verkehrsaufkommen, +Enteignung von Land oder Häusern); wenn wir Entscheidungen zum Autobahnbau +durch Analogie zu anderen Entscheidungen zum Autobahnbau träfen, würden wir +sie alle bauen oder gar keine. Statt dessen entscheiden wir über jeden +geplanten Bau anhand von Pros und Contras, deren Gewichtungen von Fall zu +Fall variieren. Auch in Sachen Urheberrecht müssen wir Kosten und Nutzen für +die heutige Situation und die heutigen Medien abwägen, nicht wie sie für +andere Medien in der Vergangenheit gegolten haben.</p> + +<p>Dies zeigt auch, warum das Prinzip von Laurence Tribe, dass Rechte bezüglich +der Sprache nicht von der Wahl des Mediums<a href="#fn7" id="fn7-ref" +class="transnote">(7)</a> abhängen sollte, nicht auf Entscheidungen des +Urheberrechts anwendbar ist. Urheberrecht ist eine Übereinkunft mit der +Öffentlichkeit, kein natürliches Recht. Bei Fragen der +Urheberrechtsstrategie geht es vor allem um die Übereinkünfte die der +Öffentlichkeit zugute kommen, nicht zu welchen Rechten Herausgeber oder +Leser berechtigt werden.</p> + +<p>Das Urheberrechtssystem entwickelte sich zusammen mit der Druckerpresse. Im +Zeitalter der Druckerpresse war es einem gewöhnlichen Leser unmöglich ein +Buch zu kopieren. Das Kopieren eines Buches verlangte eine Druckerpresse, +und gewöhnliche Leser besaßen keine. Hinzu kam, dass das Kopieren auf diese +Art und Weise absurd teuer war, es sei denn, man stellte viele Kopien +her ‑ was faktisch bedeutete, dass nur ein Herausgeber ein +Buch wirtschaftlich kopieren konnte.</p> + +<p>Als also die Öffentlichkeit an Herausgeber die Freiheit tauschte Bücher zu +kopieren, gab sie etwas auf, was sie <b>nicht nutzen konnte</b>. Der Tausch +mit etwas, das man nicht für etwas nützliches und hilfreiches nutzen kann, +ist immer ein guter Handel. Deshalb war das Urheberrecht im Zeitalter der +Druckerpresse nicht kontrovers, eben weil es nichts beschränkte, was die +lesende Öffentlichkeit einfach so tun könnte.</p> + +<p>Aber das Zeitalter der Druckerpresse endet allmählich. Das Kopiergerät und +die Audio- und Videokassette läuteten diese Änderung ein; digitale +Informationstechnologie bringt sie zu ihrer vollen Entfaltung. Diese +Fortschritte machen es für gewöhnliche Menschen möglich, nicht nur +Herausgebern mit speziellen Geräten, Kopien anzufertigen. Und sie tun es!</p> + +<p>Sobald das Kopieren für gewöhnliche Menschen eine nützliche und praktikable +Handlung ist, sind sie nicht mehr so bereit die Freiheit, es zu tun, +aufzugeben. Sie wollen diese Freiheit behalten und ausüben, anstatt +einzutauschen. Das Urheberrechtsabkommen, wie wir es haben, ist kein guter +Tausch mehr für die Öffentlichkeit, und es ist an der Zeit es zu +überarbeiten ‑ Zeit für das Gesetz den öffentlichen Nutzen +anzuerkennen, der vom Anfertigen und Weitergeben von Kopien kommt.</p> + +<p>Anhand dieser Analyse sehen wir, dass die Zurückweisung des alten +Urheberrechtsabkommen nicht auf der Annahme beruht, dass das Internet +unsagbar einzigartig sei. Das Internet ist sachdienlich, weil es +gewöhnlichen Nutzern das Kopieren und Weitergeben von Schriften +erleichtert. Je leichter das Kopieren und Weitergeben ist, desto nützlicher +wird es, und je mehr Urheberrecht dem entgegensteht, desto schlechter wird +der Handel.