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diff --git a/talermerchantdemos/blog/articles/de/open-source-misses-the-point.html b/talermerchantdemos/blog/articles/de/open-source-misses-the-point.html new file mode 100644 index 0000000..f401e10 --- /dev/null +++ b/talermerchantdemos/blog/articles/de/open-source-misses-the-point.html @@ -0,0 +1,569 @@ +<!--#set var="PO_FILE" + value='<a href="/philosophy/po/open-source-misses-the-point.de.po"> + https://www.gnu.org/philosophy/po/open-source-misses-the-point.de.po</a>' + --><!--#set var="ORIGINAL_FILE" value="/philosophy/open-source-misses-the-point.html" + --><!--#set var="DIFF_FILE" value="/philosophy/po/open-source-misses-the-point.de-diff.html" + --><!--#set var="OUTDATED_SINCE" value="2020-01-07" --> + +<!--#include virtual="/server/header.de.html" --> +<!-- Parent-Version: 1.90 --> + +<!-- This file is automatically generated by GNUnited Nations! --> +<title>Warum „Open Source“ das Ziel Freie Software verfehlt - GNU-Projekt - Free +Software Foundation</title> + +<!--#include virtual="/philosophy/po/open-source-misses-the-point.translist" --> +<!--#include virtual="/server/banner.de.html" --> +<!--#include virtual="/server/outdated.de.html" --> +<h2>Warum „Open Source“ das Ziel Freie Software verfehlt</h2> + +<p class="byline">von <strong>Richard Stallman</strong></p> + +<div class="article"> + +<blockquote class="comment"><p> +Die Begriffe <em>Freie Software</em> und <em>Open Source</em> stehen für +fast die gleiche Programmvielfalt. Sie sagen jedoch grundlegend +unterschiedliche Dinge über diese Programme, die auf unterschiedlichen +Werten basieren. Die Freie-Software-Bewegung setzt sich für die Freiheit der +Rechnernutzer ein; sie ist eine Bewegung für Freiheit und Gerechtigkeit. Im +Gegensatz dazu schätzt die Open-Source-Idee vor allem den praktischen Nutzen +und setzt sich nicht für Prinzipien ein. Deshalb stimme wir mit „Open +Source“ nicht überein und gebrauchen diesen Begriff nicht. +</p></blockquote> + +<p>Wenn wir Software <em>frei</em> nennen, verstehen wir darunter, dass sie <a +href="/philosophy/free-sw">wesentliche Freiheiten der Nutzer</a> +respektiert: die Freiheit, sie auszuführen, sie zu untersuchen und zu ändern +und Kopien mit oder ohne Änderungen weiterzuverbreiten. Dies ist eine Frage +der Freiheit, nicht des Preises, denken Sie also an <em>Redefreiheit</em>, +nicht <em>Freibier</em>.</p> + +<p>Diese Freiheiten sind von entscheidender Bedeutung. Sie sind nicht nur für +das Wohl des Einzelnen wichtig, sondern für die Gesellschaft als Ganzes, +weil sie die soziale Solidarität fördert ‑ also gemeinsame +Nutzung und Zusammenarbeit. Sie werden umso wichtiger, da immer größere +Bereiche unserer Kultur und unseres Lebens zunehmend digitalisiert +werden. In einer Welt der digitalen Klänge, Bilder und Worte wird +<em>freie</em> Software immer wichtiger für die Freiheit im Allgemeinen.</p> + +<p>Millionen von Menschen auf der ganzen Welt nutzen heute <em>freie</em> +Software; die öffentlichen Schulen einiger Regionen Indiens und Spaniens +lehren allen Schülerinnen und Schülern die Verwendung des freien <a +href="/gnu/linux-and-gnu">Betriebssystems GNU/Linux</a>. Die meisten dieser +Nutzer haben jedoch noch nie von den ethischen Gründen gehört, die uns zur +Entwicklung des Betriebssystems und zum Aufbau der +Freie-Software-Gemeinschaft bewegten, denn heutzutage wird dieses System und +diese Gemeinschaft öfter als <em>„Open Source“</em> bezeichnet und einer +anderen Philosophie zugeschrieben, in der diese Freiheiten kaum erwähnt +werden.