</p> + +<p>Diese Analyse erklärt auch, warum es <span xml:lang="en" lang="en"><i>The +Greatful Dead</i></span> sinnvoll erschien, auf dem Urheberrecht für die +CD-Herstellung zu bestehen, nicht jedoch beim individuellen Kopieren. Die +CD-Herstellung funktioniert wie die Druckerpresse; es ist heute gewöhnlichen +Menschen nicht möglich, auch Besitzern von Rechnern nicht, eine CD auf eine +andere CD zu kopieren. Folglich tut das Urheberrecht auf die Herausgabe von +Musik-CDs den Musik-Hörern nicht weh, so wie das gesamte Urheberrecht im +Zeitalter der Druckerpresse niemandem weh getan hatte. Das Kopieren +derselben Musik auf ein digitales Audioband einzuschränken, verletzt die +Hörer sehr wohl, und sie sind berechtigt, diese Beschränkung +zurückzuweisen.<br /><br /> +<i>[Anmerkung (aus dem Jahr 1999): Die praktische Situation für CDs hat sich +geändert, da viele gewöhnliche Rechnernutzer nun CDs kopieren können. Das +bedeutet, dass wir nun mehr über CDs als über Kassetten nachdenken +sollten.<br /> +Klarstellung (aus dem Jahr 2007): Ungeachtet der verbesserten CD-Technologie +ist es immer noch sinnvoll, Urheberrechte bei kommerziellen Vertrieb +anzuwenden, während man Privatpersonen frei kopieren lässt.]</i></p> + +<p>Wir können auch sehen, warum die Abstraktheit <a +href="#fn1-later">„geistigen Eigentums“</a> nicht der entscheidende Faktor +ist. Andere Formen des abstrakten Eigentums stellen Anteile von etwas +dar. Das Kopieren eines Anteils beliebiger Art ist in Wirklichkeit eine +Nullsummen-Aktivität; die kopierende Person profitiert nur durch die Fülle +von allen anderen. Das Kopieren einer Dollarnote in einem Farbkopierer ist +eigentlich äquivalent einen kleinen Bruchteil aus allen anderen Dollars +abzurasieren und diese dann wieder zu einem Dollar +zusammenzufügen. Natürlich betrachten wir dies als falsch.</p> + +<p>Im Gegensatz dazu macht das Kopieren nützlicher, erhellender oder +unterhaltsamer Information für einen Freund die Welt glücklicher und besser; +es nützt dem Freund und schadet von Natur aus niemand. Es ist eine +konstruktive Tätigkeit, die soziale Bindungen stärkt.</p> + +<p>Einige Leser stellen diese Äußerung wahrscheinlich in Frage, weil sie +wissen, dass die Herausgeber behaupten, dass das illegale Kopieren bei ihnen +<em>„Verlust“</em> erzeugt. Diese Behauptung ist meist ungenau und teilweise +irreführend. Hauptsächlich jedoch wirft sie Fragen auf.</p> + +<ul> + <li>Diese Behauptung ist größtenteils unrichtig, weil sie davon ausgeht, dass +der Freund sonst eine Kopie vom Herausgeber gekauft hätte. Das ist +gelegentlich wahr, aber häufiger falsch. Und wenn es falsch ist, tritt der +geltend gemachte Verlust nicht auf.</li> + + <li>Der Anspruch ist teilweise irreführend, weil das Wort <em>„Verlust“</em> +Ereignisse ganz unterschiedlicher Natur +suggeriert ‑ Ereignisse, bei denen ihnen etwas weggenommen +wird, das sie besitzen. Wenn beispielsweise das Buchlager einer Buchhandlung +niedergebrannt oder wenn das Geld in der Kasse zerrissen wurde, das wäre +wirklich ein <em>„Verlust“</em>. Im Allgemeinen stimmen wir zu, dass es +falsch ist, anderen so etwas zuzufügen. + + <p>Wenn nun aber Ihr Freund das Bedürfnis vermeidet, eine Kopie eine Buches zu +kaufen, verliert die Buchhandlung und der Herausgeber nichts was sie +besäßen. Eine passendere Beschreibung wäre, dass die Buchhandlung und der +Herausgeber weniger Einkommen haben als sie hätten haben können. Das gleiche +kann eintreten, wenn Ihr Freund sich dazu entscheidet Kanasta zu spielen, +anstatt ein Buch zu lesen. In einem freien Marktsystem ist kein Teilnehmer +berechtigt, „Faul!“ zu rufen, nur weil ein potenzieller Kunde entscheidet, +nicht mit ihnen zu handeln.