</p> + +<p>Die Freie-Software-Bewegung kämpft seit 1983 für die Freiheit der +Rechnernutzer. Im Jahre 1984 starteten wir die Entwicklung des freien +Betriebssystems GNU, um unfreie Betriebssysteme meiden zu können, die die +Freiheit der Nutzer zurückweisen. Während der 1980er entwickelten wir die +meisten der wesentlichsten Komponenten des Systems und entwarfen und gaben +sie unter der <a href="/licenses/gpl" xml:lang="en" lang="en"><em>GNU +General Public License</em></a> (GPL) ‑ eine Lizenz +ausdrücklich dafür entworfen, um die Freiheit aller Programmnutzer zu +schützen ‑ frei.</p> + +<p>Allerdings fanden sich nicht alle Freie-Software-Nutzer und -Entwickler in +den Zielen der Freie-Software-Bewegung wieder. Im Jahre 1998 splittete sich +ein Teil der Freie-Software-Bewegung ab und begann eine Kampagne unter dem +Namen <em>„Open Source“</em>. Dieser Begriff wurde ursprünglich +vorgeschlagen, um einem möglichen Missverständnis des Begriffs <em>Freie +Software</em> vorzubeugen. Doch schon bald wurde er mit philosophischen +Ansichten in Verbindung gebracht, die sich von denen der +Freie-Software-Bewegung gänzlich unterschieden.</p> + +<p>Einige der Open-Source-Befürworter betrachteten sie als +<em>„Marketing-Kampagne für freie Software“</em>, welche an Geschäftsleute +appellieren würde, die praktischen Vorteile der Software hervorhebend, ohne +sich um Fragen von Recht und Unrecht zu kümmern, die diese vielleicht ungern +hören. Andere Anhänger lehnten die ethischen und sozialen Werte der +Freie-Software-Bewegung schlichtweg ab. Unabhängig ihrer Ansichten ihres +Open-Source-Engagements wurden die Werte weder zitiert noch befürwortet. Der +Begriff <em>„Open Source“</em> wurde schnell mit Ideen und Argumenten +assoziiert, die nur auf praktische Werte basieren, wie z.B. der Herstellung +oder dem Besitz leistungsfähiger, zuverlässiger Software. Die meisten +Diskussionen über „Open Source“ achten nicht auf Recht und Unrecht, sondern +nur auf Popularität und Erfolg; hier <a +href="https://www.linuxinsider.com/story/Open-Source-Is-Woven-Into-the-Latest-Hottest-Trends-78937.html">ein +typisches Beispiel.</a> Eine Minderheit der Open-Source-Anhänger sagt +heute, dass Freiheit Teil des Problems ist, aber sie fallen unter den +vielen, die es nicht tun, nicht sehr auf.</p> + +<p>Die beiden beschreiben nun fast die gleiche Softwarekategorie, stehen aber +für Ansichten, die auf grundlegend unterschiedlichen Werten basieren. Für +die Freie-Software-Bewegung ist Freie Software ein ethischer Imperativ, der +die Freiheit der Nutzer wesentlich respektiert. Im Gegensatz dazu betrachtet +die Open-Source-Philosophie Fragen, wie man Software „besser“ machen +kann ‑ in einem rein praktischen Sinne. Es besagt, dass +unfreie Software eine unterlegene Lösung für das anstehende praktische +Problem sei.</p> + +<p>Für die Freie-Software-Bewegung ist unfreie Software jedoch ein soziales +Problem, und die Lösung ist sie nicht mehr zu benutzen und auf Freie +Software umzusteigen.</p> + +<p><em>Freie Software</em>. <em>Open Source</em>. Wenn es dieselbe Software ist +(<a href="/philosophy/free-open-overlap">oder annähernd</a>), spielt es da +eine Rolle, welchen Namen man verwendet? Ja, denn unterschiedliche Wörter +vermitteln unterschiedliche Vorstellungen. Während ein freies Programm unter +irgendeinem anderen Namen einem heute dieselbe Freiheit gewähren würde, +hängt der dauerhafte Erhalt aber vor allem davon ab, Menschen den Wert der +Freiheit zu lehren. Wenn Sie mithelfen wollen, ist es von wesentlicher +Bedeutung von <em>Freie Software</em> zu sprechen.</p> + +<p>Die Freie-Software-Bewegung sieht im Open-Source-Lager nicht den Feind; der +Feind ist proprietäre (unfreie) Software. Aber wir möchten den Menschen +wissen lassen, dass wir für Freiheit eintreten, also nicht akzeptieren +fälschlicherweise als Open-Source-Anhänger gehalten zu werden.