</p> + </li> + + <li>Die Behauptung wirft die Frage auf, weil die Vorstellung von +<em>„Verlust“</em> auf der Annahme basiert, dass der Herausgeber <em>bezahlt +hätte werden sollen</em>. Das wiederum basiert auf der Annahme, dass das +Urheberrecht existiert und das individuelle Kopieren verbietet. Aber genau +darum geht es hier: was sollte Urheberrecht abdecken? Wenn die +Öffentlichkeit entscheidet, dass sie Kopien teilen kann, dann wird der +Herausgeber nicht berechtigt anzunehmen, für jede Kopie bezahlt zu werden +und kann deswegen auch nicht behaupten, dass es einen <em>„Verlust“</em> +gibt, wenn es den nicht gibt. + + <p>Mit anderen Worten kommt der <em>„Verlust“</em> vom Urheberrechtssystem; er +ist kein inhärenter Bestandteil des Kopierens. Kopieren an sich schadet +niemand.</p> + </li> +</ul> + +<p>Die am weitesten gegensätzliche Bestimmung des Weißbuchs ist das System der +kollektiven Verantwortlichkeit, demzufolge verlangt wird, dass ein +Rechnerinhaber die Aktivitäten aller Benutzer überwacht und kontrolliert, +unter Strafandrohung für Taten, an denen er nicht beteiligt war, sondern +lediglich versäumte, aktiv zu verhindern. Tim Sloan<a href="#fn8" +id="fn8-ref" class="transnote">(8)</a> wies darauf hin, dass das +Rechteinhabern einen privilegierten Status verleiht, der sonst niemandem +zugestanden würde, der behauptet, von einem Rechnerbenutzer geschädigt +worden zu sein. Beispielsweise beabsichtigt niemand, den Rechnerinhaber zu +bestrafen, wenn er es aktiv unterlässt, einen Benutzer daran zu hindern, +jemanden zu diffamieren. Es ist für eine Regierung nur natürlich sich +kollektiver Verantwortlichkeit zuzuwenden, um ein Gesetz durchzusetzen, an +das sich viele Bürger einfach nicht halten. Je mehr digitale Technologie den +Bürgern hilft Information auszutauschen, desto mehr drakonische Methoden +wird die Regierung brauchen, um Urheberrecht gegen gewöhnliche Bürger +durchzusetzen.</p> + +<p>Als die Verfassung der Vereinigten Staaten ausgearbeitet wurde, wurde die +Idee eingereicht, dass die Autoren zu einem Urheberrechtsmonopol berechtigt +sein sollten ‑ und zurückgewiesen<a href="#fn9" id="fn9-ref" +class="transnote">(9)</a>. Statt dessen übernahmen die Gründer unseres +Landes eine andere Vorstellung von Urheberrecht, eine, die die +Öffentlichkeit bevorzugt<a href="#fn10" id="fn10-ref" +class="transnote">(10)</a>. Das Urheberrecht in den Vereinigten Staaten soll +im Interesse der Benutzer bestehen. Vorteile für Herausgeber und sogar für +Autoren wurden nicht zum Wohle dieser Parteien zugestanden, sondern +lediglich als Anreiz, ihr Verhalten zu ändern. Wie der Oberste Gerichtshof +in <em>Fox Film Corp. vs. Doyal</em> sagte: <cite xml:lang="en" +lang="en">„Das alleinige Interesse der Vereinigten Staaten und das primäre +Ziel bei der Übertragung des [Urheberrecht-] Monopols liegen in den durch +die Öffentlichkeit von den Werken von Autoren abgeleiteten +Wertzuwächsen.“</cite><a href="#fn11" id="fn11-ref" +class="transnote">(11)</a></p> + +<p>Unter dem Blickwinkel der Verfassung auf das +Urheberrecht ‑ wenn die Öffentlichkeit es vorzieht in der +Lage zu sein, in bestimmten Fällen Kopien anzufertigen, auch wenn das +bedeutet, dass etwas weniger Werke veröffentlicht +werden ‑ ist die Wahl der Öffentlichkeit entscheidend. Es +gibt keine mögliche Rechtfertigung um der Öffentlichkeit zu verbieten, zu +kopieren, was sie kopieren möchte.</p> + +<p>Seit die verfassungsmäßige Entscheidung getroffen wurde, haben Herausgeber +versucht sie aufzuheben, indem sie die Öffentlichkeit falsch +informierten. Sie tun dies durch Wiederholen von Argumenten, die +voraussetzen, dass Urheberrecht ein natürliches Recht der Autoren sei (nicht +erwähnend, dass Autoren es fast immer Herausgebern abtreten). Menschen, die +diese Argumente hören, sofern sie ein festes Bewusstsein haben, dass diese +Voraussetzung im Widerspruch zu den grundlegenden Prämissen unseres +Rechtssystems ist, betrachten dies als selbstverständlich, dass es die +Grundlage dieses System sei.