</p> + +<h3>Praktische Unterschiede zwischen <em>Freie Software</em> und +<em>Open-Source-Software</em></h3> + +<p>In der Praxis steht Open Source für Kriterien, die ein wenig lockerer als +Freie Software sind. Soweit wir wissen, würde sämtlicher freigegebene +Freie-Software-Quellcode die Voraussetzungen von Open Source +erfüllen. Beinahe sämtliche Open-Source-Software ist Freie Software, aber es +gibt Ausnahmen:</p> +<p>Erstens sind einige Open-Source-Lizenzen zu restriktiv, sie erfüllen also +nicht die Voraussetzungen für freie Lizenzen. <em>Open Watcom</em> ist +beispielsweise unfrei, weil dessen Lizenz nicht erlaubt eine modifizierte +Version zu erstellen und es privat zu benutzen. Glücklicherweise verwenden +nur wenige Programme diese Lizenzen.</p> + +<p>Zweitens, wenn der Quellcode eines Programms eine schwache Lizenz aufweist, +eine ohne Copyleft, können seine ausführbaren Dateien zusätzliche unfreie +Bedingungen enthalten. <a +href="https://code.visualstudio.com/License/">Microsoft macht dies +beispielsweise mit Visual Studio.</a></p> + +<p>Wenn diese ausführbaren Dateien den freigegebenen Quellcode vollständig +entsprechen, gelten sie als Open Source, nicht aber als Freie Software. In +diesem Fall können Benutzer jedoch den Quellcode kompilieren, um freie +ausführbare Dateien zu erstellen und zu verteilen.</p> + +<p>Letztendlich, und in der Praxis am wichtigsten, enthalten viele Produkte +Prüfsignaturen von Rechnern in ihren ausführbaren Programmen, um Benutzer +davon abzuhalten, abweichende ausführbare Dateien zu installieren. Nur ein +privilegiertes Unternehmen kann ausführbare Dateien erstellen, die auf dem +Gerät lauffähig sind oder mit vollem Funktionsumfang darauf zugreifen +können. Wir nennen diese Geräte <em>Tyrannen</em>, und die Praxis wird +<em>„Tivoisierung“</em> (von TiVo, einer Festplatten-Set-Top-Box, bei der +wir das erstmals beobachteten) genannt. Selbst wenn das ausführbare Programm +aus freiem Quellcode entstanden ist und nominell über eine freie Lizenz +verfügt, können Benutzer modifizierte Versionen davon nicht +ausführen ‑ die ausführbare Datei ist de facto unfrei.</p> + +<p>Viele Android-Produkte enthalten unfreie tivoisierte ausführbare Dateien von +Linux, obwohl ihr Quellcode unter der GNU GPL, Version 2, steht. Wir haben +die GNU GPL, Version 3, konzipiert, um diese Praxis zu verbieten.</p> + +<p>Die Open-Source-Kriterien beziehen sich einzig auf die Lizenzierung des +Quellcodes. Somit sind diese unfreien ausführbaren Dateien, wenn sie aus +Quellcode wie beispielsweise Linux, der Open Source und frei ist, erstellt +werden, quelloffen, aber nicht frei.</p> + +<h3>Häufige Missverständnisse von <em>Freie Software</em> und +<em>Open-Source-Software</em></h3> + +<p>Der Begriff <em>Freie Software</em> ist anfällig für Fehlinterpretationen: +eine unbeabsichtigte Bedeutung, <em><q>Software, die man kostenlos +erhält</q></em>, passt ebenso gut wie die beabsichtigte Bedeutung, +<em><q>Software, die dem Nutzer gewisse Freiheiten gewährt</q></em>. Wir +sprechen dieses Problem mit Veröffentlichung der <cite><a +href="/philosophy/free-sw">Freie-Software-Definition</a></cite> und den +Worten „Denk’ an <em>Redefreiheit</em>, nicht <em>Freibier</em>“ an. Das ist +keine perfekte Lösung; sie kann das Problem nicht völlig ausräumen. Ein +eindeutiger und richtiger Begriff wäre besser, wenn er nicht andere Probleme +darstellt.</p> + +<p>Unglücklicherweise haben alle Alternativen im Englischen Ihre eigenen +Probleme. Wir haben uns viele Vorschläge von Personen angeguckt, aber keine +ist so eindeutig <em>richtig</em>, dass eine Änderung eine gute Idee wäre +(z. B. funktioniert in bestimmten Zusammenhängen das französische und +spanische Wort <em>libre</em> gut, aber Menschen in Indien können damit +nichts anfangen). Jede vorgeschlagene Ersetzung bringt irgendein +semantisches Problem mit sich ‑ und schließt +<em>Open-Source</em>-Software ein.</p> + +<p>Die offizielle <cite><a +href="https://opensource.org/osd">Open-Source-Definition</a></cite> (welche +von der <span xml:lang="en" lang="en">Open Source Initiative</span> +veröffentlicht wird und zu lang ist, um sie hier zu zitieren) wurde indirekt +von unseren Kriterien für Freie Software abgeleitet. Doch ist sie nicht +identisch. In mancher Hinsicht ist sie ein wenig lockerer. Dennoch stimmt +die Definition in den meisten Fällen mit unserer überein.</p> + +<p>Doch die offensichtliche Bedeutung für den Begriff +<em>Open-Source-Software</em> ‑ und die meisten Personen +scheinen zu glauben er würde es bedeuten ‑ ist: <em>Sie +können sich den Quellcode ansehen</em>. Dieses Kriterium ist viel schwächer +als die Freie-Software-Definition, auch viel schwächer als die offizielle +Open-Source-Definition. Sie schließt viele Programme ein, die weder freier +noch öffentlich zugänglicher Quellcode sind.</p> + +<p>Da die offensichtliche Bedeutung für <em>„Open Source“</em> nicht die ist, +die deren Befürworter beabsichtigen, ist das Ergebnis, dass die meisten +Menschen den Begriff missverstehen. So definiert der Schriftsteller Neal +Stephenson: <q +cite="http://artlung.com/smorgasborg/C_R_Y_P_T_O_N_O_M_I_C_O_N.shtml">Linux +ist <q>>Open-Source</q>-Software bedeutet schlichtweg, dass jeder Kopien der +Quellcodedateien erhalten kann.</q> Ich glaube nicht, dass er die +<em>offizielle</em> Definition absichtlich ablehnen oder in Frage stellen +wollte. Ich denke, er hat einfach die Konventionen der englischen Sprache +angewandt, um sich der Bedeutung des Begriffes zu nähern. Der US-Bundesstaat +Kansas veröffentlichte eine <a +href="https://web.archive.org/web/20001011193422/http://da.state.ks.us/ITEC/TechArchPt6ver80.pdf" +title="Kansas Statewide Technical Architecture" +type="application/pdf">ähnliche Definition</a>: <q>Nutzen Sie +Open-Source-Software (OSS). OSS ist Software, für die der Quellcode frei und +öffentlich verfügbar ist, wobei sich einzelne Lizenzvereinbarungen +unterscheiden, wie man den Quellcode nutzen darf.</q></p> + +<p>Die <span xml:lang="en" lang="en">New York Times</span> veröffentlichte +<ins>2009</ins> einen Artikel (<a +href="http://www.nytimes.com/external/gigaom/2009/02/07/07gigaom-the-brave-new-world-of-open-source-game-design-37415.html" +xml:lang="en" lang="en"><q>The Brave New World of Open-source Game +Design</q></a>), der die Bedeutung des Begriffs dehnt, um auf +Betatests ‑ einige Nutzer testen eine Vorversion und geben +vertrauliche Rückmeldungen ‑ aufmerksam zu machen, die +Entwickler proprietärer Software seit Jahrzehnten praktizieren.</p> + +<p>Der Begriff wurde sogar auf Entwürfe für Geräte ausgeweitet, die <a +href="http://www.theguardian.com/sustainable-business/2015/aug/27/texas-teenager-water-purifier-toxic-e-waste-pollution" +title="Texas teenager creates $20 water purifier to tackle toxic e-waste +pollution , unter: +http://www.theguardian.com/sustainable-business/2015/aug/27/texas-teenager-water-purifier-toxic-e-waste-pollution +2015.">ohne ein erteiltes Patent veröffentlicht</a> wurden. Patentfreie +Entwürfe von Geräten können lobenswerte Beiträge für die Gesellschaft sein, +der Begriff <em>Quellcode</em> bezieht sich jedoch nicht darauf.</p> + +<p>Open-Source-Anhänger versuchen dem zu begegnen, indem sie auf ihre +offizielle Definition verweisen, aber dieser nachbessernde Ansatz ist für +sie weniger effektiv als für uns. Der Begriff <em>Freie Software</em> hat +zwei natürliche Bedeutungen, eine davon die beabsichtigte, die eine Person, +die den Gedanken von <em>Redefreiheit, nicht Freibier</em> verstanden hat, +nicht wieder falsch verstehen wird. Aber der Begriff <em>„Open Source“</em> +hat nur einen natürlichen Sinn, der sich von der beabsichtigten Bedeutung +seiner Anhänger unterscheidet. Es gibt also keine prägnante Art und Weise +die offizielle Definition zu erklären oder zu rechtfertigen. Das vertieft +die Verwirrung.