</p> + +<p>Dieser Fehler ist heute so tief verwurzelt, dass Menschen, die sich neuen +Gewalten des Urheberrechts entgegenstellen, das Bedürfnis verspüren dies +Argumentieren zu müssen, dass selbst Autoren und Herausgeber von ihnen +verletzt werden können. So erläutert James Boyle<a href="#fn12" +id="fn12-ref" class="transnote">(12)</a> wie ein strenges <a +href="#fn2-later" id="fn2-later-ref">System geistigen Eigentums</a> das +Schreiben neuer Werke beeinträchtigen kann. Jessica Litman<a href="#fn13" +id="fn13-ref" class="transnote">(13)</a> verweist auf die +Urheberrechtsschützer, die historisch vielen neuen Medien erlaubten, populär +zu werden. Pamela Samuelson<a href="#fn14" id="fn14-ref" +class="transnote">(14)</a> warnt, dass das Weißbuch die Entwicklung von +„dritte Welle“ Informationsindustrien blockieren kann, indem es die Welt in +das „zweite Welle“ Wirtschaftsmodell sperrt, dass dem Zeitalter der +Druckerpresse entspricht.</p> + +<p>Diese Argumente können auf jene Angelegenheiten, wo diese vorliegen, sehr +effektiv sein, vor allem mit einem Kongress und einer Regierung, die von dem +Gedanken, <em>‚Was gut für allgemeine Medien ist, ist gut für die +USA.‘</em>, geprägt sind. Aber sie versäumen die fundamentalen Lüge, auf die +diese Vorherrschaft beruht, aufzudecken; infolgedessen sind sie langfristig +wirkungslos. Wenn diese Argumente einen Kampf gewinnen, dann tun sie das +ohne dabei ein allgemeines Verständnis aufzubauen, dass dabei helfen würde +den nächsten Kampf zu gewinnen. Wenn wir uns diesen Argumenten zu viel und +zu häufig zuwenden, besteht die Gefahr, dass wir den Herausgebern erlauben, +die Verfassung unwidersprochen zu erneuern.</p> + +<p>Die kürzlich veröffentliche Stellungnahme der <span xml:lang="en" +lang="en">Digital Future Coalition</span> (DFC), einem Dachverband, führt +beispielsweise viele Gründe auf, gegen das Weißbuch zu opponieren, im +Interesse der Autoren, Bibliotheken, Bildung, hilfsbedürftiger Amerikaner, +technologischer Fortschritt, ökonomischer Flexibilität und +Datenschutzbedenken ‑ alles stichhaltige Argumente, aber mit +Nebensächlichkeiten beschäftigt<a href="#fn15" id="fn15-ref" +class="transnote">(15)</a>. Auffällig nicht vorhanden ist der +allerwichtigste Grund: viele Amerikaner (vielleicht die meisten) wollen +weiterhin Kopien anfertigen. Das DFC kritisiert nicht das Kernziel des +Weißbuchs, nämlich Herausgebern mehr Macht einräumen sowie der zentralen +Entscheidung, die Verfassung zurückzuweisen und die Herausgeber über die +Nutzer zu stellen. Dieses Stillschweigen kann möglicherweise als Zustimmung +gewertet werden.</p> + +<p>Sich dem Druck nach zusätzlicher Macht für Herausgeber zu widersetzen hängt +von einer ausgeprägten Wahrnehmung ab, dass die lesende und hörende +Öffentlichkeit an erster Stelle steht; dass das Urheberrecht für Nutzer +existiert und nicht umgekehrt. Wenn die Öffentlichkeit nicht bereit ist, +bestimmte Urheberrechtsbefugnisse zu akzeptieren, ist das ipso facto +Rechtfertigung dafür sie nicht anzubieten. Nur indem Öffentlichkeit und +Legislative an den Zweck des Urheberrechts und die Möglichkeit des offenen +Informationsflusses erinnert werden. stellen wir sicher, dass die +Öffentlichkeit sich durchsetzt.</p> + +<h3><small>Fußnoten</small></h3> + +<p id="ft2"><small><a href="#fn2-ref" id="fn2">(2)</a> Information Infrastructure Task +Force, <cite>Intellectual Property and the National Information +Infrastructure: The Report of the Working Group on Intellectual Property +Rights</cite> 1995.