</p> + +<p>Ein weiteres Missverständnis von <em>„Open Source“</em> ist der Gedanke, +dass es <em>nicht unter Verwendung der GNU GPL</em> bedeuten +würde. Dieser scheint von einem weiteren Missverständnis begleitet zu sein, +<em>Freie Software</em> wäre <em>GNU GPL lizenzierte +Software</em>. Diese sind beide falsch, da sich die GNU GPL als +Open-Source-Lizenz qualifiziert und sich die meisten der +Open-Source-Lizenzen als Freie-Software-Lizenzen qualifizieren. Es gibt <a +href="/licenses/license-list">viele freie Softwarelizenzen</a> neben der +GNU GPL.</p> + +<p>Der Begriff <em>„Open Source“</em> wurde durch seine Anwendung auf andere +Aktivitäten wie Regierung, Bildung und Wissenschaft weiter gedehnt, wo es +etwas wie Quellcode nicht gibt und wo Kriterien für Softwarelizenzierung +einfach nicht relevant sind. Das einzige, was diese Aktivitäten gemein +haben, ist, dass sie irgendwie Menschen einladen teilzunehmen. Sie dehnen +den Begriff so weit, dass er nur noch <em>teilnehmend</em> oder +<em>durchsichtig</em> oder weniger als das bedeutet +bedeutet. Schlimmstenfalls ist es <a +href="http://www.nytimes.com/2013/03/17/opinion/sunday/morozov-open-and-closed.html" +title="Evgeny Morozov: Open and Closed. The New York Times 2013">ein +ausdrucksloses Modewort geworden</a>.</p> + +<h3>Unterschiedliche Werte können zu ähnlichen Schlussfolgerungen +führen … aber nicht immer</h3> + +<p>In den 1960er Jahren hatten radikale Gruppen den Ruf der Fraktionsbildung: +einige Organisationen spalteten sich wegen Meinungsverschiedenheiten über +Strategiedetails ab, und beide Gruppierungen behandelten sich gegenseitig +trotz ähnlicher grundlegender Ziele und Werte als Feinde. Der rechte Flügel +machte sich dies zunutze, um den gesamten Linken zu kritisieren.</p> + +<p>Einige versuchen, die Freie-Software-Bewegung durch den Vergleich unserer +Meinungsverschiedenheit mit Open Source auf die Unstimmigkeiten dieser +radikalen Gruppen zu verunglimpfen. Das sehen sie verkehrt. Wir +widersprechen dem Open-Source-Lager in grundlegenden Zielen und Werten, aber +deren und unsere Ansichten führen in vielen Fällen zum gleichen praktischen +Verhalten ‑ wie der Entwicklung freier Software.</p> + +<p>Als Folge arbeiten Menschen der Freie-Software-Bewegung und des +Open-Source-Lagers häufig an praktischen Projekten, wie der +Softwareentwicklung, zusammen. Es ist bemerkenswert, dass unterschiedliche +philosophischen Ansichten so häufig verschiedene Personen motivieren können, +am gleichen Projekt zusammenzuarbeiten. Dennoch gibt es Situationen, wo +diese grundsätzlich unterschiedlichen Ansichten zu sehr unterschiedlichen +Aktionen führen.</p> + +<p>Der Gedanke von Open Source ist, Benutzern das Ändern und Weiterverbreiten +von Software zu erlauben, um sie leistungsfähiger und zuverlässiger zu +machen. Aber das ist nicht garantiert. Entwickler proprietärer Software sind +nicht notwendigerweise inkompetent. Manchmal stellen sie ein Programm her, +das leistungsfähig und zuverlässig ist, obwohl es die Freiheit der Benutzer +nicht respektiert. Freie-Software-Aktivisten und Open-Source-Enthusiasten +reagieren darauf sehr unterschiedlich.</p> + +<p>Ein reiner Open-Source-Enthusiast, der nicht von Idealen freier Software +beeinflusst wurde, wird sagen: „Ich bin überrascht, dass Sie das Programm, +ohne unsere Entwicklungsmodell zu benutzen, so gut machen konnten, aber +haben es geschafft! Wie bekomme ich eine Kopie?“ Diese Einstellung belohnt +Muster, die unsere Freiheit nehmen und zu dessen Verlust führt.</p> + +<p>Der Freie-Software-Aktivist wird sagen: „Ihr Programm ist zwar sehr +attraktiv, aber ich schätze meine Freiheit mehr. Also weise ich Ihr Programm +zurück. Ich werde meine Arbeit auf eine andere Weise erledigen und +stattdessen ein Projekt unterstützen, um einen freien Ersatz zu entwickeln.“ +Wenn wir unsere Freiheit wertschätzen, können wir diese durch unser Handeln +erhalten und verteidigen.</p> + +<h3>Leistungsstarke und zuverlässige Software kann schlecht sein</h3> + +<p>Der Gedanke, dass wir leistungsstarke und zuverlässige Software wollen, +kommt von der Annahme, dass die entwickelte Software seinen Nutzern dienen +soll. Ist sie zuverlässig und leistungsstark, dient sie dem Nutzer besser.</p> + +<p>Aber man kann von einer Software nur sagen sie diene dem Nutzer, wenn sie +dessen Freiheiten respektiert. Was, wenn die Software entwickelt wurde, um +Nutzern Ketten anzulegen? Dann bedeuten Leistungsstärke enge Ketten +anzulegen und Zuverlässigkeit, dass sie schwieriger zu entfernen +sind. Bösartige Funktionen, wie das Ausspionieren und Beschränkungen des +Nutzers, Hintertüren und erzwungene Aktualisierungen sind in proprietärer +Software verbreitet, und einige Open-Source-Anhänger wollen hier +gleichziehen.</p> + +<p>Unter dem Druck der Film- und Musikindustrie wird Software speziell für +Endanwender konzipiert, um sie zu beschränken. Diese bösartige Funktion ist +als Digitale Beschränkungsverwaltung (<span xml:lang="en" lang="en" +title="Digital Restrictions Management">DRM</span>) bekannt (siehe auch <a +href="http://defectivebydesign.org/">DefectiveByDesign.org</a>) und ist die +Antithese im Geiste der Freiheit, die Freie Software zum Ziel hat. Und nicht +nur im Geiste: denn das Ziel von DRM ist Ihre Freiheit mit Füßen zu +treten. DRM-Entwickler versuchen damit, es schwer, unmöglich oder sogar +strafbar zu machen, wenn Nutzer Software, die DRM implementiert hat, zu +verändern.</p> + +<p>Dennoch haben einige Open-Source-Anhänger „quelloffene DRM“-Software +vorgeschlagen. Ihre Idee dahinter ist, durch Veröffentlichung des +Programmquellcodes den Zugriff auf verschlüsselte Medien zu beschränken und +durch die Möglichkeit der Änderung leistungsstarke und zuverlässigere +Software zu entwickeln, um Nutzer wie Sie zu beschränken. Die Software würde +anschließend in Geräten ausgeliefert werden, die Nutzern nicht erlauben, sie +zu ändern.</p> + +<p>Diese Software könnte öffentlich zugänglicher Quellcode sein und auch das +Open-Source-Entwicklungsmodell verwenden, aber es wird keine Freie Software, +da sie nicht die Freiheit des Nutzers respektiert, der sie tatsächlich +ausführt. Wenn es dem Open-Source-Entwicklungsmodell gelingt, diese Software +noch leistungsstärker und zuverlässiger zu machen, macht das die Sache noch +schlimmer.</p> + +<h3>Angst vor Freiheit</h3> + +<p>Die anfängliche Hauptmotivation derer, die das Open-Source-Lager von der +Freie-Software-Bewegung spalteten, waren die ethischen Vorstellungen von +<em>Freie Software</em>, die manche Leute unruhig machte. Das stimmt: +Ethische Fragen wie Freiheit anzusprechen, über Verantwortungen als auch +über Bequemlichkeit zu sprechen, ist Menschen auffordern, über Dinge +nachzudenken, die sie vorzugsweise lieber ignorieren würden, bspw. ob ihr +Verhalten ethisch vertretbar ist. Dies kann Unbehagen auslösen und manche +Menschen verschließen lieber ihre Augen davor. Daraus folgt nicht, dass wir +aufhören sollten, über diese Themen zu sprechen.</p> + +<p>Dazu haben sich Open-Source-Befürworter allerdings entschlossen. Sie +dachten, indem sie Ethik und Freiheit verschweigen und nur über die +unmittelbaren praktischen Vorteile bestimmter freier Software sprechen, +könnten sie bestimmten Nutzern, insbesondere Geschäftskunden, Software +erfolgreicher <em>verkaufen</em>.</p> + +<p>Wenn Open-Source-Befürworter über irgendetwas Tieferes sprechen als das, ist +das gewöhnlich die Vorstellung, der Menschheit ein Quellcode-„Geschenk“ zu +machen. Dies als eine besonders gute Tat präsentierend, über das hinaus was +moralisch erforderlich ist, setzt voraus, dass die Verteilung proprietäre +Software ohne Quellcode moralisch legitim sei.