</small></p> + +<p id="ft3"><small><a href="#fn3-ref" id="fn3">(3)</a> John Perry Barlow, <cite>Remarks +at the Innovation and the Information Environment Conference</cite> +1995. Barlow ist einer der Gründer der <i>Electronic Frontier Foundation</i> +(EFF), einer Nichtregierungsorganisation in den Vereinigten Staaten, die +sich für Grundrechte im Informationszeitalter einsetzt, und ehemaliger +Songtexter der Rockband <i>The Grateful Dead</i>.</small></p> + +<p id="ft4"><small><a href="#fn4-ref" id="fn4">(4)</a> Gary Glisson, <cite>Remarks at +the Innovation and Information Environment Conference</cite> 1995. Siehe +auch:<br />Gary Glisson, <cite>A Practitioner's Defense of the NII White +Paper</cite>, 75 Or. L. Rev. 1996 (unterstützt das Weißbuch). Glisson ist +Partner und Vorsitzender der <i>Intellectual Property Group</i> bei Lane +Powell Spears Lubersky Portland, Oregon, USA.</small></p> + +<p id="ft5"><small><a href="#fn5-ref" id="fn5">(5)</a> Steven Winter, <cite>Remarks at +the Innovation and Information Environment Conference</cite> 1995. Winter +ist Professor an der University of Miami School of Law.</small></p> + +<p id="ft6"><small><a href="#fn6-ref" id="fn6">(6)</a> Winter, siehe <a +href="#fn5">(5)</a>.</small></p> + +<p id="ft7"><small><a href="#fn7-ref" id="fn7">(7)</a> Siehe Laurence H. Tribe, +<cite>The Constitution in Cyberspace: Law and Liberty Beyond the Electronic +Frontier</cite> , Humanist1991.</small></p> + +<p id="ft8"><small><a href="#fn8-ref" id="fn8">(8)</a> Tim Sloan, <cite>Remarks at the +Innovation and the Information Environment Conference</cite> 1995. Sloan ist +Mitglied der <i>National Telecommunication and Information +Administration</i> (NTIA).</small></p> + +<p id="ft9"><small><a href="#fn9-ref" id="fn9">(9)</a> Siehe Jane C. Ginsburg, <cite>A +Tale of Two Copyrights: Liberary Property in Revolutionary France and +America</cite>, in: Of Authors and Origins: Essays on Copyright Law 131, +137-38 (Brad Sherman & Alain Strowel, eds., 1994) (wonach die Verfasser +der [US-]Verfassung entweder die <em>„Interessen des Autors zum Nutzen der +Allgemeinheit unterordnen“</em> oder <em>„die privaten und öffentlichen +Interessen […] gleichermaßen behandeln“</em>.)</small></p> + +<p id="ft10"><small><span id="fn10"><a href="#fn10-ref">(10)</a></span> Verfassung der +Vereinigten Staaten von Amerika, Artikel I, Abschnitt 8, cl. 8 (<em>„Der +Kongress hat das Recht […] den Fortschritt von Kunst und Wissenschaft +dadurch zu fördern, dass Autoren und Erfindern für beschränkte Zeit das +ausschließliche Recht an ihren Publikationen und Entdeckungen gesichert +wird;“</em>).</small></p> + +<p id="ft11"><small><a href="#fn11-ref" id="fn11">(11)</a> Fox Film Corp. vs. Doyal 1932, +286 U.S. 123, 127</small></p> + +<p id="ft12"><small><a href="#fn12-ref" id="fn12">(12)</a> James Boyle, <cite>Remarks at +the Innovation and Information Environment Conference</cite> 1995. Boyle ist +Professor der Rechtswissenschaft an der American University in Washington, +D.C., USA.</small></p> + +<p id="ft13"><small><a href="#fn13-ref" id="fn13">(13)</a> Jessica Litman, <cite>Remarks +at Innovation and the Information Environment Conference</cite> 1995. Litman +ist Professorin an der Wayne State University Law School in Detroit, +Michigan, USA.</small></p> + +<p id="ft14"><small><a href="#fn14-ref" id="fn14">(14)</a> Pamela Samuelson, <cite>The +Copyright Grab</cite>, Wired 1996. Samuelson ist Professorin an der Cornell +Law School, Ithaca, New York, USA.</small></p> + +<p id="ft15"><!