</p> + +<p>Dieser Ansatz erwies sich als effektiv, mit seinen eigenen Bedingungen. Die +Rhetorik von Open Source hat viele Firmen und Privatpersonen überzeugt, +freie Software zu nutzen und sogar zu entwickeln, die unsere Gemeinschaft +erweitert hat ‑ aber nur auf einer oberflächlichen, +praktischen Ebene. Die Philosophie von Open Source, mit ihren rein +praktischen Werten, verhindert das Verständnis tiefergehender Gedanken von +freier Software; sie führt viele Menschen in unsere Gemeinschaft, aber lehrt +nicht, sie zu verteidigen. Das ist gut, soweit es geht, jedoch nicht gut +genug, um unsere Freiheit zu sichern. Nutzer für Freie Software zu +begeistern führt sie nur ein Stück des Weges, um Verteidiger Ihrer eigenen +Freiheit zu werden.</p> + +<p>Früher oder später werden diese Anwender aufgefordert, wieder auf +proprietäre Software umzusteigen. Zahlreiche Unternehmen bemühen sich, +manche bieten sogar kostenlose (Programm-)Kopien an. Warum sollte der +Endanwender ablehnen? Nur, wenn sie die Freiheit schätzen gelernt haben, die +ihnen Freie Software gibt, Freiheit als solches mehr schätzen als +technischen und praktischen Komfort. Um diese Idee zu verbreiten, müssen wir +über Freiheit reden. Ein gewisses Maß des <em>Schweigens</em> gegenüber +Firmen kann für die Gemeinschaft nützlich sein, aber wird gefährlich, wenn +das so normal wird, dass unsere Freiheitsliebe exzentrisch erscheint.</p> + +<p>In genau dieser gefährlichen Situation befinden wir uns jetzt. Die meisten +Menschen, die sich mit freier Software beschäftigen, insbesondere +Distributoren, sprechen wenig über Freiheit ‑ i. d. R. um +von <em>„Geschäftskunden akzeptiert“</em> zu werden. Beinahe alle +Distributionen des GNU/Linux-Betriebssystems fügen dem freien Basissystem +proprietäre Pakete hinzu und fordern die Nutzer auf, dies eher als Vorteil +und nicht Makel zu betrachten.</p> + +<p>Proprietäre Add-on-Software und teilweise unfreie GNU/Linux-Distributionen +finden fruchtbaren Boden, denn die meisten unserer Gemeinschaft bestehen +nicht auf Freiheit in ihrer Software. Das ist kein Zufall. Die meisten der +GNU/Linux-Nutzer lernen das System über „Open Source“-Diskussionen kennen, +in denen nicht die Rede von Freiheit das Ziel ist. Praktiken, die die +Freiheit nicht aufrechterhalten wollen und Worte, die nicht über Freiheit +sprechen, gehen Hand in Hand und jede fördert die andere. Um diese Tendenz +zu überwinden, müssen wir mehr, nicht weniger, über Freiheit sprechen.</p> + +<h3><em>FLOSS</em> und <em>FOSS</em></h3> + +<p> Die Begriffe <em>FLOSS</em> (<span xml:lang="en" lang="en"><em>‚Free Libre +Open Source Software‘</em></span>) und <em>FOSS</em> (<span xml:lang="en" +lang="en"><em>‚Free Open Source Software‘</em></span>) werden als eine +Möglichkeit verwendet, um sich neutral zwischen <a +href="/philosophy/floss-and-foss">Freie Software und +Open-Source-Software</a> zu verhalten. Sollte Neutralität das Ziel sein, ist +<em>FLOSS</em> von beiden besser geeignet, denn er ist wirklich +neutral. Aber wenn man für Freiheit eintreten möchte, ist ein neutraler +Begriff nicht der richtige Weg. Für Freiheit eintreten bedeutet Ihre +Unterstützung für Freiheit zu zeigen.</p> + +<h3>Rivalen für Mindshare</h3> + +<p><em>Frei</em> und <em>offen</em> sind für Mindshare<ins>, eine weltweit +tätige Komplettdienstleister-Media- und Marketingagentur,</ins> +rivalisierend. <em>Freie Software</em> und <em>Open-Source-Software</em> +sind verschiedene Konzepte, aber ‑ so wie die Betrachtung +der meisten Menschen auf Software ist ‑ sie konkurrieren um +die gleiche konzeptionelle Schiene. Wenn sich die Menschen daran gewöhnt +werden <em>„Open-Source“</em> zu sagen und zu denken, ist das ein Hindernis +die Philosophie der Freie-Software-Bewegung zu ergreifen und darüber +nachzudenken. Sofern sie sich uns und unserer Software nicht bereits mit +dem Wort <em>„Open“</em> assoziieren, müssen wir sie vielleicht +intellektuell erschüttern, bevor sie erkennen, dass wir für etwas +<em>anderes</em> eintreten. Alles, was das Wort <em>„Open“</em> fördert, +neigt dazu, den Schleier, der die Vorstellungen der Freie-Software-Bewegung +verbirgt, zu vergrößern.