-- (available at URL: +<a href="http://home.worldweb.net/dfc/press.html"> +http://home.worldweb.net/dfc/press.html</a>)--> +<small><a href="#fn15-ref" id="fn15">(15)</a> Digital Future Coalition, +<cite>Broad-Based Coalition Expresses Concern Over Intellectual Property +Proposals</cite> 1995.</small></p> + +<h3><small>Nachträgliche Anmerkungen</small></h3> + +<p id="later-1"><small><a href="#fn1-later-ref" id="fn1-later">(16)</a> Dieser Artikel war +ein Teil des Pfads, der mich dazu veranlasste <a +href="/philosophy/not-ipr">die Voreingenommenheit und das Durcheinander im +Begriff „Geistiges Eigentum“</a> zu erkennen. Heute bin ich der Meinung, +dass dieser Begriff unter gar keinen Umständen verwendet werden +sollte.</small></p> + +<p id="later-2"><small><a href="#fn2-later-ref" id="fn2-later">(17)</a> Hier überfiel mich +der modische Fehler, <em>„Geistiges Eigentum“</em> zu schreiben, doch was +ich meinte war einfach nur <em>Urheberrecht</em>. Das ist wie +<em>Europa</em> schreiben, wenn man <em>Frankreich</em> +meint ‑ es verursacht Verwirrung, die leicht vermieden +werden kann.</small></p> +<div class="translators-notes"> + +<!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't have notes.--> + </div> +</div> + +<!-- for id="content", starts in the include above --> +<!--#include virtual="/server/footer.de.html" --> +<div id="footer"> +<div class="unprintable"> + +<p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF & GNU an <a +href="mailto:gnu@gnu.org"><gnu@gnu.org></a>. Sie können auch die <a +href="/contact/"><span xml:lang="en" lang="en">Free Software +Foundation</span> kontaktieren</a>. Ungültige Verweise und andere +Korrekturen oder Vorschläge können an <a +href="mailto:webmasters@gnu.org"><webmasters@gnu.org></a> gesendet +werden.</p> + +<p> +<!-- TRANSLATORS: Ignore the original text in this paragraph, + replace it with the translation of these two: + + We work hard and do our best to provide accurate, good quality + translations. However, we are not exempt from imperfection. + Please send your comments and general suggestions in this regard + to <a href="mailto:web-translators@gnu.org"> + + <web-translators@gnu.org></a>.</p> + + <p>For information on coordinating and submitting translations of + our web pages, see <a + href="/server/standards/README.translations.html">Translations + README</a>. --> +Bei der Übersetzung dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt +vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen +werden. Sollten Sie Fehler bemerken oder Vorschläge, Kommentare oder Fragen +zu diesem Dokument haben, wenden Sie sich bitte an unser Übersetzungsteam <a +href="mailto:web-translators@gnu.org?cc=www-de-translators@gnu.org"><web-translators@gnu.org></a>.</p> +<p>Weitere Informationen über die Koordinierung und Einsendung von +Übersetzungen unserer Internetpräsenz finden Sie in der <a +href="/server/standards/README.translations">LIESMICH für Übersetzungen</a>.</p> +</div> + +<p>Copyright © 1996, 1999, 2016 Richard Stallman.</p> + +<p>Dieses Werk ist lizenziert unter einer <a rel="license" +href="//creativecommons.org/licenses/by-nd/4.0/deed.de">Creative Commons +Namensnennung-Keine Bearbeitung 4.0 International</a>-Lizenz.</p> + +<!--#include virtual="/server/bottom-notes.de.html" --> +<div class="translators-credits"> + +<!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't want credits.--> +<strong>Übersetzung:</strong> Ralf Willin-Fuhrmann, 2003. Joerg Kohne, 2013, +2016.</div> + +<p class="unprintable"><!-- timestamp start --> +Letzte Änderung: + +$Date: 2016/12/03 23:45:11 $ + +<!-- timestamp end --> +</p> +</div> +</div> +</body> +</html> |