</p> + +<p>Freie-Software-Aktivisten sind daher gut beraten die Arbeit an einer +Aktivität, die sich <em>„Open“</em> nennt, abzulehnen. Selbst wenn die +Aktivität an und für sich gut ist, fügt jeder gemachte Beitrag durch +promoten der Open-Source-Idee nebenbei einen kleinen Schaden zu. Es gibt +genug andere gute Aktivitäten, die sich <em>frei</em> bzw. <em><span +xml:lang="fr" lang="fr">libre</span></em> nennen. Jeder Beitrag zu jenen +Projekten ist nebenbei eine kleine zusätzliche Leistung. Mit so vielen +nützlichen Projekten zur Auswahl, warum nicht eins wählen, was eine +besonders gute zusätzliche Leistung ist? </p> + +<h3>Schlussfolgerung</h3> + +<p>Da die Open-Source-Befürworter neue Nutzer in unsere Gemeinschaft anziehen, +müssen wir als Freie-Software-Aktivisten die Aufgabe schultern um auf die +Angelegenheit <em>Freiheit</em> aufmerksam zu machen. Wir müssen sagen: „Es +ist Freie Software und gibt Freiheit!“ Mehr und lauter als je zuvor. Jedes +Mal, wenn man <em>Freie Software</em> statt <em>„Open Source“</em> +verwendet, hilft man unserer Sache.</p> + +</div> + +<h4>Anmerkung</h4> + +<!-- The article is incomplete (#793776) as of 21st January 2013. +<p> + +Joe Barr's article, +<a href="http://www.itworld.com/LWD010523vcontrol4">“Live and +let license,”</a> gives his perspective on this issue.</p> +--> +<p> +Lakhani und Wolfs <a +href="http://ocw.mit.edu/courses/sloan-school-of-management/15-352-managing-innovation-emerging-trends-spring-2005/readings/lakhaniwolf.pdf" +hreflang="en" title="Why Hackers Do What They Do: Understanding Motivation +and Effort in Free/Open-Source-Software Projects (2005)" +type="application/pdf">Abhandlung über die Motivation von +Freie-Software-Entwicklern</a> besagt, dass ein beachtenswerter Teil von der +Ansicht motiviert wird, Software solle frei sein. Dies ungeachtet der +Tatsache, dass Entwickler auf SourceForge, eines Webauftritts, bei dem nicht +die Ansicht geteilt wird, dass dies eine ethische Angelegenheit ist, befragt +wurden.</p> + +<div class="translators-notes"> + +<!--TRANSLATORS: Use space (SPC) as msgstr if you don't have notes.--> + </div> +</div> + +<!-- for id="content", starts in the include above --> +<!--#include virtual="/server/footer.de.html" --> +<div id="footer"> +<div class="unprintable"> + +<p>Bitte senden Sie allgemeine Fragen zur FSF & GNU an <a +href="mailto:gnu@gnu.org"><gnu@gnu.org></a>. Sie können auch die <a +href="/contact/"><span xml:lang="en" lang="en">Free Software +Foundation</span> kontaktieren</a>. Ungültige Verweise und andere +Korrekturen oder Vorschläge können an <a +href="mailto:webmasters@gnu.org"><webmasters@gnu.org></a> gesendet +werden.</p> + +<p> + +<!-- TRANSLATORS: Ignore the original text in this paragraph, + replace it with the translation of these two: + + We work hard and do our best to provide accurate, good quality + translations. However, we are not exempt from imperfection. + Please send your comments and general suggestions in this regard + to <a href="mailto:web-translators@gnu.org"> + + <web-translators@gnu.org></a>.</p> + + <p>For information on coordinating and submitting translations of + our web pages, see <a + href="/server/standards/README.translations.html">Translations + README</a>. --> +Bei der Übersetzung dieses Werkes wurde mit größter Sorgfalt +vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht völlig ausgeschlossen +werden. 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Jоегg Kоhпе <a +href="//savannah.gnu.org/projects/www-de"><www-de></a>, 2011-2016, +2019.</div> + +<p class="unprintable"><!-- timestamp start --> +Letzte Änderung: + +$Date: 2020/10/06 08:42:12 $ + +<!-- timestamp end --> +</p> +</div> +</div> +</body> +</html> |